Berliner Abgeordnetenhaus / dpa

Berlin-Wahl - Was soll ich nur wählen?

Wohl noch nie war die Verunsicherung so groß, bei welcher Partei man bei der Wiederholung der Berlin-Wahl sein Kreuz machen soll. Die Aufgabe nach dieser Wahl muss es schließlich sein, die Strukturen zu durchbrechen, die den Wandel in der Hauptstadt blockieren.

Autoreninfo

Dr. Tomasz Kurianowicz ist Chefredakteur der Berliner Zeitung. Er studierte Literatur- und Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und wurde an der Columbia University in New York City in Literaturwissenschaft promoviert. 

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Politikberater, Journalisten, aber auch einfache Bürgerinnen und Bürger sind verzweifelt angesichts der kommenden Berlin-Wahl, die am Sonntag – jetzt aber hoffentlich rechtskräftig – eine Entscheidung darüber bringen wird, wer Regierende oder Regierender Bürgermeister von Berlin wird. Der russische Angriffskrieg, die Inflation, die weltpolitische Themenlage haben besonderen Einfluss auf den Wahlkampf und auf die Gefühlslage der Berliner, was die drängendsten Probleme sind.

Das sagen auch Politikerinnen und Politiker aus den Bezirken, die – etwas frustriert – darüber klagen, dass bundespolitische Themen die Gespräche an den Wahlständen dominieren. Vor allem die Waffenlieferungsfrage scheint die Menschen in Berlin umzutreiben, auch wenn sie für die Abgeordnetenhaus-Wahl eigentlich keine Rolle spielt.

Echte Verzweiflung macht sich breit

Viele mag es überraschen, dass nicht die Grünen, sondern die CDU laut den aktuellen Umfragen ganz vorne liegt. Der Eindruck liegt nahe, dass die Christdemokraten mit ihrer lauttönenden Kritik an Berliner Missständen als Oppositionspartei profitieren. Die CDU legt die Finger in die Wunden, wobei gerade mit Blick auf die Migrationsfrage und die Berliner Silvesternacht bezweifelt werden kann, ob die Konservativen tatsächlich auch eine praxistaugliche Strategie für die Lösung der sozialen Probleme in petto haben.

Was nun als Folge in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, Freundinnen und Freunden, aber auch in den sozialen Kanälen vermehrt auffällt, ist die echte Verzweiflung, die sich breit macht, wenn darüber diskutiert wird, wen man nun jetzt eigentlich wählen soll. Die aktuelle Regierungskoalition scheint Ideen zu haben, doch den meisten Menschen wirkt die Veränderung nicht schnell genug. Als würde Berlin nahezu unregierbar sein; keine echten Fortschritte machen.

Wie ein Wahlkampf gegen die Grünen

Just in einer Zeit, in der die Grünen eigentlich die Spitzenposition einnehmen müssten – zumindest wenn man den Klimawandel so ernst nimmt, wie man ihn gesellschaftlich ernst nehmen sollte – kommen die Klimakämpfer mit ihren Thesen nicht richtig durch. Viele Menschen in Berlin nehmen den Wegfall von Parkplätzen als Populismus wahr. Zugleich fallen ausgerechnet in Wahlkampfzeiten ganze S-Bahn-Strecken und U-Bahn-Linien aus, so dass man fast auf den Gedanken kommen könnte, die BVG macht Wahlkampf gegen die Grünen. Keine attraktive Situation für Bürger, die überzeugt werden sollen, das Auto besser stehenzulassen.
 

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Die SPD hat eine starke Bürgermeisterin, die beliebt ist und volksnah. Und doch wissen die Menschen in Berlin, dass die SPD nun mal sehr lange regiert hat und für viele der Probleme in der Stadt mitverantwortlich ist. Und Experten wissen, dass Berlin eine Verwaltungsreform braucht. Die Strukturen sind verkrustet, die Stadt in ihrem Personalwesen und rechtlichen Bestimmungen nicht wandlungsfähig genug. Man muss nur mal mit einem Lehrer sprechen und die Finanzierungswege für eine Raumrenovierung an einer Schule verstehen, um zum Eindruck zu kommen, Berlin werde von absurden Gesetzen zu Tode reguliert.

Wie eine Krake über dem Entscheidungsraum

Den Menschen fehlt eine Vision. Die Berliner wollen eine Perspektive haben. Sie wollen den Politikern vertrauen, dass sich etwas verändert – und dass die politischen Visionen der unterschiedlichen Parteien sich in der tatsächlichen Regierungsarbeit auch niederschlagen und nicht nur Versprechen bleiben. Sie wundern sich, dass in anderen Städten außerhalb Deutschlands vieles besser, schneller, effizienter vorankommt und Berlin, trotz einer solideren Wirtschaft, nicht wirklich den Fortschritt macht, den die Stadt nötig hat.

Die Aufgabe nach dieser Wahl muss es sein, die Strukturen zu durchbrechen, die den Wandel blockieren. Und sei es durch die Abschaffung von Bürokratie, die sich wie eine Krake über den Entscheidungsraum von einzelnen Politikern dehnt. Ansonsten verlieren die Menschen noch mehr das Vertrauen in die Demokratie.

In Kooperation mit

Berliner Zeitung

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Werner Peters | Sa., 11. Februar 2023 - 10:52

Völlig wurst, wen oder was Sie wählen. Die Mehrheit der Berliner liebt RRG. Und diese Regierung bekommen sie wieder.

Albert Schultheis | Sa., 11. Februar 2023 - 11:41

Ganz einfach, Dummy! Auf keinen Fall die, die du beim letzten Mal gewählt hast bzw die, die gerade im Senat hocken und die dir die ganze Suppe eingebrockt haben.

Günter Johannsen | Sa., 11. Februar 2023 - 11:49

obwohl ich keine Hoffnung habe, dass sich im rot-roten Berlin etwas ändern wird:
Keinesfalls Rot oder Knallrot oder Grün wählen. Diese Möchtegern-Politiker haben Berlin zum Komödienstadl gemacht und zum Selbstbedienungsladen linker Besserwisser.
Leider wohnen in Berlin zu viele Alt-Kommunisten. Die sterben zwar aus, aber zu langsam, als dass sich in den nächsten 10 Jahren eine vernünftige Politik entwickeln könnte. Das wohlverdiente Chaos wird weitergehen. Aber ich habe weder Mitleid, noch Empathie für das Genossen-Land!

Günter Johannsen | Sa., 11. Februar 2023 - 14:57

Antwort auf von Günter Johannsen

Bayern zahlte 2021 fast neun Milliarden Euro an andere Bundesländer. Ich denke, man sollte jetzt Berlin herausnehmen, wenn rot-rot-grün wieder gewählt wird. Es ist nicht hinnehmbar, dass andere Bundesländer für den Kommunismus Berlins aufkommen sollen!

Ernst-Günther Konrad | Sa., 11. Februar 2023 - 12:25

Das geht nur, wenn man keine der Regierungsparteien mehr wählt und der CDU in den Allerwertesten tritt und eben mal AFD wählt. Man muss nicht mit allem übereinstimmen, aber ob und wie die ggfls. positive Veränderungen durch die AFD, vielleicht doch gemeinsam mit einer CDU und FDP herbeiführen könnten, käme auf den Versuch an. Abwählen geht immer. Warum AFD und nicht CDU? Nun, die UNION ist vergrünt, will teilweise die GRÜNEN überholen und deshalb muss eine Regierungsbeteiligung der GRÜNEN verhindert werden. Die LINKE erklärt sich als Chaoten Partei von selbst und die FDP hat ihre Chancen im BUND nichts genutzt. Sie sind die Enttäuschung ihrer Wähler schlechthin. Im Übrigen hat RRG bereits angekündigt, auch wenn die CDU stärkste Partei sein wird, deren Regierungsanspruch auszublenden und einfach weiter zu machen, sogar mit einer Frau Jarasch. Das würde den Exitus für diese Stadt in den kommenden Jahren bedeuten, die ohnehin im politisch Hospiz liegt. Als nur Mut und blau wählen.

....werter Herr Konrad.
Solange die CDU deaßen durch Merkel grün auftritt und sie sich immer mehr linker Ideologie verschreibt, solange gibt es nur die Alternativen. Im Land und im Bund.
Die CDU muss sich entscheiden. Weiter nach linksgrün heißt Bedeutungslosigkeit. Oder konservativ und dann mit Blau und Gelb.

wer behauptet im vollen Umfang mit dem jeweiligen Partei-Programm der Partei, die er wählt/gewählt hat übereinzustimmen, lügt! Man macht auch bei einer Wahl, Kompromisse.
Sie haben recht, Herr Konrad, der einzige Weg, um von Koalitionen zwischen den Einheitsparteien CDSPGRFDLi wegzukommen ist, dass die AfD so stark wird, dass ohne sie eine Regierungsbildung nicht mehr möglich ist. Gelingt das nicht, können wie uns weiter die Finger wund schreiben, es wird sich nix ändern.
Aber auch wenn ohne die AfD eine Regierungsbildung nicht erfolgen kann, werde sie alles versuchen um einen Weg zu finden, die AfD auszubooten. Nach einer Wahl bleibt die bestehende Reg. kommissarisch so lange im Amt, bis eine neue sich konstituiert hat. Die Zeit werden sie nutzen, um Gesetze in ihrem Sinne zu verabschieden. Man hat uns vereinnahmt.
Ein Lichtblick sind die Bundesländer im Osten. Wenn eine Änderung erfolgen kann, wird der Grundstein dort gelegt.

Frank Klaus | Sa., 11. Februar 2023 - 12:45

Man schaue sich doch nur dieses Foto an, dann fällt die Wahl nicht schwer, denn auf diesem Foto sieht man zwei Fahnen, die für Fremdbestimmung und Krieg stehen. Will man das nicht, muss man AfD wählen. Wer da noch überlegt, eine der linken Parteien der Unfreiheit (CDU, FDP, SPD, Grüne, Linke) zu wählen, hat wirklich gar nichts begriffen.

dass nur ein ordentlicher Schuß vor den Bug der etablierten Parteien etwas verändern könnte in unserem Land. Nur ein großer Überraschungssieg der AfD könnte der Schuß sein ansonsten sehe ich leider nichts und niemand der eine Wende herbeiführen könnte.

Walter Bühler | Sa., 11. Februar 2023 - 12:51

Das trostlose Personaltableau, das unsere Funktionärsparteien und die staatstragenden Medien zur Wahl anbieten, macht die Wahl so schwer.

Die Berliner Elite orientiert sich dogmatisch-ideologisch am Niveau des akademischen Lumpenproletariats. Zusammen mit der korrupten Personalpolitik der Parteien führt dies direkt zu der Situation, wie sie nicht nur in den Medien und in der Bildung, sondern in allen staatlichen und halbstaatlichen Institutionen sichtbar wird, gerade im öffentlichen Dienst.

All die zahllosen Experten und "NGO"s hängen - wie an einem Busen einer modernen Diana von Ephesus - heftig schlabbernd an irgendeinem staatlichen Tropf. Diese grün-linke Korruption von oben (auch bei der CDU!!!) erstickt jede noch vorhandene Kompetenz in den staatlichen und halbstaatlichen Institutionen.

In keinem Land der Erde eignen sich inkompetente Schlaraffen für öffentliche Ämter, egal bei welcher Partei sie antreten, egal wie alt sie sind und egal, ob sie divers, queer oder normal sind.

hermann klein | Sa., 11. Februar 2023 - 12:52

Fantastische GRÜNE Agitation Im Aachener Eurogress.
Das totale fundamentalistische Durchgrünen Deutschlands hat man gerade bei der Verleihung des Ordens Wieder den tierischen Ernst in Aachen für Baerbock gesehen „ Ich bin eine Baerbock“ -von Iris Berben – Der anschließende tosende Beifall der vom Grünen Virus befallenden anwesenden Blockparteien und Ehrengäste setzten Hirnlos dabei um was der grüne Zeitgeist die Virus DNA vorheuchelt.
Wir leben eindeutig in einer grünen planwirtschaftlichen Ökodiktatur. Egal was sie wählen, am Ende bestimmen die Grünen als Mehrheitsbeschaffer die Kompetenzen und Richtlinien, unterstütz vom Grünen Staatsfernsehen.

die Grünen sind eine Tarnfarbene Mogelpackung. Diese grünen nennen sich Grüne weil wir immer noch grün mit einem naturnahen Wohlfühlfaktor verbinden und damit Wählerstimmen gewonnen werden können (obwohl Annalena erklärte, dass ihr die Wähler egal sind). Die Grünen sind verschwurbelte Weltverbesserer die bis jetzt noch nichts verbessert haben ausser ihre Parteieinahmen und Parteispenden und ein großer Teil ihrer Funktionäer in gehobene Stellungen gebracht haben.

Heidemarie Heim | Sa., 11. Februar 2023 - 13:05

Das größte Kapital der Politik und Parteien, das Zutrauen, Vertrauen, Glaubwürdigkeit in die Handlungsfähigkeit der zur Wahl stehenden wurde mutwillig verspielt. Wenn z.B. der Politik nichts Besseres einfällt als Böllerverbot, einer Sprachfibel für die Polizei oder um einen Kriminalitätsschwerpunkt (Parkanlage) für den Normalbürger wieder begehbar zu machen indem man den Dealern wie auf dem Flohmarkt "Standplätze" zuweist, braucht es nun wirklich keine Fantasie mehr warum die Menschen an der Situation verzweifeln. Und selbst wenn sie von diesen Dingen nicht persönlich und direkt tangiert sind, bekommen sie es in ihrem stinknormalen Alltagsleben an jeder Ecke und auf jeder Behörde mit wie dysfunktionale Verwaltung, Verkehr, Wohnraumbeschaffung usw. , einfach alles was ihren Alltag bestimmt immer mehr den Bach runtergeht. War man bisher bereit das Berlin betreffend hinzunehmen, sehen sie nun deutlich, dass Politik erst recht "heillos" mit dem aktuellen Geschehen überfordert ist. MfG

Bernd Windisch | Sa., 11. Februar 2023 - 13:20

CDU gewinnt die Wahl und findet in der SPD einen Koalitionspartner.

Aus Raider wird dann Twix sonst ändert sich nix.

Es braucht sicher noch etwas mehr Leidensdruck um das bürgerliche Lage zu entfesseln und die AFD mitregieren darf. Bis dahin ändert sich eben nix!

Irgendwann wird es langweilig wenn der Untergang mit dem Untergang droht!

Tomas Poth | Sa., 11. Februar 2023 - 13:21

Ganz einfach erklärt:
Will man eine Verlängerung des Bestehenden, dann wählt man so wie bisher.
Will man eine Änderung hin zum Realismus des Möglichen, weg von ideologischen Träumereien, dann wechselt man von RRG zu anderen Parteien.

Gerhard Lenz | Sa., 11. Februar 2023 - 18:05

Eine solche Frage im Cicero-Forum zu stellen ist wohl der Karnevals-Zeit geschuldet.

Wo die parteipolitischen Präferenzen der meisten Foristen liegen, ist doch bekannt und hat sich überall rumgesprochen.

Und so erschallt das zu erwartende Echo: Neben einer Wahlabstinenz, von einigen tatsächlichen und angeblichen Parteiverdrossenen thematisert, kommt natürlich nur die rechtsextreme AfD in Frage!

Nun gut: Wahlen werden nicht von Randgruppen mit Vorlieben für extreme Parteien entschieden. Egal wie sehr sie in ihrer relativ geschlossenen Blase für "die einzig wählbare Partei", also die blau verkleideten Braunen werben.

Thomas Hechinger | Sa., 11. Februar 2023 - 20:22

Bei den Politikerinnen und Politikern, den Bürgerinnen und Bürgern, den Freundinnen und Freunden, den Wählerinnen und Wählern, den Cicero-Leserinnen und Cicero-Lesern, den Mitgliederinnen und Mitgliedern der Parteien, den Männerinnen und Männern ganz Berlins macht sich Verzweiflung breit.
Bei mir auch. Dabei bin ich noch nicht einmal eine Berlinerin. Und Berliner gibt es auch nur zu Fastnacht.

Ingo Frank | Sa., 11. Februar 2023 - 22:02

Diese Frage beschäftigt mich seid mehr als 8 Jahren, und ich bin Gott sei Dank kein Berliner und bin ebenso froh, auch nicht dort zu wohnen.
Bei jedem Gang in die Wahlurne, egal ob BT od. LT- Wahl, es biegt sich beim „Kreuzchenmachen“ jedes Mal mein Schreibgerät. Ist aber m M immer noch besser, als gar nicht zu wählen auch wenn immer wieder die „Parteien der bundesrepublikanischen nationalen Front“ die Regierungen stellten. Aber, die Hoffnung stirbt zuletzt …. auf neue Koalitionen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik