- Abzocke am Feinsten
Jetzt kommen sie wieder, die vorweihnachtlichen „Gourmet-Sortiments“ in den Regalen. Unseren Genusskolumnisten lässt das kalt. Aber über das Gewese, das in diesem Zusammenhang mit Salz veranstaltet wird, regt er sich dann doch ein bisschen auf.
In Geschäften und Supermärkten weihnachtet es heftig. Genretypische Süßwaren werden bereits seit einigen Wochen flächendeckend feilgeboten. In Kürze folgen dann die vermeintlich „edleren“ oder gar „festlichen“ Sondersortimente bei den großen Ketten, die dann – mit jeweils einheitlichem Verpackungsstyling versehen – angeboten werden. Unter Markennamen wie „Gourmet“, „Best Moments“ oder „Excellence“ werden Produkte präsentiert, die es zwar auch in anderen Jahreszeiten gibt, aber jetzt mit einer Art Corporate Identity ausgestattet werden – und auch ein entsprechendes Preisniveau aufweisen. So ziemlich alles kann auf diese Weise gelabelt werden: Schinken, Öl, Käse, Pasta, Soßen, Käse – und auch Salz.
Eldorado der Rosstäuscher
Ja, Salz! Also eines der profansten und auch wichtigsten Grundnahrungsstoffe überhaupt. Denn die Zeiten, in denen dieser lebenswichtige Stoff mit Gold aufgewogen oder gar zum Gegenstand kriegerischer Auseinandersetzungen wurde, sind lange vorbei. Ein Riesengewese wird in gewissen Kreisen dennoch um diesen Grundstoff gemacht. Es wird getarnt, getäuscht, geschwätzt und rumposiert, um entweder Konsumenten absurd viel Geld aus der Tasche zu ziehen oder als Demonstration des eigenen, vermeintlich besonders exquisiten Geschmacks. Da ist dann von „Himalaya-Salz“ die Rede – das so gut wie nie aus dem Himalaya kommt und dem sogar vollkommen abwegige gesundheitsfördernde Wirkungen angedichtet werden. Oder von „Urmeer-Salz“ – obwohl auch das billigste Tafelsalz letztendlich aus dem Urmeer stammt. Da wird mit Farben gespielt und was von Mineralien gefaselt, obwohl es sich dabei – etwa beim Rosa vom „Himalaya-Salz“ oder bei den schwarzen Bröckchen beim „Vulkan-Salz – lediglich um eine Art unschädlicher Verunreinigungen durch Kohlenstoffe oder Eisenoxide handelt.
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Was für ein herzerfrischender Kommentar. Besonders erheiternd finde ich die Stelle mit den Einhörnern auf dem stillen Örtchen. Man kann ja, wenn man will, auch komplett verkitschen. Nicht, dass mir das nicht auch schon passiert wäre, aber zur Lebensphilosophie sollte es nicht gehören. Obwohl mir auffällt, der Trend zur Infantilität und Banalität hat in der Gesellschaft zugenommen, mag ja auch an Bildungskonzepten liegen wie z.B. „Schreiben nach Gehör“. Nicht, dass noch jemand nach Rechtschreibregeln lernt;-) Gibt‘s alles in unserer Rosamunde-Pilcher-Republik. Aber ich schweife schon wieder ab.
Im übrigen fing bei uns die Vorweihnachtszeit mit all ihren kulinarischen Exzessen schon an meinem Geburtstag an. Dieser ist im August, und es war noch Sommer! Da lagen im Supermarkt schon die Lebkuchen im Regal. Da war ich sprachlos. Obwohl, ich gestehe, sich doch gestern eine Packung Dominosteine in meinen Einkaufswagen verirrt hatte. Wer die wohl da rein gelegt hat ;)
.. der weiß nicht wie wohltuend, hilfreich eine NaCl-Infusion sein kann!
Wenn die Pflegefachkräfte auf der Station jedoch qua wohl ständiger Überforderung NaCL mit NaOH verwechseln, kann es kritisch werden!
Lassen wir das besser.
Hier in Nähe ist ein Salzbergwerk - dessen Besuch
war früher mit Klein-Tochtern/Fruchtzwergen ein must have!
Als Schalke-Fan sang ich gedanklich immer GLÜCKAUF => bloß raus hier!
Doch, sehr bemerkenswert - wie auch Bad Reichenhall!
NaCL ist bekanntlich hygroskopisch.
Der Normalbürger kann mit Reiskörnern in dem Salzstreuer Abhilfe schaffen.
Auch Tropfsteinhöhlen sind sehenswert.
Das ist zwar weniger Salz, eher Kalk.
Diese Stalagmiten und Stalaktiten ...
"Also die "miten" kommen mitten aus der Erde und die "titen" sind bekanntlich höher."
So die damalige, einprägsame Erklärung einer Lehrerin(!)
Herr Balcerowiak, ich vermisse ihre Zutatenliste!
Für 4 Personen benötigt man ... Salz?
Schönes Wochenende allerseits!
... und Schalke hat gestern gewonnen!
GLÜCKAUF!
Denn die hier getätigten Aussagen entlasten mich ungemein;)Weil jedes Mal, wenn ich zum Trichter greife um das billigste Päckchen Jodsalz von AL..&Co. in meine gelbe Bad Reichenhaller-Dose umzufüllen komme ich mir vor wie eine Hochstaplerin;-)! Trotzdem brachte ich für meine Blumen-Sitterin u.a. so zwei nett aussehende Säckchen auf Mallorca in Handarbeit gewonnenes Sal Marina als landestypische Spezialität mit. Und was soll ich sagen, es machte auch bei ihr den von mir gewünschten Eindruck;) Auch bei den zumindest von mir persönlich nicht unterscheidbaren Mineralwässern zu 0,25€ vom Erbeskopf bis hin zu den sauteuren Gourmet-Versionen in Designerflaschen kommt es wohl doch auf die richtige marketing-Strategie an. Den Rest übernimmt dann der Placebo-Effekt. MfG
. . . für den interessanten Artikel, habe wieder etwas dazu gelernt.
Und, ja, ich kaufe das gewöhnlichste Salz, was ich im Supermarkt finden kann, meist das für 19 ct pro 500 g. Nur für meine Gewürzmühle nehme ich das grobkörnige, aber nur wegen der Mühle und nicht wegen des Geschmacks.
Vielen Dank und einen schönen Sonntag.
genauso formuliert, Herr Lagerfeld.
"Die Menschen sind so einfältig und hängen so sehr vom Eindrucke des Augenblickes ab, daß einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen läßt."
Niccolò Machiavelli
Es gibt ja so einige Salzsorten die in der Liga des Fleur de Sel spielen.
Die Liste das bürgerliche Milieu durchaus als sehr dekadent bezeichnen würde, wäre sehr lang
Diese Weltraumflüge wären auch dabei.
Ich hoffe meine Kinder u. Enkel werde die Zeit wenn den wenigen dort oben an der Spitze, die das meiste für sich zusammen gerafft (u. zusätzlich auch noch uns allen gestohlen) haben, nicht erleben müssen.
Denn das wird m. E. wie zur Zeit der französisch Revolution ablaufen.
Die Zahl der Superreichen, die sich bereits eine Insel als Exil gekauft u. haben ausgebaut lassen, steigt stetig an.
Ein untrügliches Zeichen für das Ende.
Guten Appetit.
Übrigens reicht normales Jodsalz (der Norden gilt als Mangelgebiet) vollkommen aus.
der mit den meisten, vom Marketing getragenen, Halb- und Unwahrheiten aufräumt. Zu erwähnen wäre vielleicht noch das völlig absurde Mindesthaltbarkeitsdatum auf Salzpackungen, die den Millionen Jahre alten Stoff auf zwei bis drei zusätzliche Jahre limitieren, ein Paradebeispiel für Volksverdummung.