Cicero im Februar / Marco Wagner

Cicero im Februar - Pokerface

An die Formulierung des „Bundeskanzler Olaf Scholz“ hat man sich mittlerweile nach einem Jahr im Amt gewöhnt. Ebenso an seinen Regierungsstil des Durchlavierens. Lesen Sie in der Februar-Ausgabe des Cicero, welche Pläne hinter Scholz' Pokerface stecken.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Inzwischen ist er seit mehr als einem Jahr im Amt, und der Begriff „Bundeskanzler Olaf Scholz“ wirkt nicht mehr so befremdlich wie anfangs. Es ist auch nicht so, dass seine Vorgängerin schmerzlich vermisst würde, wie manche es prophezeit hatten. Vielmehr ist deutlich geworden, dass Angela Merkel ihrem früheren Finanzminister einen ziemlichen Scherbenhaufen hinterlassen hat (an dem er selbst freilich nicht ganz unbeteiligt war). Die von Scholz ausgerufene „Zeitenwende“ markiert denn auch eine Abkehr von Merkels sicherheits- und verteidigungspolitischen Durchwursteleien, die pragmatisch zu nennen sich zumindest in der Rückschau verbietet, weil Putin uns eines Schlechteren belehrt hat.

Der Kanzler hatte sich sein erstes Jahr als Regierungschef gewiss anders vorgestellt. Scholz ergeht es vielmehr wie dem britischen Premierminister Harold Macmillan, der auf die Frage, was die größte Herausforderung für einen Staatsmann sei, mit dem Satz antwortete: „Events, my dear boy, events!“

Der Plan hinterm Pokerface

Und so musste der deutsche Bundeskanzler am 24. Februar 2022 auf ein Ereignis reagieren, dessen Tragweite noch immer allenfalls in groben Umrissen absehbar ist. Seine drei Tage nach dem russischen Einfall in die Ukraine gehaltene „Zeitenwende“-­Rede war dann tatsächlich eine Demonstration von Entschlossenheit und Führungsverantwortung. Aber es waren eben auch nur Worte, denen Taten zu folgen hatten. Jedoch stand die Politik des Olaf Scholz von da an in seltsamem, mitunter geradezu aufreizendem Widerspruch zu seinem markigen Auftritt im Deutschen Bundestag. Viele Beobachter fühlten sich eher an das Durchlavieren der Altkanzlerin erinnert. Und auch beim Abgang der glücklosen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wirkte Scholz zuletzt nicht wie der Herr des Geschehens.

Hat der Mann mit dem ewigen Pokerface also überhaupt einen Plan? Was hat er mit Deutschland vor? Wie sieht er die Zukunft der Bundesrepublik in dieser „bösen neuen Welt“ (so der Titel einer Cicero-Ausgabe vom vergangenen Jahr)? Unser Autor Mathias Brodkorb, der das politische Geschäft aus eigener Erfahrung kennt, hat sich auf die Suche gemacht nach Spuren, aus denen sich (mit hoher Wahrscheinlichkeit) die politische Marschrichtung von Scholz ablesen lässt. Dass der Kanzler selbst sich dazu ausschweigt, gehört demnach zum System.

Weitere Themen im Heft:

  • Dit is Berlin: Berlin wählt. Aber auch ein neuer Senat steht vor einer dysfunktionalen Stadt. Es braucht dringend einen Neuanfang,
  • Minister in Weiß: Das deutsche Kliniksystem steht am Abgrund. Mit seiner Krankenhausreform muss Karl Lauterbach liefern.
  • Empörung und Neoliberalismus. Bernd Stegemann über woke Ideologie und die Logik des Kapitalismus.
     

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Albert Schultheis | Fr., 27. Januar 2023 - 14:27

"An die Formulierung des „Bundeskanzler Olaf Scholz“ hat man sich mittlerweile ... gewöhnt." - Nein, Herr Marguier, da irren Sie sich gewaltig, genauso wenig wie an die Formulierung "Bundespräsident Steinmeier"! Denn diese beiden Herren sind für viele Bürger eher die Verkörperung von wahlweise Korruption, Pflichtvergessenheit und Bruch des Amtseides. Dann schon eher "Cum-Ex-Scholz" und "Walter der Spalter". Und vielen Bürgern fällt auf, dass nicht "Putin uns eines Schlechteren belehrt hat.", sondern dass es unsere Freunde in Washington waren, die diesen Krieg vor 10 Jahren bereits angezettelt haben, weil sie "Russland aus der EU draußen und Deutschland am Boden halten wollen". Und im übrigen ist es ein offenes Geheimnis in den USA, dass natürlich Biden dafür gesorgt hat, dass Nordstream, unsere Nabelschnur für Industrie und Wohlstand zerstört wurde! Dass die amerikanische "Doomesday Clock" mittlerweile offiziell auf weige Sekunden vor Mitternacht zeigt, kümmert keine Sau mehr.

Vielleicht wären Sie so freundlich, werter Herr Schultheiss, und würden spezifizieren, wie viele sie mit den "Vielen" Bürgern meinen?

Auch wäre es schön, zu wissen, woher Ihre Information stammt: Selbst werden Sie wohl kaum nachgezählt haben, und dieses Forum oder andere Medien, in denen Ihnen ideologisch verwandte Foristen sich sonst so "schlau machen", sind sicher höchsten für die Meinung der in DE glücklicherweise relativ schwachen rechten Szene repräsentativ.

Das gilt übrigens für Ihren letzten Teil ihrer Behauptung noch weitaus mehr, als für Ihre Einschätzung der Beliebtheit Schulzens oder Steinmeiers.

Dass plötzlich "viele Bürger" den USA statt Russland am Überfall auf die Ukraine die Verantwortung geben, hofft vielleicht noch der von Ihnen so geschätzte Faschist Bernd Hoecke. Aber selbst in der AfD wird sich mancher schwer tun, solchen - Verzeihung - Unfug Glauben zu schenken.

Na dann, bis zu den nächsten Wahlen mit vielen Stimmen für ??????

Ich zum Beispiel bin einer davon, der es genau so sieht und das werter Herr Lenz, nicht wegen des H. Höcke sondern trotz eines H. Höcke und der AfD.
Und noch eine Bemerkung zu U Krieg, nachzulesen unter mdr Thüringen.
75% der Thüringer lehnen Lt. Umfrage die Panzerlieferungen ab. Wenn nach ihrer Lesart die Linkspartei „demokratisiert“ ist, und die AfD als stärkste Kraft 25% auf sich vereint, was ist denn da mit dem verbleibenden „Rest“ von 50% der „Gegner“? Alles Nazis? Ich wünschte Ihnen die Erfahrungen aus 35 Jahren Leben in der DDR….. Dann würden Sie manches verstehen.

sparen sie sich ihr Geschwurbel, sie wissen doch gar nicht um was es geht.
Bevor Sie von anderen Begründungen für geschriebenes verlangen,
Begründen Sie erst mal wie Sie zu der Behauptung kommen Herr A. Schultheis
schätzt Bernd Hoecke! Wer hat Ihnen das verraten , Kai Hügle? Pech, der weiß es auch nicht, behaupte ich, ohne Bedründung. Aus den Mainstreammedien?
Aus denen Sie ihre Informationen beziehen. können Sie es auch nicht haben, Begründung, die kennen A. Sch. nicht.

Apropos! Ihnen was zu begründen! Was sollte das bringen? Sie würden es doch nicht verstehen, dass käme ja dem Sprichwort gleich: Perlen vor die Säue schmeisen.
Schönes Wochenende, Gutester

Ernst-Günther Konrad | Fr., 27. Januar 2023 - 14:31

"Hat der Mann überhaupt einen Plan?" Ich sage rundheraus <Nein>. Den hatte er als Finanzminister nicht und schon gar nicht jetzt. Mag er beim Thema Waffenlieferungen durchaus meine Zustimmung und mein Verständnis haben, so aber bei den vielen anderen ebenfalls unsere Existenz bedrohenden Themen nicht. Für mich wurstelt er sich genauso durch, wie Merkel es getan hatte. Die konnte noch das allermeiste mit dem Scheckbuch erledigen und mit Hinterzimmer Diplomatie, sicher gerne auch mit unausgesprochener Erpressung des ein oder anderen Staates. Nur haben sich die Zeiten geändert, es sind auch andere Regierungen am Werk und den sog. Bonus als "mächtigste" Frau der Welt hat er nicht. Fairerweise muss ich beim Thema UA-Krieg Scholz schonen, das haben einige kommen sehen und andere eben nicht. Jetzt im Nachgang den Besserwisser zu geben, mache ich nicht. Aber dieser Mann hätte eigentlich gar nicht ins Amt gehört vor dem Hintergrund seiner kriminellen Verstrickungen und Versagen beim G 20 Gipfel.

Gabriele Bondzio | Fr., 27. Januar 2023 - 15:39

Wäre mal lieber bei seinem US-Besuch etwas
markiger gegenüber Biden aufgetreten.
Oder bei der Ramstein-Krisensitzung mit Lloyd Austin.

So spielt er mit beim irren Spiel der USA, alle roten Linien zu überschreiten. "Das gefährliche Spiel mit roten Linien in der Ukraine" (TP)

Was kann schlimmer sein, als seiner Nation einen solchen Bärendienst zu erweisen?

Sabine Lehmann | Sa., 28. Januar 2023 - 22:42

Oder besser gesagt: ganz Arme! Die Assoziation drängt sich auf, aber ihr fehlt irgendwie der Charme. Man stelle sich vor, ein M. Olearius und O. Scholz sitzen am Tisch eines kleinen italienischen Restaurants, Olearius beugt sich zu seinem Bodyguard herüber und flüstert ihm ins Ohr:
„Ääh, lasse es aussehe wie eine Umpfall.“
Die deutsche Variante war sicher anders. Olaf übt zu Hause vor dem Spiegel im Schlafzimmer seine Presseerklärung, versucht dabei so schlumpfig dreinzuschauen wie immer und fragt, ohne rot zu werden, seine beste Ehefrau von allen: „Wie soll ich das jetzt abbinden?“ Dann wird in der Maske noch schnell die Nase retuschiert, weil man kennt das Problem ja von Pinocchio……dann Auftritt Presse, Schnitt, alles schläft, Olaf auch, die Republik im Dunkeln, der Plebs sediert, die Hauptstadtjournalisten tun was sie am besten können: Nix. Und morgen dann The Same Procedure as every day…….