Russen fotografieren eine Büste Stalins in Volgograd / picture alliance

70. Todestag Stalins - Rehabilitiert zu Propagandazwecken

Die russischen Medien rühmen Josef Stalin dieser Tage trotz seiner grauenhaften Terrorherrschaft als heroischen Vater des Sieges im „Großen Vaterländischen Krieg“ über Nazi-Deutschland. Mit dem Erinnern an Stalin soll auch Putins Propagandaversion bekräftigt werden, nach der sich Russland derzeit im Krieg gegen die vermeintlich faschistische Ukraine befinde.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Die gleichgeschalteten russischen Fernsehsender umschiffen das Thema, doch Blogger auf Telegram und YouTube verbreiten vielerlei Versionen zu der Frage, die auch seriöse Historiker umtreibt: Wie ist Stalin vor genau 70 Jahren zu Tode gekommen?

Laut dem Obduktionsbericht, der erst nach dem Zerfall der Sowjetunion veröffentlicht wurde, war die unmittelbare Todesursache ein Gehirnschlag, der nach vier Tagen zum Herzstillstand führte. Angeblich wurde Stalin vom Diensthabenden seiner Leibwache bewusstlos auf dem Fußboden im Schlafzimmer seiner Datscha gefunden. Doch erst nach mehreren Stunden wurden seine Leibärzte verständigt; ob die herbeigeeilten Mitglieder des Politbüros dafür verantwortlich waren, blieb ungeklärt.

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Klaus Funke | So., 5. März 2023 - 11:20

Ich habe Ihren Artikel 3 x gelesen und bin dennoch ratlos. Scheinbar haben Sie die russische Geschichte nicht kapiert. Tatsache ist aber, Stalins Armeen haben Hitlerdeutschland besiegt. Die Alliierten waren nur Beiwerk, Hilfstruppen. Russland trug die Hauptlast - und dies war von den USA und Briten beabsichtigt. Ermüdungstaktik! Ist leider nicht aufgegangen. So wie jetzt. Auch jetzt wird das westliche Ziel, Russland mittels der Ukraine zu besiegen und/oder zu ermatten, nicht aufgehen. Irgendwann demnächst bleibt der Ukraine aufgrund ihrer eingeflüsterten US-Taktik nur die bedingungslose Kapitulation. Es grenzt an den Größenwahn eines Napoleon oder Hitler, ein Land wie Russland besiegen zu können. Die USA wäre im Gegenzug mit 3 oder 4 Enthauptungsschlägen Schachmatt. Die sind das nicht gewohnt, auf eigenem Territorium besiegt zu werden. Aber genau das wird passieren, wenn sie so weitermachen. Und Deutschland würde seine dritte Weltkriegsniederlage erleiden.

Karl-Heinz Weiß | So., 5. März 2023 - 16:17

Antwort auf von Klaus Funke

@Herr Funke, Ihr Beitrag stellt die geschichtlichen Hintergründe unzutreffend dar. Ohne die Rüstungslieferungen und den Kriegseintritt der USA
(Zweifrontenkrieg) wäre die UdSSR mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfolgreich gewesen. Unbeschadet davon: in der Geschichte gibt es auch eine Zeit zwischen Stalin und Putin. Und die Ukraine hat ein Recht auf Souveränität-und die jahrzehntelange Überheblichkeit der Russen in dieser Frage war dem gegenseitigen Verständnis absolut nicht förderlich.

Kai Hügle | Mo., 6. März 2023 - 14:19

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

Zur Ergänzung folgende Textstelle, zitiert in der links-grüner Umtriebe eher unverdächtigen NZZ:

"An der berühmten Konferenz in Teheran soll Josef Stalin 1943 einen Trinkspruch auf das Lend-Lease-Programm ausgesprochen haben: «Die USA sind ein Land von Maschinen. Ohne die Maschinen, die wir durch Lend-Lease erhalten haben, hätten wir den Krieg verloren.» Der spätere sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow bestätigt diese Einschätzung in seinen Memoiren: «Hätten die USA uns nicht geholfen, hätten wir den Krieg nicht gewonnen.»"

https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-lend-lease-und-di…

Albert Schultheis | Mo., 6. März 2023 - 00:47

Antwort auf von Klaus Funke

für den Klartext. Wir müssen den Bullshit der infantilisierten und cretinisierten Behaupter durchstechen, ihre Blasen zum Platzen bringen, damit ihr Inhalt entweicht: die heiße, stinkende Luft. Nur der frische, kühle Wind des freien Denkens, des resoluten Widerspruchs erlöst den verklemmten Diskurs, lässt uns wieder tief und frei durchatmen. Dann bleiben nur leere, eingefallene Hüllen von den frechen Behauptern. Aufgeblasene Ochsenfrösche! Die Zeiten sind bitterböse, da sich unser Nachbar, unser ehemaliger Todfeind, der Russ', wieder seiner alten beinharten Führer, wie eines Josef Stalin, besinnen muss, um sich innerlich zu rüsten - wieder einmal für den alles entscheidenden Endkampf gegen deutsche Panzer, wieder einmal für den Großen Vaterländischen Krieg gegen die Sauhunde aus Deutschland - und, diesmal, den USA. Es schmerzt mich im Innersten, dass ich uns faschistischen Halunken und Wortbrechern eine weitere vernichtende Niederlage als verdienten Lohn an den Hals wünsche.

Helmut Bachmann | Mo., 6. März 2023 - 09:06

Antwort auf von Klaus Funke

russischer Propaganda. Zunächst dachte ich, sie meinen das ernst. ?

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 5. März 2023 - 11:28

und aufrüttelnden Artikel.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf die Idee gekommen wäre, zu Stalins Geburtsort? aufzubrechen, um ihm Respekt oder Interesse entgegenzubringen.
Das würde mir allerdings auch nicht bei Mao einfallen oder Napoleon.
Deshalb habe ich auch nur "eine" Frage an den Autor.
Aus zugegeben lediglich struktureller "Ähnlichkeit" heraus, die Hintergründe und Absichten sind sicher andere, war der Hitler-Stalin-Pakt ein Fake des 3. Reiches, die Sowjetunion hinzuhalten, bis man sie angreifen konnte?
Wenn, kann man dann annehmen, dass Stalin Hitler durchschaute oder sah er in ihm eher einen Verbündeten im Geiste, wenn auch anderer ideologischer Ausprägung?
Die Brutalität Stalins würde ich zudem zunächst in der russischen Geschichte selbst vergleichen.
Ich glaube außerdem, kann aber irren, dass Putin sehr gerne mit den USA zusammenarbeiten würde, in gegenseitigem Respekt, aber auch gegenseitiger Abgrenzung.
Lieber noch als mit Europa, wegen ähnlicher Dimensionen.

Gerhard Fiedler | So., 5. März 2023 - 12:08

Stalin eto mir - Stalin, das ist der Friede,
Stalin, das ist die Sonne,
Stalin, das ist unser Vater,
Stalin, das ist die Freundschaft, usw.
Ja, diese Verse habe ich damals in der Schule lernen müssen, wie heute unsere Kinder die Lehre vom menschengemachten Klimawandel herunterbeten müssen.
Und als Stalin starb, mussten wir aufstehen und seiner schweigend gedenken, bis draußen ein Hahn krähte und alles zu lachen anfing. Wann lachen wir über den Klimawandel und den anderen Irrsinn?

Gerhard Lenz | So., 5. März 2023 - 13:09

Dann war der Stalinismus also eine gute Sache? Und das ist jetzt Moskaus mindestens halb-offizielle Haltung zu dem Mann, der direkt hinter Hitler als größter Massenmörder der Menschheitsgeschichte gelten dürfte?

Da freue ich mich jetzt schon auf die Verrenkungen jener, die Putin als Verteidiger unserer Werte im Kampf gegen den dekadenten Westen schönreden, aber den Stalinismus als - ausschliesslich - linke "Krankheit" verdammen. Passt ja wohl nicht ganz zusammen.

Wird jene, die ich meine, aber nicht jucken. Für so manchen unter ihnen sind die Alliierten ja noch immer unsere Feinde - und dann war Stalin natürlich im Grunde unser Verbündeter. Obwohl...der Hitler-Stalin-Pakt wurde doch von den Deutschen gebrochen....Jenen Deutschen, die eine erinnerungspolitische Wende verdienen, so der große Freund Russlands, Bernd Hoecke.

Ja was denn nun? Stalin, Freund oder Feind?

Christoph Kuhlmann | So., 5. März 2023 - 14:07

Der Vodka ist schon wieder leer. Bei Vuledar sind in der bisher größten Panzerschlacht des Krieges 130 Panzer und Schützenpanzer vernichtet worden und wieder wurde kein Handbreit Boden von den Faschisten befreit, bzw. den Faschisten überlassen. In Bachmut kämpfen sie inzwischen mit Spaten und Gewehren im Nahkampf, weil die Artillerie keine Munition mehr hat. Angeblich ist Russland in der Lage, pro Jahr, mehrere hundert Panzer neu herzustellen und mehrere hundert Relikte aus der Sowjetzeit aufzubereiten. Bei 500 Mann Verlust pro Tag in Bachmut, wie lange reichen dann 300 000 Eingezogene? Das kann noch 20 Monate so weiter gehen. Es gibt jetzt sehr malerische neue Friedhöfe in Russland. Vielleicht macht ja einer mal einen Kalender mit Fotos davon. Daraus machen Sie dann Plakate für den patriotischen Umzug am Tag des Sieges über den Faschismus.

Walter Bühler | So., 5. März 2023 - 14:35

das Etikett "Faschist" wird heute nicht nur von Putin, sondern auch von seinen westlichen Feinden eingesetzt. Im Grunde ersetzt das Wort "faschistisch" einfach die alte Vokabel "teuflisch", und hat so weitgehend seine historische Bedeutung verloren.

Der Georgier Stalin war ein Produkt der bolschewistischen Revolution im multiethnischen Zarenreich. Wenn heute Russen Stalin ehren, so ehren sie einen Nicht-Russen.

Seine Grausamkeit, die viele andere Revolutionsführer übertraf, verteilte er auf alle Ethnien, die in der UdSSR leben mussten, auch auf die Russen. Insofern ist "stalinistisch" ein Etikett wie "faschistisch".

Die UdSSR ist im Juni 1941 von Hitler angegriffen worden. Die USA griffen erst im Dezember 1941 aktiv in den Krieg ein, nachdem Hawaii von Japan überfallen worden war.

Sie listen die Hilfslieferungen der USA im WK II auf. Aber die UdSSR verlor (nach Wikipedia) 13 Mio Soldaten, die USA 400 000. Wer hat mehr Opfer für die Niederlage Hitlers im Osten gebracht?

Walter Bühler | So., 5. März 2023 - 19:14

Antwort auf von Walter Bühler

Beim Krieg gegen Teufel 1 (Hitler) waren die Westmächte (übrigens von manchen Völkern dieser Erde damals gar nicht so sehr als Engel, sondern eher als Unterdrücker empfunden!) offenbar dann doch auch auf den alliierten Teufel 2 (Stalin) angewiesen.

Seltsam: Ein Teufel wurde - wenigstens für eine gewisse Zeit - auch für die historischen Engel zu einer Lichtgestalt.

Wenn wir schon so zügellos der historisierenden Phantasie freien Lauf lassen: Wäre es insgesamt für die Welt nun eigentlich wirklich besser gewesen, wenn Teufel 1 den Teufel 2 nicht angegriffen hätte, sondern ein braver Verbündeter geblieben wäre? War der heimtückische Angriff Hitlers auf die stalinistische UdSSR so gesehen letztlich vielleicht doch eine segensreiche Tat?

Tja, Verrückte Fragen über Fragen, wenn man so moralisierend an die Geschichte herangeht. ...

Walter Bühler | So., 5. März 2023 - 19:16

Antwort auf von Walter Bühler

Beim Krieg gegen Teufel 1 (Hitler) waren die Westmächte (übrigens von manchen Völkern dieser Erde damals gar nicht so sehr als Engel, sondern eher als Unterdrücker empfunden!) offenbar dann doch auch auf den alliierten Teufel 2 (Stalin) angewiesen.

Seltsam: Ein Teufel wurde - wenigstens für eine gewisse Zeit - auch für die historischen Engel zu einer Lichtgestalt.

Wenn wir schon so zügellos der historisierenden Phantasie freien Lauf lassen: Wäre es insgesamt für die Welt nun eigentlich wirklich besser gewesen, wenn Teufel 1 den Teufel 2 nicht angegriffen hätte, sondern ein braver Verbündeter geblieben wäre? War der heimtückische Angriff Hitlers auf die stalinistische UdSSR so gesehen letztlich vielleicht doch eine segensreiche Tat?

Tja, Verrückte Fragen über Fragen, wenn man so moralisierend an die Geschichte herangeht. ...

Günter Johannsen | So., 5. März 2023 - 14:42

Was Stalin "vollbracht" hat, war für Hitler Vorbild: die KZ´s waren Stalins Erfindung: Archipel Gulag.
Die Idee der Vernichtung Andersdenkender war schon vor dem kranken und menschenverachtenden Hitler auf dieser Welt. Stalin hat es als Erster praktiziert und der selbsternannte deutsche Führer bracht es zur "Vollendung"! Gruselig, aber tatsächliche Geschichte: Nachzulesen in A. Solschenizyns "Archipel Gulag" oder "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch"!
Nur ein krankes Hirn kann solche Schwerstkriminellen verstehen bzw. verehren!

Bernhard Homa | So., 5. März 2023 - 15:05

sondern wieder mal auch bei Urban:

Lend-Lease: wie kriegsentscheidend die US-amerikanische Hilfe war ist umstritten: Der überwiegende Teil der Rüstungsproduktion blieb weiterhin sowjetisch, und größere Mengen kamen erst nach 1942, als die Wehrmacht bereits entscheidende Niederlagen zu verzeichnen hatte. Zweifellos hat L-L aber die folgenden sowjetischen Offensiven erleichtert.

Faschismus: die o.g. Kriterien treffen überwiegend auf jede autoritäre Diktatur zu – wenn alles faschistisch ist, ist nichts faschistisch. Kein Wunder, dass es ebenso "renommierte Historiker" gibt, die die Kennzeichnung für die RF ablehnen. Die Diskussion darum gibt es im Übrigen schon sei den 2000er Jahren.

Ansonsten ist der Stalinkult v.a. Symptom der vielfachen politischen Fehlentwicklungen im Land seit 1990 – Ende momentan nicht absehbar.

Ronald Lehmann | So., 5. März 2023 - 22:40

Immer alles das gleiche Schema - eine Menschen-Lebens-Verachtung der Götter
(5 Soldaten mit 1! Hinterladergewehr gegen Panzer & im Rücken erschießende Offiziere), aber Darstellungs-Rituale für ihre göttliche unanfechtbare Macht bei allen Themen & Ebenen mit allen verfügbaren Mitteln.

Und wie bei den Religions-Kriegen zur Lutherzeit oder den Hugenotten-Kriegen in Frankreich

IMMER bestimmt eine EXTREMISTEN-GRUPPE,
die Ereiferer/ harter Kern/ SS/ Stalinisten,
die auf Kosten von Menschenleben bestimmen,
wo es lang geht - DEN TOTALEN WEG - ALTERTATIVLOS,
ohne Kompromisse, o. wenn/aber
für Gott, Vaterland, Ruhm & Ehre hieß es immer früher & sicher auch heute.
Und das wie Robert Merle beschrieb, auf beide Seiten. Wie in der Politik. Realos haben in solchen aufgeheizten Zeiten Null Chance.

Dafür aber Denkmäler, Orden, Weihrauch & Lorbeerkränze mit Show-Veranstaltungen, damals wie heute.

Das einzige, was keinen Raum bekommt auf den sw wie ws Felder, sind Liebe, Demut, Achtung, Respekt &&&&