Andrea Nahles übernimmt zum 1. August den Vorstandsvorsitz der Bundesagentur für Arbeit / Thomas Dashuber

Andrea Nahles - Die Arbeiterin

Ab heute führt die frühere SPD-Vorsitzende Andrea Nahles die Bundesagentur für Arbeit. Die Personalie ist deutlich mehr als ein Versorgungsposten unter Genossen. Als Partei- und Fraktionsvorsitzende ist sie gescheitert, für ihre neue Aufgabe könnte sie genau die richtige Person sein.

Autoreninfo

Anja Maier ist
Journalistin bei
die-korrespondenten.de und war lange bei der taz.

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Wenn Andrea Nahles heute, am 1. August, ihr Amt als Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit antritt, ist ihr die öffentliche Aufmerksamkeit gewiss. Die 52-jährige Frau aus der Eifel ist nicht nur habituell keine typische Behördenchefin. Sie ist auch eine Gefallene und Wiederauferstandene. Noch dazu eine, die als frühere Bundesministerin weiß, wie Arbeit organisiert und verwaltet werden muss. Von einem Versorgungsposten für eine Inventarpolitikerin kann also nicht die Rede sein. Wohl aber vom Neubeginn nach einer Phase der vertieften Selbsterkenntnis.

Vor drei Jahren hat Andrea Nahles sich bei laufendem Betrieb aus dem politischen Berlin zurückgezogen. Die Fallhöhe war enorm: von der Partei- und Fraktionsvorsitzenden zur Privatperson. Ihr Abgang im Jahr 2019 markierte damals nicht nur einen Tiefpunkt im Umgang der Genossinnen und Genossen untereinander. Sondern auch in der würgenden Zusammenarbeit der Großen Koalition unter Angela Merkel. Nahles’ Rückzug zeigte, wie hoch der Preis sein kann, wenn ein Mensch verstanden hat, dass er sich und anderen eher schadet als nützt.

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 1. August 2022 - 17:01

Die erste Bewährungsprobe für Andrea Nahles ist schon bald zu erwarten: wie erklärt sie ihrer Mitarbeiterschaft, dass künftig Geduld mit nicht ausgeprägt leistungsbereiten Antragstellern erste Bürger(Geld)-Pflicht ist ? Die Fluktuationsrate dürfte ansteigen. Und Vermittlungsaufträge der Flughäfen, Gastrobetriebe und Handwerker gegen Null tendieren.

ingo Frank | Mo., 1. August 2022 - 17:11

Wenn ich Lehrer wäre, würde ich sagen: Inhalt 1;
Ausdruck ….. na ja 3 minus.
Nein Spaß bei Seite, das hat mir an Ihr als Sozi gefallen, ihre Gedanken klar formuliert, aber nicht einseitig gepolt und vor allem hat sie sich abgehoben von der Altherrenriege insbesondere von Mr. 100%. Ich wünsche ihr eine glückliche Hand und ohne die Leine der jetzige SPD wird sie frischen Wind bringen. Vielleicht reicht ihre Macht so weit, das bedingungslose Grundeinkommen für alle weitestgehend zu verhindern. Leistung muß sich lohnen. Wer für die Allgemeinheit nichts leistet, kann keine Leistung erwarten. Natürlich sind da Ausnahmen möglich aber keine Verteilung mit der Gießkanne.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Fritz Elvers | Mo., 1. August 2022 - 23:47

Antwort auf von ingo Frank

Das geplante leistungslose Grundeinkommen ist doch identisch mit Harz4, oder? Jedenfalls wird die Arbeitsagentur demnächst sehr viel zu tun haben, kein Gas, weil komischerweise noch immer die Verdichterstation nicht in Russland ist und niemand fährt hin, um zu checken, was los ist.
Wir brauchen einen Mechanismus, der pure Faulheit wirkungsvoll sanktioniert. Die bodenstämmige Andrea könnte sich da was einfallen lassen. Von ihrer Partei wurde sie weggemobbt. Das war ein sehr interessanter Vorgang. Ich habe mir eigentlich nie großartig überlegen müssen, was ich wählen sollte, aber das ist leider vorbei und kommt wohl auch nicht wieder. Andrea Nahles jedenfalls ist für diesen Posten alternativlos, wie Merkel sagen würde. Sie ist aber weisungsgebunden, jedoch mit Spielräumen. Hubertus Heil ist da jedenfalls noch ein guter Partner,

Jens Dr. med. Schuster | Mo., 1. August 2022 - 18:35

Was die Autorin in Ihrem Beitrag zu erwähnen vergißt bzw. weglässt bzw. unterschlägt ist Folgendes: Frau Nahles ist eine Gewerkschafts- und Parteiefunktionärin ohne jegliche Berufsbiographie. Aber ja, das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Berufswunsch: " Hausfrau oder Bundeskanzlerin" (Quelle: Wikipedia).
Jeder mensch ist in seiner Überzeugung frei, darf "links" und "katholisch" sein. In der Person von Frau Nahles eben beides. Beide Überzeugungen stellen den Glauben in den Fokus. Glauben an die Möglichkeit, den Menschen zu seinem Glück zwingen zu können (schlimmer: zu dürfen!) und zu einem "besseren" Menschen zu erziehen. Ich habe Sozialismus 1.0 aus allernächster Nähe erlebt und befürchte in der jetzigen Entwicklung, zu meinem Lebzeiten noch die schleichende Etablierung des Sozialismus 2.0 konstatieren zu müssen...
Als Vorstandsvorsitzende einer Behörde mit dem größten Budget der gesamten Staatsapparats sehe ich keinerlei fachliche Qualifikation, nur politischen "Willen" und "Glauben"

Dr.Andreas Oltmann | Mo., 1. August 2022 - 21:28

Ja, ich bin voreingenommen bei diesem Namen.
Deshalb habe ich mich vor Lesen des Artikels über Frau Anja Maier versucht, zu informieren. Sie hat 30 Jahre bei der TAZ „gedient“ und seit 2020 wohl überwiegend fürTAZ, Zeit, Frankfurter Rundschau und Weserkurier geschrieben, also eher auf dem linken Spektrum. Bestens verwandelt mit der Bundespressekonferenz und den letzten 16 Jahren.
Frau Nahles ist mir als jemand in Erinnerung, der laut, zu laut und zu emotional in der Politik unterwegs war („sonst gibts was auf die Fresse“ stammt wohl von ihr). Und als Jusovorsitzende habe ich sie genauso in Erinnerung.
Dass sie die vergangenen 2 Jahre die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation geleitet hat, habe ich nicht bemerkt. Aber hört sich nach ordentlichem Gehalt an. Berufliche oder sonstige Qualifikation? Nichts bekannt. Ob sie nur Sprüche klopfen kann oder etwas auf dem Kasten hat USS sich noch zeigen. Sehr, sehr wohlwollender Artikel. Kein Versorgungsposten?? Dann weiß ich’s auch nicht.

B. Mayer | Di., 2. August 2022 - 08:01

Was soll der Jubel?

Das Cheffe der Arbeitslosenverwaltung hat das Auszulöffeln was die Politik Einbrockt.

Sabine Lehmann | Di., 2. August 2022 - 09:43

Dass Nahles so ziemlich alle Projekte und Aufgaben Ihrer sogenannten Karriere in den Sand gesetzt hat, scheint bei einigen Leuten im Kurz- und Langzeitgedächtnis verloren gegangen zu sein, schon erstaunlich. Aber Totgeglaubte leben ja bekanntlich länger.

Joachim Kopic | Di., 2. August 2022 - 09:47

Vielleicht mal in der Art "Hey, ihr habt das Geld gestohlen, gebt es wieder her ... sonst wird euch ne Wahl einholen und dann wird es schweeer"
Joke zum Morgen

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 2. August 2022 - 10:22

Artikel über eine der wichtigsten Frauen der SPD.
Danke! Das ist wichtig für mich, denn ich kenne Frau Nahles überhaupt nicht oder um es blamabler für mich auszudrücken, ich habe sie schlicht nicht zur Kenntnis genommen früher.
Das lag auch am "Dreigestirn" der SPD in meiner Generation, Thomas Oppermann (RIP), Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel.
Vor allem Gabriel und Nahles würde ich nicht zu weit auseinanderdividieren.
Nahles ist Akademikerin, aber breit besser beschrieben als Arbeiterin.
Sie wurde geboren in einer Zeit, in der das Herkommen noch stärker prägte, allerdings nicht mehr nur den Ausschlag gab.
Die Vergesellschaftung, Bildungsoffensive und Globalisierung lassen das mehr und mehr schwinden. Gut so.
Der Artikel beschreibt daher den Weg von Nahles sehr gut, sagt aber noch nichts über den dann weiteren aus.
Ich erwarte mir sehr viel von ihr, jetzt für die Gesellschaft.
Sie hat mir gefehlt...
Wir werden wenig über die Fehler anderer hören, ihr zweiter Name ist Loyalität

Gisela Zabka | Di., 2. August 2022 - 11:19

Bevor Andrea Nahles ihren neuen Job antritt, sollte sie die NDR-Reportage „Alles auf Kosten der Steuerzahler“ von Rita Knobel-Ulrich gesehen haben, es geht um, genau: die zum Teil sinnlosen Aktivitäten der Bundesagentur für Arbeit, um diesen 105.000-Mitarbeiter-Koloss, die ARD liefert einen Appetizer: „...Es werden Berufsfelder angeboten, für die es auf dem Arbeitsmarkt gar keinen Bedarf gibt. Ein Experte der Branche kommt zu der vernichtenden Erkenntnis: ,Berufe wie Integrationsmanager sind Erfindungen der Bildungsträger, sie könnten das Ganze auch Kaiser von China nennen.‘ Doch das Geschäftsmodell funktioniert. Jährlich vergibt die Bundesagentur für Arbeit mehrere Milliarden auch an Bildungsträger mit fragwürdigen Angeboten.“
Genau vier Milliarden, Knobel-Ulrich zeigt, wie das in der Praxis aussieht. Da wird z.B. eine iranische Hebamme, eine dringend benötigte Fachkraft also, für 10.000 Euro zur Integrationsmanagerin umgeschult. Und keiner kann sagen, was genau das ist.

Tomas Poth | Di., 2. August 2022 - 17:57

Gilt in der BfA ab nun -"Jetzt gibt es was auf die Fresse"-, und wenn ja wem werden die Maulschellen verpasst?
Schau´n mer mal was uns das so bringt? Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber auch die stirbt.
RotGrüne Politik führt nur ins Desaster.