- Die Koalition der Handwerker
Mit wem Friedrich Merz nach einer gewonnen Wahl regieren könnte, ist natürlich noch ungewiss. Manche halten die möglichen Alternativen für Pest und Cholera. Doch der CDU-Chef muss sich ein Vorbild an Kanzler Gerhard Schröder nehmen – und das Momentum nutzen.
Die Bundestagswahlen sind erst in rund 90 Tagen, doch in Berlin blicken viele schon gerne auf die Zeit danach. Wer wird Kanzler, welche Koalitionen können gebildet werden? Und was könnte das Programm einer neuen Bundesregierung sein? Dabei lassen sich drei Spezies von Politikprofessionals ausmachen: die Träumer, die Handwerker und die Zyniker. Mit dem Blick auf die Umfragen scheint alles schon irgendwie klar. Doch das kann natürlich trügerisch sein, je nachdem, aus welcher Richtung man schaut, sieht die Welt anders aus.
Die Träumer sehen wahlweise Olaf Scholz das Kanzleramt verteidigen oder, auf Seiten der Union, Friedrich Merz mit einer absoluten Mehrheit regieren. Beides sieht relativ unwahrscheinlich aus, aber solche süßen Morgenblütenträume mögen als Motivationsturbo für den kalten Winterwahlkampf taugen. Und wer weiß, was alles noch passiert? Es gibt auch die Sorte Schwärmer, die sich schon etwas näher „an die Dimension der Wirklichkeit“ herantrauen, wie Robert Habeck sagen würde. Sie wünschen sich ein schwarz-gelbes Bündnis, welches die Erinnerung an die goldenen Kohl-Jahre wachrufen soll, wobei man allerdings die Merkel-Westerwelle-Zeit verdrängen müsste. Und Christian Lindner müsste den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen. Möglich ist das schon. Realistischer zumindest, als sich Robert Habeck als Kanzler vorzustellen; das gelingt auch ihm selbst nur im Konjunktiv-Irrealis.
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