Radikalste Form der Verschleierung: Burka-Trägerin in Afghanistan. / dpa

Frauenbild in Afghanistan - Wieso ich von Ehrenmord spreche

In Berlin haben zwei junge Männer aus Afghanistan ihre Schwester umgebracht. Linke-Integrationssenatorin Elke Breitenbach lehnt dafür die Bezeichnung Ehrenmord ab. Hier widerspricht ihr ein junger Deutsch-Afghane vehement.

Autoreninfo

Massud Reza studierte an der Universität Oldenburg Sozialwissenschaften und Philosophie und arbeitet als Bildungsreferent in der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin.

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Zwei aus Afghanistan geflüchtete Brüder im Alter von Anfang und Mitte 20 haben in Berlin einen bestialischen Mord an der eigenen Schwester (34) begangen. Sie soll sich nicht den traditionellen Konventionen und den Normvorstellungen der beiden entsprechend verhalten haben. Stattdessen führte die ermordete Frau ein Leben, das ihr qua ihres Menschseins zustand: ein freies und selbstbestimmtes Leben. Dies ging ihren beiden jüngeren Brüdern zu weit. Aus verletztem Ehrgefühl heraus begingen sie diese abscheuliche Tat. 

Ja, ich spreche von Ehre oder, präziser ausgedrückt, gar von einem Ehrenmord. Als jemand, dessen Familie selbst aus Afghanistan stammt, sind mir solche traditionellen, archaischen Ehrvorstellungen durchaus vertraut, weil sie leider auch einen Teil meiner Sozialisation ausmachten, bis ich mich schließlich von ihnen emanzipieren konnte.

Kulturrelativisten reden die Tat klein

Selbstverständlich bilden Ehrenmorde in Deutschland statistisch betrachtet eher die Ausnahme als die Regel. Dass aber der Weg zu solch einer Tat in einer restriktiven, religiös-kulturellen Erziehung beginnt, sollte uns zumindest die Augen öffnen. Hier sprechen wir nicht von einem Dutzend Ehrenmorden, sondern von einem grundsätzlichen patriarchalen Problem, das deutlich mehr Menschen betrifft. Deswegen macht es mich auch so wütend, wenn Kulturrelativisten die Tat kleinreden.

Immer mehr Menschen aus dem politischen sowie feministischen Bereich melden sich zu Wort und legen großen Wert darauf, dass das obige Verbrechen als ein Femizid eingeordnet wird. Das stimmt in gewisser Weise auch, doch eine wichtige Aussage der Publizistin Düzen Tekkal trifft den Kern der Sache und zeigt auf, um was es überhaupt ging. Völlig zu Recht sagt Tekkal, dass jeder Ehrenmord ein Femizid sei, aber nicht jedes Femizid ein Ehrenmord.

Weshalb fällt es so vielen Menschen schwer, sich mit der Motivation der Täter auseinanderzusetzen, die die hemmungslose Bereitschaft und den angstfreien Willen zeigten, eine Frau zu töten? Aus welchen Einflüssen speiste sich ihre mörderische Handlung? Wer behauptet, dass es sich schlicht um ein Femizid gehandelt habe und andere Frauen Gleiches erlebten, der hat wirklich nichts verstanden.

Es gilt nicht, was das Individuum will

Nicht alle Frauen werden ermordet, weil sie sich den kollektivistischen Vorstellungen ihrer Familie oder Gemeinschaft nicht fügen wollten. Nicht alle Frauen werden ermordet, weil sie Sex außerhalb der Ehe hatten. Und es werden auch nicht alle Frauen umgebracht, weil sie ein freies, selbstbestimmtes Leben für sich in Anspruch nehmen möchten.

Etwas, das eigentlich gesellschaftlich anerkannt ist, nämlich, dass man als Individuum für sich entscheidet, wie man leben möchte, ohne jemandem dafür Rechenschaft zu schulden, kann in bestimmten religiös-kulturellen Kreisen auf Gegenwehr stoßen. Hier gilt nämlich nicht, was das Individuum will, sondern nur das Kollektiv, nur die Familie.

Allein deshalb sollte es doch einem ins Auge springen, dass es sich bei einem Ehrenmord um keine Tat wie jede andere handelt, sondern diese eine ganz bestimmte religiös-kulturelle Dynamik aufweist, welche lösungsorientiert analysiert werden muss, wenn man denn ernsthaft an einer Lösung des Problems interessiert ist. 

Strikte Geschlechterhierarchie

Es fängt bereits in der frühkindlichen Sozialisation an. So existiert in Afghanistan eine strikte Geschlechterhierarchie, in deren Kontext Frauen unweigerlich eine untergeordnete gesellschaftliche Position einnehmen müssen – und das allein deswegen, weil sie eben Frauen sind.

Dies drückt sich vor allem durch den Umstand aus, dass am weiblichen Moralverhalten festgemacht wird, ob eine Familie in Ehre oder in Schande lebt. Eine Frau oder ein Mädchen bringt im Falle einer Verletzung traditioneller Normen nicht nur Schande über die Familie, nein, sie oder es ist dann eine Schande.

So darf eine Frau in Afghanistan vor der Ehe keine sexuellen Erfahrungen sammeln, keinen Freund haben, und grundsätzlich ist ihr der Kontakt zum anderen Geschlecht untersagt. Ein verletztes Ehrgefühl kann in bestimmten Familien sogar zustande kommen, wenn man als Außenstehender einen Freund nach dem Wohlergehen der weiblichen Verwandten fragt oder sich erkundigt, wie beispielsweise die Mutter des Freundes heißt. Selbst solche banalen Fragen können einige Männer zur Weißglut treiben.

Vollverschleierung ist nicht aus dem Koran abzuleiten

Und weil Frauen als ständig sexuell verführende Objekte betrachtet werden, die uns Männer bedrohen beziehungsweise sexuell ablenken, muss man sie (voll-)verschleiern – so die Logik von konservativen bis orthodoxen Muslimen. Die radikalste Form der Verschleierung findet sich in der Burka wieder.

Eine solche Vollverschleierung ist nicht aus dem Koran abzuleiten, weshalb sich die religiöse Begründung für das Tragen der Burka auf ganz dünnem Eis bewegt. Die Frau wird aus dem öffentlichen Raum vertrieben. Und wenn sie sich dennoch im öffentlichen Raum aufhalten will, soll sie sich mindestens verhüllen, nicht zu viel und auf keinen Fall laut sprechen, keinen schwangeren Bauch zeigen, nicht singen und schon gar nicht tanzen oder schauspielern, weder mit fremden Männern noch vor vielen Männern sprechen.

Am Ende sagt ein solches Frauenbild auch etwas über das es kreierenden Männer aus: Sie können sich besser sexuell unter Kontrolle halten, wenn sie eine verschleierte Frau sehen. Bedauerlicherweise läuft diese Behauptung ins Leere. Statistisch betrachtet, sind die Länder, in denen die (Voll-)Verschleierung gang und gäbe ist, an vorderster Stelle bei Straftaten wie sexuellem Missbrauch oder Belästigung zu finden – allen voran Afghanistan.

Frauen zu Gegenständen degradiert

Somit hat auch die Burka nicht zur Minderung der Anzahl von Sexualdelikten beigetragen, sondern Frauen vielmehr zu Gegenständen degradiert, die man vor dem Blick der männlichen Außenwelt schützen muss. Damit einhergehend wird billigend in Kauf genommen, dass sie eher als Objekte statt als Menschen mit Gefühlen, Träumen, Wünschen und Bedürfnisse wahrgenommen werden. 

Anfänglich sprach ich davon, dass solche menschenverachtenden Ehrvorstellungen auch Teil meiner Sozialisation waren. So ist es kein Zufall, dass die Täter im besagten Mordfall trotz ihres jungen Alters auf ihre ältere Schwester aufpassen mussten.

Auch ich war als Jüngster der Familie stets dazu angehalten, darauf Acht zu geben, ob meine Schwestern sich moralkonform, sprich, familiären Vorstellungen entsprechend, verhielten oder nicht. Männliche Familienmitglieder mischten sich auch in das Leben meiner Schwestern ein, indem kontrolliert wurde, mit welchen Personen sie unterwegs waren. Bloß keine Typen und schon gar keine schlechten Frauen – als Beschönigung für das Wort „Schlampe“, das oft als Schimpfwort fällt – sollten den Umgang prägen.

Psychischer Druck

Die Fremdbestimmung hörte aber nicht an dieser Stelle auf. Sie dehnte sich auf die Bekleidungsfrage aus. Körperbetonte Kleidung war absolut verboten. Psychisch konnte man wiederum unter Druck geraten, weil das Handy mehrfach auf „verwerfliche“ Inhalte hin durchsucht wurde.

Sollte eine Ehe (aus welchen Gründen auch immer) geschieden werden, so hört man nicht selten aus der eigenen Community, dass deren Scheitern auf die Frau zurückzuführen ist. Sie hat mit Sicherheit etwas falsch gemacht. Der andere ist es nie. Als Frau steht man deshalb dauernd unter der restriktiven Fuchtel patriarchaler Vorstellungen.

Und auch ich hatte mich dem permanenten sozialen Druck zu beugen, der aus der Prämisse resultierte, anderen Familien keine Gelegenheit zu geben, über mich und meine Familie schlecht zu reden. Ihr Ansehen sollte schließlich gewahrt bleiben, und dazu mussten alle Familienmitglieder ihren Beitrag leisten, indem sie sich dem traditionellen Männer- und Frauenbild entsprechend verhielten.

Die Frau ist vom Schutz des Mannes abhängig

Die Frau gilt demnach als ein emotionales, zerbrechliches Wesen, das vom Schutz und von der Fürsorge des Mannes abhängig ist. Beim Mann geht es in erster Linie um ein dominantes Auftreten, darum, wenig bis keine Emotionen zulassen, Verantwortung für die gesamte Familie zu übernehmen und stets aufzupassen, dass sich keiner und keine widersetzt.

Für mich war das eine furchtbare Situation, denn es fiel mir sehr schwer, nicht offen über meine Gefühle zu reden und sie schon gar nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ein Zuwiderhandeln hätte die Attribuierung als schwach, verweichlicht und „schwul“ zur Folge gehabt.

Auf mir lastete ein großer familiärer Druck, zumal ich in jüngeren Jahren noch nicht einmal verstand, wieso ich überhaupt auf meine Schwestern aufpassen musste, die sogar älter waren als ich. Konnten sie nicht auf sich selbst aufpassen? Ich konnte das auch Freunden gegenüber nicht begründen, sondern unterwarf mich unreflektiert solchen vormodernen Vorstellungen.

Stets angehalten, die Ehre der Familie zu verteidigen

Mir wäre es tatsächlich unangenehm gewesen, wenn ein Grund bestanden hätte, schlecht über mich und meine Familie zu reden. Stets war ich dazu angehalten, die Ehre der Familie nach außen zu verteidigen, statt meinen individuellen Weg samt meinen Träumen, Wünschen und eigenen Bedürfnissen zu gehen. 

Deshalb widerspreche ich hier auch in aller Deutlichkeit der Berliner Integrationsbeauftragten, die die kulturellen und religiösen Hintergründe der Täter nicht wahrhaben will. Welch eine realitätsfremde Aussage angesichts der unter patriarchalen Vorstellungen hervorgebrachten Leiden, denen sowohl Frauen als auch Männer (selbstverständlich in unterschiedlichem Ausmaß) unterliegen!

Wo Integration anfängt

Natürlich hängen nicht alle muslimischen Männer oder alle afghanischen Männer solchen traditionellen, archaischen Ehrvorstellungen an. Daher wäre es ebenfalls falsch, alle afghanischen Geflüchteten diesbezüglich über einen Kamm zu scheren. Dass es aber zur sozialen Realität in Afghanistan gehört, jene furchtbare Geschlechterhierarchie einen Teil der gesellschaftlichen Sozialisation in diesem Land bildet, sollte uns zu denken geben.

Deshalb fängt Integration da an, wo die Grundwerte des Grundgesetzes verinnerlicht werden, allen voran die Achtung der Menschenwürde sowie die Gleichberechtigung der Geschlechter. Wenn wir den Sozialisationsprozess in muslimischen Kulturkreisen einschließlich all ihrer kollektivistischen Strukturen und der damit einhergehenden freiheitsraubenden Momente nicht verstehen (wollen), werden leider weiterhin Ehrenmorde begangen. 
 

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helmut armbruster | So., 15. August 2021 - 17:37

rechtfertigen.
Ehrenmord widerspricht vollkommen unseren Moral- und Wertvorstellungen.
Das Äußerste was europäische Wertvorstellungen in der Vergangenheit gebilligt haben, war ein mit Waffen ausgetragener Ehrenhandel zwischen satisfaktionsfähigen Männern (Duell). Und das ist längst abgeschafft worden und wird heute nirgendwo mehr praktiziert.
Ich sehe nicht ein wieso man über dieses Thema überhaupt diskutieren muss. Ehrenmord ist rundweg abzulehnen, da gibt es nichts zu erklären und nichts zu diskutieren.
Jeder hierzulande - ob Deutsch-Afghane oder Bio-Deutscher - der das anders sieht, hat hier nichts verloren.

Mal ganz genau die momentane Entwicklung in Afghanistan beobachten (soweit man das überhaupt kann) und dabei den Fokus auf die Entwicklung der "Frauen-Rechte" richten ...
... und sich dann mal Gedanken machen, dass wir irgendwann in Deutschland eine Mehrzahl an Islam-Gläubigen (Geburtenzahlen...) haben werden - von unserer Regierung offensichtlich gewollt. Man kann nur hoffen, dass dann die Meisten davon gemäßigt bleiben...

Richtig! Die Sozialisation und Rechtsprechung ist in unserem Kulturkreis eindeutig.
Den selbst der "Ehr-Begriff" den man in diesem Fall vor sich herträgt, ist ein fragiles Konstrukt. Sonst gäbe es im angesprochennen Kulturkreis keine (weit verbreiteten) Vergewaltigungen von Frauen.
Derzeit ist auch in DE die Loverboy-Masche auf dem Vorrmarsch. In der besonders viele junge Migranten, blutjunge Mädchen in die Zuhälterei locken/zwingen.

Karl-Heinz Weiß | So., 15. August 2021 - 17:57

Ein (leider auch politisch) sehr aktueller und eindringlicher Beitrag. Ich hoffe, dass auch die taz die Abdruckrechte erwirbt.

Romuald Veselic | So., 15. August 2021 - 18:43

hoffe, dass Ihre Worte ernst genommen werden. Denn ich persönlich, betrachte ein Spektrum der D-Politiker, als sehr dumme Menschen. Und Dummheit ist ebenso gefährlich, wie Aberglaube o. Terror.

Ihre Zitate:
1 So existiert in Afghanistan eine strikte Geschlechterhierarchie, in deren Kontext Frauen unweigerlich eine untergeordnete gesellschaftliche Position einnehmen müssen – und das allein deswegen, weil sie eben Frauen sind.

2 Deshalb widerspreche ich hier auch in aller Deutlichkeit der Berliner Integrationsbeauftragten, die die kulturellen und religiösen Hintergründe der Täter nicht wahrhaben will.

Das sind Fundamente der absoluten Totalität, die hier in D, als radikalislamisch Definiert wird, als böses Folklore, anstatt DAS verbrecherisch zu nennen. Der richtige Name dafür ist Faschoapartheid/Terrorregime.

Hiermit, als Politapostat, bekenne mich, dass ich in den letzten Tagen kein Müll trennte, sowie alte, nicht gegenderte u. politisch unkorrekte Schriften las. ?

lieber Herr Veselic.
Denn n u r wegen der Dummheit und Feigheit sehr vieler Menschen (Leider stellen diese immer und überall die Mehrheit!) können radikale Religions- bzw. Ideologie-Anführer, Diktatoren, Menschenschlächter usw. in Ländern mit freien Wahlen überhaupt an die Macht gelangen.
Der Unterschied zwischen den einzelnen Ländern(Völkern) liegt im U m f a n g bzw. der V e r b r e i t u n g von Dummheit und Untertanengeist, wie sie sich in den jeweiligen Gesellschaften zeigen.
Leider hat Deutschland in dieser Hinsicht einen Spitzenplatz inne - jedenfalls im Rahmen Europas.
Dies wird langfristig dazu führen, daß unser Land abrutscht in die Drittklassig- bzw. Bedeutungslosigkeit, wie sie in den allermeisten Ländern der Erde herrscht. Aus der gibt es - wie man an diesen Ländern sieht - kaum mehr ein Entrinnen.
Da bleibt dann meist nur die Übernahme durch Machtriesen wie China.

Sie haben vollkommen recht.
Die Feigheit nennt man im Westen Friedfertigkeit, ergänzt durch gegenseitiges Schulterklopfen der Alles- und Jedes-Versteher, indem man Gendern als neue Weltsprache (Ideologie/Religion) einführen will. Schwere/tödliche Krankheiten kann man nicht durch Aspirin-Therapie heilen. Buntheit hat mit Philanthropie nichts gemeinsam. Religion/Ideologie in ihrer Substanz dienen dazu, damit die Entrechteten die Privilegierten/Eliten nicht ausrotten.
Wir werden in einem mentalen Gatter gehalten, den man zur sakralen Alternativlosigkeit erklärte. Wir, nicht Sie Frau Wallau o. ich, sind in einer Epoche gelandet, in der Pferde (Esel) zu Senatoren erklärt werden, wie unter Caligula, im antiken Rom.

Rob Schuberth | So., 15. August 2021 - 18:46

Dieser m. E. voll verblendeten linken Senatorin kann ich als Entschuldigung für ihre dreiste Verweigerung, diesen Mord als Ehrenmord anzuerkennen, nur ihr Amt zu Gute halten.

D. h. qua Amt muss sie wohl so etwas leugnen und vor der Realität die Augen schließen.

Es besteht bei linken (u. grünen) Politikern allerdings auch die Befürchtung, dass diese es wirklich so dreist u. realitätsfern meinen.

Hoffe diese Dame macht mal unliebsame persönliche Erfahrungen mit Goldstücken dieser Art, die sie ja in noch großerer Zahl in unserem - ehemals sicheren - Land haben will.

Eins noch:
Sofort den Tätern das gewährte Asyl verwehren. Wer sich so dermaßen integrationsablehnend zeigt, der passt hier nicht her. Der muss weg und zwar schnell!

Ingofrank | So., 15. August 2021 - 19:45

Ist wohl nach europäischen Sicht nicht zu akzeptieren. ABER kann oder soll man unsere Moralvorstellung, anderen Staatssystemen einfach als das moralisch „bessere“ überstülpen? Jahrhundert alte gewachsene religiöse und gesellschaftliche Anschauungen kann man gut oder schlecht finden. Berechtigt das von „außen“ mit kriegerischen Mitteln die unsrige „gute Moral“ herzustellen? NEIN und nochmals NEIN ! (Z.B. Afghanistan)
Etwas ganz anderes ist, wenn diese Menschen in unserem Land als Gäste leben, haben diese ohne wenn und aber, sich nach unseren Gesetzen, unserer Lebensauffassung zu richten. Wenn sie dies nicht wollen oder dazu bereit sind haben diese Personen nichts in unserem Land verloren. Raus aus dem Land, so einfach ist es! Und da hilft auch kein Jammern über mögliche Verfolgung, Unterdrückung usw. usw. die bei Ausweisung in ein Unsicheres Herkunftsland dann beginnt.
Asylrecht sehe ich als ein Gastrecht an.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

... wohl kaum einem fernen Land mit seinen eigenen Gesetzen, in dem wir zudem militärisch nichts zu gewinnen haben. Das mussten schon die Russen erfahren und nun trifft es den Westen. Den moralischen Konsens können und müssen wir aber in unserem eigenen Land bestimmen. Hier können wir Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen, Beschneidungen, Burkinis und andere Ganzkörperverhüllungen etc. untersagen.
Jeder weiß, dass Frauenrechte bei uns auf dem Papier garantiert sind, sieht aber, dass selbst bei offiziellen Stellen keine Einigkeit hergestellt werden kann. Von unserem sicheren Boden aus läßt sich leicht über 'Freiwilligkeit' bei der Einschränkung des Bewegungsradius von Frauen diskutieren. Warum wird aber gesellschaftlich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern hingenommen, der für uns selbst nie infrage käme?

wenn Sie meinen“WIR MÜSSEN DEN KONSENS BESTIMMEN“
Und, in unserer halbwegs zivilisierten Gesellschaft schafft man keine Gleichstellung von Mann & Frau mit Gendergeschwafel und ähnlichen Abartigkeiten. Erst, wenn gilt, gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist die Gleichstellung erreicht. Alles andere ist Augenwischerei. Im übrigen steht diese Forderung schon seit Jahrzehnten. Die DDR beanspruchte diese Forderung für sich. Erfüllt wurde es von dem SED Regime ebenfalls nie.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Hans Meiser | So., 15. August 2021 - 20:33

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte: was bleibt ist, dass diese sogenannte Religion eine bösartige, menschenfeindliche Ideologie ist.
Selbst wenn 99% des Restes menschenfreundlich. wäre, änderte das nichts daran.
Oder habe ich etwa jeweils einen vorsätzlichen Mord gut, wenn ich 99 Omas über die Straße geholfen habe?

Manfred Bühring | So., 15. August 2021 - 20:38

Vielleicht sollte man sich nochmals vergegenwärtigen, wie Mord in unserem Rechtssystem definiert ist:
„§ 211 StGB
Mord
(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
(2) Mörder ist, wer
aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.“
Im deutschen Rechtssystem gibt es keinen Ehrenmord. Allein die Verwendung des Begriffs „Ehrenmord“ impliziert kulturelles Verstehen der Tat. Die Erklärungen des Autors sind zwar klug und nachvollziehbar. Gleichwohl ist das deutsche Rechtssystem mit aller Konsequenz und Härte anzuwenden, denn dieses hat keinen Integrationsauftrag.

Jochen Rollwagen | Mo., 16. August 2021 - 12:27

Antwort auf von Manfred Bühring

wenn es Sterne für Beiträge gäbe, ich würde die Maximalzahl vergeben.

Wer sich eine Diktion wie "Ehrenmord" überhaupt zu Eigen macht (höchstwahrscheinlich ohne auch nur eine Sekunde über diesen Begriff nachzudenken) und dann noch irgendwelche kultur-toleranten Verständnisblasen absondert hat schon verloren bzw. hier nix mehr (verloren).

Daß der Herr auch noch an einer deutschen Uni studiert beweist nur, daß Integration ab einem bestimmten Alter entwicklungs-psychologisch schlicht nicht mehr möglich ist.

Bernd Muhlack | Mo., 16. August 2021 - 18:32

Antwort auf von Manfred Bühring

Ehrenmord gibt es im StGB nicht, richtig.

Ehrenmord mal andersrum?
Es gibt diesen ollen Fall, in dem ein Migrant (eher Gastarbeiter) seine Frau täglich drangsalierte, mißbrauchte. Sie war "am Ende, fertig".
Eines Tages schlief dieser Mann auf wundersame Weise früh ein.
Die feist-adipöse Gattin setze sich auf das Kissen, welches auf des Gattens Kopf drapiert war; er erstickte natürlich.
[Geschafft!]
Totschlag, gar Mord?
Letztlich urteilte der BGH dass es selbst bei Mord "minder schwere Fälle gebe", man die Täterstruktur u die Tatsituation im Einzelfall genau analysieren müsse.
Ein mMn salomonisches, wegweisendes Urteil.

pantha rei, nicht wahr?
Die Rspr. ist ebenso fließend wie die Wissenschaft - auf welche wir ja bekanntlich hören sollen.

Natürlich gibt es keine (jur.) Ehrenmorde, es gibt auch keine mafiöse Schweigepflicht (omerta) oder gar ein Bankgeheimnis.
Scharia als weiteres Nebengesetz?

WIR machen uns das Leben selbst schwer, oder?
Es könnte schön, auch "richtig" bunt sein!

Brigitte Miller | So., 15. August 2021 - 20:41

eines jungen Mannes, der aus dem realen Leben spricht und die Irrtümer der Gutmeinenden aufdeckt.
"Welch eine realitätsfremde Aussage angesichts der unter patriarchalen Vorstellungen hervorgebrachten Leiden, denen sowohl Frauen als auch Männer (selbstverständlich in unterschiedlichem Ausmaß) unterliegen!" Was eine Neçla Kelek , eine Seyran Ateş schon lange sagen, dass nämlich auch Männer unter diesen unmenschlichen Zwängen leiden können, bis sie sich halt einfügen und das Unmenschliche weitergeben.
Gut auch die Aussagen zur Burka, die die ideologisch-abgehobenen Ideen einer Judith Butler mit Hilfe der Realität ad absurdum führen.

Charlotte Basler | So., 15. August 2021 - 21:02

und den ehrlichen, aber auch erschreckenden, Einblick in eine fremde grausame Welt. Es muss sehr schwer für Sie gewesen sein, sich aus diesen Zwängen zu befreien. Es wäre schön, darüber einmal etwas mehr zu erfahren.
Natürlich verstehe ich an dieser Art von Sozialisation genau nichts. Aber es sind ferne Länder ……….. Noch unbegreiflicher ist für mich aber was Menschen zB aus Afghanistan denken, wenn sie hierher kommen. Sie kommen ja freiwillig. Wissen sie nicht, dass sie mit ihrer Frauenfeindlichkeit gegen unsere Gesetzte verstoßen? Das so etwas für uns nicht tolerabel ist? Dass Anpassung an unseren westlichen Lebensstil der Eintrittspreis in unsere Gesellschaft ist? Man informiert sich doch über Kultur, Sitten und Gebräuche bevor man in ein anderes Land migriert oder?

Werner Zillig | So., 15. August 2021 - 21:19

"... dass es sich bei einem Ehrenmord um keine Tat wie jede andere handelt, sondern diese eine ganz bestimmte religiös-kulturelle Dynamik aufweist, welche lösungsorientiert analysiert werden muss, wenn man denn ernsthaft an einer Lösung des Problems interessiert ist."

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Wenn das Ganze etwas weniger in Soziologendeutsch formuliert wäre, täte es dem ansonsten doch sehr vernünftigen Artikel gut. Hinter der verschwommenen Sprache verschwindet nämlich, dass nicht klar ist, ob und wie "dieses Problem" mit den Mitteln unserer aufgeklärten Gesellschaft in einem überschaubaren Zeitraum überhaupt zu lösen ist. Da ist mir zu viel Vertrauen in die Möglichkeit, dass Erziehung, in der rechten Weise angewendet, solche Probleme wie die hinter den Ehrenmorden in den Griff bekommen kann. Und wenn ich noch ehrlich sein darf: Ich habe langsam keine Lust mehr, dass extrem viel gesellschaftlicher Energie in die Lösung importierter Probleme investiert werden muss.

Manuel Gerber | So., 15. August 2021 - 23:11

Angesichts des raschen Sieges der Taliban sollten unsere Linken, Grünen und Feministinnen doch vor Begeisterung Beifall klatschen.
Endlich dürfen die Frauen dort wieder die Burka tragen, ganz freiwillig und selbstbestimmt wie man ja gesehen hat, als die Taliban erst im Anmarsch waren...(!)
Endlich werden die Frauen dort nicht mehr in Schulen und Unis genötigt.
Endlich dürfen die dort auch wieder ihre Kultur und Religion frei ausüben mit Scharia und so.
Die werden schon bald ein ganz neues Afanistan haben. Ob sie sich auch darauf freuen...?

Gerhard Lenz | Mo., 16. August 2021 - 08:40

und da gibt es nichts zu beschönigen. Also müssen die Täter so bestraft werden, wie gewöhnliche Mörder.

Selbstverständlich muss bei jeder Gewalttat nach den Motiven geschaut werden.

Aber es gibt keine Hierarchie in der Beurteilung von Tötungsdelikten: keine schlimmen und noch schlimmeren Morde, Herkunft ist kein Tatbestand.

Vor dem Gesetz ist jeder gleich.

Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass Integration immer gelingt. Davor darf man nicht die Augen verschließen.

Ich frage mich allerdings, warum dermaßen traditionalistisch denkende Afghanen sich ausgerechnet - Achtung Satire - den "Sündenbabel" Berlin als "Zufluchtsort" ausgesucht haben.
Jetzt, wo die westliche Welt den Steinzeitislamisten Afghanistan geschenkt hat, müssen sie dort doch vielmehr den geeigneten Rahmen für ihre mittelalterlichen Vorstellungen vorfinden.

Da, wo Frauen eingesperrt und zwangsverheirat werden, und Mädchen Bildung verboten wird.

Heidemarie Heim | Mo., 16. August 2021 - 10:49

Antwort auf von Gerhard Lenz

Genau den bietet das links-grün regierte, kunterbunte, welt-und kulturoffene Sündenbabel Berlin doch, werter Herr Lenz! Dort juckt es im Gegensatz zu einem kleineren Kaff im Westen oder gar dunkeldeutschen Osten auch politisch keinen mehr, wenn die überlieferten Traditionen in Gestalt von Kopftuch bis Sack und Asche-Burka-Mode gepflegt werden. Für die hässliche Seite der Medaille des hier tolerierten "Lebensstils" der Frauen/oder sonstigen Verachtung von Menschenrecht und Grundgesetz hat man in den Kreisen einer Frau Breitenbach doch Relativierung oder infantile Umbenennungen inzwischen zur Kunstform erhoben. Noch besser sind diese nur darin, mögliche Kritiker und Mahner wie Herr Reza und andere sogar unter Polizeischutz Stehende als Islamophobe, Nazis usw. zu diskreditieren und abzuschalten. Die lebensnahe Schilderung des Herr Reza dagegen, erklärt den Siegeszug der Taliban und unser vergebliches Bemühen und letztendliches Versagen dort besser als alles andere! Alles Gute! MfG

Dirk Weller | Mo., 16. August 2021 - 12:40

Antwort auf von Gerhard Lenz

denkende Afghanen sich ausgerechnet den "Sündenbabel" Berlin als "Zufluchtsort" ausgesucht haben ?
Antwort :
Weil Berlin in Deutschland liegt, denn hier gibt es leistungslos eine schöne Wohnung und mehr Geld, als so mancher in Afghanistan bei einer 7-Tage-Arbeitswoche in seiner Heimat verdienen würde.
Ausserdem gibt es in Berlin Stadtteile, in denen man unter seinesgleichen seine heimatliche Kultur weiterleben kann, ohne sich Teile der Kultur der "schon länger hier lebenden" aneignen zu müssen.
Da hätten Sie auch selbst drauf kommen können, Herr Lenz.

Jochen Rollwagen | Mo., 16. August 2021 - 09:41

"Massud Reza studierte an der Universität Oldenburg Sozialwissenschaften und Philosophie"

"Ja, ich spreche von Ehre oder, präziser ausgedrückt, gar von einem Ehrenmord"

Gute Nacht Deutschland.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 16. August 2021 - 11:51

Ein für mich grundehrlicher, sehr informativer und in sich logisch nachvollziehbarer Artikel. Unsere Links-Grüne Blase hat sich jede Menge Minderheiten als Themengebiete ausgesucht, ohne tatsächlich darüber bescheid zu wissen, ob und wer von den Betroffenen das tatsächlich so will. Mal schnell noch ein paar radikale Vertreter ihrer Zunft in die Partei geholt und schon wird der Eindruck erweckt, man wisse Bescheid und vertrete die Rechte von allen Minderheiten. Der Begriff Ehrenmord ist eine kriminologische Bezeichnung für eine bestimmte Motiv gerichtete Tötung eines Menschen. So gibt es auch Raubmord als Bezeichnung und einige andere Begrifflichkeiten, die sich letztlich in den entsprechenden Tatbeständen allgemein bezeichnend als Mord wieder finden. Die Senatorin will keine Diskussion über das mit Gewalt herrschende unmenschliche Patriachat des Islam, das eine kollektive Ehrmoral über die Frau stellt. Sie will jeden Mord gleich machen und mit eigener politischer Ideologie vermengen.

Gunther Freiherr von Künsberg | Mo., 16. August 2021 - 15:36

Es fällt mir schwer die Aussage einer linken Integrationssenatorin zu verteidigen; aber bei konsequenter Wortwahl ist der Begriff “ Ehrenmord“ in sich so widersprüchlich, sodass er keine Verwendung mehr finden sollte, zumal nicht einmal jede selbst vorsätzliche Tötung eines Menschen ein Mord ist, z. B. der finale Rettungsschuss.
Die Mordmerkmale in § 211 StGB sind Mordlust, Befriedigung des Geschlechtstriebs, Habgier oder sonstige niedrige Beweggründe, alles dem Ehrbegriff widersprechende Merkmale.
Die Attentäter des 20. Juli 1944 waren durchweg Ehrenmänner. Wäre das Attentat erfolgreich verlaufen und Hitler dabei umgekommen wäre dies (nach heutiger Beurteilung der rechtlichen Situation) ein Tötungsvorgang gewesen ohne die typischen Mordmerkmale. Deshalb wäre auch dies kein Ehrenmord gewesen, sondern bei konsequenter Anwendung der deutschen Sprache eine “ Ehrentötung“.