- Das deutsche „Buchungeheuer“ übernimmt den US-Markt
Penguin Random House gehört dem Gütersloher Konzern Bertelsmann und ist schon heute der größte Buchverlag der Welt. Jetzt will das Unternehmen auch den US-amerikanischen Großverlag Simon & Schuster schlucken. In den USA ist nicht jeder begeistert von der Übernahme.
Die Deutschen übernehmen den amerikanischen Buchmarkt — scheibchenweise. Bertelsmann, die Muttergesellschaft von Penguin Random House, will für 2,2 Milliarden Dollar den Großverlag Simon & Schuster erwerben, eine Tochter des amerikanischen Medienkonzerns ViacomCBS.
Penguin Random House, heute bereits der größte Buchverlag der Welt, schlug HarperCollins aus dem Feld, seinerseits das zweitgrößte US-Buchverlagshaus und im Besitz des Medienmoguls Rupert Murdoch. Bei Simon & Schuster sind etwa die Bestsellerautoren Stephen King und John Irving unter Vertrag, der Verlag gibt aber auch Sachbücher heraus, etwa die Generalabrechnung der Präsidentennichte Mary Trump mit ihrem Onkel. Bei Penguin Random House werden John Grisham und Stieg Larsson verlegt, aber auch die Obamas.
Der Markt hat sich bislang nicht geöffnet
Die Fusion wird einen „Winner-takes-it-all“-Markt schaffen, wie die New York Times besorgt bemerkte. Damit setzt sich ein Konsolidierungstrend in der amerikanischen Buchindustrie fort, der schon vor ein paar Jahrzehnten angefangen hat. Wie groß der Marktanteil nach der Fusion sein wird, ist umstritten, gehandelt werden zwischen 15 und 50 Prozent. Allerdings steht noch eine Genehmigung der US-Kartellbehörde aus. Aber Penguin Random House-Chef Markus Dole geht davon aus, dass die kommen wird.
Wenn das geschieht, wäre ein erheblicher Teil der amerikanischen Buchindustrie in europäischer, vornehmlich deutscher Hand. Von den sogenannten „Big Five“, die fünf großen Buchkonglomerate der USA, die jährlich zehntausende von Titeln produzieren und hunderte von Verlagen besitzen, gehörten damit zwei dem Bertelsmann-Konzern; Macmillan ist im Besitz der deutschen Holtzbrinck Publishing Group und Hachette ist ein französisches Unternehmen. Einzig HarperCollins ist noch in amerikanischem Besitz; andererseits, die Murdochs stammen aus Australien und die Murdoch-Söhne sind Briten. Aber bislang hat das den extrem abgeschotteten Buchmarkt der USA, der vor allen englischsprachige US-Autoren verlegt und vor Übersetzungen zurückscheut, nicht für ausländische Schriftsteller geöffnet. Die Zahl deutscher Autoren, die in den USA groß herauskommen, liegt immer noch im niedrigen zweistelligen Bereich.
„The German Problem“
Dass Bertelsmann zu einem US-Großverleger wurde, begann 1998. Damals kauften die Gütersloher den Verlag Random House. Kenner der Branche waren skeptisch. Die Deutschen hätten zu viel für den Großverlag bezahlt, hieß es, und: Seien Bücher nicht sowieso von gestern? Andere störten sich an der Internationalisierung der amerikanischen Verlagslandschaft. Schon kurz, nachdem Bertelsmann Random House erworben hatte, beschwerte sich die New York Times unter der Schlagzeile „The German Problem“ über den deutschen „Kulturimperialismus“ auf dem Buchmarkt — eine Retourkutsche, nachdem Deutschland sich weigerte, Truppen in den Irak zu schicken.
Inzwischen hat Random House noch mehrere altehrwürdige Verlage aus den USA und Großbritannien geschluckt, darunter Crown Publishing, Knopf und Doubleday und zuletzt Penguin. Markus Dohle, der in einem Wolkenkratzer nahe dem Times Square über das weltweite Imperium wacht, hat heute 320 Verlage und um die 10.000 Mitarbeiter unter sich, die jährlich 15.000 Titel produzieren; die Verlagsgruppe ist nach Südamerika, China und Indien expandiert. Von dieser Globaldominanz soll nun auch Simon & Schuster profitieren, denen Dohle verlegerische Autonomie versprach.
Alle gegen Amazon
Denn die Buchverlage müssen wachsen, um Amazon Paroli bieten zu können. Der Internetgigant versucht immer wieder, Verlegern ungünstige Bedingungen zu diktieren. Hachette hatte bereits 2014 den Aufstand gegen Amazon geprobt, gefolgt von Macmillan. Die Verlage wollten sich mit Apple zusammenschließen, um zu verhindern, dass Amazon die Preise für E-Books drückt. Das war letztlich am Kartellamt gescheitert.
Dass das Kartellamt nun auch gegen diese neuerliche Fusion vorgeht, wünscht sich die Washington Post an, die Amazon-Gründer Jeff Bezos gehört. Die Konsolidierung der Buchindustrie sei „schlecht für Autoren, schlecht für Leser und schlecht für die amerikanische Kultur“, schreibt Ron Charles. Autoren hätten nun weniger Verlage zur Auswahl, Leser würden mit leichtverkäuflicher Massenware versorgt statt mit riskanten Büchern.
Die Schriftstellervertretung Authors Guild warnte vor weniger Konkurrenz und weniger Diversität und fordert das Justizministerium auf, die Fusion zu verhindern. Und die American Booksellers Association findet es „alarmierend“, wenn ein einzelner Konzern so viel Macht hat. Auch aus dem Hause Murdoch kamen Warnungen. News-Corp-Geschäftsführer Robert Thomson erklärte, Bertelsmann kaufe nicht nur einfach ein Verlagshaus. Die Firma „kauft die Dominierung des Marktes als Buchungeheuer.“
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Ich habe mir mal die Mühe gemacht über die Firmenverflechtungen und die Einflussnahme mittels Stiftung und NGOs auf unsere Gesellschaft einige Artikel im Netz zu lesen. Auch wer da alles mit dem Verlag oder Tochterunternehmen verwoben ist und Gelder zusätzlich "verdient" durch diverse Pöstchen.
Alles nach außen hin "legal" und vieles öffentlich kaum thematisiert. Grauenhaft dies Art der Unternehmen. Man kann nur hoffen, dass die Kartellbehörden in den USA dem Kauf des Großverlages Simon & Schuster einen Riegel vorschiebt. Es ist ohnehin unglaublich, in welch wenigen Händen die Medienwelt inzwischen liegt und wie massiv deren im Stillen agierende Eigentümer, das gesellschaftliche und politische Leben beeinflussen und lenken können. Das erklärt auch, warum es keine Meinungsvielfalt mehr im Blätterwelt und in Teilen der digitalisierten Medien gibt, so daß inzwischen eine Menge alternative Medien notwendig sind, um dem weltweiten Meinungsdiktat etwas entgegen zu setzen.
kann deswegen keine Gnade erwarten.
Selbst bei Leuten mit ausgeprägt vaterländisch-völkischer Denke fällt ein deutscher Konzern schon mal durchs Raster, wenn die politische Ausrichtung nicht stimmt.
Es ist viel mehr bemerkenswert, dass ein Konzern aus den angeblich wirtschaftlich und politisch darbenden deutschen Landen (so der tägliche Tenor hier) auf internationalen Märkten eine solche Rolle spielt.
Selbstverständlich kann man auch in diesem Fall Auswüchse des Globalismus bejammern - aber die Welt ist nun mal keine aus vielen Einzelparzellen bestehende Klitsche, in der sich die Volksgemeinschaft aus Volksbuchläden usw. bedient.
Was die Presse angeht: Immerhin haben wir, im Gegensatz zu anderen Ländern, eine erfrischende Meinungsvielfalt aufzubieten: Von der rechtsgerichten JF über die konservative Welt bis zu SZ oder TAZ links.
Die oft als "alternativ" oder "neutral" gepriesenen (Propaganda-)Medien dagegen bedienen höchstens radikalisierte Randgruppen unserer Gesellschaft
"aushelfen", wenn besagter Verlag es alleine könnte und wer weiss, vielleicht behalten sie so mehr Eigenständigkeit, als wenn sie von einem anderen US-Unternehmen übernommen würden.
Interessanter wäre, ob dadurch den je eigenen Schwerpunkten in irgendeiner Weise gedient würde, die US-amerikanische Literatur besser beworben würde in der Bundesrepublik und umgekehrt, Bücher in den USA überhaupt.
Es liegt soviel an guten Übersetzungen oder auch daran, problemlos Originaltexte lesen zu können.
Wichtig wäre mir noch, dass besagter Verlag das Vorkaufsrecht bei einer evtl. Trennung behält, sowie das Recht auf die in der gemeinsamen Zeit aufgenommenen Titel des je eigenen Landes.
Ich halte nichts davon, wenn die Bundesrepublik sich in den USA einkauft.
Wenn sich die Bundesrepublik in die USA verlängern möchte im Sinne einer Bereicherung für die USA, den american way of life und umgekehrt, also das was Netflix/Amazon hier macht, okay.
Etwas anderes werden die USA aber auch kaum dulden.
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