Wie ticken Deutschlands Schüler? / Foto: Maurice Weiss

Frust am Whiteboard - Rechtsruck oder Regenbogen: Wie ticken Deutschlands Schüler?

Bei der vergangenen Europa-Wahl wurde die AfD bei den 16- bis 18-jährigen in Deutschland stärkste Kraft. Zum Schrecken der etablierten Parteien. Doch gibt es unter Schülern wirklich einen so großen Rechtsruck? Eine Antwortsuche.

Autoreninfo

Felix Huber studiert Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin.

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Die Schüler kommen atemlos aus der Pause, die Stimmung ist gelöst. Fußbälle werden hastig verstaut, und das Panini-Sticker-Heft für die Europameisterschaft wird zur Seite gelegt. In der vierten Stunde steht für die zehnte Klasse am Augsburger Gymnasium bei St. Stephan das Fach Politik und Gesellschaft auf dem Stundenplan. Das Thema heute: „Wer widerspricht der Regierung?“ Auf dem Whiteboard im Klassenzimmer werden verschiedene Reden aus dem Bundestag gezeigt, um den Schülern die Aufgabe und Bedeutung von politischer Opposition zu erklären.

Auf die Frage des Lehrers, was man aus den Beispielen für Oppositionsarbeit gelernt habe, entgegnet ein Junge im Trikot des FC Augsburg wie aus der Pistole geschossen: „Viel Scheiße reden kann ich auch, also Politik ist drin.“ Die Klasse lacht, einige Mitschüler nicken, und der Lehrer mahnt pflichtbewusst zu Ernsthaftigkeit. In den zuvor gezeigten Ausschnitten kamen schließlich Unionsfraktionschef Friedrich Merz, der AfD-Co-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla und Amira Mohamed Ali, ehemals stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, zu Wort. Doch sympathisch, geschweige denn cool findet in Augsburg keiner auch nur irgendeinen Politiker. 

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Bernhard Kaiser | Do., 1. August 2024 - 18:01

"Doch gibt es unter Schülern wirklich einen so großen Rechtsruck?" ... AfD wählen, bedeutet keinen "Rechtsruck", das ist pure Demagogie, selbst als "Linker" vertrete ich Positionen der AfD, z.B. was den Ukraine-Konflikt anbelangt oder die Massenmigration bzw. den "Migrations-Industriellen Komplex", "Rechtsruck" bedeutet viel eher, die faschistoiden Kriegstreiber der "Grünen" zu wählen ...

Stefan Jarzombek | Do., 1. August 2024 - 18:55

In Zeiten in denen der Wähler noch geheim in der Kabine sein Kreuzchen machen darf, werden viele bestimmt niemals sagen daß AfD gewählt wurde.
Ausgrenzungen und Repressalien gegen AfD Wähler und Mitglieder sind ja allseits bekannt.
Da sagt man eben ja,ja,natürlich grün und trotzdem wählt man in Wirklichkeit blau.
Bestes Beispiel:
Viele Türken die in Deutschland leben wählen hierzulande Grüne oder SPD.
Zuhause dann Herrn Erdogan.
So sieht's aus und da braucht die Frage warum wählen so viele junge Leute AfD nicht groß erörtert zu werden,sie erklärt sich von selbst.
Weil nämlich die Wahl geheim ist und man selbst nicht dafür belangt werden kann wenn AfD gewählt wird.

Ingofrank | Do., 1. August 2024 - 19:01

Meinung ihres Polit Lehrers nichts zu ihrem Wohlstand in Deutschland beigetragen und lediglich Angst, dass ihre Inkompetenz offen gelegt wird …“
So so, das sagt der Polit- Lehrer am Gymnasium. An welcher linkslastigen Uni hat denn der Herr studiert ?
Typisch für diese Beurteilung …. möglichst dumm, arbeitslos eben der typische Rechts- Wähler. Aber lassen wir den Polit Clown weiter seine Meinung vertreten …. Warten wir die Wahlen und ihre Analysen am 01.09.24 ab. …..Dann wird sich zeigen wie viele Sachsen & Thüringer bildungsfern sind 😂😂😂
Auf die langen Gesichter bin ich jetzt schon gespannt.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Tomas Poth | Do., 1. August 2024 - 20:59

Der linkstotalitäre ökosozialistische Ruck des Zeitgeistes wird gestoppt! So ist das zu verstehen. Die heranwachsende Jugend und Jungerwachsenen lassen sich nicht vom Zeitgeist verblöden. Es darf wieder Hoffnung mit dieser Generation für uns alle geschöpft werden.

A.W.Mann | Do., 1. August 2024 - 21:12

Es ist seit langem die erste Generation die mit den Trümmern und Folgen dieser „falschen Transformation“ konfrontiert wird. Die nachfolgende Generation kann wohl noch eine Weile vom Erbe und der Substanz leben, für die Enkelgeneration wird es aber nicht mehr reichen, die werden unerbittlich in der neuen Realität aufschlagen. Ob diese Erkenntnis schon durchbricht bezweifle ich. Aber sicher erleben auch diese die Veränderungen im Alltagsleben und machen sich damit auch mit dem Kreuz auf dem Wahlzettel etwas Luft.
Leider alles viel zu spät und viel zu wenig.

Die Wahlentscheidung der "Erstwähler" ist in den letzten Jahren hin und her gesprungen. Mal waren Grüne am beliebtesten. Dann mal die FDP. Jetzt mal in einigen Regionen die AFD. Nur die SPD scheint konstant unbeliebt.
Wohl insgesamt ein Zeichen, dass man bei den Parteien die eigenen Ihnhalte eher weniger findet, und daher sucht.
Abseits der parteipolitischen Wahl scheinen die Erstwähler doch zT klare Positionen zu haben:
(materieller) Wohlstand ist weniger wichtig als Wohlbefinden.
Persönliche Freiheit ebenso.
Gesundheit ist wichtiger geworden.
Umweltschutz ist wichtig, und wird breiter verstanden als nur Klimascchutz.
Um nur einige Punkte zu nennen.

Gerhard Lenz | Fr., 2. August 2024 - 08:27

ist immer noch eine Menge Platz. Jahrelang waren die Grünen zumindest im Westen Deutschlands bei den Jungen die beliebteste Partei. Jetzt liegen Union und AfD ganz vorne, allerdings fahren beide kein überwältigendes Ergebnis ein: Mehr als 80% haben die AfD nicht gewählt: Ein eindeutiges Zeugnis, dass die Jugend eben nicht grundsätzlich rechts steht.

Jugendliche Erstwähler waren bei der Europawahl zweifellos experimentierfreudiger: Volt beispielsweise war gar nicht so weit von den 10% entfernt.

Für viele junge Menschen ist die AfD eine ziemlich normale Partei. In Interviews erklärten junge AfD-Wähler dann auch, warum: Wegen "der Ausländer" oder weil "die für Deutschland sind"!

Die Gründe, für die AfD zu stimmen, sind also bei Jungen und Alten gleich - Hardcore-Rechte ausgenommen - das (Un-)wissen und das, was man in der AfD sehen will, ähnlich ausgebildet.

Eine Protestwahl also?

Man darf hoffen, dass auch Junge zukünftig genauer hinsehen. Dann werden sich Ergebnisse sicher ändern.

Marlene | Fr., 2. August 2024 - 10:12

Hach, wie wunderbar der Schulleiter aus Niedersachsen. Natürlich, wer AfD wählt, der ist ängstlich — sprich: irrational motiviert — und außerdem ein dummes Schäfchen, weil er oder sie ja sowieso nur.die Meinung der Eltern nachplappert und deren Ängste quasi erbt. Manchmal glaube ich, dass es vor allem dieser unendlich überhebliche und zugleich mittlerweile völlig weltfremde Diskurs ist — »Alles ist super, die Probleme sind nur eingebildet, wer AfD wählt, fühlt sich benachteiligt und abgehängt (alles Hirngespinste)« — der die Leute in die Arme von solch extremen Parteien treibt.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 2. August 2024 - 10:20

Links, rechts, Mitte. Diese politische Bestimmungsbereiche gibt es ab sofort für mich nicht mehr, auch wenn man sie im Diskurs noch erwähnen muss, weil eben noch die meisten Menschen in diesen Schubladen unterwegs sind. Die Vielzahl, der uns existenziell bedrohenden Themen finden ebenso eine Vielzahl an persönlichen Einstellungen. Es ist wie Herr Kaiser oben schreibt un d wie es Wagenknecht durchaus vorlebt. Man kann zu einem Thema vermeintlich rechts, links oder Mitte sein. Wir alle haben doch inzwischen bemerkt, das nur noch die Randparteien wie AFD und Linke und der BSW halbwegs scheinbar bei einigen Themen die Richtung vertreten, die man ihnen unterstellt. Die etablierten Parteien wollen uns vorgaukeln, es gäbe doch das "alte" rechts, links und liberal", damit sie allen die Angst vor den Kommunisten/Sozialisten und den Faschisten aufrecht erhalten können. Nein, die Menschen und die Jugend hat klare Gedanken zu Themen und sind eben nicht nach rechts gerückt. Das ist Propaganda.

"Wir alle haben doch inzwischen bemerkt, das nur noch die Randparteien wie AFD und Linke und der BSW ,,, die Richtung vertreten, die man ihnen unterstellt,"

Genau. Man unterstellt der AfD zumindest in Teilen der Partei eine gewisse "Demokratieferne".

Gut beobachtet. Weiter:

Die Vielzahl, der uns existenziell bedrohenden Themen finden ebenso eine Vielzahl an persönlichen Einstellungen... und wie es Wagenknecht durchaus vorlebt.

ich wiederhole: "vorlebt".

Oder wurde Sahra Wagenknecht, DIE Kämpferin für soziale Gerechtigkeit, mal wieder beim Hummer-Essen in einem Luxus-Restaurant beobachtet, vielleicht an der Seite des Herrn Millionärs Ralph Sukat? Oder in Begleitung des Ex-Gewerkschaftsfunktionäres-Heute-Porschefahrers und Parteikollegen Klaus Ernst?

Nicht so gut beobachtet!

Peter Sommerhalder | Fr., 2. August 2024 - 11:56

Wieso eigentlich? Nur weil es einen eingetrichtert wird? Nur weil diese Gehirnwäsche immer noch erstaunlich gut funktioniert?

Was um Himmels Willen soll denn schlecht daran sein, wenn man z.B. die unkontrollierte Masseneinwanderung oder diese komplett unvernünftige Energiewende oder wenn man es ganz allg. nicht so toll findet wenn einen gesagt wird was man gefälligst zu denken hat?

Es wird immer eher links Denkende und eher rechts Denkende geben. Schlussendlich sind vernünftige Kompromisse angesagt, dies ist aber in Deutschland leider so ziemlich aus der Mode gekommen...

Osvaldo | Fr., 2. August 2024 - 12:34

weil das Eis doppelt so teuer geworden ist. Geht es noch realitätsfremder, Frau Lüdemann? Die Jugendlichen machen tagtäglich ihre Erfahrungen mit agressiven Migranten im Club, auf der Straße und sonstwo. Die wissen, im Gegensatz zu Frau Lüdemann und anderen Politikern, genau was dort los ist. Sie sind es, die mittlerweile die Straße wechseln müssen.

Claudia Martin | Fr., 2. August 2024 - 13:08

Linksruck. Seit Angela. Und es geht munter weiter nach links. Die AfD befindet sich eher in der Mitte. Also welche Parteien sind rechts ? Die befinden sich dann bestimmt unter den "Sonstigen".

R. Schacht | Sa., 3. August 2024 - 09:29

Wenn man keine Argumente mehr findet, kommt der Verlegenheitsspruch:
"Mehr als 80% haben die AfD nicht gewählt:
Ein eindeutiges Zeugnis, dass die Jugend eben nicht grundsätzlich rechts steht."
Dümmliche Aufrechnung, die wegen Einseitigkeit jeden Mitleidsnerv kitzelt.
Ich ergänze daher (letzte BTW 2021):
81 Prozent haben die CDU nicht gewählt.
Rd. 74 Prozent haben die SPD nicht gewählt.
Rd. 85 Prozent haben die Grünen nicht gewählt.
Fast 89 Prozent haben die FDP nicht gewählt.
Eindeutiges Zeichen für mich, dass diese Gesellschaft mehrfach gespalten ist.

Dirk Weller | Sa., 3. August 2024 - 14:58

Journalist eines "Qualitätsmediums" den Erfolg der AfD zu erklären und zu verstehen.
Vergeblich.
Viele Worte ,wenig Inhalt.

Ein Leser erklärte den Erfolg der AfD in einem Kommentar dann folgendermaßen :

"auf Linkspopulismus folgt Rechtspopulismus."

4 Worte reichten dem Leser aus , um den Erfolg der AfD zu erklären, woran der Journalist kläglich gescheitert war.
Die links-grün-woke Blase hat es schlicht übertrieben und die Rechnung ohne die Demokratie und den Wähler gemacht.