- Die Götterdämmerung der Digitalisierung
Statt des versprochenen Demokratieschubs bringt die Digitalisierung übermächtige Big-Data-Konzerne mit sich, die unseren Alltag bestimmen. In unserer März-Ausgabe beleuchten wir sie genauer.
Als ich Mitte der neunziger Jahre noch als Student journalistisch zu arbeiten begann, lief vieles bereits digital. Meine Artikel für die örtliche Regionalzeitung verfasste ich am heimischen Computer, speicherte sie auf einer Diskette und trug das Ganze dann in die Redaktion. Am nächsten Morgen war das Ergebnis im Lokalteil nachzulesen.
Ich erinnere mich noch gut, wie eines Tages der Ressortleiter bei mir anrief und mich bat, über einen seltsamen Laden zu berichten, der vor kurzem gleich hier um die Ecke aufgemacht habe: ein sogenanntes Internetcafé. Dieses Café glich zwar eher einer Spelunke, in der ein leicht verwahrlost wirkender junger Mann auf ein paar Sperrmülltischen diverse Hardware abgestellt hatte. Aber seine Gäste schien das nicht im Geringsten zu stören: Sie starrten gebannt auf die Bildschirme vor ihnen und hatten die Welt um sich herum vergessen.
Leider weiß ich nicht mehr, wie meine Bestandsaufnahme des ersten Internetcafés in der Stadt Saarbrücken damals ausfiel, aber mit Sicherheit hielt ich diese Art digitale Flüsterkneipe für eine Skurrilität mit absehbarem Verfallsdatum. So kann man sich irren, denn Internetcafés schossen in den darauffolgenden Jahren wie Pilze aus dem Boden. Inzwischen braucht sie keiner mehr, weil jeder seinen eigenen Internetanschluss im Handy mit sich herumträgt.
Eigentlich eine tolle Sache
Damit haben wir immer und praktisch überall Zugang zu jeglicher Art von Information. Eigentlich ist das eine tolle Sache, und selbst die schärfsten Kritiker der durchdigitalisierten Welt wünschen sich wohl kaum in die staubigen Archive der analogen Vergangenheit zurück. Dennoch hat sich das Heilsversprechen der Pioniere des Digitalzeitalters nicht erfüllt: Anstatt eines Hightech-getriebenen Demokratisierungsschubs erleben wir heute eine erschreckende Vermachtung unseres Alltags durch ein paar wenige Big-Data-Konzerne.
„Die großen Onlineplattformen haben Datenmonopole erschaffen, für die bisher jedes Regelwerk, jeder Rechtsrahmen und jede Rechtsgeschichte fehlt“, sagt die IT-Managerin Marie-Luise Wolff. Mit ihr und vielen anderen Kennern der Tech-Szene haben Antje Hildebrandt und Ralf Hanselle bei ihren Recherchen für unsere Titelgeschichte gesprochen. Ihr Fazit: Es sei ein rachsüchtiger Gott, dem wir in Form der Digitalisierung während der zurückliegenden Jahrzehnte huldigten. Und der mit seinen süßen Versprechungen alles daransetzen wird, uns mehr und mehr zu unterwerfen.
Dieser Text stammt aus der März-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.
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So nenne ich das seit Jahren. Meint dasselbe, ist nur etwas bildlicher.
Meine persönliche Meinung & Erfahrung:
Nicht nur im digitalen Bereich wird einen bewusst & unbewusst in allen Formen der Kommunikation/Information "etwas eingeredet", was der Mensch benötigt.
Alles nur... Erst im Alter bemerkt man, wie man immer nur benutzt wurde & dass man gar nicht so viel Gepäck braucht, um glücklich & erfüllt zu sein.
Das WICHTIGSTE:
Das was dir lieb & teuer ist & war, auch im späteren Leben zu schätzen & zu ehren. Ich habe mir eine Angewohnheit angegenommen, wo ich ein JEDES, was mir am Anfang wichtig & erfüllen war(egal ob ein intensiver Mensch, ein prägnantes Ding, eine Pflanze oder Blume, was liebevoll geschnitztes & & &) & es so zu betrachten wie am ersten Tag, wo es mich erfüllte & erquickte (Sorry, Auto ist für mich ein Zweckmittel geworden, was Geld vernichtet).
Jedenfalls wäre ich schon zufrieden, wenn es keine Funklöcher mehr gäbe & ein jeder für seine Erweiterung des Wissens alle Voraussetzungen hat. Aber!!!
Wie bei Google & Co: Eingabe... /Ausgabe :-(
Big Data, auch in staatlicher Hand muss "kontrolliert" werden, auch die Hunderte Millionen Aktiven im Netz.
Hauptsächlich aber bietet die Digitalisierung eine unglaubliche Ressourcenentfesselung und Demokratisierung.
Selbst einen "Geheimdienst" könnte man wohl ganz für sich alleine aufbauen.
Ich bin nur nicht fürs Geheime, sondern ein Kind einer politisierenden Öffentlichkeit im Wandel der Zeit, also lege ich offen, zwecks öffentlicher Korrekturen und Teilhabe.
Und bitte nicht den Spielespass vergessen.
Ich bin bestimmt kein bequemer und zudem sehr alter, aber ich bin ein Fan von Rocket Beans, weil ich Kinder habe und sozusagen mit ihnen mitwuchs. Diese jungen Menschen von Rocket Beans sind extrem freundlich, manchmal noch unerfahren, aber in ihrer Freude mitreissend und in ihrer Selbständigkeit bewundernswert. RESPEKT
Möge der Sender und seine bunte und diverse Truppe lange leben oder Kaya Yanar oder Grubby oder Varion und Hunderttausende mehr.
S. Clips von Grace Jones Verkehrs-Ströme
1972 Berufsfachschule erstmals in Berührung gekommen mit dem Mysterium Computer. Lochkarten gestanzt und viel über Konrad Zuse gelernt. Dann war erstmal Schluß. Ausbildung, polizeilicher Einzeldienst, viel schreiben auf der ADLER oder der OLYMPIA, wenn es dem Chef nicht gefiel oder Fehler zu viel waren, nochmal schreiben, so lange bis man es konnte. Es gab Fernschreiber, Fax nur bei den Gemeinden. Nein, keine Emails, keine Apps und das ganze Zeug. Schon gar nicht via asozialen Medien mal schnell jemand "die Meinung sagen".
Das ging nur per Telefon oder persönlich und ja, wir haben noch im Duden, in Büchern geblättert.
Was jeder wissen sollte hat er in der Schule gelernt, wer mehr wissen wollte, kaufte Fachbücher, Zeitungen oder ab zur Bibliothek. Jeder hat sein Informationsbedürfnis selbstbestimmt befriedigt. Heute Informationsterror allenthalben über Fernsehen, Internet und via Mobiltelefon. Nur, der Nutzer selbst hat die Macht zu entscheiden, was er wissen will und wie er es nutzt.