Konservative Ikonen des 20. Jahrhunderts: Queen Elizabeth II. empfing 1984 Ronald Reagan und Margaret Thatcher. / picture alliance

Politische Philosophie - Ist der Konservatismus noch zu retten?

Konservatismus ist weniger eine parteipolitische Verortung als eine ideologische Selbstzuschreibung. Ursprünglich ein Reflex gegen die Ideale der Französischen Revolution, stand er in der Moderne für Traditionalismus und Fortschrittsskepsis. Was ist vom Konservatismus noch übriggeblieben?

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

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Die Zeit, der wir alle unterworfen sind, ist ein Medium des Entstehens und zugleich der Vernichtung. Alles endet, und vor der Zeit hat nichts Bestand. Der härteste Gegner des Konservatismus, der das Erhaltenswürdige in Form von Traditionen, Werten, Ritualen und Glaubensinhalten bewahren möchte, ist daher weniger der Veränderungswille vermeintlich progressiver Kräfte, als vielmehr die Unerbittlichkeit der Zeit selbst. Man könnte auch sagen, der Konservatismus hat von Anfang an schlechte Karten, denn sein Vorhaben ist notwendigerweise vergeblich. „In the long run, we are all dead”, bemerkte zutreffend John Maynard Keynes. Aber genau deswegen macht unser Tun zu Lebzeiten womöglich einen Unterschied.

Ohne eine Vorstellung von Ewigkeit, ob religiös oder naturrechtlich begründet, kommt der Konservatismus nicht aus – eine denkbar schwierige Bedingung in säkular geprägten Gesellschaften. Wenn der Glaube an höhere als bloß irdische Instanzen verloren ist, welchen Sinn haben dann noch religiöse Regelwerke und Institutionen?

Revolutionäre Vorstellungen des beschleunigten sozialen Wandels hingegen benötigen zu ihrer Legitimation keiner Metaphysik, es reicht ein diffuser Zukunftsoptimismus, gepaart mit der rücksichtslosen Bereitschaft, für ein vermeintlich besseres Morgen schon in der Gegenwart Menschenleben in großer Zahl zu opfern. Von Anfang an war der Konservatismus eine Gedankenrichtung, die sich als antirevolutionär und restaurativ positionierte: aristokratisch, nicht bürgerlich; irrational, nicht aufklärerisch; elitär, nicht egalitär. Samt und sonders obsolete Haltungen – oder etwa nicht?

Die Notwendigkeit der Veränderung begreifen

Der französische Geschichtsphilosoph Alexis de Tocqueville schreibt über den Untergang des Ancien Régime: „Eine Anpassung an die Forderungen der modernen Zivilisation wäre möglich gewesen, wenn die Fürsten bloß mehr gewollt hätten, als nur Herrscher zu werden und zu bleiben.“ Ein Konservatismus, der sich nicht an veränderte Zeitläufe anzupassen vermag, wird schnell zum Atavismus und von der Geschichte hinweggefegt. Wer nur die eigenen Vorrechte verteidigen will, wird über kurz oder lang den politischen Gegenkräften unterliegen.

Aber lassen sich Konservatismus und innovativ-beschleunigter Modernismus überhaupt miteinander verbinden? „Traditionen sind kein Zug, in den man nach Belieben ein- oder aussteigen kann“, schrieb der neokonservative amerikanische Soziologe Allan Bloom, „wenn das Bindeglied zerbrochen ist, lässt es sich kaum erneuern.“ Um weiterhin Geltung haben zu können, muss auch der Konservatismus Ballast abwerfen. Es gilt, Abschied zu nehmen von gewohnten Sicherheiten, von wirtschaftlichen oder sonstigen Privilegien.

Keine Sentimentalitäten beim Blick zurück

Der Zusammenbruch politischer Ordnungssysteme wird als kultureller Verlust zwar betrauert, zugleich jedoch als notwendig anerkannt. „Alles muss sich ändern, um so zu bleiben, wie es ist“ – von dieser Selbstwidersprüchlichkeit handelt Tomasi de Lampedusas Jahrhundertroman „Der Leopard“; es ist das Dilemma des Konservatismus überhaupt. Wer kann schon, gefangen im Strom der Zeit, mit Gewissheit das zu Rettende und zu Bewahrende vom Rettungslosen und Untergangsgeweihten unterscheiden?

Konservatismus hat besonders in Zeiten der Unruhe, der Ungewissheiten und der gesellschaftlichen Umwälzungen Konjunktur. Nach 1789 richtete sich der Konservatismus gegen die französischen Sansculotten, nach 1848 gegen die deutschen Demokraten, nach 1917 gegen die russischen Bolschewiken. „Reaktionär“ gilt zwar als ein Schimpfwort, umreißt aber akkurat die geistige Gefechtshaltung der Konservativen. Sie handeln nicht in der Gewissheit einer eigenen zukunftsgerichteten Utopie, sondern reagieren lediglich auf die aus ihrer Sicht unerwünschten oder zu revidierenden politischen Entwicklungen.

Großbritannien als konstitutionelle Monarchie mit tief verankerten und eigenständigen Traditionen verstand und versteht sich bis heute als ruhender Gegenpol zum geschichtlich bewegten, bisweilen paroxysmalen Kontinentaleuropa. Der englische Parlamentarier Sir Edmund Burke, distanzierter Beobachter und kritischer Kommentator der Französischen Revolution, gilt als Ahnherr des Konservatismus. Individuelle Freiheit und Tradition hielt er für wichtiger als Gleichheit und Aufklärung. Nichts war Burke mehr zuwider als die Vorstellung von enthemmten Menschenmassen, die Schlösser schleifen und Standesprivilegien nivellieren. Als typischer Konservativer war Burke gewiss das Gegenteil eines Rechtspopulisten.

Konservatismus und Antikommunismus

Im 20. Jahrhundert konnte der Konservatismus weder den Aufstieg des Kommunismus noch die massiven zivilisatorischen Durchbrüche von Faschismus und Nationalsozialismus aufhalten. Die konservativen Beharrungskräfte waren, zumindest in Europa, offensichtlich nicht ausreichend, um den Totalitarismen erfolgreich entgegenzutreten. Die beiden prägenden konservativen Figuren im Europa des 20. Jahrhunderts, de Gaulle und Adenauer, konnten sich bezeichnenderweise erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch machtpolitisch durchsetzen. Der im Westen weit verbreitete Antikommunismus nach 1945 tat sein Übriges, um den konservativen Mainstream zu verfestigen. Konservative Parteien errangen in dieser Zeit absolute Mehrheiten.

Aus europäischer Perspektive gab es während des Kalten Kriegs viel zu bewahren. In erster Linie Sicherheit und Frieden, Wohlstand und Freiheit. Was wie ein Wahlslogan der 70er- Jahre klingt, ist heute wieder unerwartet aktuell. Nach dem Untergang der Sowjetunion geriet der historische Allgemeinplatz in Vergessenheit, dass einmal Errungenes nur durch die glaubwürdige Bereitschaft bewahrt werden kann, es auch zu verteidigen. Für diese verfängliche Selbstvergessenheit bezahlen wir heute alle einen hohen Preis.

Was bleibt, was fällt der Zeit zum Opfer?

Erneut leben wir in einer Welt des radikalen Umbruchs: Krieg in Europa, historisch neue geostrategische Konstellationen, dramatisch beschleunigte technologische Innovation vor dem Hintergrund enormer ökologischer Zerstörung. Die Gewissheiten und Wohlstandserzählungen der jüngsten Vergangenheit erodieren spürbar und verbrauchen sich schnell.

Zeitenwende, sicherlich, aber in welche Richtung? Wofür lohnt es sich zu kämpfen und was darf auf keinen Fall geopfert werden? Womöglich lassen sich diese Fragen gar nicht mehr universell oder auch bloß mehrheitsfähig beantworten. Eine konservativ motivierte Argumentation jedoch wird ohne drei Werte nicht auskommen können: Entscheidungsfreiheit, Leistungsbereitschaft und Wertschätzung von Kulturgütern – seien diese ästhetischer, familiärer, wirtschaftlicher oder religiöser Art.

 

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Nur wer frei über seine Handlungen entscheiden kann, verfügt über individuelle Gestaltungsspielräume. Wer diese einschränkt, zerstört den Sinn von Freiheit überhaupt, sowohl im individuellen als auch im binnengesellschaftlichen und zwischenstaatlichen Sinn. Zu dieser Entscheidungsfreiheit gehört auch selbstverständlich und ausnahmslos das Selbstbestimmungsrecht von Nationen. Freiheit und Verantwortung bedingen einander.

Der Leistungswille von Individuen soll nicht gebremst, sondern gefördert werden. Selbstentfaltung ohne Eigenanstrengung ist Utopie, nicht Lebenswirklichkeit. Bildung und Erziehung sind der Beginn jedweder Zivilisation. Die Bereitschaft, mehr leisten zu wollen, ist die Grundvoraussetzung von Leistung überhaupt, ob nun durchschnittlich oder überdurchschnittlich. Meritokratie ist allemal besser als Oligarchentum oder die „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“, wie die Helmut Schelsky vorschwebte.

Konservatismus: Ausdruck einer Wertehierarchie

Kunstwerke sind Ausdruck des Höchsten, zu dem der Mensch befähigt ist. In ihrer Betrachtung erkennen wir die positiven Potenziale unserer selbst. Als Vorbild und Spiegel sind kulturelle Erzeugnisse unersetzlich und stehen in der Mitte der Gesellschaft. Sie sind das über Jahrhunderte reichende Band symbolischer Tradition. Dabei sind auch Fragen der Schönheit, des Glaubens (oder seiner Abwesenheit) und des menschlichen Miteinanders berührt.

Der Konservatismus ist, in einem Satz, nichts anderes als bewusster Ausdruck einer Wertehierarchie, die explizit benannt werden kann. Diese wird nicht blind vorgefunden oder geistlos nachgeahmt, sondern muss von jeder Generation und jedem Einzelnen aufs Neue erschaffen und verinnerlicht werden. Dass es jedoch eine Hierarchie – und eben kein gleichwertiges und beliebiges Nebeneinander – ist, scheint genau das bleibende und untrügliche Erkennungsmerkmal des Konservatismus zu sein.

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Karl-Heinz Weiß | Mi., 22. Februar 2023 - 11:39

"Selbstbestimmungsrecht der Nationen als Selbstverständlichkeit" - genau das ist der Fehlschluss. Wie unterschiedlich diese "Selbstverständlichkeit" interpretiert wird, zeigt der aktuelle Konflikt. Und dem in China bewanderten Autor fallen sicher noch mehr aktuelle Beispiele ein.

Alexander Brand | Mi., 22. Februar 2023 - 12:13

ist nicht die Zeit, sondern der Wohlstand!

Gesellschaften die zu lange im Wohlstand leben verlieren in der Regel ihre (Werte-)Orientierung, sie verkommen geistig, sie verlottern, sie werden dekadent, sie werden Gleichgültigkeit und sie werden faul! Alles Dinge die dem Konservativismus widersprechen.

Diese Tendenz läßt sich über Jahrtausende weltweit beobachten.

Leider ist das Verlorengehen der (konservativen) Werte auch gleichzeitig das Einfallstor für linke Kräfte die wiederum die Gleichgültigkeit/Wertelosigkeit der Menschen nutzen, um ihr autoritäres und intolerantes Wesen umzusetzen. Aus funktionierenden (konservativen) Demokratien werden chaotisch-linke Diktaturen.

Beide Phänomene kann man aktuell eindrucksvoll in Deutschland beobachten. Es wird alles (konservative) abgeschafft was dieses Land nach dem Krieg reich machte, Demokratie, Industrie, Freiheit, Fleiß, Bildung.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Gesellschaften die ihren Konservatismus verlieren immer untergehen!

Warum ist das so? Ich denke, es hat etwas mit der starken und charismatischen Persönlichkeit von Franz Joseph Strauß (CSU) zu tun. Er hatte die gute und nachhaltige Grundlage geschaffen!
Deshalb hatte die Links-Grüne-Einheitssoße alle Hände voll zu tun, um Strauß und Bayern als rückwärtsgewandt darzustellen. Jedoch selbst ein ultra-linksextremer Honecker hat mit dem verlässlichen Partner Strauß und Bayern seinerzeit gern Geschäfte gemacht und auch gern den Millionenkredit entgegengenommen!
Und wenn Bayern Berlin nicht mit Millionen von Euro jährlich über den Finanzausgleich finanzieren würde, wäre Berlin längst pleite und verarmt. Das hören die Genossen GrünRot nicht gern. Aber die haben eh ein Problem mit der Realität!
Christlich und konservativ ist: „Löscht den Geist nicht aus. Verachtet prophetisches Reden nicht. Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Tess. 5, 19-21)

Deshalb gibt es viele viele Ur-ur-alten Sprüche, die es belegen wie im Beispiel handschriftlich von Martin Luther:

Hochmut kommt vor dem Fall
Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis und tanzt
Eine Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er

Sie haben vollkommen recht, Herr Brand. Folgende Zitate aus dem Artikel stehen sinnbildlich für konservatives Denken und Handeln: „Entscheidungsfreiheit, Leistungsbereitschaft und Wertschätzung von Kulturg. – seien diese ästhetischer, familiärer, wirtschaftl. oder religiöser Art.“ „Wenn der Glaube an höhere … Instanzen verloren ist, welchen Sinn haben dann noch rel. Regelwerke und Institutionen?“ Die „Klimareligion“ ist kein Ersatz, sie kennt keine menschlichen Werte, sondern lebt von der Krise und Panik.
Mit der Religion gehen unsere Werte verloren. Statt Liebe, Vertrauen und Zuverlässigkeit für den Nachwuchs wird jede Gewissheit vernichtet, alles in Frage gestellt. Der Nachwuchs bekommt „Durchsetzungsfähigkeit“ bereits in der Krippe vermittelt, das o. g. bleibt da trotz aller Bemühungen der Betreuer auf der Strecke.
Die „moderne“ Gesellschaft redet von Solidarität mit allen, allerdings scheitert die freiwillige Leistungsbereitschaft am Egoismus, endet in Gewalt und Überlebenskampf.

Werter Herr Brand, wie einige Foristen auch, kann ich Ihnen nur zustimmen. Sie haben die Sache eigentlich leicht verständlich und nachvollziehbar argumentiert. Wir bräuchten beide Strömungen, aber ein Pendel hat die Angewohnheit, wenn man es anschubst, mal in die eine und mal in die andere Richtung auszuschlagen. Es bleibt erst stehen, wenn die Menschheit begriffen hat, was ihr eigentlicher Zweck ihres irdischen Daseins ist. Krieg, Macht und Unterdrückung sind es jedenfalls nicht. Erst wenn die Menschheitsfamilie begriffen hat, das sie alle Teil eines Ganzen sind und das alles, was sie anderen zufügt, sie selbst trifft, erst wenn Nächstenliebe tatsächlich begriffen und gelebt wird und wir uns, jeder für sich selbst gewahr werden, das wir alle Teil eines göttlichen Plans sind, den zu begreifen wir vergessen oder verlernt haben, wird das eintreten, was man gemeinhin als Paradies bezeichnet. Ich wünsche uns allen die Fähigkeit, klar im Denken und bei sich selbst zu bleiben. Alles Gute.

Norbert Heyer | Mi., 22. Februar 2023 - 12:34

Konservativ - allein dieser Begriff führt bei links/grün zum Würgegefühl. Das Konservative darf nicht gleichbedeutend sein mit Festhalten an allen alten Gewohnheiten, sondern im Idealfall das Zulassen von Neuem zur Verbesserung der Umstände. Konservativ eingestellte Politiker würden niemals eine bewährte Technik (Verbrenner-Autos) verbieten und nur durch eine noch nicht bessere Technik (Elektro-Autos) ersetzen wollen. Sie würden keine sichere Energie durch unzuverlässige ersetzen wollen. Sie würden niemals einen Mangel an Energie durch Ausweitung des Mangels (Wärmepumpen) noch zusätzlich befeuern. Sie würden bestehende Gesetze anwenden (Migration) und die Rechte und Ansprüche der ihnen anvertrauten Bürger besser achten. Sie würden Bildung und Ausbildung stärken, Gendern-Blödsinn abschaffen und Klimawahn in wissenschaftliche Bahnen lenken. Die Familie als wichtigstes Bindeglied der Gesellschaft würde gefördert und nicht wissentlich zerstört. Leider wird aber das Gegenteil
eintreten.

Tomas Poth | Mi., 22. Februar 2023 - 12:51

... - wenn die Fürsten bloß mehr gewollt hätten, als nur Herrscher zu werden und zu bleiben". -
Dieser Teilsatz beschreibt auch was unsere Politiker ausmacht oder!

Ist es Modernismus, innovativer Fortschritt, die Ausbeutung der fossilen Brennstoffe aufzugeben, zu Gunsten einer neuen Ausbeutung und Erschöpfung anderer Rohstoffe des Planeten?

Die Konserve, das was wir heute anbauen und ernten, aufbewahrfähig machen, um für später zu haben. Das zeigt, daß Konservatismus auch für die Zukunft steht. Dazu ist er beständiger und nachhaltiger, als das kurzfristige, fortschreitende (Fortschritt) ergattern irgendeines Nutzens.

Christa Wallau | Mi., 22. Februar 2023 - 13:01

zum Thema "Konservatismus" -
herzlichen Dank dafür, lieber Herr Dr. Pietzcker.

Den entscheidenden Unterschied zum Sozialismus haben Sie gut herausgearbeitet:
Während dieser Gleichmacherei zum Ziel hat, ist der Konservatismus nicht ohne eine klare Werte-Hierarchie denkbar.
Dennoch ist nicht nur "Haltung" ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für jeden Konservativen, wenn er Menschen beurteilt, sondern auch und vor allem LEISTUNG, die sich messen läßt.
Für sehr wichtig bei Ihrer Beschreibung einer konservativen Grundeinstellung halte ich auch Ihren Verweis auf die Wertschätzung von Kulturgütern, die unbedingt zu jedem Konservativen gehört - seien es solche, die man in Museen, Konzerten u. als Bauwerke bewundern kann oder geistig-religiöse Schätze, die man in Büchern, Festen, Ritualen usw. findet.
Bewahrung und Wertschätzung all dessen gehören zwingend zum Konservatismus.
Wie Sie die Konservativen hier beschreiben, lieber Herr Pietzcker, gehöre ich zu ihnen - aus tiefster Überzeug.

Markus Michaelis | Mi., 22. Februar 2023 - 13:14

Konservativ ist glaube ich (wie alles) nicht scharf und ewig definierbar. Für mich ist es heute ein Bekenntnis dazu, bestehende Sichtweisen und Traditionen behutsam zu ändern.

Was ich sehe: 99% aller Revolutionäre, Klimakämpfer, Antirassisten, Eine-Menschheit-Menschen und anderen Nicht-Konservativen wollen, wenn man ihre Ideen konkret nachvollzieht, 99% beibehalten, wie sie es kennen (etwas anderes können sich die allermeisten Menschen kaum vorstellen) und an ein paar Schrauben will man maximal drehen - meist mit der impliziten Idee, dass irgendwie alles andere so im Lot bleibt, wie man es gewohnt ist.

Der Konservative ist sich bewusst, dass man nicht genau versteht, wie alles zusammenhängt und dass die Revolutionäre sehr verschiedene Dinge wollen und man daher behutsam vorgeht.

Hier ist, wie immer, nicht der Platz, aber progressive Ideen alleine sind nicht glaubwürdig, weil sie isoliert bestimmte Feindthemen maximal bekämpfen, aber das Gesamte sowenig verstehen, wie der Konservat.

Romuald Veselic | Mi., 22. Februar 2023 - 13:16

Ronald ist für mich der großartigste US-Präsident im 20Jh. Er rüstete die UdSSR zu Tode. Das war die Sprache, die damals Kommunisten am besten verstanden. Die US Navy hatte 500 Kampfschiffe, ohne den Krieg zw NATO vs Warschauerpakt zu führen. Da konnte Rest der Welt nicht mal ansatzweise mithalten. So gesehen, war der Coldwar gar nicht so schlecht.

Das gleiche gilt für aktuelles Putin Reich. Denn der Kreml-Zombie hat nur vor den USA angst. Als Supermacho versteht Putin ausschließlich die Gewaltsprache. Deshalb muss man mit ihm so kommunizieren. Natürlich ohne die Deutschen, die sind fürs Klima u Gendern zuständig. Und feministisch bezogene Außenpolitik.

Übrigens weiß Annalena, dass die übelsten Sexisten sind die, die Jungfräulichkeit für die wertvollste Frauentugend halten?

Günter Johannsen | Mi., 22. Februar 2023 - 14:28

Wirklicher Konservatismus ist Weitsicht mit Verstand. Wer das Bewahrenswerte nicht sieht und nicht achtet, wie die linXe Einheitsfront, hat wenig Verstand und denkt eigentlich nur bis zum nächsten Tag!
"Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Tess. 5, 21)

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 22. Februar 2023 - 15:55

fähigsten Politikern der Welt zählten, möchte ich nur am Rande bemerken, dass der Krieg meiner persönlichen Meinung nach nicht in Europa stattfindet, aber wer weiss, er kommt vielleicht noch.
Europa wird auch nicht am Ural verteidigt oder war das Hindukusch oder der Türkei?
Was für eine Analyse.
Die Beharrungskräfte des Konservatismus sind zu schwach in Europa?
Weshalb denn?
Es gibt m.E. einen großen Sieger der Weltkriege, die USA.
Ansonsten wurde in deren Zuge Europa verzwergt, ebenso das russische Zarenreich und das chinesische Kaiserreich.
Das Deutsche Reich und die Kuk Monarchie wurden abgeschafft.
Obwohl Sozialdemokratin gratuliere ich nicht einfach nur so.
Den Konservatismus gibt es evtl. in der Bundesrepublik gar nicht mehr.
Stattdessen etwas in der Art "Jetzt ist es mal so"?
Dazu gratuliere ich auch nicht.
Sehe gerade Material über den Untergang der Romanovs und wer war es zuerst?
Der Sohn von Katharina der II., der den Russen eine Zarin verwehrte?
Die Mädchen hätten es gepackt

konservativ ist nicht gleich "rechts", aus meiner Sicht war z.B. auch Helmut Schmidt ein Konservativer.

Wir haben in Deutschland leider das Problem, daß der Pöbel an allen Stellen der Macht sein Unwesen treibt. Der Pöbel ist aber nicht konservativ, das kann er nicht sein denn dazu fehlt ihm das Denkvermögen, die Intelligenz und das Format.

Die aktuelle Bundesregierung und hier vor allem die Grünprotagonisten aber auch SPDler wie Kühnert, Esken, Faeser & Co. beweisen dies eindrucksvoll, solche Menschen sollten NIE an der Macht sein denn sie sind Pöbel.

Wenn der Pöbel regiert, dann geht es immer schief, das war 1933-45 so und es wird auch jetzt wieder schiefgehen, es ist nur eine Frage der Zeit.

"Wir haben in Deutschland leider das Problem, daß der Pöbel an allen Stellen der Macht sein Unwesen treibt. Der Pöbel ist aber nicht konservativ, das kann er nicht sein denn dazu fehlt ihm das Denkvermögen, die Intelligenz und das Format."
Danke, Herr Brand, genau auf den Punkt!

Schmidt war in jedem Fall ein staatstragender Sozialdemokrat, mithin ein sogenannter konservativer Sozialdemokrat.
Wie vielleicht Thomas Oppermann auch., vielleicht sogar beide mit dem Übergewicht im Konservativen selbst.
Das ist möglicherweise für die Leute selbst schwer auseinanderzuhalten, denn es gibt auch bei den Konservativen den sozialen, den "ordo"liberalen und den konservativen, nun 3 Flügel gibt es wohl nicht, also Schwerpunkt/e.
So war die ZEIT früher ausgerichtet, Schmidts, Sommers? und Dönhoffs Blatt.
Lang ist es her.
Mal sehen, ob der Cicero die Fäden wieder aufnehmen kann.
Ein bisschen warnen möchte ich aber doch.
Das würde kein Spaziergang und anders als Dönhoff, ostpreussischer Adel und Schmidt, immerhin intellektueller, gar philosophischer Kanzler, sowie manch andere der damaligen ZEIT-Mann*schaft, wird der Cicero zwar würdig von Herrn Meyer und seinen nur? Mannen vertreten, aber so ein Format braucht Zeit, Mut und viel Expertise.
Viel Glück, Umsicht und Weitsicht

Jedenfalls ist Beharrung bei den Konservativen nur ein Element und eigentlich ist es auch eher Bewahrung, aber nicht irgendeines "Steinzeitniveaus".
Es ist ebenso Sicherheit in je sich wandelnden Zeiten?
Entsprechend obliegt der operative Schwerpunkt der Politik oft den Konservativen, genauso wie die Orientierung derselben?
Wohin soll es gehen?
Es fällt mir schwer, für die Konservativen zu denken, aber deren evtl. derzeitige "Unfähigkeit" "erbarmt den Himmel", überspitzt gesagt.
Ich bin nicht für die Restauration ehemaliger konservativer Machtkonstanten, wie Feudalismus oder Imperialismus oder Gottesstaaten, Gott bewahre.
Die Alternative sehe ich auch nicht in Herrschaft bewegter Jugend und Kindlichkeit.
Es wäre vielleicht sinnvoll, beides in den Extremen zu vermeiden.
Derzeit wäre es evtl. insgesamt für die Bundesrepublik sinnvoll, ihre Energiespeicher zu schützen und überwiegend gemeinsam, jedenfalls in der Kommunikation Unterschiedlichster eine tragfähige Zukunft zu entwickeln?

Albert Schultheis | Mi., 22. Februar 2023 - 23:41

Es ist für uns Heutige sinnlos, den Wert des Konservatismus in feudalen Traditionen zu suchen. Konservatismus verliert ebenso seinen Sinn in "post-modernen", pseudo-progressiven Gesellschaften, in denen die grundlegenden gesellschaftlichen Instanzen Familie, Elternschaft, die Vater-Mutter-Kind-Beziehungen mutwillig zertrümmert werden! Denn der originäre Impuls zum Konservatismus entsteht immer nur und ausschließlich aus der Perspektive von Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel Sorgen! Ein sekundär, daraus entspringender Impuls besteht in der Sorge um den Erhalt der Natur als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen. Es ist diese Zukunftsdimension, die Konservatismus begründet. Von daher ist eine AfD gleichermaßen konservativ wie eine Partei, die für die Erhaltung der Umwelt eintritt. Nur haben das die GrünRoten Khmer niemals verstanden. Sie fordern einen irregeleiteten Konservatismus für Umwelt und Natur während sie Familie, Geschlecht und Elternschaft zertrümmern!

es fällt mir schwer bei den Grünen etwas Konservatives zu erkennen, obwohl Sie recht haben daß das Bewahren der Natur eine konservative Eigenschaft ist.

Ich sehe aber nicht, daß dies eine „grüne“ Eigenschaft ist, vielmehr entspricht es dem gesunden Verstand sich um die Natur zu kümmern. Ich lebe bewußt und nachhaltig weil ich verstehe was das Gegenteil langfristig bedeutet, ich bin und war aber nie grün, im Gegenteil.

Die deutschen Grünen sind kommunistisch-faschistoid, sie nutzen den Natur-/Klimaschutz als Mittel zur Macht. Sie schüren mit Hilfe der Medien bei Menschen Angst vor dem Nebulösen und weil die Klimarettung nebulös ist, kann auch keiner widersprechen. Sie machen nichts anderes als die Kirchen es früher taten, sie erzeugen Angst und präsentieren sich als Heilsbringer. Das Fegefeuer der Neuzeit ist die „Klimakatastrophe“!

In der Realität sind sie linksradikaler antidemokratischer Pöbel der unsere Gesellschaft nach seinen autoritären Vorstellungen umgestaltet.

Ronald Lehmann | Do., 23. Februar 2023 - 01:04

Auch wenn die christliche Lehre das Vor bzw- Leitbild für das handeln der Menschen gab, war sie auch nur eine Etappe in der Geschichte der Menschen. Und wenn man sich mit Religionen beschäftigt, egal ob Hosus of Eros, Brumrillah of the Druids, Thor - Sohn of Odia of the Gauls, Cadmus of Greece, Hil Felaof the Mandailes, Indra of Tibet, Bali of Afghanistan, Buddha Sakia of India, Osisis & Orus of Ägypten &&&
ALLE Relegionen & ich könnte noch ein Duzend hinzu fügen, haben immer wiederkehrend die Werte wie die von Jesus Christus ihrem Volk offenbart. Und diese Werte sind wie ein roter Leitfaden in der menschlichen Geschichte.
Wie übrigens auch die Gebote Gottes, trotz der vielen Kontinente & Sprachgewirr.

Was sich ändert ist der Ordnungs-Konservatismus

Die religöse Macht schwindet immer mehr & ich würde auch vermuten, das die politische Macht an Bedeutung verlieren wird. Spätestens dann, wenn diese die Menschen in eine Sackgasse geschickt wurden.

LEBEN bedeutet ewige Änderung mit LIEBE

Ingo frank | Do., 23. Februar 2023 - 07:18

Ist der Konservatismus zu retten? Das ist die falsche Frage. Richtig wäre:
Will man den Konservatismus retten ? Darauf die eindeutige Antwort: N E I N. !
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Jürgen Rachow | Do., 23. Februar 2023 - 09:17

Gesellschaftlicher Fortschritt ist, wenn unerwachsene Aktivisten, früher Spinner genannt, das Sagen haben und die bürgerliche Mehrheit pauschal als rassistisch, sexistisch, frauenfeindlich, fremdenfeindlich und fortschrittsfeindlich beschimpfen dürfen.
Da bleibt nur, auf bessere - konservativere - Zeiten zu hoffen, ohne daß die Gesellschaft ernsteren Schaden davonträgt.

Helmut Bachmann | Do., 23. Februar 2023 - 09:49

Er hat in vielem Recht mit deutlicher Einschränkung: Hier und da schleicht sich die typische linke Perspektive in das Statement. Konservativ zu sein heißt nicht in erster Linie festhalten an dem, was sowieso vergeht, sondern ein sich Stemmen gegen die Fantasterei der Revolution. Diese Perversion des linken Denkens, dem die Entwicklung nicht schnell genug geht, provoziert leider auch die Perversion des rechten Denkens, nämlich das nur dagegen sein und brutale Unterdrücken. Treffen tat man sich immer schon in der Mitte, die Freiheit in den Mittelpunkt stellt. Das war einmal das Abgrenzungsmerkmal der SPD, gegenüber USPD und KPD. Das Bewahren des Guten und die Weitergabe des als gut Erkannten ist Kultur, die wiederum von der Revolution gern vernichtet wird. Heute muss sich der Konservative wieder gegen die Perversion des Fortschrittsgedanken stellen. Er tut dies am besten, wenn er das Gegenmodell zur linken Unfreiheit darstellt, auf der eigenen Freiheit beharrt und sie anderen erhält.

Günter Johannsen | Do., 23. Februar 2023 - 11:37

"Es gibt m.E. einen großen Sieger der Weltkriege, die USA ... wurde in deren Zuge Europa verzwergt, ebenso das russische Zarenreich..."
Das ist für mich einer merkwürdig Sichtweise, die an der Wirklichkeit vorbei geht, Frau Sehrt-Irrek.
Aber ich weiß ja, wie man in der nach linX "gewandelten" SPD die Dinge jetzt sieht: diese Sicht der Geschichte (Geschichtsbegradigung und Amerikafeindlichkeit) ist der Unterwanderung der SPD durch die SED-Erben geschuldet! Hätte man doch seinerzeit auf Willi Brandt gehört: „Wer sich auf die kommunistische Einheitsfront einlässt, geht daran zugrunde!“
Die Anziehungskraft, durch Annäherung an die extrem-linke Ideologie schnell zur Macht zu kommen, war wohl doch zu groß?!
Nun ist es leider so gekommen: Denn wenn man sich auf die brachiale Gewalt von Antifa-Idymedia stützt, muss die Not groß sein. Es ist nur für in Panik geratene Verlierer typisch, dass sie genau in die Gefahr hineinlaufen, vor der sie eigentlich weglaufen wollten!