- Die talentierte Mrs. Highsmith
Vor hundert Jahren wurde die US-amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith geboren. Die Erfinderin des Roman-Helden Tom Ripley war nicht nur fasziniert vom Bösen, die Misanthropin und Alkoholikerin stand sogar allzu gerne auf dessen Seite.
„Verbrechen dürfen niemals so dargestellt werden, dass Mitgefühl für den Verbrecher entsteht“ – so lautet ein wichtiger Punkt des 1954 erstellten Kodex der Comics Magazine Association of America. Comics waren die Ballerspiele der McCarthy-Ära, entrüstete Eltern und wohlwollende Alltagspsychologen machten sie für alles Böse unter der Sonne verantwortlich: Gewalt, Drogenmissbrauch, Homosexualität. Etliche Reihen verschwanden von den Ladentischen, und Comicverleger mussten sich vor Senatsanhörungen verantworten. Ebenfalls im Jahr 1954 hielt Patricia Highsmith das Konzept für ihren berühmtesten Roman fest. „Den eindeutigen Triumph des Bösen über das Gute“ wollte sie zeigen, sich „daran erfreuen“ und auch ihre „Leser dazu bringen, sich daran zu erfreuen.“
Warum es Highsmith ein Anliegen ist, das Böse triumphieren zu sehen, hat zuletzt Joan Schenker 2009 in „Die talentierte Mrs. Ripley“ ausgelotet, die maßgebliche Biographie über ein Leben, das einem Schlachtfeld gleicht: Patricia Highsmith (den Nachnamen stiftet ihr verhasster Stiefvater Stanley) wird 1921 in Fort Worth, Texas geboren – am 19. Januar – dem Geburtstag ihres großen Vorbilds Edgar Allan Poe und des von ihr nicht weniger verehrten Südstaaten-Generals Robert Edward Lee. Ihre Mutter, die Illustratorin Mary Coates, erzählt Patricia später, sie habe versucht, sie mit Terpentin abzutreiben.
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Mich fasziniert "das Böse" überhaupt nicht.
Ich halte es zumeist für hochambitionierte Unfähigkeit, also Überschätzung, aber gleichwohl Beharlichkeit in Bezug auf eigene Fähigkeiten, Wünsche und Möglichkeiten.
Es muss noch einiges dazukommen, bis "das Böse" zu durchschlagendem Erfolg kommen kann.
Ich vermute, dass es zuwenig bedacht und auch zu spät erkannt wird, zumeist Vorformen nicht vorgebeugt wird.
Man kann es also ganz gut eindämmen und abfangen durch Transparenz, Debatte und ausreichende Aufklärung, sowie geeignete Gegenmassnahmen.
Sicher aber nicht zu 100 %.
Es ist nicht erblich, ganz sicher situationsbedingt, den Menschen also nicht zur Gänze zuzurechnen.
Es sind sogesehen hauptsächlich gesamtgesellschaftliche Unfälle und Irrtümer.
Ein bisschen leite ich das jetzt her von den Nonne Fidelma Krimis von Peter Tremany.
Da sie im 7. Jhd. spielen, schärfen sie meinen Sinn für das Tragische.
Man bedenke, was dann noch alles kam.
Den tragischen Ton fand ich immer bei Christa Wolf.
ich las Ed McBain, Chandler, Dashiel Hammett, Rex Stout, viele auch unbekanntere Frauen, bei denen die Linie zum Gesellschaftsroman verschwimmt, aber Highsmith nicht.
Wenn ich einmal zurückblicke, dann gab es noch in jedem Drama, Trauerspiel, Verbrechen soviel Licht, dass ich den Standpunkt des Mörders nicht grundsätzlich einnehmen mußte.
Bei manchen Autoren war ich mir nicht sicher, wo sie standen und las dann lieber unrealistischen Kitsch.
Mich hat immer die Hochachtung vor dem Bösen, auch bei Arthur Conan Doyle gestört.
Das Böse hat m.E. mit Intelligenz eher wenig zutun.
Intelligenz ist sozial oder sie ist nicht.
Eigentlich lese ich Krimis eher als gesellschaftliche Ansichten.
Eine sehr gelungene Würdigung. Heute würde die Autorin wohl mit viel Gewinn für die Leser über das Darknet oder die Proud Boys schreiben. Zu hoffen bleibt, dass nicht jeder glühende Bewunderer von Spiderman & Co. eine so vielschichtige Persönlichkeit wie die Verstorbene ist.