monika-maron-s-fischer-verlag-festgefahrene-dissidentin
Monika Maron, die feine Stilistin der deutschen Literatur

Monika Maron und der S. Fischer Verlag - Die festgefahrene Dissidentin

Monika Maron blieb auch nach der Wende eine Rebellin. Egal, was sie schrieb, sie schrieb dagegen. Ihrem Verlag S. Fischer ist das nun ein Stück zu viel Gegenkultur geworden, er trennt sich von der Schriftstellerin. Doch sie ist nicht einfach irgendeine Querulantin.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

So erreichen Sie Ralf Hanselle:

Widerstand braucht Reibung. Dissidenz sucht die Konfrontation mit jeglicher Form von Macht – sei diese nun politisch oder auch nur rein diskursiv. Es ist genau diese Polarität, die das Leben der Nonkonformisten oft schier unerträglich macht, ihnen aber andererseits auch erst in ihr Recht verhilft. Wie öde wäre schließlich der Tell ohne Gessler oder Don Quixote ohne Windmühlen.

Doch wenn dann der Feind fällt, läuft der Widerständler ins Leere. Gerade viele Oppositionelle aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks haben nach 1989 eine solche Erfahrung durchlaufen müssen. Nicht, dass Christa Wolfs „Medea“ kein guter Roman mehr gewesen wäre, doch was war der Mythos von der eigenwilligen Argonauten-Gattin gegen Wolfs mahnende „Kassandra“ oder gegen „Der geteilte Himmel“ aus Vorwendezeiten? Auch waren die fast schon abstrakten Farbschlachten auf den Leinwänden Hartwig Ebersbachs vor 1989 wohl aufgewühlter und die Fotografien Boris Mikhailovs zu Zeiten der heute längst vergessenen UdSSR waren weit subversiver als alles, was noch kommen sollte.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Andre Möller | Mi., 21. Oktober 2020 - 11:17

aber: Das Verdikt bleibt. Es spaltet das Land weiter. Wo ist das Ende dieser Spaltung? Warum sind die eher linken Intellektuellen nicht in der Lage mal echte Toleranz zu üben, die sie stets von anderen einfordern? Ich finde das geistige Klima in D. beängstigend. Nichts Konstruktives. Alles Nazis außer Mutti. Nach Gründen für ein "Rechtssein" fragt keiner von den Linken...

Christa Wallau | Mi., 21. Oktober 2020 - 13:32

Antwort auf von Andre Möller

Ja, ich auch !

Was Sie zu recht beklagen, lieber Herr Möller, ist die fehlende Toleranz bzw. Gesprächsbereitschaft fast aller linken Intellektuellen, die das Meinungsmonopol für sich beanspruchen gegenüber allen, die sie als "Rechte" ansehen und damit gleichzeitig schon herabwürdigen.
Keine Selbstkritik, kein Interesse an wirklich echter Ursachenforschung!
N u r "Kampf gegen Rechts"! Sonst findet nichts statt.

So wird die Spaltung der Gesellschaft nur immer noch tiefer. Jeden Tag mehr.
Groll, Verhärtung und das Gefühl des Unverstanden-Seins werden bei vielen Menschen wachsen und sich irgendwann eruptiv in unkontrollierten Handlungen entladen.

Sage dann bitte niemand von denen, die heute arrogant den Ton angeben, er trage daran keine Schuld!!!

Gerhard Lenz | Mi., 21. Oktober 2020 - 13:59

Antwort auf von Andre Möller

Noch dazu glänzend geschrieben. Aber: Der Verriss durch die Empörten ist Ihnen sicher!
Widerstand als Berufung: Sie sind unschwer zu übersehen, in diesem Forum nicht, in der Politik nicht. Ehemalige DDR-Oppositionelle, die den weiten Weg bis zum rechten Rand gingen.
Sie verdienen Respekt, was ihr Engagement in der ehemaligen DDR angeht, sofern sie dort in Erscheinung traten.
Sie verdienen allerdings keine Toleranz, wenn sie jetzt, unfähig in einer Demokratie ihren Platz zu finden, die BRD als DDR 2.0 verhöhnen.
Fast zwangsläufig mussten sie rechtsaussen enden: Opposition von links geht nicht, dort stand schliesslich das Unterdrückungsregime der DDR. Bleibt also nur der Widerstand ganz rechts - gegen die demokratischen Parteien, die man nicht verstehen will oder kann, und der Schlichtheit halber mit den Blockparteien der DDR gleichsetzt.

Und so, tiefenfrustiert und orientierungslos, demontieren sich die ehemaligen Kämpfer für Demokratie selbst.

Weil sie schlicht nicht anders können.

Und Ja, ich - wird sind es leidlich bis hin zur Frustration & Fassungslosigkeit über bestimmte Aussagen der jetzigen Politik, wo der Souverän zum Popanz gemacht wird & wo die Gewaltenteilung von einen überwiegenden Teil der Medien & Lehrkörper (4 & 5 GT) in einen Gesinnungs -& Vormundschaftsterror besiegelt wird & wurde, was in der BRD der 70/80-iger Jahre ein größeres Erdbeben in der Politik ausgelöst hätte & die Beispiellos in der D. Geschichte ist, die momentan abgewickelt wird.
Herr Düring, eigentlich wollte ich zu diesen Artikel nichts schreiben, schon allein weil ihr Kommentar so Spitze ist & analytisch wie informativ.
Aber wer den Mund hält zu einen Ereignis/ Tat, welches nicht richtig dargestellt wurde, der macht sich auch Schuldig!
Deshalb musst ich auch auf den
Verriss der Empörten wie die persönliche Tiefenfrustiertheit & auf die angebliche Orientierungslosigkeit antworten, obwohl mir das tangential ....
Ich gebe die Karte zurück. Kann leider nichts damit anfangen ;-

Bernhard K. Kopp | Mi., 21. Oktober 2020 - 20:14

Antwort auf von Andre Möller

Intellektuelle und Diskussionswissenschaftler. Besonders wichtig ist aber, dass linke Intellektuelle ganz selbstverständlich zum Stalinismus neigen, egal wie heftig sie dies bestreiten mögen, weil sie sich dogmatisch im Besitz der Wahrheit wähnen, und, weil nur nahe der Macht die weichen Polster liegen. Um nicht einseitig zu erscheinen, rechte Intellektuelle neigen zum Faschismus. Linke Intellektuelle sind aber in der heutigen Gesellschaft die große Mehrheit. Liberalität gibt es nur um die Mitte.

Wolfgang Tröbner | Mi., 21. Oktober 2020 - 11:20

Man kann es so sehen, wie der Autor es macht. Man kann es aber auch ganz anders sehen. Monika Maron ist vielleicht nur eine Schriftstellerin, die sich den Mund nicht verbieten lässt und die die Dinge,die sie stören, thematisiert. Was ist dagegen einzuwenden? Haben sich wirkliche Künstler je um das geschert, was die Obrigkeit von ihnen erwartet? Bedauerlich, dass eine solch hervorragende Autorin hier einfach so als sich langweilende, neurechte festgefahrene Dissidentin abgewatscht wird.

Volle Zustimmung werter Herr Tröbner: Mitnichten läuft der Widerständler ins Leere, gerade in einer Zeit, in der die Bekämpfung von allem was es wagt, konservativ zu sein (alle, außer Mutti, sind Nazis) zur Hochform aufläuft; und alle machen mit, wohl auch der S. Fischer Verlag.

Monika Maron sagte einmal, Zitat:

„Bei der Politik handelt es sich nicht darum, recht zu haben, sondern recht zu behalten.“

Wie sollte man da widersprechen; die Folgen dieser fatalen Haltung einer fehlenden Selbstbeleuchtung, werden wir in ein paar Jahren sehen und schmerzlich spüren. - Schön, dass es noch aufrechte Menschen gibt, wie die tapfere Monika Maron !

Diesen Eindruck habe ich auch. Aus DDR-Zeiten kennt man noch gut Denunzianten wie Franziska Schwarz. Wenn jemand eine Redewendung, die schon in einem anderen Land benutzt wurde, aufgreift: dann ist das ein Sakrileg, weil die AFD den Begriff auch verwenden könnte. Und wer kein Problem mit dem Islam hat kann mir nur leid tun. Auf die Köpfung eines französischen Lehrers kommt bei uns entweder gar Nichts oder Verharmlosung, wie "Tötung". Besonders anregend fand ich die Sache mit Krav Maga. Das erklärt ein bischen die Haltung des israelischen Staates: wer mich vernichten will, muss mit j e d e r Gegenwehr rechnen (Deutsche hätten allen Grund, das zu verstehen!). Wie läuft es bei uns: Millionen Fremde können ohne Gegenwehr einwandern, werden auf Lebenszeit alimentiert und machen sich zu Recht lustig über die dummen Deutschen. Dass irgendwann das nicht finanzierbar ist (von kulturellen Problemen abgesehen) ist egal. Man sollte M. Maron dankbar sein und das Buch empfehlen. Selbst urteilen!

Gisela Fimiani | Mi., 21. Oktober 2020 - 11:42

Welch eine seichte Ab-Urteilung Frau Marons. „Rechtes Gedankengut“ (was genau ist das?) rechtfertigt die Deutungshoheit: Im „besten Deutschland“ aller Zeiten gibt es für Menschen vom Schlage Marons nichts mehr zu kritisieren. Sie haben es nur noch nicht begriffen und müssen in ihrem Kritik-Wahn auf „rechtes Gedankengut“ zurückgreifen, um den benötigten „neuen Feind“ zu etablieren. So subtil entsorgt man derzeit die „Unangenehmen“ .

Frau Fimiani, ich stimme Ihnen zu. Es ist der Verlag, welcher offensichtlich nur noch linke Autoren hofiert. Lesen Sie dazu den Artikel "Es lebe die Reproduktion" von Eva von Redecker im Philosophie Magazin 06/2020. Dann verstehen Sie, warum der Verlag S. Fischer sich von Frau Maron getrennt hat. In dem genannten Beitrag erkennt man sehr deutlich das Frau Eva von Redecker auch Taktgeber im linken Milieu ist. Etwas abgewandelt kann ich sagen, sie ist Establishment, sie empfindet sich aber als Opposition. Eine andere Meinung als die ihre kann nur reaktionär und damit für den Verlag S. Fischer mittlerweile untragbar sein. Ihr neues Buch „Revolution für das Leben“ erschien am 23.09.2020 im Verlag S. Fischer. Nicht die Neuerscheinung ist das Problem, sondern das zur gleichen Zeit einer anerkannten und langjährigen Verlagsautorin aus politischen Gründen gekündigt wurde. So entstehen "Meinungskorridore" und "betreutes Denken" auf Grund von vorauseilendem Gehorsam.

Es ist doch Strategie hinter solcher Vorzensur und Verächtlichmachung.Wer sind Merkels Hintermänner,Auftraggeber?Wer hat ein ernsthaftes Interesse an solchem Unfug und ist nicht selber "Links"? Eine "Linke"in Deutschland ist die Marionette ganz anderer, entgegengesetzer Kreise.Darauf einen Dujardin.Oder einen Molotow-Cocktail.

Tomas Poth | Mi., 21. Oktober 2020 - 11:43

Eine Fehleinschätzung die ich nicht teile.
Festgefahren hat sich die Flüchtlings-/Migrationspolitik, der Feminismus.
Mit der Genderei fährt man sich im Treibsand der Sprachverwirrung/-Zerstörung fest.
S. Fischer Verlag gehört zur Holtzbrinkgruppe und die gendert in ihrem Webauftritt rum.
S. Fischer bewegt sich also nur auf der RotGrünen Gesinnungsschiene und betreibt somit ein Stück Cancel-Kultur.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 21. Oktober 2020 - 12:11

werden Schriftsteller oder Philosophen etc. mit der Zeit immer besser, deswegen reisst man sich doch meist dann um die letzten Worte.
"Störfall", ein begnadetes Buch von Christa Wolf, bei "Medea" heisst es "Stimmen".
Ich bezeichnete Christa Wolf in einem FR-Leserbrief einmal als "Mozartin der deutschen Literatur", während die ZEIT noch über eine Beurteilung nachdachte.
Von Frau Maron habe ich nichts gelesen, ganz einfach weil ich meist satt bin, wenn ich einmal Begnadetem "begegnete".
Ich möchte diese Stimmen dann in meinem Kopf behalten und der hat keine unbegrenzte Aufnahmefähigkeit, es sei denn, ich vergäße ausreichend.
Das will ich aber nicht, also beschränke ich mich.
Der Antaios Verlag wird laut Wiki zu den "demokratiefeindlichen" Bereichen der "Neuen Konservativen" gezählt.
DAS ist NICHT die Klientel des S.Fischer Verlages.
Vielleicht tun sich "heimatlose" Schriftsteller(w/m/d) zusammen, unterstützen sich gegenseitig und versuchen zu überleben, wenn es wirklich kein Zurück gibt

Bezüglich politischer Themen und deren Einordnung bzw. Etikettierung, z.B. wie "demokratiefeindlich", würde ich mich nicht auf Wiki verlassen. Da ist Wiki ganz Mainstream.

Jens Böhme | Mi., 21. Oktober 2020 - 13:14

Wenn rechts und neurechts so schlimm sind, sind links und neulinks auch schlimm. Oder hat links und neulinks unbemerkt die Mitte vereinnahmt? Wer wird das beantworten können? Die Neulinken in der Mitte?

Ellen Wolff | Mi., 21. Oktober 2020 - 13:20

„ Jetzt aber schrieb sie gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, gegen das Post-Heroische in der Gegenwart, gegen Feminismus, gegen den Islam ...“
Lasst uns alle immer strammer gegen Rechts marschieren, bis wir ganz Links gelandet sind. Was ein Bullshit, wir sollen zwischen Islam und Islamismus usw differenzieren, oder besser einen Bogen darum machen, aber zwischen Rechts/Konservativ und Rechtsradikal müssen wir nicht mehr differenzieren? Ich bin ganz klar gegen jeglichen Radikalismus, egal ob links, rechts, religiös oder was auch immer. Es ko... mich an, dass einerseits immer mehr Menschen in Die rechte Ecke gestellt werden, andererseits ganz viel Toleranz und Mitgefühl bestimmten Gruppen gegenüber gezeigt wird. Dieses Messen mit zweierlei Maß, diese Spießbürgerliche Korintenk.., das alles ist echt gruselig und kann freiheitsliebenden Menschen echt Angst machen. Einfach mal runter kommen, einfach mal andere Meinungen aushalten, nicht gleich „Mund Tod“ machen.

Maria Fischer | Mi., 21. Oktober 2020 - 13:28

Zum Ausscheiden von Heinrich Mann aus der preußischen Akademie der Künste/ Abteilung Dichtkunst:

„Die Akademie kann kein Schlupfwinkel für Kräfte der Verneinung sein, die unfähig sind, die Nation als ein Ganzes zu sehen und sich zum Klassenkampf bekennen……Das junge Deutschland will mit solchen Exponenten eines traurigen Gestern nichts mehr zu tun haben…..Mit einer Beschränkung der Meinungsfreiheit hat dieser selbstverständliche Akt der Selbsthilfe nicht das mindeste zu tun.“

Wolf Biermann hat - in anderem Zusammenhang - schon vor vielen Jahren die Dinge auf den Punkt gebracht. ' ... Die Dichter mit der feuchten Hand Dichten zugrunde das Vaterland. Das Ungereimte reimen sie, Die Wahrheitssucher leimen sie. Dies Pack ist käuflich und aalglatt - die hab ich satt! ...' .
Man tausche das Wort Dichter gegen Verleger aus und hat die heutige Situation exakt beschrieben.
In der von Frau Bublitz nachgeschobenen 'Begründung' wurde Monika Maron vorgeworfen, sie habe sich von ihren langjährigen Freundin, der Buchhändlerin Susanne Dagen, 'nicht distanziert'. Ja, warum sollte sie?
Es gab in diesem Deutschland Zeiten, in den sich Eltern von ihren Kindern 'distanzieren' sollten, weil diese 'Republik-Flüchtlinge' waren. Es gab in Zeiten, in den sich Kinder von ihren Eltern 'distanzieren' sollten, weil diese 'Staatsfeinde' und 'imperialistische Agenten' waren. Es gab Zeiten, in denen sich Eheleute scheiden lassen sollten, weil einer der Partner 'nicht arisch' war. Pfui!

Ingrid Gathmann | Mi., 21. Oktober 2020 - 14:50

Ein klarer Fall: Kaum gibt es einen Text, der nicht dem Mainstream entspricht, wird er in die rechte Ecke gestellt und verdammt. Ich habe fast alle Bücher von Monika Maron gelesen und bin eine Bewunderin dieser Schriftstellerin. Übrigens auch von Susanne Dagen, die den Mut hat, gegen den Strom zu schwimmen. Ich verstehe nicht, wie der Autor des Artikels so negativ über M.M. schreiben kann, nur weil ihm der Inhalt ihres letzten Buches nicht gefällt. Der Fischer- Verlag sollte sich schämen. Null Toleranz, null Ausgewogenheit. Haben denn die Leute dort kein Rückgrat mehr? Und das wollen Intellektuelle sein?

Jürgen Keil | Mi., 21. Oktober 2020 - 15:29

Ich habe das Buch Arthur Lanz gelesen. Die Kritik, die im Buch an einer zunehmenden Verkleinerung der Akzeptanz und Toleranz gegenüber Meinungen des nicht fundamentalistisch- ökologischen und nicht sozialistischen politischen Spektrums anklingt, ist meiner Meinung nach berechtigt. Ob das Buch hinsichtlich seiner literarischen Qualität den hohen Ansprüchen eines Literaturkritikers entspricht, ist mir egal. Ich habe es mit Erbauung gelesen. Das oft subtil auftretende, ausgrenzende Klima kenne ich aus Schilderungen von Freunden, die im Hochschulbetrieb tätig sind. Ein ehemaliger DDR- Bürger ist für solch ein Klima und dessen Zielfunktion ein feinerer Seismograph. Die Verwendung aktuell negativ konnotierter Begriffe wie rechts oder noch schlimmer, neurechts, ohne sie klar zu definieren, sowie einer Schriftstellerin ein unerfülltes Altersgeltungsbedürfnis zu unterstellen, ist genau die Praxis, die im Buch anprangert wird.

Markus Michaelis | Mi., 21. Oktober 2020 - 15:48

Die Idee der grotesken Kämpfe gegen WIndmühlen, die längst gefallen sind, von Kämpfern, die nicht mehr umsteuern können, ist sicher ein treffendes und wichtiges Motiv in vielen Fällen.

Trifft es hier?

Der Rauswurf Marons scheint doch zu zeigen, dass sich da noch Windmühlen drehen? Und dass es Diskussionen darüber gibt, ob Don Quichotte oder die Windmühlen der Bösewicht ist.

Die pauschale Anwendung des oben genannten Prinzips durch diesen Artikel bringt bei mir auch die Frage auf: geht Herr Hanselle davon aus, dass es heute nichts mehr gibt, gegen das man anschreiben könnte? Das Paradies ist vollendet?

Ingbert Jüdt | Mi., 21. Oktober 2020 - 16:07

Gegen Flüchtlingspolitik, Post-Heroismus, Feminismus und Islam zu schreiben, macht einen Autor in den Augen von Herrn Hanselle offenbar zum Don Quixote. Das vereinte Deutschland hat so wenig echte Probleme, da kann unter vormals diktaturgestählten Kritikern nur Langeweile aufkommen - andere Gründe, um Islam, Feminismus, Post-Heroismus und Flüchtlingspolitik zu kritisieren, kann ganz unmöglich geben!

Monika Maron - ein Wohlstandsopfer, das im Begriff ist, den S. Fischer Verlag durch funkensprühenden Überschlag in Brand zu stecken, weil sie drüben auf der anderen Seite bei Antaios, dem Geerdeten, in die Steckdose gefasst hat.

Weg mit uneindeutigen Positionen! Niemals war gute Selbstisolation so wichtig wie heute!

Klaus Funke | Mi., 21. Oktober 2020 - 16:42

Dieser Artikel zu Monika Maron ist eine bösartige Farce. Ich schäme mich für CICERO, dass hier so etwas über die herausragende Schriftstellerin gedruckt und verbreitet wurde. Was hat das Magazin davon? Pluspunkte auf der Regierungsbank? Fragen Sie mal Wolfgang Herles. Ich hörte heute früh seinen ausgewogenen und klugen Kommentar im Radio, er wird auch im MDR Fernsehen dazu auftreten. Auf alle Fälle hörens- und sehenswert. Der S.Fischer-Verlag hat sich gewiss einen Bärendienst erwiesen. Die Maron wird schnell einen neuen Verlag finden - für all ihre Werke. Indes, der Fischer Verlag, der wie alle großen Verlag nach Gutsherrenart mit seinen Autoren umspringt, macht sich gewiss nichts draus. Diese Art Verlage sind selbstherrlich und durch das Übermaß an Autoren in keiner Not. Weil der Begriff "Neue Rechte" wieder fiel: Man erkläre mir bitte diesen Kampfbegriff. Ist das nur ein Stigma? Ein Menetekel, was man an die Wand malt? Die Maron wird weiter gelesen, trotz des S.Fischer-Verlages...

christoph ernst | Mi., 21. Oktober 2020 - 19:56

Antwort auf von Klaus Funke

Aber für Fischer ist es hoffentlich trotzdem ein Eigentor.

Heinz Maier | Mi., 21. Oktober 2020 - 18:25

Seid ihr Altlinke so sicher auf der Seite des Wahren, Guten und Schönen zu liegen, nach den furchtbaren Erfahrungen der Geschichte? Vielleicht kennt ihr die Weisheit, dass ich mich nach rechts setze, wenn das Schiff nach links kentert?

christoph ernst | Mi., 21. Oktober 2020 - 20:11

Kein sehr mutiger Artikel im "Cicero".
Verbotswütige sind blöd. „Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert“, erklärt Fischer-Geschäftsführerin Siv Bublitz.

Wohlfeile Moral von Leuten, die nie für ihre Freiheit kämpfen mussten und sich anmaßen, die anderer zu beschneiden, ist nichts als die erstickende, selbstverschuldete Unterwerfung feiger Fürze.

Wo Feinde des Freisinns Botmäßigkeit zu erzwingen suchen, kann kein Autor mit einem Rest Anstand und Selbstrespekt noch veröffentlichen.

Fischer und Suhrkamp sind verbrannt, Geschichte, passé. Wer da publiziert, macht sich gemein mit Gleichschaltungsgeilheit.

So und nicht anders verwandelt man Antaios dialektisch zu einem Hort des freien Geistes.

Schon trist.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 22. Oktober 2020 - 14:21

Antwort auf von christoph ernst

Sie können nicht im Ernst das Wort "verbrannt" für einen in der Geschichte "jüdischen" Verlag benutzen, ich weiss jetzt nicht, wie und ob sich der Verlag früher wie heute nicht noch viel breiter definiert.
Es war mir auch nicht wirklich gegenwärtig, aber ich hätte das Wort ohnehin nicht benutzt.

Lisa Werle | Mi., 21. Oktober 2020 - 21:52

... und eine aufrechte, mutige Frau, lässt sich nicht den Mund verbieten. Sie schreibt über die Anmaßung der Regierenden, über die Spaltung der Gesellschaft, sie schreibt über die linke Meinungsdiktatur - so klar und präzise, dass die Verantwortlichen sich sehr genau wiedererkennen. Und das ärgert diese klein-geistige ‚Elite‘. Weiter so, Frau Maron, schreiben Sie Klartext über eine unsäglich verlogene Migrationspolitik, in deren Folge – anders als in Frankreich – Mord und Totschlag an 2 Menschen (Dresden am 04.10.2020) einfach beschwiegen wird, weil der Täter einer derjenigen ist, ‚die nicht genannt werden dürfen‘ (ein geduldeter Syrer, eingewandert 2015, der seitdem Straftat auf Straftat begangen hat).
Warum, Herr Hanselle, wiederholen Sie die Lüge einer Kooperation mit dem Antaios-Verlag und die dümmliche Formulierung von 'rechten Meinungsäußerungen'. Sagen und benennen, was ist, so nannte es Augstein. Wäre nach heutigen Maßstäben wohl auch 'neurechts'.
Ein seichter Kommentar.

Dieter Erkelenz | Do., 22. Oktober 2020 - 07:39

Herr Funke, erklären Sie mir doch bitte, warum dieses Essay über Monika Maron eine "bösartige Farce" sein soll und sie sich über den angeblichen Verriss "schämen" müssen! Aber wahrscheinlich bin ich kein
'Intellektueller' der Ihre etwas diffuse Kritik goutieren kann!

Claudia Hagenstross | Do., 22. Oktober 2020 - 09:48

"Jetzt aber schrieb sie gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, gegen das Post-Heroische in der Gegenwart, gegen Feminismus, gegen den Islam ... Gegen Windmühlen und Langeweile? Egal, was sie schrieb, sie schrieb dagegen."

Stimmt! Sie könnte doch auch mal für etwas sein! Es ist doch schön, dass wir jetzt in einer Gesellschaft leben, in der wir Meinungsfreiheit haben. Das reicht doch. Man muss sie ja nicht immer gleich voll ausnutzen. Bescheidenheit und Selbstbeschränkung gereichen uns allen zur Zier!

Dana Winter | Do., 22. Oktober 2020 - 10:24

Cicero hatte die Gelegenheit, sich für die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst einzusetzen. Diese Gelegenheit wurde verpasst. Schade. Man sollte meinen, für ein halbwegs intelligentes Magazin sei Voltaires "Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen" eine unbedingte Richtschnur. Das würde ich in diesen Zeiten "Haltung" nennen. Schon aus Selbstschutz, sonst erwischt ein Schreibverbot eines schlechten Tages auch den einen oder anderen Autoren von Cicero. Und sagen Sie nicht, es sei kein Schreibverbot. Wenn ein Verlag einer 79jährigen Autorin, mit der er 40 Jahre lang gute Geschäfte gemacht hat, den Stuhl vor die Tür setzt, dann ähnelt dies einem faktischen Schreibverbot.

Solveig Böhl | Do., 22. Oktober 2020 - 11:11

"Maron hat ihre Schuldigkeit getan", wie es scheint. Kritik an der DDR war und ist scheinbar die einzige innerdeutsche Kritikrichtung (neben der Nazi-Zeit selbstverständlich), die so eine Art Staatsräson darstellt, an der sich alle gemütlich abarbeiten können. Aber diese Kritik rüttelt selbstverständlich nicht an den Grundfesten der bestehenden Politik. Die DDR als perfekte Rechtfertigung für die Unfehlbarkeit des Systems BRD. Aber wehe, Autoren und Prominente kommen auf die Idee, genau dieses, sich drastisch zum Negativen verändernde System, dessen aktuell-politische Handlungen und die daraus resultierenden Verhältnisse, zu kritisieren ... Wie wird man also nun die in Ungnade gefallenen Kritiker los? Kündigen, Mundtotmachen und Stigmatisieren scheinen die neuen "subtilen“ „Verbotsformen" für Dissidenten zu sein. Der S. Fischer Verlag hat seine anbiedernde Lektion gelernt. Er könnte ja sonst selbst noch in Verruf geraten! Gott bewahre!

Johan Odeson | Do., 22. Oktober 2020 - 11:49

Ich möchte einen interessanten Leserkommentar aus der Welt ansprechen. Bärbel Bohley hat die heutige Situation schon 1991 vorhergesagt - Chaim Noll hat ihre damaligen Worte aufgeschrieben:
„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.“
„Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtodmachen derer, die sich nicht anpassen - das wird wiederkommen. Glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi.