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Thüringens CDU-Noch-Fraktionschef Mike Mohring: „Die üblichen Antworten gelten nicht mehr" / dpa

Thüringen-Krise - Die CDU verliert den Osten

Wer bisher geglaubt hatte, die SPD hätte ein exklusives Abonnement auf politischen Dilettantismus, sieht sich nach Thüringen eines Besseren belehrt. Die CDU verabschiedet sich mit ihrer Auschließeritis im Osten aus der parlamentarischen Demokratie.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Thüringens Regionalpolitiker, an vorderster Front Mike Mohring (CDU) und Thomas Kemmerich (FDP), gelten derzeit als oberste politische Deppen der Nation. Insbesondere die Bundeshauptstadt ergeht sich seit Wochen in unermüdlichen Belehrungen und überheblichen Gesten. Dabei wurzelt die politische Krise Thüringens vor allem in den Berliner Parteizentralen selbst. 

Noch einmal zur Ausgangslage: Mit der Landtagswahl in Thüringen konnten Die Linke und AfD zusammen mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen. Um die zwingende Schlussfolgerung hieraus zu ziehen, braucht es nur den Mathematikstoff der Sekundarstufe I, genauer: rudimentäre Kenntnisse in Prozentrechnung. Eine stabile Regierungsmehrheit gegen Linke und AfD gleichzeitig ist unter diesen Voraussetzungen schlicht eine logische Unmöglichkeit und die Ausschließeritis der CDU eine politische Dummheit.

Prinzipieller Widerstand

Mike Mohring, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Thüringen, legte sich die Gefechtslage nach der Wahl schnell und nüchtern zurecht: Eine Kooperation ausgerechnet mit der Höcke-AfD kam kaum in Frage. Also musste die bürgerliche CDU wohl oder übel in den saueren Apfel beißen und ein Arrangement mit dem linken Wahlsieger Bodo Ramelow suchen. „Mir sind stabile Verhältnisse wichtiger für das Land, als dass es nur um parteipolitische Interessen geht“, ließ Mohring nur einen Tag nach der Wahl die staunende Öffentlichkeit im ARD-Morgenmagazin wissen. Auf kommunaler Ebene sei in Thüringen die Zusammenarbeit der CDU mit den Linken ohnehin nichts Neues.

In der Bundes-CDU stießen derartige Offerten postwendend auf prinzipiellen Widerstand. Sie gipfelten nach dem Wahldesaster rund um den inzwischen wieder zurück getretenen Ministerpräsidenten Kemmerich (FDP) gar in der Rückzugsankündigung von Kramp-Karrenbauer. Anstatt es beim Eingeständnis des eigenen politischen Scheiterns zu belassen, ließ die CDU-Chefin allerdings auf ihren letzten Metern noch einen neuerlichen, zehn Seiten umfassenden Abgrenzungsbeschluss gegen AfD und Linke fassen. Auf die Frage, ob die West-CDU mit ihrer Haltung nicht die CDU Thüringen, ja, vielleicht sogar den ganzen Osten politisch auf dem Altar der eigenen Ideologie opfere, sagt Mohring lieber nichts.

Politischer Dilettantismus

Wer daher bisher geglaubt hatte, die SPD hätte ein exklusives Abonnement auf politischen Dilettantismus, sieht sich nun eines Besseren belehrt. AKK vermachte mit dem Abgrenzungsbeschluss ihrem künftigen Nachfolger genau jenes vergiftete Geschenk, an dessen Logik sie selbst politisch gescheitert war und unter Billigung der Kanzlerin die CDU-Thüringen mit in den Abwärtstrudel gezogen hatte. CDU-Chefapparatschik Paul Ziemiak wird auf dieser Grundlage nicht müde, vor einer wie auch immer gearteten Unterstützung Ramelows durch die CDU Thüringen zu warnen: „Alle Mitglieder der CDU Deutschlands sind an die Beschlüsse des Bundesparteitags gebunden.“ Das gilt offenbar selbst für frei gewählte Abgeordnete, die laut Verfassung eigentlich allein ihrem Gewissen verpflichtet sind. Im Osten nannte man das früher einen „Parteiauftrag“. Sascha Lobo wählt zur Beschreibung der Lage sarkastische Worte: „Die CDU weitet ihren Unvereinbarkeitsbeschluss aus. Künftig werde man weder mit AfD und Linkspartei noch mit der Realität zusammenarbeiten.“

Den Vorsitzaspiranten Jens Spahn und Friedrich Merz bleibt nun nichts anderes mehr übrig, als in das Horn der Bundespartei zu stoßen, wollen sie ihre Unterstützung in der West-CDU nicht verlieren. Beide überbieten sich auf Twitter geradezu darin, ihre Beschlusstreue zu dokumentieren. Und das alles gilt offenbar selbst dann, wenn es bloß darum geht, Ramelow für eine kurze Übergangszeit ins Amt zu hieven, um Neuwahlen herbeizuführen. Die Konsequenzen dieser Haltung sind für den dieser Tage viel gescholtenen CDU-Fraktionsvorsitzenden Mohring klar: „Wenn Linke und AfD die Mehrheit der Mandate haben, gelten die üblichen Antworten einfach nicht mehr. Die Beschlusslage der Bundespartei trifft auf eine andere Lebenswirklichkeit und verlangt von der CDU im Osten daher etwas logisch Unmögliches“, bringt Mohring das Dilemma auf den Punkt.

„Endpunkt der Bonner Republik“

Sprechen wir einfach aus, was der aus der Zeit gefallene Beschluss der CDU letztlich bedeutet: Im Grunde verabschieden sich die Christdemokraten im Osten aus der parlamentarischen Demokratie. Denn wozu sollte man sie künftig noch wählen, wenn von Anfang an klar ist, dass sie sich der parlamentarischen Zusammenarbeit verweigert, sobald ihr das Wahlergebnis nicht passt? Jeder gelernte DDR-Bürger ist angesichts solcher Vorkommnisse sofort an den Aufstand vom 17. Juni 1953 und die berühmte Frage des Dramatikers Bertolt Brecht an die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) erinnert: „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

Der Soziologe Raj Kollmorgen hat daher ganz Recht. In einem Interview mit der Zeit erklärt er das Chaos um Thüringen zum „Endpunkt der Bonner Republik“. Auch dreißig Jahre nach der Wende hätte der Westen Deutschlands nicht verstanden, dass der Osten anders ticke und auf autoritäre Ansagen aus Berlin allergisch reagiere. Und vor allem hat der Westen bis heute nicht zur Kenntnis genommen, dass die Linkspartei einen ähnlichen Anpassungsprozess hinter sich gebracht hat wie im Westen die Grünen. Auch die galten einmal als extremistische Spinner, mit denen man nicht zusammen arbeiten könne. Aber das hat sich wie bei den Linken inzwischen geändert. Der westdeutsche Gewerkschafter und Protestant Ramelow würde heute nicht einmal mehr als Mitglied der CDA großartig auffallen.

Die West-CDU hat ein Aufarbeitungsproblem

Nur: Was den Osten und die Linke angeht, verbarrikadiert sich die West-CDU bis heute im erlernten Antikommunismus. Nicht die Linke hat ein Problem mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, sondern die West-CDU mit der Verarbeitung der letzten 30 Jahre seit der Wende. Und es ist ausgerechnet das Versäumnis einer ehemaligen FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda und Bundeskanzlerin aus dem Osten, in dieser Frage weder zur gesamtdeutschen Versöhnung noch Eröffnung neuer Machtoptionen für die Ost-CDU beigetragen zu haben. Im Gegenteil.

Und das wird nicht ohne Folgen bleiben. Man sollte die aktuellen dramatischen Umfragewerte für die CDU Thüringen und die wachsende Zustimmung für die Linken daher nicht falsch verstehen. Sie sind nicht nur Ergebnis der Wahl Kemmerichs zum Ministerpräsidenten, sondern vor allem auch ein Protest ostdeutscher Wähler gegen die offenkundige Arroganz der Berliner Parteizentralen. Auch das kennt man schon von früher aus dem „Politbüro“. Bei Neuwahlen dürfen Linke und AfD insgesamt in Thüringen nunmehr auf deutlich mehr als 60 Prozent aller Wählerstimmen hoffen. Die Bundes-CDU verhilft damit ungewollt ausgerechnet Bodo Ramelow mutmaßlich zu einer rot-rot-grünen Mehrheit. Tritt dies nicht ein, zum Beispiel weil die Grünen den Wiedereinzug in den Landtag verfehlen, werden die aktuellen Probleme der Regierungsbildung noch größer sein als jetzt. Wenn der Westen nicht bereit ist umzulernen, werden die etablierten Parteien daher nicht nur „zerrieben zwischen den Interessen der westdeutschen Zentralen und ostdeutschen Eigensinnigkeiten“ (Kollmorgen). Sie verlieren auch den Osten insgesamt.
 

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Marianne Bernstein | Mo., 24. Februar 2020 - 11:38

kann es in Thüringen nur mit Linken oder AfD geben. Endlich hat jemand einfach mal gerechnet! Danke.
Das ganze Chaos hätte man in einer vertraglich geregelten Duldung so wie angedacht unterbringen können. Natürlich hätte das Fragen aufgeworfen, die hätte man aber mit Blick auf die Realität und damit den Sonderfall Thüringen durchaus zufriedenstellend beantworten können. Wollte die CDU aber nicht.
Das, was dann passiert ist, kann ich nur so interpretieren, dass für die (West)-CDU und die CDU-Führung AKK und P. Ziemiak der Osten ein Hinterhof ist an den man (unerfüllbare!!) Forderungen stellt und sich ansonsten nicht dafür interessiert.
Selbst den Coup der AfD hätte man einfach als das darstellen können, was es ist, nämlich parteipolitisches Tricksen. Wollte man aber nicht.
Aus meiner Sicht hätte Herr Mohring einfach stur zu seinem Plan stehen müssen und für ihn wäre es vielleicht sogar besser ausgegangen als jetzt. Im Osten hat sich die CDU als uninteressiert und unwählbar gezeigt.

... und da man die LINKEN offensichtlich wählbar machen will, wurde die "blumenstrauß-werfende Dame" auch gleich bei Anne Will eingeladen ... hab allerdings gleich umgeschaltet, denn Wahlwerbung für diese Partei bzw. Zusammenschlüsse mit ihr brauch ich mir nicht mehr anzutun (schon gleich garnicht, nachdem die wenigstens einigermaßen "real" denkende Wagenknecht von ihrer Partei "kalt gestellt" wurde).

Nicht nur im Osten der BRD kann die CDU sagen : " ich habe fertig ! "
Auch im Westen hat die CDU ihre Stammwähler verloren und vergrault , wie auch die Wahl in Hamburg zeigt . Ein Neuanfang kann für die Partei nur gelingen , wenn sie das Geschäftsmodell der CSU übernimmt , besser gleich den Anschluss wagt .
Warum noch zwei Parteien , die das " C " im Namen führen . Mein Vorschlag wäre , dass die beiden Parteien sich auf Markus Söder als gemeinsamen Parteivorsitzenden einigen und mit ihm als Kanzlerkandidat in die nächste Bundestagswahl ziehen !
Für Wähler , die keiner Kirche angehören , wäre dann der neue Parteiname : KSU -
" Konservative Soziale Union " sicher eher wählbar als mit dem " C " im Namen .
Die Wähler suchen Persönlichkeiten und Parteien mit Inhalten , dabei ist der Glaube und das Christentum kein Auswahlkriterium , Könner und Macher sind gefragt !

Danke Frau Berstein für das Stichwort. In diesem Land ist schon zu viel links gerichtet.
Denke dabei an unhaltbare Zustände, an Universitäten und an folgenschwere Entscheidungen in der Berliner Blase. Gestern las ich über die Absage eines Oldtimer Treffens zugunsten des Al-Quds-Marsch durch Berlin. Unter den Teilnehmern finden sich Unterstützer von Terrorgruppen wie Hamas oder PFLP, besonders jedoch der Hisbollah. Kurz gesagt eine Form von Antisemitismus inReinform.Linke Vorstellungen haben wir überreichlich und nicht immer Wertvolle-Zusammenführende. Wo bleiben hier bürgerliche Werte? Wo eine Frau Hänsel (Vizechefin Fraktion BT/Linke) glühender Fan des Diktators Manduro ist. Wissler (2.Parteivorsitzende)der Parlamente und Regierung im Weg stehen, bei ihrer Sicht auf eine klassenlose Gesellschaft (Sozialismus).

Ulrich Jarzina | Mo., 24. Februar 2020 - 11:59

... sondern das gesamte Parteienspektrum. Parteiübergreifend ist zu beobachten, wie Mitglieder, die versuchen, Probleme möglichst rational zu analysieren, um daraus evtl. Lösungsvorschläge zu entwickeln, die funktionieren, von ihren eigenen Parteikollegen kritisiert, diffamiert oder totgeschwiegen werden: Wagenknecht bei der LINKEN, Pallmer bei den GRÜNEN, Patzelt bei der Union, um nur einige zu nennen.

Die mediale Öffentlichkeit wird von Leuten dominiert, die einfachstes Freund-Feind-Denken propagieren und nichts anderes können, als Debatten emotional aufzuladen und den Tonfall zu verschärfen.
Bei vielen Journalisten rennen sie damit offene Türen ein, da dieses ebenfalls gern einem Weltbild in Schwarz-Weiß anhängen. Die Folge:

In Parlamenten und Massenmedien ist uns die pragmatische demokratische Debattenkultur abhanden gekommen - falls wir denn je eine solche hatten.
Diese Debattenkultur gehört aber zum Fundament einer Volkspartei, wie sie die CDU lange gewesen ist.

Margaretha Graf | Mo., 24. Februar 2020 - 12:16

Was wäre eigentlich so schlimm daran gewesen, wenn ein Liberaler , wie Kemmerich, alle, die sich doch in Abgrenzung zur AfD als echte Demokraten sehen, hinter sich versammelt hätte und einfach gute Landespolitik gemacht hätte? Ein Bündnis, ausgestattet mit einer großen Mehrheit, das nie auf Stimmen der AfD angewiesen gewesen wäre. Dann hätte man doch die AfD vorführen können. Mit ihren Stimmen gewählt, aber nicht ihre Politik umgesetzt. Aber das ging ja nicht aus ideologischen Gründen und weil es Ramelow mitnichten um das Land sondern nur um seinen Posten geht. Mir geht dieser bei uns eingebürgerte DDR-Sprech vom Antifaschismus nur noch auf die Nerven.

Hans-Jürgen Stellbrink | Mo., 24. Februar 2020 - 12:28

Merkwürdig, dass die auf der Hand liegende Alternative zu einer Duldung der keineswegs entradikalisierten SED-Nachfolgepartei, die weiter die Überwindung von Makrtwirtschaft und Demokratie zum Ziel hat, vom Autor nicht einmal erwähnt wird: Eine Minderheitsregierung Kemmerich, die sich ihre Mehrheiten nach Inhalten und nicht nach Parteizugehörigkeit sucht. Schweden lebt schon lange gut mit diesem keineswegs undemokratischen Prinzip, das sogar helfen könnte, aus Feindschaft wieder rein politische Gegnerschaft zu machen, und die AfD zu zivilisieren, ohne sie an der Regierung zu beteiligen. DAS wäre parlamentarische Zusammenarbeit, die über ideologische Scheuklappen hiweg erfolgen kann. Leider scheint auch der Autor diese nicht abgelegt zu haben und rein pro domo zu argumentieren. Fakt ist: Ramelow wurde abgewählt. Wenn die Union ihm trotzdem in den Sattel hilft, wird sie Blockpartei. Die Abwehr der AfD kann als alleiniger Inhalt der Politik wird nur die Extreme stärken.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 25. Februar 2020 - 09:07

Antwort auf von Hans-Jürgen St…

den üblichen Mediensprech?
Bodo Ramelow wurde nicht abgewählt, wenn, dann jedenfalls weniger stark als die CDU.
Die absolut kleinste Fraktion soll dann eine ebenfalls denkbar kleinste Minderheitenregierung anführen?
Politik hat auch etwas mit Realitäten zutun und findet nicht nur im Kopf statt.
Eventuell könnte in der DDR aber genau diese Art - im Kopf - für die große Mehrheit so Realität gewesen sein.
Ich bin unendlich dankbar, dass ich in der alten Bundesrepublik Deutschland aufwachsen durfte.
Das möchte ich jetzt dem Osten zugutekommen lassen.
Jahrzehntelang habe ich mir auch den Politsprech der DDR angesehen oder teils gelesen.
Irgendwie auch entspannte politische Verhältnisse, zudem nach dem Crashkurs in Sachen Eingliederung in das Prinzip der Bundesrepublik, das braucht vielleicht doch noch mehr Zeit.
Ich verstehe, dass gerade der Osten nicht wieder zum Objekt noch so gut gemeinter politischer Experimente werden möchte.
Wir alle leben nur einmal.
Ich bitte dennoch um Vertrauen.

Markus Michaelis | Mo., 24. Februar 2020 - 12:30

Der Berliner CDU geht es natürlich um mehr als Thüringen. Selbst alle neuen Bundesländer zusammen zählen im Zweifel nicht so richtig, weil sie weniger sind als alleine NRW.

Der Artikel hat trotzdem Recht, dass die Bundes-CDU sich der Realität verweigert. Das gilt allerdings auch für die anderen Parteien. Ein eklatantes Problem stellen Weltoffenheit, Mulitlateralismus und insbesondere Europa dar. Alle drei Schlagworte zielen darauf ab, dass wir eine Menschheit sind, die die Probleme zusammen angeht. Andererseits gelten ganz scharfe Abgrenzungen zu den Extremen, insbesondere nach Rechts, aber auch andere Extreme.

Das wird nicht ohne viele "Thüringens" umsetzbar sein, denn schon in Europa, geschweige denn der Welt, gibt es viele Regierungen oder Regierungsbeteiligungen, die nach unseren innerdeutschen Maßstäben vollkommen überhaupt nicht gehen, weil sie gegen grundlegendste, nicht hinterfragbare Regeln verstoßen. Für diese Einigkeit in Buntheit gibt es noch keine Lösung.

Christa Wallau | Mo., 24. Februar 2020 - 12:44

wurde betreten, als diese Partei nicht begriff, was mit der Gründung der AfD für sie und D auf dem Spiel stand.
2015 hat sich die Merkel-CDU aus Opportunismus dem Chor der Schreier ("Rechtsextremisten! Europagegner! Nazis!") angeschlossen u. jegliche Zusammenarbeit mit guten Leuten, die zum großen Teil aus ihren eigenen Reihen kamen, kategorisch ausgeschlossen.
Dabei wäre die AfD ihr n a t ü r l i c h e r Koalitionspartner.
Nun steht die einstige Volkspartei CDU vor dem Dilemma, daß sie entweder unwählbar wird (da gefangen in ihren Unvereinbarkeitsbeschlüssen)
o d e r sich noch mehr nach Links bewegen muß, um mit der Nachfolge-Partei der SED gemeinsame Sache zu machen.

Beide Optionen sind miserabel.

Ich behaupte: Die Lage der CDU ist prekärer als die der SPD - und das hauptsächlich dank der Person an ihrer Spitze: Angela Merkel.
Kohls "Mädchen" hat sich nicht als gute "Mutti", sondern als Märchen-Stiefmutter entpuppt, die Schneewittchen einen vergifteten Apfel zu essen gab.

Hubert Sieweke | Mo., 24. Februar 2020 - 12:50

hier exemplarisch für andere Sozialisten wiederholt, darf sich die CDU nicht locken lassen. Die SPD trat in 1991 damit an, NIE WIEDER mit den roten Kommunisten zu koalieren, nachdem sie in der DDR-Diktatur zur SED marginalisiert wurde.
Nachdem die Erfolge in der BRD dann ausblieben, klammerte sie sich anfangs an Minderheiten Toleranzen in S-Anhalt. Langsam machte man mit den ehemaligen Stalinisten der SED wieder gemeinsame Sache, weil die SPD sonst erledigt wäre.
Nun schreien sie, die CDU solle doch auch die ehem. "Mauerschützen" tolerieren, weil damit die Tore für ROT/ROT/GRÜN auf Dauer offen sind.
NIE und NIMMER würde Ramelow Neuwahlen in 2021 akzeptieren und ohne Auflösung gebe es keine. Er bliebe auch bei Misstrauen im Landtag geschäftsführend im Amt, mehr will er nicht.
Sobald sich die AFD von einigen Verbal-Idioten trennt und nur noch aus ehemaligen CDU Mitgliedern und Wählern besteht, wird sie die CDU ablösen, denn sonst verteidigt uns keine Partei gegen den Sozialismus.

Michaela 29 Diederichs | Mo., 24. Februar 2020 - 13:15

Und von solchen Demokraten werden wir regiert und ständig über Demokratie belehrt. Unglaublich und schräge.

Urban Will | Mo., 24. Februar 2020 - 13:49

Trotz Ihrer Parteizugehörigkeit haben Sie einen sehr guten, „überparteilichen“ Artikel abgeliefert.

Das Hauptproblem der CDU sehe ich weniger in ihren dummen Aktionen in Thüringen und anderswo, das Sie zu Recht Dilettantismus nennen, sondern in der offensichtlichen inneren Verkommenheit dieser Partei.

Was dort immer so schön „Loyalität“ genannt wird ist ein Ausmaß an Feigheit, Naivität, Duckmäuserei und auch Dummheit, den es so wohl bei keiner Partei gibt und je gegeben hat.

Im langweiligen Bonn hat das gereicht, lange zu regieren, dann unter Merkel, der Perfektion des Unbestimmten, die alles und jeden einzulullen verstand, ging das auch noch lange gut. Zwei Folgen: Der Quasi - Tod der SPD und der Aufstieg der Blauen (und nun wohl auch der Dunkelroten im Osten).

Nun aber ernten sie die verdienten Früchte.

Und immer noch wollen sie die Zeichen der Zeit nicht sehen, weil:
Befehl von oben, Befehl des Mainstreams, und … siehe oben.

Mir tun sie nicht leid.

F.Oldenburg | Mo., 24. Februar 2020 - 14:40

"Nicht die Linke hat ein Problem mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit..."?- Das sehe ich vollkommen anders!

Hans Page | Mo., 24. Februar 2020 - 15:00

Das Problem liegt woanders. In dem Moment in dem man Wahlverprechen abgibt, nicht mit dieser oder jener Partei zusammen zu arbeiten, kann man nach der Wahl nicht das Gegenteil von dem machen was man versprochen. Letztlich sind SPD und CDU in ihre eigene Falle gegangen. Den Preis des gebrochenen Wahlversprechens hat Ypsilanti in Hessen bezahlen müssen. Inzwischen hat sich die SPD aus der Falle heraus gearbeitet und arbeitet fröhlich mit der Linken zusammen auch wenn diese tief mit der extremistischen. Antifa zusammen arbeitet angesehen von der Vergangenheit der Linken. Die CDU steckt immer noch tief drinnen und die vereinten linken Parteien genießen es geradezu dass sich die CDU bei jeder Befreiungsbewegung tiefer und Loch hinein arbeitet. Und wird auch noch von der Linken verhöhnt die jetzt dreist behauptet die gesellschaftliche Mitte zu repräsentieren. Und je länger sich die CDU die Machtoptionen von der Linken definieren lässt umso mehr verliert sie an politischer Anziehungskraft.

Manfred Sonntag | Mo., 24. Februar 2020 - 15:18

Der Artikel kommt genauso arrogant daher wie die genannten Vorschläge aus Berlin. Warum nur eine Befriedung mit den Linken? Ich bin Ostdeutscher und wäre über eine Regierungsbeteiligung der Linken auf keinen Fall glücklich. Aber das ist Teil der Demokratie. Die CDU, FDP, Grüne, SPD und Linke treten aber diktatorisch gegen jedwede AfD Beteiligung am politischen Prozess auf. Haben wir keine Konservativen mehr? CDU und FDP lassen sich von den anderen Linksliberalen bis ins unkenntliche lächerlich machen. Wen soll ich wählen, wenn ich liberal, liberalkonservativ oder konservativ bin, links aber kategorisch ablehne? Die Ausschließenritis ist Teil totalitärer (linker & rechter) Ideologien. Mit der deutschen Besserwisserei sind wir jedenfalls im Straßengraben des Kontinents gelandet. Wir können es scheinbar nicht lassen, das TOTALE.

Uwe Schröder | Mo., 24. Februar 2020 - 20:37

Würde ich links wählen, würde ich mir den Bauch halten vor Lachen. Nach der Wiedervereinigung grenzte man die damalige Linke aus und was hat es genutzt? Die Linke ist gewachsen und die SPD verliert und verliert. Wer hat daraus gelernt? Die CDU und die FDP jedenfalls nichts, die lassen sich jetzt von den Grünen und Linken in das gleiche Bockshorn jagen, wie damals die SPD, die Konsequenz daraus wird sein, dass sich in diesem Land auf lange Sicht keine konservativ-bürgerlichen Mehrheiten mehr organisieren lassen. Nützt das dem Land? Ich habe da meine Zweifel. AKK hat es ja heute erst wieder bekräftigt und die Brandmauer zur AFD weiter hochgezogen und ihren eigenen Parteimitgliedern gedroht, dass wer mit den Schwefelbuben kooperiert keinen Platz mehr in der CDU habe. So ist´s recht. Dann braucht sich die CDU nicht wundern, wenn sie im Osten den Boden unter den Füßen verliert. Löffelt doch eure Suppe allein aus!

Ernst-Günther Konrad | Di., 25. Februar 2020 - 13:45

Die Überschrift suggeriert, wenn man Begriffe nutzt wie "verliert", das man etwas besessen hatte und dies jetzt verlustig gegangen ist. Das sehe ich aber gänzlich anders Herr Brodkob. Die CDU hat den Osten nie besessen. Die CDU hat dem Osten Hoffnungen gemacht, Kohl versprach blühende Landschaften und Aufbau gescheiter Wirtschaftsstrukturen. Ja, es wurde viel in Gebäude investiert, ÖPNV, abgerissen und wieder neu aufgebaut, das stimmt schon. Nur, es waren in der Hauptsache Westler die im Westen nichts werden konnten und dort im Osten mit ihren "Westerfahrungen" die Ostler weitestgehend überrannt haben. Die CDU hat die Menschen nicht mitgenommen, sondern überfahren und die wenigsten Westpolitiker in den Osten ausgewandert, haben eine Antenne für den typischen "Ossi" entwickelt. Vielmehr wurde der Eindruck vermittelt, Hoppla jetzt kommen wir. Wir zeigen Euch Demokratie, wir lernen Euch wie Kapitalismus geht, wie Weltwirtschaft und vor allem, wir sagen Euch, wie ihr zu denken habt.

Horst Sulz | Di., 25. Februar 2020 - 14:22

Die CDU verabschiedet sich zudem von der parlamentarischen Demokratie . Das hat die Annulierung des Wahlergebnisses von Thüringen durch Frau Merkel gezeigt.
Aber auch der Autor des Artikels ist offenbar kein Demokrat, sonst würde er nicht behaupten, die Linke in Thüringen habe ihre faschistische SED-Vergangenheit aufgearbeitet. Kein Demokrat kann mit der Linken koalieren.
Horst Sulz

Ulf Müller | Mi., 26. Februar 2020 - 13:53

Vielen Dank an den Cicero und Mathias Brodkorb. Aber man sollte sich keine Illusionen über die Linke machen, die geben sich nur zahm.

Mit freundlichen Grüßen Ulf Müller