atlanta-richard-broooks-floyd-george-rassismus-polizeigewalt
Im Gespräch mit Demonstranten: Polizisten in Atlanta, Georgia / picture alliance / REUTERS | Elijah Nouvelage

Polizeigewalt in den USA - Alles nur Rassisten?

Mit Rayshard Brooks kam nun erneut ein Afroamerikaner durch einen Polizisten zu Tode. Schon im Fall George Floyd stand für viele deutsche Medien fest: Die US-Polizei handelt rassistisch und brutal. Die Fälle von Minneapolis und Atlanta beweisen aber keine strukturelle Missstände. Denn gerade die USA sind auch Vorbild für bürgerfreundliche Polizeiarbeit.

Thomas Jahn

Autoreninfo

Thomas Jahn ist Rechtsanwalt und war 18 Jahre lang ehrenamtlicher Kommunalpolitiker der CSU.

So erreichen Sie Thomas Jahn:

Der Rechtswalt Thomas Jahn wurde 2003 an der Universität Augsburg über die US-amerikanische Community-Policing-Strategie promoviert. Er konnte im Rahmen seiner Dissertation eine Vielzahl von Polizeibehörden an der Ostküste der USA besuchen und dabei an Polizeieinsätzen, Einsatzbesprechungen und verschiedenen Ausbildungsgängen persönlich teilnehmen.

In der vergangenen Nacht kam mit dem US-Bürger Rayshard Brooks in Atlanta erneut ein Afroamerikaner gewaltsam durch einen US-Polizisten zu Tode (zu den Hintergründen). Neben friedlichen Protesten gab es auch Brandschatzung, Blockaden und Gewalt. Die Polizeichefin von Atlanta ist bereits zurückgetreten. Auch wenn die Hintergründe noch nicht abschließend ermittelt wurden, dürfte dieser erneute Fall nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis die Anti-Rassismus-Proteste in den USA und weltweit weiter anheizen.

In Deutschland hatten Politiker und Medien bereits längst die Hintergründe für den Tod des Afroamerikaners George Floyd ausgemacht: struktureller Rassismus und Polizeigewalt. Diese Diagnose über die Verhältnisse in den USA suggeriert, dass es ähnlich der US-Armee eine einheitlich geführte Polizeiorganisation gibt, die aber tatsächlich nicht existiert. Fakt ist, dass in den USA nicht nur jeder einzelne Bundesstaat über sein eigenes Justiz- und Strafverfolgungssystem verfügt, sondern auch die Polizei extrem dezentral organisiert ist.

Dies beginnt auf der Bundesebene, wo sich neben der bekanntesten Bundespolizei, dem FBI, etwa 70 weitere Polizeibehörden versammeln. Dazu kommen die Staatspolizeien von 49 Bundesstaaten (nur Hawaii hat keine eigene Staatspolizei), mehr als 3.000 Sheriff Departments sowie über 13.000 unabhängige Polizeibehörden auf kommunaler Ebene. Die etwa 700.000 Polizeibeamte („Sworn Officers“) verteilen sich daher USA-weit auf insgesamt über 16.000 Behörden. Jede dieser Polizeibehörden wird eigenständig geführt und entscheidet in eigener rechtlicher Kompetenz wie Polizeibeamte rekrutiert, ausgebildet und diszipliniert werden.

Kein Zugriff der US-Regierung

Dementsprechend existieren zwischen den vielen Polizeibehörden große Unterschiede, auch innerhalb eines Bundesstaats, was schon allein dieser Größenvergleich zeigt: Beim NYPD, der Stadtpolizei von New York City, sind mehr als 40.000 Polizeibeamte beschäftigt, bei der Gemeinde Sodus Village, die ebenfalls im Bundesstaats New York liegt, nur ein einziger. Beide Behörden üben aber im Gebiet der jeweiligen Kommune dieselben polizeilichen Befugnisse aus.

Die US-Regierung hat daher auf die Polizeibehörden der Kommunen, der Countys oder der einzelnen Bundesstaaten keinerlei Zugriff. Die Staatspolizeien unterstehen den jeweiligen Gouverneuren, also den Staats- und Regierungschefs der jeweiligen Bundesstaaten, die kommunalen Polizeien den jeweiligen Bürgermeistern. George Floyd wurde in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota getötet. Das Police-Department von Minneapolis stand schon wegen ähnlicher Vorfälle in der Vergangenheit in der Kritik. So wurde beispielsweise 2017 die weiße Einwohnerin Justine Damond von dem somalisch-stämmigen Polizisten Mohamed Noor bei einem Polizeieinsatz grundlos getötet, was inzwischen auch durch ein entsprechendes Gerichtsurteil bestätigt wurde. Politisch verantwortlich für die Zustände bei der Polizei von Minneapolis ist allein der dortige Bürgermeister Jacob Frey, Mitglied eines regionalen Ablegers der Demokratischen Partei.

Beachtliche Kriminalitätswende

Ist struktureller Rassismus aber nicht vielleicht ein gefährlicher Trend, dem sich auch ein stark dezentralisiertes Polizeisystem nicht entziehen kann? Wenn ja, wie konnten die USA dann aber vor fast 20 Jahren eine beachtliche Kriminalitätswende schaffen, die den Vereinigten Staaten die niedrigsten Kriminalitätsraten seit den 1960er Jahren bescherte, obwohl die Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King durch weiße Polizeibeamte schon 1992 ähnliche Unruhen ausgelöst hatte wie wir sie aktuell erleben?

Tatsächlich hatten damals Politiker beider Parteien, Republikaner und Demokraten, auf lokaler, bundesstaatlicher und zentraler Ebene Initiativen für eine polizeistrategische Trendwende gestartet. In diesem Kontext muss auch das „Violent Crime Control and Law Enforcement Act“ gesehen werden, das am 13.09.1994 in Kraft trat und auf dessen Grundlage der US-Kongress 8,8 Milliarden US-Dollar für die Schaffung von etwa 100.000 neuen Polizeistellen auf der lokalen Ebene zur Verfügung gestellt hatte. Diese Fördergelder waren geknüpft an die Implementierung einer neuen bürger- und gemeinwesenorientierten Polizeiarbeit. Unter der Bezeichnung „Community Policing“ verbreiteten sich daher neue Ansätze zur Verbesserung der Polizeiausbildung und der polizeilichen Strategie, die gerade in den stark kriminalitätsbelasteten Großstädten, die allesamt damals wie heute auch von größeren afroamerikanischen Minderheiten bewohnt werden, zu raschen Erfolgen führte.

Community Policing

Community Policing ist im wesentlichen durch drei Besonderheiten geprägt: Erstens: Die Polizeistrategie muss den örtlichen Besonderheiten angepasst werden. Zweitens: Die Polizei beschränkt sich nicht nur auf die Strafverfolgung, sondern befasst sich auch mit Lästigkeitsdelikten, die die Lebensqualität der Bürger beeinträchtigen. Und drittens: Die Polizei versteht sich als Partner der Bürger und arbeitet mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren eng zusammen.

Vor allem die dritte Komponente ist für eine effektive Verbrechensbekämpfung, aber auch für die eigene Sicherheit der Polizei im Einsatz unverzichtbar. Polizeibehörden, die Minderheiten brutal behandeln und diskriminieren würden, könnten natürlich keine gemeinsame Vertrauensbasis mit bestimmten Nachbarschaften aufbauen, die aber gerade eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich Bewohner von stark kriminalitätsbelasteten Problemvierteln an die Polizei wenden und sich beispielsweise als Zeugen oder sogar als Fürsprecher der Polizei zur Verfügung stellen.

Mehr Rechte für Opfer von Polizeigewalt

Das Community Policing als erfolgreiche und über viele Jahre USA-weit bevorzugte Polizeistrategie, ist natürlich kein Garant dafür, dass in jeder Polizeibehörde Übergriffe gegen Minderheiten, Diskriminierungen und Vorfälle wie in Minneapolis ausgeschlossen werden können. Die USA können in den vergangenen 25 Jahren allerdings auf umfangreiche politische und zivilgesellschaftliche Bemühungen verweisen, Polizeibehörden bürgerfreundlich und partnerschaftlich auszurichten, um gerade dadurch Diskriminierungen und Polizeibrutalität so weit wie möglich auszuschließen. Nicht zuletzt trägt dazu auch ein rechtliches Instrumentarium bei, das Opfern und Hinterbliebenen von Polizeigewalt oder von diskriminierender Behandlung ungleich höhere Entschädigungsansprüche zubilligt, als sie in Deutschland je denkbar wären.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Chris Groll | So., 14. Juni 2020 - 10:16

Danke für diesen guten aufschlussreichen Bericht.
Er zeigt zweierlei. 1. Dass das übliche Trump Bashing in dem Bereich Polizeigewalt völlig unangebracht ist.
Und 2. Dass fast alle Bundesstaaten/Städte/Kommunen, in denen die Unruhen stattfinden, von den Demokraten/Linken regiert werden (bitte selbst recherchieren. )

Wolfgang Tröbner | So., 14. Juni 2020 - 10:52

der im besten Sinne aufklärt über die tatsächliche Situation in den USA und sich wohltuend unterscheidet von den häufig an Paranoia und Hysterie grenzenden Berichten im deutschen Blätterwald. Die ja sehr oft nur von Ideologie getrieben sind, mit den Fakten im Allgemeinen aber nichts zu tun haben. Vielen Dank auch an Cicero dafür, dass dieser Artikel veröffentlicht wurde. Heutzutage ja nicht mehr unbedingt eine Selbstverständlichkeit.

Urban Will | So., 14. Juni 2020 - 11:13

dass bei all der Hysterie, die nun überall hervorbricht, das ganze nicht aus dem Ruder läuft und es überall sofort nur noch Rücktritte gibt.

(Dies soll aber nicht die Bedeutung der politischen Verantwortung mindern. Wer falsche, dem Gemeinwohl schadende Entscheidungen trifft, muss Konsequenzen ziehen.
So gesehen halte ich es immer noch für einen Witz, dass Merkel stabil im Amt sitzt, obwohl als Folge ihrer eigenmächtigen Entscheidung im Zs.hang mit der Massenimigration viele Menschen gestorben sind.)

Bei allem Mitgefühl für George Floyd, man gewinnt den Eindruck, dass nun jeder Einzelfall nicht primär unter kriminalistischen, sondern unter rassistischen Aspekten betrachtet wird mit denkbar fatalen Folgen.

Bevor man allzu schnell „strukturellen Rassismus“ zu erkennen glaubt, sollte man, wie das ja anderswo die Regel ist, diese als „Einzelfälle“ betrachten und untersuchen.
Es ist kein Massenphänomen.

Vielleicht liegen die Probleme ja ganz woanders.

In der Tat. Der linke Mainstream stellt ganz bewusst das Gewaltmonopol des Staates infrage. Der Staat ist schon demoralisiert, nun geht es darum, ihn völlig zu entwaffnen. Die Bundeswehr ist schon demontiert und zu nichts mehr zugebrauchen. Jetzt ist die Polizei dran. Der Verfassungsschutz ist einäugig, die Justiz hörig. Vielleicht steht im HIntergrund interne Wahlkampfhilfe für die US-Demokraten. Natürlich auch Soros. Die Flutung Europas mit Migranten aus Afrika soll störungsfrei erfolgen. Deshalb soll die Polizei vollkommen verängstigt und entmachtet werden. Deshalb auch die überdimensionierte Rassismus-Debatte. Niemand soll künftig gegen Afrikaner auf unseren Straßen etwas sagen. Sonst - Rassismusvorwurf. Sogar über den Anteil von Afrkanern in den Vorstandsetagen des Profifußballs wird polemisiert. Schon mal nachgedacht: Wie viele Weiße gibt es in Afrika in den Fußballvorständen, wie viele als Bürgermeister, als Fernsehmoderatoren...?? Warum? Weil Afrika eben Afrika ist. Darum.

Zusammenfassung: Ein linker Mainstream, der das Gewaltmonopol des Staates infrage stellt. Verfassungsschutz einäugig, Justiz hörig (wem? den Linken, vermute ich), die Bundeswehr demontiert, jetzt kommt die Polizei dran. Eine überdimensionierte Rassismus-Debatte.
Warum? Damit die "Umvolkung" reibungs- und kritiklos vonstatten geht.
Oder:
Alle im Dienst der US-Demokraten.
Oder:
Damit niemand über die vielen Toten als Folge der Massenimmigration (Zitat Urban Will) Fragen stellt.

So geht rechtsextremistische Hetze. So und nicht anders.

In der Tat. Der linke Mainstream stellt ganz bewusst das Gewaltmonopol des Staates infrage. Der Staat ist schon demoralisiert, nun geht es darum, ihn völlig zu entwaffnen. Die Bundeswehr ist schon demontiert und zu nichts mehr zugebrauchen. Jetzt ist die Polizei dran. Der Verfassungsschutz ist einäugig, die Justiz hörig. Vielleicht steht im HIntergrund interne Wahlkampfhilfe für die US-Demokraten. Natürlich auch Soros. Die Flutung Europas mit Migranten aus Afrika soll störungsfrei erfolgen. Deshalb soll die Polizei vollkommen verängstigt und entmachtet werden. Deshalb auch die überdimensionierte Rassismus-Debatte. Niemand soll künftig gegen Afrikaner auf unseren Straßen etwas sagen. Sonst - Rassismusvorwurf. Sogar über den Anteil von Afrkanern in den Vorstandsetagen des Profifußballs wird polemisiert. Schon mal nachgedacht: Wie viele Weiße gibt es in Afrika in den Fußballvorständen, wie viele als Bürgermeister, als Fernsehmoderatoren...?? Warum? Weil Afrika eben Afrika ist. Darum.

Romuald Veselic | So., 14. Juni 2020 - 12:01

Interessant, dass man dies erst jetzt erfährt:
"So wurde beispielsweise 2017 die weiße Einwohnerin Justine Damond von dem somalisch-stämmigen Polizisten Mohamed Noor bei einem Polizeieinsatz grundlos getötet, was inzwischen auch durch ein entsprechendes Gerichtsurteil bestätigt wurde. Politisch verantwortlich für die Zustände bei der Polizei von Minneapolis ist allein der dortige Bürgermeister Jacob Frey, Mitglied eines regionalen Ablegers der Demokratischen Partei."
War die Justine D. eine alte weiße Frau?

Damit ist klar, dass die D-Mainstream-Medien (aus meiner Sicht 90%), nur oberflächlich u. voreingenommen berichten, und aus Einzelereignissen, einen Massentrend inszenieren, mit ideologischen Kommentaren.
Wenn man schon über Fakenews quaselt, dann haben die D-Medien ein strukturelles Problem, die Tatsachen zu vermitteln. Mit wenigen Ausnahmen darunter. Es gibt in D nur drei Printmedien, die ich noch lesen kann, darunter CICERO.
Der Rest ist Baron v. Münchhausen-Kartell.

Ernst-Günther Konrad | So., 14. Juni 2020 - 17:41

Antwort auf von Romuald Veselic

Ein erstklassiger und sehr informativer Artikel. Da hat einer geschrieben, der dort war, der die Polizeistrukturen tatsächlich kennt und teilweise selbst erlebt hat.
Sie bringen mit Ihrem Kommentar einen ganz wichtigen Aspekt in die Debatte, lieber Herr Veselic.
Wie steuert man Massen? In dem man einen Trend setzt. Obgleich wir jährlich nur wenige - Gott sei Dank - Kindesmorde haben, wird medial immer und immer wieder, wenn ein solches schreckliches Verbrechen denn stattfindet, durch geschickte Verknüpfung von Altfällen teilweise Jahrzehnte zurück liegend, der Eindruck erweckt, als würden täglich Kinder ermordet.
Da ist ein Polizist übergriffig, werden sämtliche im Archiv befindlichen Fälle aneinander gereiht, als wäre das Tag täglich der Fall.
Diese Woche soll eine schwarze junge Frau bei Rossmann diskriminiert worden sein.
Wenn es so war, schlimm genug. Das Problem schwarz-weiß soll unbedingt hier als deutsches Problem etabliert werden. Sachlich Nachfragen heißt Rassismus.

gabriele bondzio | So., 14. Juni 2020 - 17:58

Antwort auf von Romuald Veselic

Da dürfte es so Einiges geben, was unter den Tisch fällt, weil es nicht zum (gern ausgeschlachteten) Meinungsbild über Rassismus passt.
Als seriöse Quelle zu Polizeiaktionen mit tödlichem Ausgang gilt die Webseite "Fatal Encounters".
Auch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Aufeinandertreffen mit Polizisten ums Leben zu kommen, für einen Schwarzen deutlich höher ist als für einen Weißen (siehe Bevölkerungsanteil).
Kamen seit 2000 13 337 Weiße durch Polizisten zu Tode, zumeist durch Waffengewalt. Im gleichen Zeitraum gab es 7612 afroamerikanische Opfer.

Die Videos aus Atlanta belegen, dass die Polizei sehr schnell und unangemessen zur Schußwaffe greift und auch einen nur geringfügigen Delinquenten, der davonlaufen will, von hinten mit zwei Schüssen, erschießt - " I got him " ist als " Erfolgsmeldung"des Schützen zu hören. Es ist möglich, kommt aber seltener vor, dass ein weißer Delinquent in einer gleichen Situation, auf gleiche Weise am Davonlaufen gehindert würde.

Romuald Veselic | So., 14. Juni 2020 - 12:04

gucke ich deshalb gelegentlich an, um den Lügenstand-Pegel zu checken...
Nur das aktuelle Wetter, kann man noch nicht den politischen Kriterien unterwerfen.

Dr. Roland Mock | So., 14. Juni 2020 - 14:17

Ein sehr interessanter Artikel. Offenbar weiß der Autor, was auf den amerikanischen Straßen los ist. Statt sich - wie ca. 90% der hiesigen Journaille- hinter den verSPIEGEL ten Glasfassaden klimatisierter Büros zu vergraben und jedes, aber auch jedes Ereignis vom Standpunkt ihrer durchweg von der Realität abgekoppelten Ideologie zu betrachten. Chapeau, Herr Jahn.

Kai Hügle | So., 14. Juni 2020 - 17:25

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Laut Cicero ist Herr Dr. Jahn Anwalt und Stadtrat - in KAUFBEUREN! :-)
Seine Dissertation, in deren Rahmen er sich intensiv mit der Thematik beschäftigte, liegt 17 Jahre zurück. Ich sage das nur, um Ihre - sorry: ziemlich alberne Kritik zu widerlegen.
Dr. Jahns Beitrag ist sehr gut, zeigt er doch, dass es interessante und wirksame Ansätze für bürgerfreundliche Polizeiarbeit und zur Bekämpfung von Kriminalität gibt. Auf das "LAPD community outreach" Projekt hatte ich letzte Woche bereits hingewiesen, was mir den leicht verklausulierten Vorwurf einbrachte, ich sei ein Islamist. :-)
Zu kritisieren wäre allenfalls, dass Dr. Jahn eine These widerlegt, die so niemand aufgestellt hat - dass alle amerikanischen Polizisten Rassisten sind. Dezentralität vermag strukturellen Rassismus offenbar leider NICHT zu verhindern, weder in den USA noch anderswo. Siehe hierzu:
https://www.crimeandjustice.org.uk/publications/cjm/article/implicit-ra…

bruno leutze | Mo., 15. Juni 2020 - 10:52

Antwort auf von Kai Hügle

wie kann - mal logisch betrachtet - eine These "widerlegt" werden, die keiner aufgestellt hat?!
Dem Autor geht es hier um die Widerlegung eines us-amerikanischen, strukturellen Rassismus, der Beleg für die menschenverachtende Politik seines jetzigen Herrschers stehen soll - so die Kritiker Trumps. Der allgegenwärtige Rassismus in den USA ist nicht das Resultat aktueller Politik, den gab's auch vorher, eben als systemische Erscheinung.
Sein Argument, dass der US-Staat sich eine gesetzliche Bindung im Umgang mit seinen Bürgern gibt, die keine Ungleichbehandlung aufgrund rassistischer Einstellung zuläßt, deshalb auch kein Rassismus polizeiliche Gewalt, bestimmt, ist naiv wie interessiert behauptet.
Anders ausgedrückt: es kann keinen strukturellen Rassismus bei der Anwendung des Rechts durch die Polizei geben, weil es so gesetzlich geregelt ist, daß es keinen geben soll.
Milde gesagt: da ist der Wunsch Vater des Gedanken - bei einem studierten Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker ... !

Kai-Oliver Hügle | Mo., 15. Juni 2020 - 15:50

Antwort auf von bruno leutze

Die Überschrift des vorliegenden Artikels lautet: "Alles nur Rassisten?"
Ich habe das so interpretiert, dass der Autor diese Frage aufgreift und verneint. Ich habe in den letzten Tagen indes keinen seriösen Kommentar gelesen, in dem so etwas Dämliches behauptet wird. "Strukturell" heißt ja nicht, dass jeder Polizist ein Rassist ist.
Ihre Kritik kann ich weitgehend nachvollziehen. Dennoch halte ich die von Jahn beschriebenen Ansätze für interessant und wertvoll.

bruno leutze | So., 14. Juni 2020 - 18:27

Antwort auf von Dr. Roland Mock

der Autor weiß nicht, was in den USA mit seinem systemischen Rassismus abgeht, sonst hätte er sich analytisch damit beschäftigt und nicht mit der Gesetzeslage.
Hier begeht er den gewollten Gedankenfehler, die rechtlichen Maßstäbe polizeilichen, behördlichen, nationalen Umgangs mit dem multi-ethnischen US-Volk zum tatsächlichen Zustand zu verschönen. Anders ausgedrückt: mit bestehender Rechtslage ist nicht notwendig seine systemische Umsetzung gewährleistet.
Insofern ist seine fleißige Darstellung der polizeilichen Organisationsstruktur in der konförderierten USA, der keinen "strukturellen Rassismus" zulasse als schiere Propaganda einzuordnen, wohlwissend, daß es einen alltäglichen sytemischen
Rassismus in Teilen der weißen US-Bürgerschaft gibt, insbesondere gegenüber den schwarzen Amerikanern, den zur Freiheit gelangten ehemaligen Sklaven und jetzigen mit ihnen um Arbeit konkurrierenden Lohnsklaven, was sich in den vielen Getöteten spiegelt. Das in aller Kürze!

Herr Leutze, Rassismus gibt es in allen Ländern und nicht nur von Weißen gegen Schwarze. Da ist nichts „systemisch“. Übrigens: Von „Lohnsklaven“ zu reden offenbart exakt das ideologisch geprägte Verständnis von der Welt, welches ich in meinem Kommentar persifliert habe. Waren Sie schon einmal in Amerika? Haben Sie schon einmal in einer amerikanischen Firma gearbeitet? Ich habe dies: War anstrengend, mitunder hart, es ging aber immer fair zu. Und Rassismus habe ich - von der Chefetage (der CFO war ein Schwarzer) bis zur mexikanischen Putzfrau - dort nicht erlebt. Im Gegenteil: Wir „Lohnsklaven“ waren ein tolles Team.

Gerhard Lenz | Mo., 15. Juni 2020 - 15:15

Antwort auf von Dr. Roland Mock

ist rassistisches Denken durchaus keine Seltenheit.

Wahrscheinlich haben Sie überwiegend in Kreisen mit hellheutigen Kollegen, denen vielleicht der eine / die eine Alibi-Farbige zugebilligt wurde, bewegt.

Natürlich ist nicht jeder Weisse ein Rassit - aber rassistisches Denken, welches Farbigen geringer Fähigkeiten oder mindere Intelligenz zuschreibt, ist weit verbreitet.

Und wie Sie so richtig feststellen: Die Putzfrau kommt gerne aus Mexiko, wenn sie keine Schwarze oder Asiatin ist...

Definitiv waren Sie nie in den USA und haben auch sonst keinen Bezug zur realen Arbeitswelt. In der Putzfrauen aus Niedriglohnländern übrigens nicht arbeiten, weil sie Weiße dort „versklaven“, sondern weil sie es wollen. Und trotz meist niedriger Qualifikation auch können.

Ernst-Günther Konrad | So., 14. Juni 2020 - 17:57

Die eine schauen sich amerikanische Krimis an, glauben was sie dort sehen. Die anderen, so wie Herr Jahn, waren vor Ort und haben sich schon lange vor der Rassismus Hysterie einen eigenen Einblick verschafft und berichten freundlicher Weise sachlich im Cicero darüber.
Andere lesen die links gesteuerten Medien aus den USA oder hier bei uns und haben ihr Urteil bereits fertig serviert bekommen. Man braucht gar nicht mehr selber denken und prüfen. Das hat BILD, FOCUS, der SPIEGEL und wie sie alles heißen schon freundlicher Weise für ihre Leser erledigt. Durch die amerikanische Waffenaffinität ist der polizeiliche Arbeitsalltag ein deutlich gefährlicherer, als der hier bei uns. Fast jeder hat dort eine Waffe und setzt sie bei Straftaten ein. Das rechtfertigt nicht das Vorgehen des Polizisten im Fall Floyd. Es erklärt aber, warum häufiger Gewalt angewendet wird. Wo soll da struktureller Rassismus herkommen?
Viele Polizisten dort kümmern sich nach dem Dienst ehrenamtlich um Jugendliche.

Simone Büchl | So., 14. Juni 2020 - 18:02

Aufgrund von Verwandschaftsverhältnissen reise ich seit meiner Kindheit regelmäßig in die USA.
Für mich sind die USA meine zweite Heimat.
Die hiesigen Vorurteile kann ich kaum noch ertragen.
Daher finde ich besonders wichtig, dass Journalisten endlich auch Fakten nennen.
Gerade der amerikanische Föderalismus wird großteils ignoriert.
Die amerikanischen Präsidenten sind jedoch kein Diktatoren geschweige denn Monarchen.
Meiner Erfahrung nach leben die meisten Amerikaner in ihrem regionalen Mikrokosmos.
Regionale Nachrichtensender, regionale Probleme, sehr unterschiedliche Menschen.

hubert Sieweke | So., 14. Juni 2020 - 23:38

Aber wollen unsere Medien denn nciht seit langen etwas anderes berwirken? Will man nicht das Wetter, die Wolken und auch alle Toten und ermordeten, auch die Toten durch die Covid19 Pandemie dem Präsidenten anlasten, der so gar nicht in den Sumpf der Hauptstadt passe und bisher mit allen legalen und illegalen Mitteln angesägt werden sollte?
Warum schlagen sich die Demokraten um Joe, ihren übriggebliebenen Kandidaten, nun auf die Seite der Kriminellen, Plünderer, Brandschatzer etc? Warum berichtet CNN regelmäßig von "friedlichen Protesten" obwohl seine Leute selbst und sein Headquarter angefriffen wird?
Die Verblendung vieler sogenannter Journalisten, die sich nun auf diem Seite des UNRECHTS schlagen, ist unglaublich.
Es wird die Wiederwahl Trumps beflügeln, denn wer von den Bürgern dort entscheidet sich für ANTIFA, BLM oder Plünderungen? Die großen Firmen geben Geld aus Angst, dass sie selbst zerlegt werden. Wir kennen das aus unserer Geschichte...