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Süleymaniye Moschee in Istanbul: Der Islam, der in jeder Hinsicht unbeschmutzt, friedlich, demokratisch, tolerant und frauenfreundlich ist, ist ein schöner Traum / dpa

Islam und Fundamentalismus - Ein Plädoyer gegen das Alles-oder-Nichts-Denken

Kann sich der Islam vom Fundamentalismus befreien? Das fragt Sozialwissenschaftler Ruud Koopmans in seinem neuen Buch „Das verfallene Haus des Islam“. Dass ein Verteufeln der Religion genauso wenig nützt wie sie schönzureden, erläutert er in einem exklusiven Buchauszug für „Cicero“.

Ruud Koopmans ©David Ausserhofer

Autoreninfo

Ruud Koopmans ist Direktor der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin sowie Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin und nimmt daneben wichtige beratende Funktionen wahr, etwa als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. / Bild: David Ausserhofer

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Die Suche nach einem Ausweg aus der Krise der islamischen Welt wird durch die Polarisierung der Islamdebatte erschwert. Hier dominieren zwei extreme Positionen, nach denen Unterdrückung, Intoleranz und Gewalt entweder alles oder gar nichts mit dem Islam zu tun haben. Für diejenigen, die glauben, dass der Islam als solcher für die Krise der islamischen Welt verantwortlich ist und dass er nicht reformiert werden kann, gibt es keine andere Lösung, als die Gefahr einzudämmen: Sie plädieren für die Schließung der Grenzen für Muslime sowie strenge Sicherheitsmaßnahmen, die die Bürgerrechte der Muslime einschränken, und wollen im Übrigen der islamischen Welt ihre blutigen Konflikte überlassen.

Eine nachhaltige Lösung bieten solche Maßnahmen natürlich nicht. Der Kampf gegen den Fundamentalismus kann nicht gewonnen werden, wenn wir unsere Identität als offene Gesellschaften durch Maßnahmen aufgeben, die im Widerspruch zu den Freiheiten stehen, die wir nun gerade verteidigen wollen. Darüber hinaus spielt eine solche Politik den fundamentalistischen Argumenten in die Hände. Die Fundamentalisten behaupten, dass es einen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen dem Islam und der westlichen Kultur gibt und dass der Westen und andere böse Kräfte darauf aus sind, den Islam zu zerstören. Maßnahmen gegen den Fundamentalismus, die die Muslime und den Islam als Ganzes betreffen, machen dieses Weltbild nur noch glaubwürdiger.

Auch Islamkritiker werden zu Fanaktikern

Kritiker, die den Islam für nicht reformierbar halten, haben mehr mit den Fundamentalisten gemeinsam, als ihnen wahrscheinlich bewusst ist. Beide Seiten gehen nicht nur von einem unüberwindbaren Gegensatz zwischen dem Islam und dem Westen aus, sondern glauben auch, dass Muslime keine andere Wahl haben, als den Koran wörtlich zu nehmen und die Handlungen und Aussagen des Propheten Mohammed, die in den Hadithen überliefert sind, eins zu eins in der Gegenwart umzusetzen.

Radikale Islamkritiker sind daher ebenso fanatische Koranexegeten geworden wie die Fundamentalisten. Thilo Sarrazin erklärt zum Beispiel in seinem 2018 erschienenen Buch Feindliche Übernahme stolz, dass er den Koran und viele Hadithe von vorne bis hinten gelesen habe. Er bringt eine endlose Reihe von Zitaten aus den islamischen heiligen Schriften, die beweisen sollen, dass der wahre Islam undemokratisch und frauenfeindlich ist und auf die gewaltsame Unterwerfung der Ungläubigen zielt.

Amateurhafte theologische Analysen

Rechtspopulisten wie der Niederländer Geert Wilders und seine Partij voor de Vrijheid (Partei für die Freiheit) beschäftigen sich ebenfalls regelmäßig mit dem Koran und kommen in ihren amateurhaften theologischen Analysen zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Sarrazin: Der Islam der Fundamentalisten sei der einzig wahre Islam. Der islamische Fundamentalismus kann sich keine besseren Feinde wünschen. Die umgekehrte Behauptung, dass Fundamentalismus, Unterdrückung und Gewalt „nichts mit dem Islam zu tun haben“, ist jedoch ebenso kontraproduktiv, weil sie einer kritischen Auseinandersetzung mit den religiösen Wurzeln der Krise im Wege steht.

Ruud Koopmans / © David Ausserhofer
Ruud Koopmans / © David Ausserhofer

Dieses Denken ist weit verbreitet, nicht nur unter den Sprechern muslimischer Organisationen, sondern auch in Kreisen von Meinungsmachern und politischen Entscheidungsträgern. Aussagen amerikanischer Präsidenten auf beiden Seiten des politischen Spektrums können dies veranschaulichen. Wenige Tage nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erklärte der republikanische Präsident George W. Bush: „Das Gesicht des Terrors ist nicht der wahre islamische Glaube […,] Islam ist Frieden“. Anderthalb Jahrzehnte später twitterte sein demokratischer Nachfolger Barack Obama: „IS spricht für keine Religion […,] keine Religion lehrt ihre Anhänger, unschuldige Menschen zu töten.“

Intolerante und gewalttätige Koranpassagen

Seine damalige Außenministerin Hillary Clinton meinte: „Muslime sind friedliche und tolerante Menschen, die gar nichts mit dem Terrorismus zu tun haben.“ Die Behauptung, der Islam sei Frieden, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in wenigen islamischen Ländern Frieden herrscht und dass Fundamentalisten, die sich ausdrücklich auf intolerante und gewalttätige Passagen aus dem Koran und den Hadithen berufen, für die tödlichste Welle des Terrorismus verantwortlich sind, die die Welt je gesehen hat.

Das häufig erwähnte Koranzitat, dass es „keinen Zwang in Glaubenssachen geben wird“, steht im krassen Widerspruch zu der Tatsache, dass es in fast allen islamischen Ländern religiösen Zwang gibt und dass Menschen auf der ganzen Welt bedroht und getötet werden, weil sie dem Islam den Rücken gekehrt oder eine kritische Meinung über ihn geäußert haben. Die Behauptung, dass der Islam frauenfreundlich sei, steht im diametralen Gegensatz zu der Tatsache, dass in einer großen Mehrheit der islamischen Länder von der Scharia abgeleitete Gesetze gelten, die Frauen zu Bürgern zweiter Klasse degradieren.

Die Realität des Islams

Nach allen internationalen Statistiken über die Rechte der Frau gibt es keinen Teil der Welt, in dem die Situation der Frauen so schlecht ist wie in der islamischen Welt. Wenn Unterdrückung, Intoleranz und Gewalt nichts mit dem Islam zu tun haben, warum sind sie dann in der islamischen Welt so weit verbreitet? Der Islam, der in jeder Hinsicht unbeschmutzt, friedlich, demokratisch, tolerant und frauenfreundlich ist, ist ein schöner Traum, hat aber wenig mit der Realität des Islam im Hier und Jetzt zu tun.

Ruud Koopmans: Das verfallene Haus des Islam

Jeder, der glaubt, dass der real existierende nichts mit dem wahren Islam zu tun hat, wird die Frage beantworten müssen, warum dann so viele Muslime ihren Glauben missverstanden haben und warum der Islam offenbar so viel Raum für intolerante, repressive und gewalttätige Interpretationen lässt.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem neuerschienenen Buch Das verfallene Haus des Islam von Ruud Koopmans. C.H. Beck, 2020, 22,00 Euro. Hier können Sie das Buch bestellen

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Romuald Veselic | Mi., 19. Februar 2020 - 15:11

"Der Westen und andere böse Kräfte darauf aus sind, den Islam zu zerstören."
Falsch: Der Islam zerstört sich selbst, denn er vor allem unproduktiv und atavistisch ist, und auf die Mekka-Medina Zeit ausgerichtet. In den Koranschulen werden keine Naturwissenschaften unterrichtet, was dazu führt, dass es keine Innovation vor Ort gibt.
Der klassische Fall: Malaysia zog sich aus dem Astronautenprogramm deshalb, weil im All, Islam zu praktizieren, unmöglich ist. Jeder Hausmeister bei NASA kanns bestätigen.

Moslemische Gesellschaften sind demographisch sehr jung und wachsen dementsprechend. Radikaler Fundamentalismus wäre auch mit jüdischer oder christlicher Religion totalitär. Die Religion ist aber relativ flexibel, weil nur kleine Minderheiten fundamentalistisch sein wollen. Es kommt demnach noch ein sehr profanes Machtinteresse der jeweiligen Eliten dazu. Die Macht-Eliten sind entweder ganz offiziell, wie in den Monarchien, oberhalb von Verfassung, Recht und Gesetz, oder sie sind es de-facto. Jedenfalls weigern sie sich, unter Instrumentalisierung der Religion, einen pluralistischen Rechtsstaat, der die Grundlage für eine offene Gesellschaft und dynamischer Wirtschaftsentwicklung wären, zuzulassen. Auch Demokratie könnte erst auf einer von den Eliten geschaffenen Ordnung entstehen. Von " zerstören sich selbst " kann wohl keine Rede sein.

Markus Michaelis | Mi., 19. Februar 2020 - 15:24

"wenn wir unsere Identität als offene Gesellschaften durch Maßnahmen aufgeben, die im Widerspruch zu den Freiheiten stehen, die wir nun gerade verteidigen wollen."

Diese Aussage steht ja oft im Kern unseres Denken und Handelns. Ich würde es so sehen, dass zählt, was die Menschen denken und wie sie handeln. Der Rest ist Theorie. Ich kann einseitig Offenheit und Freiheit für die Menschheit deklarieren, aber was soll das?

Realistisch ist es erstmal genauer zu sagen, was man will und dann die Menschen zu fragen, ob sie das genauso sehen oder nicht. Offensichtlich scheint es mir zumindest bis jetzt so zu sein, dass nicht die gesamte Menschheit sich "uns" anschließen will, sondern dass es eher bunt ist. Auch ist nicht so klar, was "uns" sein soll, außer irgendwas, das für alle Menschen gilt - was es aber offensichtlich nicht tut.

Manfred Sonntag | Mi., 19. Februar 2020 - 15:30

Ein eigenartiger Artikel. Auf der einen Seite werden Islamkritiker als "amateurhaft" beleidigt. Die Aussagen von George W. Bush und Hillary Clinton sind Zitate, mehr nicht. Und auf der anderen Seite bleibt vom gegenwärtigen Islam auch nur das übrig, was man selbst erlebte oder gelesen hat. Sorgte Ruud Koopmans etwa mit dafür, dass jetzt erzreaktionäre Islamverteter an der HU Berlin die Imamausbildung bestimmen? Da mischen beispielsweise die islamistische Milli-Görüs-Bewegung, die Muslimbrüder und das iranische Regime bei der Dozentenauswahl u.a.m. mit (https://www.welt.de/politik/deutschland/article178940516/Humboldt-Uni-B…).

mehr nicht. Die Verklärung antidemokratischer und voraufklärerischer weltanschaulich religiöser Bewegungen ist nur noch krank.
Religion ist nichts als Massenpsychose und sollte auch so behandelt werden.
Das faschistische Konkordat ist aufzukündigen und diese Weltanschuaungsgemeinschaften sind als das zu behandeln was sie wirklich sind: Nicht mehr als Vereine.

Yes, Ihrem Beitrag kann ich gut zustimmen Herr Müller.

Ich sagte schon vor Jahren es wäre am besten alle religionen abzuschaffen.
Mein Vater meinte nur, dann würden die Menschen (u. die die dadurch ihre Macht über Menschen verlieren würden) sich etwas Anders suchen.

Religionen sind leider seit tausenden von Jahren DAS Machtinstrument der sogn. oberen Eliten, um sich die unteren Schichten Untertan zu machen u. zu halten.

...auch heute, Herr Schuberth. Denn tatsächlich stimme ich Ihnen zu! Richtig, man sollte alle Religionen abschaffen! Allerdings müsste man das Vakuum selbstverständlich durch ein anderes Wertesystem füllen. Und ob das die gleiche Akzeptanz erfahren würde, wie eine Religion, wage ich doch zu bezweifeln.
Richard Dawkins meint mal: Ohne Religionen wäre die Welt eine bessere!
Allerdings irren Sie sich, was die Instrumentalisierung von Religionen angeht. Es gibt mannigfaltige Untersuchungen darüber, welche Bevölkerungsschichten besonders religiös sind. Und das sind nicht die aufgeklärten, akademisch Gebildeten! Bei Wahlen in der Türkei , dem Iran oder den USA beispielsweise gewinnen die Klerikalen besonders bei den unteren Schichten Zustimmung. Kein Wunder, ohne ihren Glauben wären sie noch ärmer.
Was aber, zugegeben, auch schon mal für Menschen der sogenannten Mittelschicht gilt, wo Menschen schon mal in den Glauben flüchten. Was aber eher seltener der Fall sein dürfte.

Na ja, der Mensch sucht sich immer etwas was ihm "das Leben irgendwie ordnet" ob Religion, Ideologie oder was auch immer und unterwirft sich den jeweiligen Hohepriestern gerne, so lange bis er den Beschiss merkt. Das kann man dem Menschen nicht austreiben, dann wäre er keiner mehr.
Da stehe ich an der Seite ihres Vaters, ein weiser Mann.

Der Islam hat sich der Kritik zu stellen um in Europa (wieder) anschlussfähig zu werden. Das ist fraglos richtig. Richtig ist aber auch die Feststellung, dass zahlreiche „Islamkritiker“ blutige Laien sind, denen alles fachliche Rüstzeug
fehlt. Diese Leute operieren nicht ergebnisoffen, lassen Muslimen nicht die Spur einer Chance - Deutschland den Deutschen. Koopmans zu unterstellen, er stehe an der Seite eines reaktionären Islam ( den es selbstverständlich gibt) ist eine ziemliche Frechheit.

Gerhard Lenz | Do., 20. Februar 2020 - 09:05

Antwort auf von Stefan Saar

einfach einer Kritik stellen. Religion hebt sich ja dadurch ab, dass sie sich ins "Surreale" distanziert, sich gleichzeitig auf eine angeblich existierende höchste Autorität beruft. Sie entzieht sich damit im Prinzip jeglicher Kritikmöglichkeit, denn dem Wort einer Gottheit, als solches interpretiert und akzeptiert von höchsten Würdenträgern, ist natürlich unzweifelhaft immer zu folgen. Denn: Was der Wille dieser Gottheit ist, kann natürlich nicht falsch sein. Auch das Christentum hat sich nicht eines Tages Gedanken gemacht über das, was es so verzapft hat. Es hat sich nur unter Druck gewandelt, auch nur bis zu einem bestimmten Punkt, hinter den es noch immer nicht zurückweichen will - nehmen Sie das Zölibat.
Andererseits haben Sie natürlich Recht: Die, die am lautesten gegen den Islam brüllen, wollen im Prinzip nur ihre nationalistisch-rassistische Agenda durchsetzen. Der Islam selbst ist ihnen wahrscheinlich ziemlich Wurscht und dient nur als Vorwand.

Lieber Herr Lenz, das Christentum hat sich der Aufklärung gestellt - weil die Aufklärung selbst auf jüdisch-christliche Wurzeln zurückgeht, namentlich auf die Gleichheitsidee - mithin auf einer Idee, die viele der sog. „Islamkritiker“ nicht teilen. Diesen Dummköpfen geht es in der Tat nicht um den Islam, sondern um eine ethnisch reine Population. Ich bin als Christ nicht bereit, Vernunft und Religiosität gegeneinander zu stellen und einen aufgeklärten, säkularen Islam für ausgeschlossen zu halten, sehe die Muslime aber in der Bringschuld. Es gab Zeiten, da war der Islam auf seine Weise aufgeklärter als das Christentum.

Tomas Poth | Mi., 19. Februar 2020 - 15:44

Ist doch geradezu schizophren Fundamentalisten welcher Art auch immer eine Freiheit zur Abschaffung der Freiheit einräumen zu wollen.
Wir müssen doch nicht den innerislamischen Kampf, um was auch immer, bei uns erdulden und hinnehmen mit Gefahr für den eigenen Leib und das eigene Leben. Selbstaufgabe hat doch nichts mit Toleranz zu tun, das wäre doch Suizid.
Der Islam ist eine religiös verbrämte Gesellschaftsordnung und politische Kampfansage an das westliche Modell von Freiheit und Bürgerrechten. Keinen Millimeter Boden dafür herschenken!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 19. Februar 2020 - 16:55

klingt ersteinmal vielversprechend.
Man konnte ja Herrn Koopmans im Fernsehen erleben, dieser Textauszug bestätigt mir meinen Eindruck eines klugen, nachdenklichen Menschen.
Ineressieren würde mich auch, ob denn Herr Koopmans über theologische Fachkenntnisse verfügt.
Herr Tibi kam immerhin als bekennender Muslim, denke ich mal, zu dem Ergebnis, dass es in Europa eines europäischen Islam bedürfe.
Gibt es realistische Möglichkeiten einer solchen Entwicklung?
Ich fand für mich ja nun die historische Person des Zaid Ibn Amr, konnte aber bislang keine tiefergehende aktuelle Beschäftigung mit ihm in diesem Zusammenhang ausmachen.
Ich forsche aber selbst nicht aktiv, es müßte schon im Cicero stehen. Woanders schaue ich auch, aber nicht so regelmäßig.

Heidemarie Heim | Mi., 19. Februar 2020 - 17:31

oder Vertretern von Verbänden, die nur für einen kleinen Teil der islamischen Religionsgemeinschaft
vertreten sind doch immer zweckgebunden und interessengeleitet. Damals nach den Anschlägen dienten sie ausschließlich dazu, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, sozusagen eine "Jagd" auf vermeintlich Mitschuldige innerhalb der Gesellschaft, wie bei übrigens jedem islamistischen Terrorakt gegen die Ungläubigen, zu verhindern. Ebenso zweckmäßig diese der Opferrolle geschuldeten und immer wieder gebrauchten Äußerungen der angeblichen Interessenvertreter der muslimischen Seite, die mit der fundamentalistischen Auslegung ihres eigenen Glaubens nichts am Hut haben wollen.
Zu dieser Gemengelage kommen dann noch unsere
Vertreter, die mittels GG und Religionsfreiheit jeglichen gesellschaftspolitischen Zweifel sofort niederknüppeln sollte jemand aus der Deckung kommen wie Sarrazin oder andere Islamkritiker mit Fatwa am Hals.Wie wäre es mal mit einer verbindlichen säkularen Ethik?

gabriele bondzio | Mi., 19. Februar 2020 - 17:34

„Die Behauptung, der Islam sei Frieden, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in wenigen islamischen Ländern Frieden herrscht...“...eben!
Schon hier ist die Diskrepanz eine Heftige. Im Islam selbst und noch krasser zu anderen Minderheiten. Dazu kommen noch andere Sichten, welche im Artikel aufgezählt werden.
Im Allgemeinen kann man Menschen die Friedlichkeit nicht grundsätzlich absprechen, die Mobilisierung durch den Islam (seine Vertreter), seine Expansion Sucht und das Zusammenleben auf engen Raum ist das Problem. Schon aus dem Umstand, dass die Scharia (siehe Kairoer Erklärung) als einzige Grundlage der Menschenrechte definiert wird. Schließt viele Rechte aus, die der Rest der Welt als verbindlich ansieht.

Was sollte dieser Kommentar? Geht es hier wieder darum verdeckt Islamophobie zu betreiben um in Wahrheit identitäre Ideologien unter die Leute zu bringen?

Alexander Mazurek | Mi., 19. Februar 2020 - 17:38

… am Ende ein großer wird, formulierte schon Aristoteles. Solche Fehler finden wir im Islam, im Protestantismus und der "Aufklärung" der Französischen Revolution des Marquis de Sade: Urlügen und Massenmorde.
Maimonides gelang in "Der Führer der Verirrten" (Ende 12. Jh.) der Beweis, dass das Judentum mit der aristotelischen Logik übereinstimmt, Thomas von Aquin gelang dies in "Gegen die Heiden" (Mitte 13. Jh.) für das Christentum, islamischen Gelehrten jener Zeit wie Avicenna und Averroes gelang dies nicht.
Cusanus' "Sichtung des Koran" aus dem 15. Jh. ist eine sachliche Kritik des Islam.
Nachdem unsere Moderne die Wirklichkeit zur Ansichtssache gemacht hat, beginnend mit Kants Kritik der reinen Vernunft, haben wir die Erkenntnis durchs Zählen und Fühlen ersetzt. Somit wird heute u.a. auch über den Islam nur noch geschwafelt …

Bernd Muhlack | Mi., 19. Februar 2020 - 19:24

"Der wahre Imam" von Prof. Dr. Bassam Tibi.
Der Islam von Mohammed bis zur Gegenwart
Ein hervorragendes Buch.
Bassam Tibi ist Syrer, lebt seit langem in den USA.
Er war in D Prof. für Islamistik/Arabistik.

Für mich gibt es zwei Wahrnehmungen des Islam.
Erstens: Nachbarn, Bekannte, also der nähere Umkreis.
Zweitens: "die Islamerklärer". Zeitgenossen wie etwa Herr Mazyek, Frau Sawsan Chebli, Frau Lamya Kaddor, Frau Ayhan Özuguz.

Mit meinem türkischen Nachbarn Cuma D. trinke ich oft einen guten Tee oder ein gutes Bier.
Interessante Einsichten in die Welt "des Anderen".
Es werde so viel Unsinn geredet, sagt er gerne.
Er ist 52 j Jahre und stammt aus Kayseri, dort will er auch beerdigt werden; er hat bereits alles geregelt!
Insh´Allah!
Im Gegensatz dazu die oben erwähnten Zeitgenossen!
Zwischen Cuma und diesen liegen Galaxien!

Und dann noch die Clans, "Hot Wheels-Weddings" etc.
Das ist aber eher eine "mentale, tribale" Schiene, nicht wahr?
Sage Allah, Reife musse qualme?

NO GO AREAS!

gerhard hellriegel | Mi., 19. Februar 2020 - 21:20

Jeder weiß doch, dass religion das ist, was der gläubige daraus macht. Beispiel: wie viele christen haben das alte testament still beerdigt? Ihr christentum lebt von ihrem jesusbild, sonst von nichts. Schon deswegen ist jede textgläubigkeit absurd. Zudem stellt sich die frage, inwiefern religion und kultur überhaupt voneinander zu trennen sind. Deswegen ist für mich jeder versuch, durch textinterpretation irgend etwas "beweisen" zu wollen sinnlos, belanglos, ich habe da keinen bedarf. Das grundgesetz gewährt religionsfreiheit. Für alle. Punkt. --- "dass Fundamentalisten ... für die tödlichste Welle des Terrorismus verantwortlich sind, die die Welt je gesehen hat." Au backe, da fällt mir ein stamm ein, der es vor 80 jahren auf ca. 60 millionen tote gebracht hat - wenn das kein terrorismus war, was denn dann?

Andreas Oltmann | Mi., 19. Februar 2020 - 21:38

https://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/f0b15edc3562babf639f353bd…
Jedem Interessierten sei der Artikel im DLF vom 22.01.20 empfohlen.
Er bezieht sich auf die Feldstudien über 4 Jahre von Bernard Rougier, der schildert, wie die Salafisten in den islamischen Gemeinden ein Paralleluniversum mit eigenen Regeln aufbauen und die Muslime dort beeinflussen und unterdrücken und sogar in die Lokalpolitik vordringen.
Dies dürfte auch für Deutschland zutreffen, es geht dabei nicht mehr um Demokratie,freie Persönlichkeit und persönliche Unabhängigkeit, sondern um Macht.
Sehr informativ!! Aber hierzulande nicht gerne gehört.
MFG
Oltmann

Brigitte Miller | Do., 20. Februar 2020 - 08:07

eine Tatsache, dass die Grundlage, der Religionsstifter des Islam ein Kriegsherr mir unglaublichen Macht-und Expansionsgelüsten war und der spirituelle Anteil im Islam eher klein ist.
Herr Sarrazin sagt doch nicht "stolz", dass er den Koran gründlich gelesen habe, sondern er erläutert, was er dort gefunden hat: Aufruf zu Spaltung und Krieg gegen die Ungläubigen.
Man muss schon eine unglaublich islamophile Exegese betreiben, um dort Frieden zu finden.
Was keineswegs heisst, dass Muslime nicht friedlich leben können .
Aber es ist nicht ohne Grund, dass etliche Islam-Kenner darauf dringen, dass man dem Islam die kriegerischen eroberungswilligen Zähne ziehen muss.

Eckart Härter | Do., 20. Februar 2020 - 10:47

In diesem Buchauszug hat Herr Koopmans das Wichtigste in aller Kürze gesagt und auf den Punkt gebracht. Danke dafür. Sein letzter Satz:
"Jeder, der glaubt, dass der real existierende nichts mit dem wahren Islam zu tun hat, wird die Frage beantworten müssen, warum dann so viele Muslime ihren Glauben missverstanden haben und warum der Islam offenbar so viel Raum für intolerante, repressive und gewalttätige Interpretationen lässt."
Dem möchte ich noch hinzufügen: ... und warum diese Interpretationen sogar die Grundlage bilden für die Getzgebung von Staaten, wie z.B. dem Iran.

Wolfgang Beck | So., 23. Februar 2020 - 18:13

"Der Kampf gegen den Fundamentalismus kann nicht gewonnen werden, wenn wir unsere Identität als offene Gesellschaften durch Maßnahmen aufgeben, die im Widerspruch zu den Freiheiten stehen, die wir nun gerade verteidigen wollen." 1. "unsere Identität als offene Gesellschaften"; Offenheit, was heißt das? Daß man sich allen möglichen Einflüssen öffnet und sich damit ständigen Veränderungen aussetzt. Wie kann aber dann noch von einer Identität geredet werden, wenn doch Identität genau das ist, was sich nicht ändert. 2. "...durch Maßnahmen aufgeben, die im Widerspruch zu den Freiheiten stehen, die wir nun gerade verteidigen wollen." Freiheit ist ein hohes Gut und so lassen sich derartige Maßnahmen nicht vermeiden. Bestes Beispiel: Die Wehrpflicht - von ihr wurden Millionen von jungen Männern betroffen; zu unserer Zeit waren es 18 Monate, in denen die Freiheit drastisch beschnitten wurde - eben wegen der Freiheit - und das war demokratisch-rechtsstaatlich legitimiert. Sollte man wissen.