Asterix und der Greif - neuer Asterix
Blick in den neuen Asterix-Band „Asterix und der Greif“ / dpa

Neuer Band: Asterix und der Greif - Krieg ist Frauensache

Der fünfte Asterix-Band aus der Feder der jungen Goscinny- und Uderzo-Adepten Jean-Yves Ferri und Didier Conrad bricht mit einer Tradition. Bislang waren alle lebendigen Leibes vom Schlachtfeld gegangen. Diesmal aber müssen etliche römische Legionäre dran glauben. Sind es die Zeitläufte, die auch auf die Abenteuer unserer Lieblingsgallier einen Schatten werfen?

Michael Sommer

Autoreninfo

Michael Sommer lehrt an der Universität Oldenburg Alte Geschichte und moderiert gemeinsam mit dem Evolutionsbiologen Axel Meyer den Cicero-Wissenschafts-Podcast

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„Leider verstehen die Römer nur eine Sprache, die des Krieges! Und Krieg ist nun mal Frauensache!“ Mit diesen Worten gibt die Amazone Matrjoschkowa Asterix zu verstehen, was sie von seinem Plan hält, die Offensive der Römer mit „gallischer Diplomatie“ zu kontern: nämlich nichts. Damit sind die Themen des neuesten, des 39. Asterix-Bandes gesetzt: Krieg und die holde Weiblichkeit. Traditionell ist jedes zweite Heft ein Reiseabenteuer, und so werden Asterix, Obelix und Miraculix auch diesmal in die Fremde geschickt.

Im Land der Samaten, das Schauplatz der Geschichte ist, herrscht ewiger Winter. Die Bewohner bauen schaurige Götzenbilder, sprechen ein merkwürdiges Idiom mit genuscheltem E, leben in Holzhütten – und praktizieren das Matriarchat. Während die Männer das Haus hüten und dort allen möglichen Verrichtungen nachgehen, sind ihre Frauen als wilde Amazonen für die Kriegsführung zuständig. Dieses Geschäft erledigen sie mit bewundernswerter Effizienz, allerdings buchstäblich mit dem Holzhammer.

Dunkleres Timbre als die Klassiker

Der fünfte Asterix-Band aus der Feder der jungen Goscinny- und Uderzo-Adepten Jean-Yves Ferri und Didier Conrad bricht mit einer geheiligten Tradition der Reihe: Normalerweise geht es bei den Raufereien zwischen Galliern und Römern zünftig zur Sache, aber am Ende verlassen alle lebendigen Leibes das Schlachtfeld. Diesmal müssen etliche römische Legionäre dran glauben, als Obelix einen riesigen Felsbrocken gegen die Brücke schleudert, auf der sie gerade einen eisigen Fluss überqueren. Sind es die Zeitläufte, die auch auf die Abenteuer unserer Lieblingsgallier einen düsteren Schatten werfen? Oder meinen die Heftmacher, angesichts der mit ihren Helden gereiften Leserschaft die kathartische Harmlosigkeit der Gewalt, die einst Goscinny und Uderzo zur Signatur von Asterix gemacht hatten, ad acta legen zu können?

Dazu passt jedenfalls, dass „Asterix und der Greif“, wie alle von dem neuen Duo verantworteten Hefte, auch optisch ein dunkleres Timbre hat als die Klassiker. Zeichner Didier operiert gleichwohl auf Augenhöhe mit dem Gründervater Uderzo. Den verwegenen Plan, eine Invasionsstreitmacht ins Land der Sarmaten zu schicken, fassen die Römer, weil Cäsar den sagenhaften Greif nach Rom schaffen lassen will. Angeführt wird das Himmelfahrtskommando von dem konfusen Geographen Globulus, dem simpel gestrickten Gladiator Ausdimaus und dem heillos überforderten Zenturio Brudercus.

Evidenzbasiertes contra Verschwörungstheorien

Globulus, der das Antlitz von Michel Houellebecq trägt und streng evidenzbasiert denkt, streitet sich mit dem abergläubischen Gladiator, während im Heer Verschwörungstheorien kursieren, die der grüngesichtige Legionär Fakenius in die Welt setzt. Die Konstellation ist durchaus vielversprechend, aber man fragt sich angesichts mancher doch eher müder Wortwitze, was wohl der große Goscinny und die nicht minder große, kongeniale Übersetzerin Gudrun Penndorf aus ihr herausgeholt hätten.

Überhaupt die Übersetzung. Das gleich zu Beginn auf der Karte als „Barbaricum“ markierte Land der Sarmaten mit seinen tief verschneiten Wäldern, durch das die Wölfe rudelweise streifen, ist natürlich Mütterchen Russland. Das wird dem Leser spätestens klar, wenn ihm die Amazonen namentlich vorgestellt werden: Kalaschnikowa und eben Matrjoschkowa. Der mit Miraculix befreundete Schamane heißt Terrine, der Mann, der aus gegorener Stutenmilch Käse fabriziert, Margarine. Auch die Onomastik stellt also den bekannten Kosmos auf den Kopf: Namen, die auf „-ine“ enden, tragen im gallischen Dorf die Gattinnen unserer Helden wie die First Lady Gutemine. Der Witz funktioniert allerdings nur, wenn man weiß, dass im Französischen viele russische Namen ebenfalls auf „-ine“ enden: Vladimir Poutine heißt bei unseren Nachbarn der Zar im Kreml.

Asterix und das unvermeindliche Festmahl

Asterix hatte immer schon auch politische Botschaften im Gepäck. Als die Pickelhauben tragenden Westgoten 1963 im Osten ihr Unwesen trieben, wirkten noch die Ressentiments der deutsch-französischen Erbfeindschaft nach. Später waren die unternehmungslustigen Helden Asterix und Obelix Handlungsreisende in Sachen Völkerverständigung. Mit dem Feminismus musste sich Asterix gleich mehrfach herumschlagen.

Was wollen uns Ferri und Conrad jetzt mit ihrer Russland-Geschichte sagen? Dass früher oder später jeder Versuch westlicher Mächte, den russischen Bären zu zähmen, in der Weite der Tundra steckenbleibt? Oder dass die Zukunft einer franko-russischen Liaison gehört, wie sie Obelix anzubahnen scheint, als er der Amazone Kalaschnikowa zum Abschied einen Zettel mit seiner Adresse in die Hand drückt? Am Ende, soviel sei verraten, dürfen unsere Gallier das unvermeidliche Festmahl feiern. Römer mögen ertrinken und die Piraten diesmal ungeschoren davonkommen, manche Asterix-Tradition ist so heilig, dass auch Ferri und Conrad daran nicht rütteln können.

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Gerhard Lenz | Fr., 22. Oktober 2021 - 13:40

Vielleicht wollen sie einfach nur gut unterhalten, und haben ein wenig politische Gegenwart einbezogen. Daraus gleich irgendwelche Botschaften herauszulesen, geht mir allerdings zu weit.

Aber zweifellos werden die stadtbekannten, dauerempörten Widerständler in diesem Forum Asterix, Obelix, Idefix und wahrscheinlich auch ein paar Hinkelsteine als Verbündete der rot-grünen Weltverschwörung identifizieren. Naheliegend wäre es auch, irgendwelche Umtriebe der SED darin zu erkennen - was so manchem Foristen garantiert bereits aufgefallen ist.
Auf jeden haben sichtbar "Genderwahn" und "Political Correctness" jetzt auch den neusten Asterix-Band als schnödes Manipulationsinstrument der Mainstreammedien entlarvt.
Krieg Frauensache? Soweit kommt's noch. Da können doch nur die Grünen oder Frau Merkelix dahinterstecken!

Wo sich doch die Widerständler hier manchmal wie die Bewohner eben dieses letzten gallischen Dorfes fühlen, das noch nicht von Demokraten.. pardon.. Römern erobert wurde...

Robert Merle hat in seinen letzten 15 Jahre in der Nationalbibliothek Paris verbrachte, wo eine Art Tagebuch, Buch der Rechenschaft - Aufzeichnungen vom Leben einer hugenottischen Adelsfamilie Siorac aus dem Perigord.

Die Aufklärung bzw. die Überraschung für den Schriftsteller war, dass die feinen Damen der hohen Gesellschaft die Fäden für Diplomatie, Krieg & Frieden zogen.
Und eins steht fest. In keinster Weise sind Frauen friedvoller wie Männer.

Der einzige Unterschied f.m.p.:
bei Männer rutschen die Zellen öfterer nach unten in den Genitalbereich, was wiederum Frauen gerne für ihre Weise für sich ausnutzen.
Und nächstes Problem:
Männer können nicht zwei was zur gleichen Zeit machen ;-
Und glauben Sie mir, grüne Frauen gab es damals gar nicht.

PS: Herr R. Merle war in der kommunistischen Partei & trotzdem fand ich seine Werke ?
(Geschütze Männer oder ein vernunftbegabtes Tier )

Herr Lenz, das sind ja ganz neue Töne (wenn auch nur lustig verpackt), aber immerhin.

Ich konnte an der einen oder anderen Stelle schmunzeln und das ist gut so.

Behalten Sie ruhig diese humorvolle Schreibweise bei.
Das hebt m. E. das Forum.

Wir schreiben hier ja entweder sachlich, oder humorvoll (wobei mir besonders Frau Hein u. Herr Muhlack als äußert begabt aufgefallen sind).

Da haben Sie wirklich einmal recht, Herr Lenz, denn die Mehrheit unserer Medien ist längst zum Lager Cäsars und Neros übergelaufen, und da ist es eben schön, dass man wenigstens ab und zu aus der journalistisch-imperialen Einheitssauce herauskommt, auch wenn diese zur Zeit nicht braun, sondern dezidiert grün ist. Immer die gleiche grüne Vegi-Sauce! Da ist ein frisch gegrilltes Wildschwein von Obelix doch eine andere Sache! (Zumindest in der Phantasie; in Wahrheit gibt es bei uns alten Galliern da auch einige Schwierigkeiten.)

Mit meinen in England lebenden Enkelinnen zeichne ich manchmal Asterix-Figuren nach Vorlagen; wir vergleichen per Skype, und durch Abstimmung wird der Sieger ermittelt.

Auch in einem alten weißen Mann steckt halt immer noch ein Kind, das will spielen.

Rob Schuberth | Fr., 22. Oktober 2021 - 13:53

Und ich finde das gelinde gesagt schexxxx!
Tote haben m. E. in einem Asterix-Heft nichts verloren.
Das auch deren Frauen sehr wehrhaft sind ist ja ein alter Hut.

Groß geworden mit diesen tollen Comics fällt mir der Satz ein:"Es ist eben nicht alles Neue immer auch besser".

Das gilt auch für das neue Layout des Cicero u. dieses Forums.

Zeigt endlich wieder die Anzahl der Komm. zu einem Artikel u. lasst mehr als 1 x antworten zu.

Wer das auch so sieht den bitte ich darum das hier entspr. zu kommentieren.

Danke, gerade auch für die Unterstützer der letzten beiden Tage.

Martin Falter | Fr., 22. Oktober 2021 - 15:26

Zeitgeist her, aber Tote gehören in kein Asterix Heft. Das schöne am Zeitgeist ist ja, dass er wandelbar ist und wer weiß, was dann kommt.
In 20 Jahren werden sie über unseren Zeitgeist lachen oder sich wundern.
Also alles nicht so ernst nehmen .......

Bernd Muhlack | Fr., 22. Oktober 2021 - 17:05

Wie sagt man?
Wenn es am Schönsten ist, sollte man aufhören!

Unter den Altmeistern Uderzo et Goscinny wurden gegen Ende ihres Schaffens die Hefte zusehends schlechter.
Man wird eben älter - auch als Leser der inzwischen etwas vergilbten tollen alten Hefte!

Der mMn beste Spruch aus allen Heften?
Eindeutig: Methusalix!
"Das Geschenk Cäsars -?"
"Ich habe nichts gegen Fremde, einige meiner besten Freunde sind Fremde.
Aber diese Fremden sind nicht von hier!"
????

Nein, das neue Heft habe ich noch nicht; demnächst.
Amazonen?
Sind das nicht diese Kriegerinnen aus der griech. Mythologie?
Immerhin gab es in Deutschland die so genannten Trümmerfrauen - jedes Volk hat seine Heldinnen!

Ja, die Asterix-Hefte waren, sind zeitlos.
So manchen Witz, Pointe versteht, entdeckt erst viel später - wie auch Obelix!
Vgl. Asterix bei den Goten:
Obelix guckt verdutzt - im nächsten Bild fängt er an zu Lachen: "Er ist entfesselt! Das hab erst jetzt kapiert!" - er lacht über zwei Seiten!

ein Highlight!

Sabine Lehmann | Sa., 23. Oktober 2021 - 07:47

Jetzt muss also auch noch Asterix dran glauben. Auf Biegen und Brechen muss sich der Gender- und Paritätswahnsinn bis in die letzte Ecke der Kultur doch durchsetzen lassen. Ich bin sicher, dieser K(r)ampf ist noch lange nicht geschlagen, da ist noch Luft (nach unten).
Ich warte jetzt nur noch auf die gegenderte Version der Scharia;-)

Jochen Rollwagen | Sa., 23. Oktober 2021 - 08:55

James Bond wurde bereits von den Gender-wahnsinnigen um die Ecke gebracht (Herrn Craig geht es aber hervorragend mit den 50 millionen Pfund, die er dafür abgegriffen hat). Will nur keiner sehen. Der größte Flop in der Geschichte der Bond-Filme.

Jetzt ist also Asterix dran.

Diese Irren machen vor nichts halt.

Blöderweise sind James Bond und Asterix nicht die Realität. Wie die Gendersternchen an selbiger krachend scheitern: demnächst im deutschen Komödienstadel zu sehen.

Thorwald Franke | So., 24. Oktober 2021 - 00:34

Dass Legionäre versterben scheint zu stimmen, allerdings sieht man sie nicht tot daliegen, sondern sie werden einfach vom Fluss weggeschwemmt. Einer von ihnen heißt Sagleiseservus :-)

Einer der running gags ist der Legionär Fakenius, der in Anspielung an "Streit um Asterix" mit grünem Gesicht gezeichnet ist und seine schrägen Theorien ganz wie im Internet verbreitet.

Die Sarmaten gab's wirklich, mehr dazu bei Herodot oder bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Sarmaten