Rote-Socken-Kampagne
CDU-Generalsekretär Peter Hintze stellt am 18.Juli 1994 in Bonn die Rote-Socken-Kampagne vor / dpa

Die CDU auf Distanz - „Gefahr für die Stabilität unseres Staates“

Immer wieder hat die CDU versucht, die SPD mit der Forderung vor sich herzutreiben, sich von linken Parteien zu distanzieren: erst von den Grünen, dann von der PDS. Nun steckt sie in der Falle, in die die SPD nie gegangen ist. Vielleicht lernt man ja daraus.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Im September 1983 steckte die SPD in Hessen in einer ziemlichen Klemme. Zwar waren die Sozialdemokraten die Sieger der Wahl. Holger Börner hatte es geschafft, das Ergebnis gegenüber den Wahlen 1982 um mehr als drei Prozentpunkte zu steigern. Insgesamt konnte die SPD 46,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen (kleine Randbemerkung: 2023 waren es 15,1 Prozent). Doch für die absolute Mehrheit im Wiesbadener Landtag fehlten Börner und seiner Mannschaft fünf Sitze.

„Partei der Besserverdienenden und Wohlstandskinder“

Für den traditionell linken Landesverband der SPD in Hessen kam eine Koalition mit FDP oder CDU nicht in Frage. Aber da gab es ja noch diese junge Partei, die drei Jahre zuvor in Karlsruhe gegründet worden war: die Grünen. Die waren von ihrem gesamten Habitus und aufgrund ihrer Wurzeln in der Friedens- und Umweltbewegung traditionellen Sozialdemokraten zutiefst suspekt. Urgestein Herbert Wehner sah in ihnen die „Partei der Besserverdienenden und Wohlstandskinder“. Und Helmut Schmidt vermutete in den Grünen schlicht „eine Gefahr für die Stabilität unseres Staates“.

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Helmut Bachmann | Sa., 12. Oktober 2024 - 11:27

Sollte man die AfD mit welchen Mitteln auch immer klein halten können, wird die CDU überflüssig, denn sie wird entweder gar nicht regieren, oder schlecht. Dann kommt die AfD über 50%. Wird sie verboten, wird eine andere Partei nachrücken. Und da haben die CDU Führer schon vorgesorgt, dass sich das Spiel mit der Werteunion wiederholt. In Niebelungentreue zu Merkel hat man Maaßen dem „anti“-faschistischen Mob zum Fraße vorgeworfen. Es läuft auf das Ende der CDU zu.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 12. Oktober 2024 - 11:31

Eine solche Weitsicht hätte ich dem seligen Herbert Wehner bei der Einschätzung der GRÜNEN nicht zugetraut.
Gegen die Sicht des Autors spricht nur eines: Angela Merkel mit ihrer Begeisterung für den Öko-Fundi Jürgen Trittin. Wieder ein Beispiel für die Hynotisierung der CDU gegen die Memoiren-Schreiberin in Lauerstellung.

Theo Lackner | Sa., 12. Oktober 2024 - 11:41

Souverän und politisch gereift wäre es, der AfD in konkreten Situationen konkrete Bedingungen für eine Zusammenarbeit zu stellen, und diese Zusammenarbeit flexibel zu handhaben: Zustimmung zu Anträgen, gemeinsame Anträge, Wahl von Personen in Ämter, Austauschforen (wie die Pizza-Connection), Tolerierung, ganz am Ende vielleicht auch Koalition. Einfach "Nein" zu sagen und jedem Parteimitglied, der dies anders sieht, mit Ausschluss zu drohen, wird nicht reichen.

Was Strauß und Kohl immer vermeiden wollten, hat Merkel zugelassen: die Etablierung einer Partei rechts der Union. Das ist allerdings eine Normalisierung auf europäischem Niveau, und in Frankreich, Österreich, den Niederlanden oder Polen ist ein Verbot von Rechtspopulisten undenkbar. Politik ist Auseinandersetzung, nicht Ausgrenzung.

Volker Naumann | Sa., 12. Oktober 2024 - 12:51

Eine Tolerierung eines CDU-MP durch die Blauen wäre zwar rechnerisch in einigen Bundesländern möglich, aber das würde wohl kein Landeschef der CDU durchstehen. Da hat sich die CDU von den drei linken Parteien (links-rot-grün) und nun noch das BSW als vierte dazu, zu sehr einmauern lassen.

Da schluckt man lieber Kröten und freut sich über den Beifall der Medien. Es hat gegenwärtig nicht nur mit fehlendem Mut zu tun, er wäre eher Sebstmord. So ein Vorhaben müsste auch mit den "Gremien" abgestimmt werden, das wird vorerst nicht gelingen. Positiv dürfte der Gedanke wohl nur an der Basis aufgenommen werden.

Um den Gedanken des Artikels von Herrn Dr. Grau aufzugreifen, die von der CDU gegenüber der SPD geforderte Distanzierung zu grün und links schlägt nun zurück.

Es gilt das alte Sprichwort:
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein

MfG

Urban Will | Sa., 12. Oktober 2024 - 12:52

Jahren ein Urteil über die Sekte fällte, das bis heute zu 100% zutrifft.

Herr Grau, das haben Sie trefflich formuliert.
Man hat die CDU in eine Falle gelockt, bzw. sie ist blind, naiv und klatschend selbst da hinein marschiert.

Am Ende meinen Sie sicherlich die Tolerierung eines AfD-Ministerpräsidenten.
In der Tat würden unsere sich zur kompletten Inkompetenz entwickelt habenden, ihrem Auftrag seit vielen Jahren nicht mehr nachkommenden „Leitmedien“ gegenseitig übertreffen im Hohlgeschwätz und Herbeireden irgendwelcher „Katastrophen“.
Und eines hatte die CDU als Partei noch nie – abgesehen von ihren Kanzlern, die dies durchaus hatten -: Mut. Sie ist ein Haufen lächerlicher Klatschhasen, aus deren Reihen immer wieder jemand empor stieg, der ihn zu steuern wusste. Merkel machte ihn zu grüneren Grünen als das Original.

Merz ist der erste Vorsitzende, der die Feigheit der Meute nach oben mitgenommen hat. Er ist der jämmerlichste, unfähigste „Wiedereinsteiger“ der deutschen Geschichte.

Christoph Kuhlmann | Sa., 12. Oktober 2024 - 13:14

Sie ist seit Jahrzehnten Nachahmer von Entwicklungen in der Gesellschaft, die in andere Parteien zum tragen kommen. Das tragische ist, sie kommt regelmäßig zu einem Zeitpunkt wenn der Trend schon wieder abebbt, weil sich die Utopien nicht umsetzen lassen. Zudem hat die Partei meistens keine Ahnung von der Materie. Das ging Merkel mit der "Modernisierung" so und wird Merz mit der Wende im Migrationsdesaster genauso gehen. Zumal es ja noch schwarz-grüne Koalitionen auf Landesebene gibt. Das Pendel schlägt seit ,ehr als 10 Jahren nach rechts und die CDU ringt noch um den Kur und lässt sich von rot-grün einbetonieren um koalitionsfähig zu bleiben. Es ist nahezu unmöglich in der Mitte Klare Kante zu zeigen. Das wird Merz auch noch merken.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 12. Oktober 2024 - 13:33

Ich nehme den letzten Absatz zum Anlass an die Demonstrationen anlässlich der Wahl des Herrn Kemmerich zum Thüringischen Ministerpräsidenten zu erinnern. Da gab es nicht nur Aufmärsche vor dem Landtag, da wurde auch das Haus des MP belagert und dessen Familie bespuckt, weil er sich vom „Paria“ hat wählen lassen und diese Wahl auch noch annahm. Ich zolle ihm Hochachtung dafür, man hätte ihm die Gelegenheit zur einer (Minderheits-) Regierungsbildung geben sollen.

Damals rühmten sich führende Politiker*innen der SPD damit, dass der MP „vom Mob der Straße“ aus dem Amt gejagt wurde (dabei war es die Kanzlerin). Sind das die „wahren Demokraten“?

Wer es als Regierung schafft, Hunderttausende im Kampf gegen rechte Konkurrenz auf die Straße zu bringen, der schafft es auch, ggf. mit gewalttätigen Demonstrationen eine legitime Regierung (bzw. das Land ins Chaos) zu stürzen.

Kai Hügle | Sa., 12. Oktober 2024 - 13:48

In einem Artikel, in dem es wohl mehr darum geht, wie gefährlich Die Linke und Die Grünen mal waren bzw. sind, kommen Sie zu dem wenig überraschenden Schluss, dass "Distanzeritis" (gegenüber Rechtsradikalen) undemokratisch ist. Dabei lassen Sie, ebenfalls wenig überraschend, völlig außer Acht, dass die AfD zehn Jahre nach ihrer Gründung einen stramm extremistischen Kurs fortsetzt, während Linke und Grüne nach den ersten wilden Jahren immer moderater wurden.
So richtig loten Sie natürlich nicht aus, inwiefern Möglichkeiten der Annäherung zwischen Union und AfD bestehen. Das hätte erfordert, inhaltlich ins Detail zu gehen, und das liegt Ihnen bekanntlich nicht, zumal man bei der AfD zwangsläufig auf Inhalte stößt, die dem philosophischen Feingeist missfallen. Also belassen Sie es bei einer euphemistischen Formulierung wie "inhaltliche Differenzen".
In diesem Forum wird man Ihre Bemühungen um Normalisierung der AfD zu würdigen wissen. Außerhalb dieser Blase, na ja, wissen Sie ja selbst..

Urban Will | Sa., 12. Oktober 2024 - 14:27

Antwort auf von Kai Hügle

Beiträgen wie der Euter zur Kuh. Er hängt halt immer dran und gemolken soll auch werden. Doch frage ich mich, wie gründlich Ihre Auslotung in Sachen „Extremismus“ bei den Blauen denn ist. Ach so, ich vergaß, Sie beziehen sich ja immer nur auf Gerichtsurteile und wenn die das sagen, dann ist das auch so. Dann ist die Kanzlerkandidatin nun halt mal eine „Nazi-Schlampe“.
Doch wenn Sie der Schlampe mal zugehört haben oder hätten, dann wäre es Ihnen ein wenig schwer gefallen, da allzu viel „Rechtsextremes“ zu hören. Wenn Sie sich zumindest die Mühe machen würden, genau zuzuhören.
Frieden in der Ukraine oder eine Rundum-Reform der EU (ansonsten dann halt Austritt, was nichts anderes als logisch ist) oder eben: eine Migrationspolitik, die eigentlich so im GG steht, aber von der Ober-Demokratin Merkel einfach mal ausgesetzt wurde... Alles ziemlich rechtsextrem, in der Tat.
Offensichtlich lesen oder hören Sie nicht so gerne. Im CDU-Programm. Oder bei Söder. Alles geklaute AfD-Positionen.

Dietmar Philipp | Sa., 12. Oktober 2024 - 13:58

Rückschau vor 10 Jahren auf Hintze, Schnee von gestern. Heute ist nicht nur die Stabilität unseres Staates in Gefahr, die Mitglieder haben bereits den Staat heruntergewirtschaftet. Die Finanzierung der Einwanderer, der Ukrainer, der Rüstung, der Kriegsbeihilfen für die Ukraine und Israel sind alles Ursachen den sozialen Frieden zu zerstören.

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