Shieh Jhy-Wey / dpa

Shieh Jhy-Wey im Porträt - Ein Botschafter, den es nicht gibt

Shieh Jhy-Wey ist der Vertreter Taiwans in der Bundesrepublik – weil China sein Land nicht anerkennt, muss der Deutschland-Liebhaber auf besondere Methoden zurückgreifen.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Wenn Shieh Jhy-Wey das Verhältnis zwischen Festlandchina und Taiwan erklären soll, zitiert er gern den Erlkönig. „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt“, sagt der 69-Jährige und grinst zufrieden. Eigentlich sollte dieses Thema bei Shieh kaum positive Emotionen auslösen: Das von Peking aus regierte Festlandchina erhebt Anspruch auf Taiwan, droht auch immer wieder mit einem Angriff auf die Insel. Shiehs Heimat sieht sich von Peking existenziell bedroht.

Aber was geht über ein gelungenes Goethe-Zitat? Shieh Jhy-Wey sieht es als seinen Job an, große Fiktion mit der Lage der Weltpolitik zu verbinden. Denn dieser freundlich lächelnde Herr, der in Taiwans Hauptstadt Taipeh eine Professur für Germanistik innehat, ist seit 2016 nach Berlin abgestellt. Er vertritt die Republik China, besser bekannt als Taiwan.

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Heidemarie Heim | Mo., 8. Juli 2024 - 16:31

Wahrscheinlich besser und tiefgehender als ein Jeder von uns. Was bei unserem Bildungssystem und den dazugehörigen Lehrplänen kein Wunder sein dürfte;). Statt langweiliger Literatur zu studieren verfilmt man das ganze zu "Fu ju Göhte 1-3" um Erlkönigs Botschaft an unsere künftigen Elite-Politiker zu vermitteln;). Vielleicht sollten wir bei Herrn Jhy-Wey mal anfragen, ob die alle Welt abhängenden Mikrochip-Experten in seiner Heimat nicht vielleicht schon was "Implantierbares" entwickelt haben und was uns KI-unterstützt? auf die zeitgeistigen Sprünge helfen könnte. Dann müsste ich endlich nicht mehr so viel googeln um mein prekäres Wissen zu erweitern;). Alles Gute für Sie Herr Professor! MfG

Christoph Kuhlmann | Mo., 8. Juli 2024 - 20:10

von China und der Abhängigkeit der übrigen Industrie von der Autoindustrie, hat er eine undankbare Aufgabe. 254 Milliarden Handelsvolumen sind ein überzeugendes Argument. Wobei etwa zwei Drittel auf China entfallen und ein Drittel auf Deutschland. Während im Vergleich zu den USA die Bilanz wesentlich positiver ist. Es hängt vermutlich stark von von Donald Trump ab, ob sich ein Konflikt zwischen den USA und China entwickelt. Bei der Aufspaltung in Blöcke bestünde für Taiwan die Möglichkeit eventuell als Vorposten der freien Welt, die Anerkennung der westlichen Staaten zu erhalten. Eine undankbare Aufgabe, wie jeder Deutsche weiß. Sie gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge. Andererseits gleicht die moderne Kriegsführung die quantitative Übermacht einer Seite zunehmend aus. Jedenfalls wenn die andere technologisch überlegen ist. Taiwan macht unheimlich viel aus seiner Rolle, als weltweit größter Produzent von Halbleitern. Am besten das Land setzt auf Zeit. Viel mehr kann es nicht tun?