Wer braucht schon Demokratie, wenn er Diversity hat? / dpa

Cargo-Demokratie - Das System Regenbogen

Wenn die Demokratie zum Ritual verkommt, braucht es keinen mächtigen Drahtzieher mehr, um Einhelligkeit zu erzwingen. Freiheit lässt sich, das belegt der Vielfaltseifer unserer Zeit, auch Bottom-up ausmerzen.

Autoreninfo

Florian Friedman ist freier Autor und Redakteur. Für zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen schreibt er über gesellschaftliche Themen, Kunst, Technologie und Musik. www.florianfriedman.com

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So wie es den Menschen der Antike einleuchtete, dass die Erde sich im Zentrum des Universums befindet, so unerschütterlich erweist sich heute für die Deutschen der Glaube, in einer wahrhaftigen Demokratie zu leben. Leider sind Gewissheit und Wahrheit, so sehr es sich auch bisweilen danach anfühlt, nicht dasselbe. Wir sind alle schon mal aus einem Traum aufgewacht.

Die alten Griechen glaubten, nur in den Himmel schauen zu müssen, um zu erkennen, dass die Sonne um sie kreiste. Ähnlich unbeirrbar blicken die Deutschen heute auf die Vielfalt in ihrem Land und sehen darin einen Beweis, an dem nicht zu rütteln ist. In so einem Zauberland der Diversität kann nur das Volk regieren. Wer sonst würde sich das ausdenken?

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Markus Michaelis | So., 15. September 2024 - 18:45

Die Mitte der Gesellschaft sieht sich weltoffen und hat ihre Glaubensgrundsätze, etwa von Vielfalt und Diversität (aber auch viele andere). Es fehlt der kritische Umgang mit sich selber, stattdessen erhofft man sich durch eine klare Haltung gegen alle Demokratiefeinde Lösungen.

Das ist alles zu weit weg von Realitäten, es nimmt die Welt und die Menschen zu eingeschränkt war, es verwendet Begriffe wie Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Verfassung und viele andere zu naiv-unkritisch. Es denkt zu wenig über all die inneren Widersprüche der Dinge nach und sucht Lösungen zuviel im Kampf gegen Rechts. Es klammert sich zuviel an Beispiele und versucht daraus universelle Regeln abzuleiten.

Ich glaube es gäbe sehr viel zu diskutieren - wahrscheinlich zuviel.

All diese Grundsätze die Sie aufzählen lassen sich nur aufrecht erhalten mit viel Doppelmoral und Heuchelei und die Mitte der Gesellschaft gibt es so gar nicht mehr. Wir sind eine zersplitterte Gesellschaft wo jede Splittergruppe sich für den Nabel der Welt hält und glaubt jeweils den "anderen" vorzuschreiben was sie zu denken und wie sie zu leben haben. Am schlimmsten sind diejenigen die sich für die "Etablierten" halten.

Wenn eine Minderheit die Mehrheit zu Demokratiefeinden erklärt,
hat es etwas mit dem einzelnen Geisterfahrer zu tun, der alle im
korrekt fahrenden Gegenverkehr in seinem Wahn als die
Geisterfahrern ansieht.

MfG

Tomas Poth | So., 15. September 2024 - 19:20

Sehr gut beschriebener Zustand, was uns die rotgrüne Blase der Altparteien aufzwingen will.
Entzieht, unverzagt, diesem Alt-System die Wahlstimme. Nur so läßt sich etwas ändern.

Ingofrank | So., 15. September 2024 - 19:27

Regenbogen- Gesellschaft will.
Nein will ich nicht ! ! !
Dennoch bin ich der Auffassung jeder Mensch sollte nach seiner Fasson leben können wenn, ja wenn dieses und jenes Lebensmodell der Allgemeinheit nicht aufoktroyiert werden soll als das alleinig Richtige. (Siehe Gender gaga)
Für mich sind die Mehrheitsauffassungen für die Gesellschaft bindend weil mehrheitlich angewandt wie Mann/ Frau oder Mutter Vater Kind als Familie …. also das klassische europäische Menschen & Familienbild
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik

Henri Lassalle | So., 15. September 2024 - 20:05

Man könnte noch einiges ergänzen, aber im Kern ist es gesagt.
Ich hatte vor einiger Zeit das Glück, eine Originalradierung v. Rembrandt zu erwerben: Das berühmte "Hunderguldenblatt". Mich faszinierte hier die für R. typische Spotlight-Technik, aber auch das unversale Thema: Das der Erlösung. Die dargest. Szene zeigt eine grosse Anzahl von Menschen, die bei ihrem Heiland Erlösung von ihrem Übel suchen.

In der Politik begegnet man dem auch: Die Menschen suchen nach persönlicher wie kollektiver Erlösung und meinen, Politiker hätten die parat. Deshalb bietet sich immer das gleiche Bild: Man geht zur Wahl, hofft und wird enttäuscht. Weil man auf Erlösung hofft. Die gibt es aber nur durch indivuelle Einsichten, common sense und kongruentem, selbstverantwortlichem Handeln. Aber das war schon stets selten.Daher glaubt man immer wieder vertrauend an die Politik.
Das ist auch legitim, nur was tun wenn die Politiker, wie es jetzt der Fall, in keiner Weise das erforderliche Niveau haben?

Lisa Werle | So., 15. September 2024 - 21:38

Ein großartiger, ein kluger Beitrag. Ein Genuss am Sonntagabend. Lese ich gleich noch einmal. Auf den Punkt: Rituale, Dogmen, Glaubensgrundsätze, magische Symbole, eigene Institutionen, Feste, heilige Schriften und eingebildete geistliche (geistige) Führer - auch in D alles vorhanden. Da macht es doch richtig und noch mehr Spaß, ein klares NEIN zu sagen.

michael büchner | So., 15. September 2024 - 21:51

und bin wirklich schwer beeindruckt. sprachlich und intellektuell dermaßen überragendes zu lesen hat ja mittlerweile seltenheitswert. das warum liefert der artikel dann auch ja gleich mit, was ziemlich sicher dazu führen wird, dass ich heute abend diesen artikel noch ein viertes, fünftes und ziemlich sicher sogar sechstes mal lesen werde.
vielen herzlichen dank dafür an sie, hochverehrter herr friedman, und natürlich auch an das cicero-team, dass in den unwirtlichen tiefen des aktuellen zeitgeistes solche perlen zu tage fördert!
(nur falls das unklar sein sollte: natürlich habe ich diesen text auf knien geschrieben.)
einen schönen sonntag abend allerseits!

Sabine Lehmann | So., 15. September 2024 - 23:58

Unsere vielbeschworene "Vielfalt" ist doch gar keine. Es ist eine homogene Masse von Moslems aus aller Herren Länder, männlich, nicht arbeitend, bevorzugte Freizeitbeschäftigung "Turnschuhe herzeigend" vorwiegend in den Abendstunden und die Bereicherung unserer Kriminalstatistiken. Daneben gibt's noch ein paar Kartoffeln, um bei der Begriffsdefinition v. Migrationsfachkraft Ataman zu bleiben, die das Geld ranschaffen, wovon die "Turnschuhherzeiger" leben, u. den Rest der Zeit in Angst und Schrecken verbringen, aus Furcht vor den "schutzsuchenden Goldstückchen". Dieses Drama trägt in Germany den vielsagenden Titel "Vielfalt".
Und damit diese "Vielfalt" noch reichhaltiger wird, ist Nancy jetzt mit Olaf nach Usbekistan gefahren. USBEKISTAN! Nicht, dass Sie jetzt hoffen, es ginge um Abschiebungen von Usbeken! Nein, es geht um "Fachkräfte". Aus USBEKISTAN. Usbekistan ist islamisch. Mit dem Islam haben wir ja so gar keine Probleme. DAS lässt sich nur noch mit einer Geisteskrankheit erklären!

ist leider weiter Tabu. Auch bei der CDU und manchen anderen, der angeblich begriffen hat, dass wir ein Migrationsproblem haben. Dies haben wir dann angeblich nur mit wenigen Zuwanderern und nur mit "Illegalen", um nur ja nicht den Dissenz mit dem realexistierendem Islam zu thematisieren.

Da kann ich Ihnen nur zustimmen, von einem großen Problem
einen Teil separieren und dann behaupten, jetzt lösen wir alles.

Die "weiße Salbe" heißt neuerdings, drei Monate probeweise
und stichprobenartig eine Grenze schließen. Und, oh Wunder,
schon müssen wir nicht mehr über Probleme innerhalb der
Grenzen, in unserem Land, reden. Migrationsforscher beweisen
gerade, Grenzen kann man nicht schließen, sie wollen doch
schließlich weiter forschen.

Das ganze CDU-Getöse halte ich auch nur für den
sprichwörtlichen Theaterdonner. Das eigentliche Problem
liegt tiefer und da traut sich keiner ran, da es total vermint ist.

MfG

Urban Will | Mo., 16. September 2024 - 07:16

scheint doch möglich. Die als „Durchrutschen“ bezeichneten Wahlen im Osten waren vielleicht so etwas wie der Anfang vom Ende der Regenbogen-Diktatur. Dem mit Wahlschafen und Gehorsamen besetzten Flieger scheint so langsam das Kerosin auszugehen. Man kann es nur hoffen.
Ja, noch ist die Macht sehr groß, läuft das System aus scheindemokratischen Politikern und gehorsamen Medien, in deren gemeinsamer Verblendung man auch viele Aspekte klarer Zielsetzung erkennen kann, einigermaßen rund, die Rituale nach den Ostwahlen waren so erwartbar wie die Nacht, wenn die Sonne untergeht.
Und gestern im Heute-Journal (wurde mir erzählt, ich schau den Quatsch nicht mehr an) berichtet man über ertrunkene Migranten auf dem Weg nach England. Passend zu den Diskussionen hier im Land. Als hätten die Befürworter einer sinnvollen Migrationspolitik, bzw. eines Endes des gegenwärtigen Irrsinns sie auf die Boote und in den Tod getrieben.
Das ist schäbiger Journalismus auf höchstem Niveau.
Regenbogenjournalismus.

ingo heinzelmann | Mo., 16. September 2024 - 07:45

Ein interessanter und bedrückender Gedankengang von Florian Friedman: Diese Gesellschaft zerstört ihre Demokratie aus sich heraus, ohne dass ein Verursacher identifiziert werden könnte, von unten nach oben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Der mediale Dauerbeschuss mit woker Munition mag seinen Beitrag zu diesem Prozess beisteuern.

Brigitte Miller | Mo., 16. September 2024 - 07:50

die Irrationalität und Unreife, dazu noch die Abgehobenheit und Arroganz der Politiker zerstören ein Land im Rekordtempo.
Nur: die Wähler machen ja mit.
Allerdings dürfte man von Personen, die sich für fähig halten, das Schicksal eines Landes zu steuern und dafür gut bezahlt zu werden , erwarten, dass sie sich zumindest teilweise ihrer Aufgabe als Angestellte des Staates gerecht werden.

Volker Naumann | Mo., 16. September 2024 - 12:03

Antwort auf von Brigitte Miller

Bei der Einschätzung "gute Analyse" stimme ich Ihnen zu. Bei den
Politikern sehe ich aber eher eine Haltung, dass man sich nicht
als "Angestellter" des Staates versteht, sondern den Staat als seine
erjagte Beute betrachtet mit nur unnützen störenden Bürgern.

MfG

Jens Böhme | Mo., 16. September 2024 - 08:15

Gelebter, demokratischer Sozialismus mit Rechten gibt es nicht. Wer das ein- oder doppeldeutig liest, möge Erkenntnisgewinn haben. Wer das hingegen negiert, hat von Sozialismus soviel Ahnung, dass man diesen im Sozialismus wohlwollend auf die Schulter klopft, wenn diese Feinde der Demokratie melden. Die Verwischung von Sozialismus und Demokratie sind subtil und fließend. Ähnliches gab es schon früher mit Nationalsozialismus und DDR-Sozialismus.

Helmut Bachmann | Mo., 16. September 2024 - 12:04

Ich hoffe noch öfter von Herrn Friedmann zu lesen. Brillianter Artikel. Ich frage mich, ob der Button up Prozess nicht durch lange Zeit des Wohlstandes entsteht. Wohlstand begünstigt das Zurücklehnen und begünstigt regressive Prozesse. Nicht das ich etwas gegen Wohlstand hätte. Es ist schade, dass dieser zu solch regressiven, kindischen Theoriengebäuden wie dem von Butler und Konsorten führt. Es ist schade, dass die satte Masse sich so führen und verführen lässt, letztlich von einer Minderheit, die mit Plattitüden um sich wirft, aber anderen "Populismus" vorwirft. Und schließlich kommen in der satten Gesellschaft unheimlich viele Unfertige in Spitzenpositionen. Geistige Minderleister, die nichts haben, als ihre Ideologie und Missstände nicht sehen wollen.

Walter Bühler | Mo., 16. September 2024 - 13:27

... dringend notwendigen Diskussion, genau wie der Artikel über die Dummheit von Michael Klein. Es ist gut, dass solche Artikel im Cicero zu finden sind.
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Was mir ein wenig fehlt, ist der Vergleich zwischen dem "gebildeten" Bundesbürger und dem pazifischen Anhänger des Cargo-Kultes.
Gut, auf mentaler oder religiös-deologischer Ebene mag Gleichheit bestehen, nämlich in der Blindheit gegenüber der Realität.

Aber sollte es in der Menge des frei zugänglichen Wissens nicht doch noch einen erkennbaren Unterschied geben.?
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Verantwortlich für die Misere sind zweifellos die Bildungseinrichtungen, insbesondere die Hochschulen.

Aus Desinteresse, Gleichgültigkeit oder Faulheit haben wir sie den bunten Ideologen überlassen und so zugelassen, dass sie heute nur noch ideologisch-theologische Missionarsausbildungsstätten für vielerlei krude Ideologen und Sektierer sind.
Wir waren zu faul, energisch für den Erhalt der Aufklärung und der Wissenschaft zu kämpfen.

Stefan Paulus | Mo., 16. September 2024 - 13:40

Interessanter Artikel! Insbesondere die These, dass die Wurzel vieler der "progressiven" Standpunkte eher dezentral sind und weniger eine List machthungriger Eliten.
Ich vermute, während der Pandemie-Lockdowns half so mancher "magischer Gedanke" und die katalysatorische Wirkung sozialer Medien, die quälende Isolation zu mildern und so etwas wie Verständnis und Gemeinschaft zu finden.
Schade, dass sich diese teils vollständig unlogischen Gedanken derart durchgesetzt haben. Wie schön wäre es gewesen, wenn sich in dieser Zeit, kluge, wohlwollende aber eben auch rationale Ideen etabliert hätten.

Hans-Hasso Stamer | Mo., 16. September 2024 - 17:31

Erst mal ein ganz großes Lob dem Cicero. So etwas kann ich sonst nirgendwo lesen und deshalb bin ich hier. Für mich ist das einer der besten und erhellendsten Artikel, die ich je gelesen habe.

Im Übrigen funktionierte der DDR-Sozialismus ähnlich. So ist mit der Hinwendung der Wirtschaft zu woken Prinzipien eine Hinwendung zur alten sozialistischen Planwirtschaft zu beobachten. Und das führt notwendigerweise dazu, dass man von den Regelmechanismen des Marktes auf die Steuerungmechanismen des Sozialismus zurückgeht.

Steuerungen sind effektiv, aber nur kurzzeitig. In komplexen Systemen führen sie schnell zum Versagen, wie bei einem betrunkenen Fahrradfahrer, der allein mit den Augen steuern will. Er wird umfallen.

Und genau das ist der Grund, warum die Wirtschaft der DDR am Ende pleite war. Und der Bundesrepublik Deutschland drohen gewaltige Konflikte, wenn die Entwicklung so weitergeht - damit ist nach diesem Artikel eben leider zu rechnen.

Die Zukunft sieht nicht rosig aus.