Israelischer Panzer am Gazastreifen / dpa

Lage in Israel - Israels Armee ruft zur Massenevakuierung im Gazastreifen auf

Nach dem Hamas-Terrorangriff steht eine Bodenoffensive der israelischen Armee wohl bevor. Mehr als eine Million Palästinenser wurden aufgefordert, den nördlichen Gazastreifen zu verlassen.

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Israels Militär hat mehr als eine Million Palästinenser im nördlichen Gazastreifen zu einer Massenevakuierung aufgefordert. „Das Militär ruft alle Zivilisten von Gaza auf, ihre Häuser zu ihrer eigenen Sicherheit und zu ihrem Schutz nach Süden zu verlassen“, teilte die Armee am Freitag mit. Demnach sollen sich die Menschen in ein Gebiet südlich vom Fluss Gaza und Wadi Gaza begeben.

Rund 1,1 Millionen Palästinenser sind laut Vereinten Nationen angewiesen worden, binnen 24 Stunden den nördlichen Gazastreifen zu verlassen. In den Erklärungen der israelischen Armee fehlte diese Zeitvorgabe. Armeesprecher Jonathan Conricus sagte: „Uns ist klar, dass das Zeit in Anspruch nimmt, das ist keine einfache Aktion.“ Der Aufruf wird als Hinweis auf eine bevorstehende Bodenoffensive in den Gazastreifen gewertet.

Terroristen hatten am vergangenen Samstag im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Islamistenorganisation Hamas Massaker mit mehr als 1350 Toten in israelischen Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Rund 150 Menschen wurden in den Küstenstreifen verschleppt und werden dort als Geiseln festgehalten.

Hamas behauptet: 13 Geiseln bei israelischen Luftangriffen getötet

Nach Angaben des militärischen Arms der Hamas im Gazastreifen sollen 13 Geiseln bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein. Darunter sollen auch ausländische Staatsangehörige sein, behaupteten die Al-Kassam-Brigaden in einer Stellungnahme am Freitag. Unabhängig können diese Angaben nicht überprüft werden. Die isarelische Armee wollte den Bericht prüfen. Durch die Gegenschläge der israelischen Luftwaffe auf den Gazastreifen starben laut dem dortigen Gesundheitsministerium mindestens 1537 Menschen, 6612 Menschen wurden verletzt.

Evakuierung in solch kurzer Zeit nicht realistisch

Eine Massenevakuierung binnen 24 Stunden wäre auch nicht realistisch, weil sich 50.000 Menschen pro Stunde über enge Straßen auf den Weg Richtung Wadi Gaza machen müssten. Augenzeugen im Gazastreifen berichteten, mehrere Bewohner seien bereits von der Hamas gestoppt und zur Rückkehr in den Norden aufgefordert worden. Generell herrsche große Panik in dem Gebiet, es gebe keine klaren Anweisungen. Unklar war etwa, was mit Patienten in Krankenhäusern und ihren Betreuern passieren sollte.

Die israelischen Armee begründet Massenevakuierung

„Die Terrororganisation Hamas führt einen Krieg gegen den Staat Israel, und Gaza ist ein Gebiet, in dem militärische Operationen stattfinden“, begründete das Militär den Aufruf. Hamas-Terroristen versteckten sich in Gaza in Tunneln unter Häusern und in Gebäuden, in denen sich unschuldige Zivilisten aus dem Gazastreifen aufhalten. In den kommenden Tage werde die Armee erhebliche Operationen in Gaza ausführen und dabei umfangreiche Anstrengungen unternehmen, Schaden von Zivilisten abzuwenden, hieß es. „Sie werden erst dann nach Gaza zurückkehren können, wenn eine weitere Ankündigung erfolgt, die dies erlaubt“, hieß es weiter. Niemand solle sich dem Bereich des Sicherheitszauns zum Staat Israel nähern.

 

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Hamas bezeichnet den Aufruf als Propaganda

Die Hamas im Gazastreifen bezeichnete den Aufruf zur Evakuierung als Propaganda. Zivilisten sollten nicht auf die „Propagandanachrichten reinfallen“. Aus Sicherheitskreisen aus dem Gazastreifen hieß es, dass Bewohner am Verlassen des Nordens gehindert werden sollten. Israel, die USA und die EU haben die Hamas als Terrororganisation eingestuft.

Erklärung der Vereinten Nationen

„Heute, kurz vor Mitternacht Ortszeit, wurden die Teamleiter des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten und des Ministeriums für Sicherheit und Gefahrenabwehr in Gaza von ihren Verbindungsoffizieren beim israelischen Militär darüber informiert, dass die gesamte Bevölkerung von Gaza nördlich des Wadi Gaza innerhalb der nächsten 24 Stunden in den südlichen Gazastreifen umziehen sollten“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric der Nachrichtenseite Axios.

Flüchtlingshilfswerk verlegt Einsatzzentrale

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) im Gazastreifen verlegte nach dem Aufruf ihre Zentrale in den Süden, „um seine humanitären Maßnahmen und die Unterstützung seiner Mitarbeiter und der palästinensischen Flüchtlinge in Gaza fortzusetzen“. Die Organisation forderte auf X, ehemals Twitter, „die israelischen Behörden dringend auf, alle Zivilisten in Unterkünften, einschließlich Schulen, zu schützen“. UN-Einrichtungen müssten „jederzeit geschützt werden und dürfen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht niemals angegriffen werden“.

Israelische Armee setzt Luftangriffe fort

Die israelische Luftwaffe setzte auch in der Nacht ihre Luftangriffe fort. Dutzende Kampfflugzeuge hätten 750 militärische Ziele angegriffen, teilte Israels Militär am frühen Morgen mit. Zu den angegriffenen Zielen gehörten unterirdische Tunnel, militärische Einrichtungen, Wohnsitze hochrangiger Terroristen, die als militärische Kommandozentralen genutzt würden sowie Waffenlager.

dpa

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Gerhard Lenz | Fr., 13. Oktober 2023 - 11:20

im Gaza verursachen. Man sollte nicht vergesen: Nicht jeder dort ist ein Terrorist. Viele sind unschuldig.

Dennoch, so zyinisch und bitter es klingen mag: Fast möchte man sagen: Selbst schuld! Das ist natürlich in großen Teilen falsch, aber in Kriegen leidet die Zivilbevölkerung immer am meisten. Und dieser Krieg wurde von der Hamas begonnen. Die Verbrechen dieser Terrorbande waren eindeutig und extrem grausam. Und ich habe nicht gehört, dass es im Gaza Proteste dagegen gab.
Im Gegenteil: Vermutlich wird ein Großteil der Bevölkerung die Hamas unterstützten. Das ist natürlich an sich noch kein Verbrechen: sonst wären ja auch 1945 fast alle Deutschen schuldig gewesen.

Dennoch: Man rühmt die Terroristen dort wahrscheinlich als mutige Verteidiger palästinensischer Interessen. Wann immer solch kranker Nationalismus im Spiel ist, werden Haß und Gewalt grenzenlos.
Und führen zu der mörderischen Menschenverachtung, der so viele unschuldige Israelis zum Opfer fielen.

. . . auch von Ihnen gibt es Kommentare, denen ich mich vollinhaltlich anschließe; Ihren Worte, Ihren Zeilen kann ich zustimmen.
Was mir noch völlig unklar ist: Was passiert nach einer möglichen großen Bodenoffensive von seiten Israels?
Wie soll es in diesem gesamten Bereich weitergehen . . . ?
Ich kann es mir nicht erklären.

auf die Unschuld einiger Palästinenser einzugehen, das ist eine Binsenweisheit. Und da Sie auf 1945 und Deutschland eingehen: Die Alliierten bombten – ohne Vorankündigung – ganze Stadtgebiete nieder, wo nur Zivilisten wohnten, wo es absolut nichts Militärisches zu vernichten gab und das war gewollt.
Die Frage der „Unschuld“ von Menschen, die in einem verbrecherischen System leben, ist eine sehr komplizierte, aber im Ggs zur Endphase von Nazi-Deutschland, dessen Armee sich bis zur Kapitulation nie hinter Zivilisten versteckte, hat man es nun mit feigen Terroristen zu tun, deren Strategie genau das ist.
Ich bin gespannt, wie lange die derzeit von allen Seiten so vehement betonte „Solidarität“ mit Israel anhält.
Es geht demnächst los mit der Bodenoffensive, es wird schreckliche Bilder geben.
Und ich weiß jetzt schon, wo man als erstes „umkippen“ und die Israelis als „brutale Rächer“ oder ähnliches abstempeln wird.
Man darf gespannt sein, was die heutigen hehren Worte bald noch wert sind.

Albert Schultheis | Fr., 13. Oktober 2023 - 11:45

Israel hat jedes Recht, die Barbaren der Hamas bis in den letzten Schlupfwinkel zu verfolgen und auszuräuchern. Aber natürlich wählen diese ihre Schlupfwinkel in unmittelbarer Nähe von Schulen, Krankenhäusern und in Wohnblocks - das ist seit Jahren bekannt. Es geht ihnen nicht um den Schutz der eigenen Bevölkerung von Kindern und Alten, sondern im Gegenteil: sie werden als "menschliche Brandlast" um die Stellungen der Hamas angehäuft, um das Blutvergießen vor den Händis der Fanatiker ins Groteske zu treiben. Deshalb bewirkt der Ruf der Israelis, die Palästinenser sollten "ihre Häuser zu ihrer eigenen Sicherheit und zu ihrem Schutz nach Süden zu verlassen“ nur das genaue Gegenteil. Der Islam erzeugt massenhaft Kinder als Waffen im Kampf des Jihad. Wahnsinn - diese sog. "Religion"! Für die Israelis ist der Propagandakrieg nicht zu gewinnen - aber er muss geführt werden, will das Land überleben. Die Welt könnte unterstützen, indem man die Propagandaorgane der Hamas (zB UNRWA) auflöst!

Helmut W. Hoffmann | Fr., 13. Oktober 2023 - 17:00

Israel muß im Gaza-Streifen intervenieren, denn einmal muß Schluß sein mit den Verbrechen der Hamas und seinen Anhängern, einschließlich der sog. "Regierung", die doch nur ein verlängerter Arm der Terroristen ist. Seit Jahren weiß man, daß die Hamas die Zivilbevölkerung als Schutzschild und Geiseln nimmt, niemand hat sich dagegen gewehrt, immer wieder wurde gegen Israel polemisiert, auch von der Zivilbevölkerung. Der neueste Schlag der Hamas muß final geahndet werden, Isreael hat jedes erdenkliche Recht dazu.

Urban Will | Fr., 13. Oktober 2023 - 20:04

Nichts zuschlugen, muss man der israelischen Armee es hoch anrechnen, dass sie die Zivilbevölkerung warnt. Das müsste sie nicht, gibt sie doch dem Gegner klar zu verstehen, dass und wo sie angreifen wird.
Würde man sich in einem Krieg auf dem Felde messen, wäre die Hamas innerhalb kurzer Zeit Geschichte.
Aber die Hamas ist ein feiger Haufen, der sich hinter Zivilisten versteckt. Es ist Sache der Zivilisten, sich als Schutzschilde hinzugeben oder der Aufforderung Folge zu leisten und zu gehen. Es sind Millionen Zivilisten gegen – wieviele? Einige Tausend? - Hamas – Terroristen.
Es kann mir niemand weismachen, dass es den Zivilisten nicht möglich ist, sich in Sicherheit zu bringen.
Das größte Problem für d Israelis werden nicht diese Feiglinge sein, es werden die Bilder von zivilen Opfern sein, die in Massen in die Welt verbreitet werden.
Und – da kann man sicher sein – die Links – Grünen werden aufheulen und die „Solidarität“ für Israel innerhalb kurzer Zeit dahin sein.