Schonungslose Abrechnung mit einer Geisteshaltung: Richard David Precht / dpa

Das politische Buch - Thomas Geisel liest „Das Jahrhundert der Toleranz“

Mit dem Titel „Das Jahrhundert der Toleranz“ erobert der Fernseh-Philosoph Richard David Precht die Bestsellerlisten des Landes. Es soll ein Plädoyer für eine wertegeleitete Außenpolitik sein – ein gewagter Untertitel.

Autoreninfo

Thomas Geisel war 2014 bis 2020 für die SPD Oberbürgermeister von Düsseldorf und ist seit 2024 für das BSW Mitglied des Europäischen Parlaments.

So erreichen Sie Thomas Geisel:

Wer ein „Plädoyer für eine wertegeleitete Außenpolitik“ – so der Untertitel von Richard David Prechts jüngstem Buch – in die Hände bekommt, denkt wahrscheinlich fast unwillkürlich an die feministische Außenpolitik der Ampelregierung und unsere Freiheit, die früher am Hindukusch verteidigt wurde und heute in der Ukraine.

Damit freilich hat „Das Jahrhundert der Toleranz“ nichts im Sinn. Prechts Buch ist vielmehr eine schonungslose Abrechnung mit einer Geisteshaltung, die nicht nur die Außenpolitik von Nato und Europäischer Union, sondern auch die öffentliche Meinung in fast all ihren Mitgliedstaaten beherrscht. Einmütig wird dort von Freiheit und universellen Menschenrechten schwadroniert, und je radikaler man diese „westlichen Werte“ propagiert, desto weniger fällt auf, dass ein Großteil der Welt ihnen längst nicht mehr bereit ist zu folgen vor dem Hintergrund offenkundiger Double Standards, die derlei „wertegeleitete“ Politik als Heuchelei erscheinen lassen. 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Henri Lassalle | Do., 26. Dezember 2024 - 16:27

Tatsächlich gibt es in der Aussenpolitik viele Werte: Geopolitische Werte (die jedes Land anders sieht), Macht-und Kräfteverhältnisse, die ohne Skrupel ausgespielt werden, ökonomische Druckmittel und gar Erpressung, kuschen vor einem mächtigen Bundesgenossen........die Liste ist lang. Natürlich muss man sich dabei möglichst moralisch erhaben zeigen und vielleicht auch noch schulmeistern (das mögen vor allem die Deutschen), zumindest das Gesicht wahren.

Intoleranz und Eitelkeit im Verbund mit Belehrungen würde ich eher die feministische wertegeleitete Außenpolitik nennen.
Deutschland isoliert sich zusehends selbst mit diesem Schmarrn.
Am Schluss steht bei sowas oftmals die Einweisung in eine Heilanstalt.
Das Buch von Precht ist meines Erachtens lesenswert, zeigt es die deutschen Defizite doch in etwa auf.

Sabine Lehmann | Do., 26. Dezember 2024 - 16:37

Der Autor hat die Problematik der doppelten Standards sehr gut analysiert. Ich finde, sie sind bei uns in Deutschland besonders stark ausgeprägt und werden über kurz oder lang in eine Katastrophe führen.

Tomas Poth | Do., 26. Dezember 2024 - 17:21

Die Heuchelei ist ein altes Geschäft der Menschheit. Von anderen etwas einfordern was man selbst nicht bereit ist einzuhalten, wenn es die eigene Befindlichkeit stört.
Aber hier greift dann die Ausrede der Zweck (das Ziel) heiligt die Mittel und die anderen würden es noch schlimmer machen.
Bei den Muslimen heißt es dann Taqīya.
Wer bei der Bundeswehr war kennt auch den Spruch tarnen, täuschen und verpi.... .
Soweit so normal, die Menschheit dreht sich im Kreis.
Bald sind Wahlen, da sollten wir mal die Blauen ranlassen und schauen was sich ändert, verbessert. Jeder sollte seine Chance bekommen. Die Altparteien haben ihre mehrfach versemmelt, sozusagen multiples Organversagen. Also Zeit für die Ablösung!

Klaus Funke | Do., 26. Dezember 2024 - 17:24

Wie kann man diesen Typen ernst nehmn? Jeder Versuch, dies seriös tun zu wollen, muss scheitern. Es ist wie mit dem Böhmermann, der angeblich Kabarettist ist. Ich habe mal in ein paar Bücher von Precht hineingechnuppert. Hätte ich mir sparen können. Wer kauft sowas? Grässliches. populistisches Zeug, abgeschrieben, geklaut und zwanghaft aif modern gemacht. Mit seinem Dreitagebart soll er angeblich ein Frauenschwarm sein. Igitt. Wirklich? Nein, Precht ist ein Jahrmarktschreier für seichte, politische Themen, die er als Philosophie verkauft. Aber gut, wer sich Precht antun will, soll es tun, nur schlauer wird man dadurch nicht, höchstens ein wenig schiefer in seinen Anschauungen. Aber, er passt in unsere derzeitige Welt, wo viele Leute auf Dummengang gehen, und das mit großem, kommerziellen Erfolg. Und Dumme gibt es schließlich genug. Die sterben nicht aus. So wie ihre Verführer immer neue Opfer finden. Guten Rutsch allerseits!

Zitat: "populistisches Zeug, abgeschrieben, geklaut...". Zustimmung!

Es war Peter Sloterdijk höchstpersönlich, der Precht schon 2013 als"André Rieu der Philosophie" verachtete. Nicht wenige vermuteten, Sloterdijks Entgleisung sei purem Frust über das Absetzen seiner eigenen kleinen TV-Philosophie-Show zu verdanken. Wo Precht doch gleichzeitig bis in die letzte Küche Deutschlands mit seiner leichtverdaulichen Kost vordrang und auch noch die letzte vereinsamte Hausfrau in Erstaunen versetzte.
Und so darf man vermuten, dass eine neidvolle Rotfärbung der erstarrten Gesichtszüge, wenn es um Precht geht, auch bei dem einen und mehr noch dem von Neid zerfressenen Schriftsteller eingetreten ist. Da kann Selbsterhöhung nicht mal ansatzweise übertünchen, dass Precht ein Vielfaches an Büchern verkauft hat. Und zur Beantwortung der Frage, ob der Schmähende in Sachen "Frauentyp" mit dem Geschmähten mithalten könnte, reicht ein kurzes "googeln", um vergleichen zu können....

Klaus Funke | Do., 26. Dezember 2024 - 17:24

Wie kann man diesen Typen ernst nehmn? Jeder Versuch, dies seriös tun zu wollen, muss scheitern. Es ist wie mit dem Böhmermann, der angeblich Kabarettist ist. Ich habe mal in ein paar Bücher von Precht hineingechnuppert. Hätte ich mir sparen können. Wer kauft sowas? Grässliches. populistisches Zeug, abgeschrieben, geklaut und zwanghaft aif modern gemacht. Mit seinem Dreitagebart soll er angeblich ein Frauenschwarm sein. Igitt. Wirklich? Nein, Precht ist ein Jahrmarktschreier für seichte, politische Themen, die er als Philosophie verkauft. Aber gut, wer sich Precht antun will, soll es tun, nur schlauer wird man dadurch nicht, höchstens ein wenig schiefer in seinen Anschauungen. Aber, er passt in unsere derzeitige Welt, wo viele Leute auf Dummengang gehen, und das mit großem, kommerziellen Erfolg. Und Dumme gibt es schließlich genug. Die sterben nicht aus. So wie ihre Verführer immer neue Opfer finden. Guten Rutsch allerseits!

Jens Böhme | Do., 26. Dezember 2024 - 19:46

"Für Precht gibt es keine Alternative: Das 21. Jahrhundert wird eines der Toleranz sein oder das Jahrhundert der endgültigen Katastrophe." - Das ist horoskopisch. Immerhin ist der Versuch, das zeitgenössische Europa kritisch zu beschreiben, lobend. Es muss ja nicht das letzte bzw. einzige Buch von vielen Geistesgrößen sein.

Gerhard Hellriegel | Do., 26. Dezember 2024 - 20:28

Jetzt habe ich doch tatsächlich gedacht, hier käme eine (gerne kritische) Rezension von Prechts Buch. Weit gefehlt.

Stattdessen das übliche Grünen-Bashing.
Beurteilt nun Precht so den Ukrainekrieg und die deutsche Außenpolitik, oder nur der Rezensent?

Sieht Precht einen Widerspruch zu Diversität und Multikulturalismus oder nur Herr Geisel?

Aus meiner Sicht ein klarer Fall von Etikettenschwindel.

Ihr Kommentar zu diesem Artikel

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.