Annalena Baerbock und Robert Habeck
Annalena Baerbock und Robert Habeck: Die perfekte Option für Leute, die das Gefühl haben wollen, etwas ändern zu wollen / picture alliance

Slavoj Zizek über den Erfolg der Grünen - „Die neue Partei des Status quo“

Mischt der Erfolg der Grünen Politik und Gesellschaft neu auf? Das Gegenteil ist der Fall, schreibt der slowenische Philosoph Slavoj Zizek in der „NZZ“. Die Europäer hätten für die Grünen gestimmt, gerade weil sie ihnen ein halbwegs ungestörtes Leben versprechen

Cicero Cover 11-24

Autoreninfo

Hier finden Sie Nachrichten und Berichte der Print- und Onlineredaktion zu außergewöhnlichen Ereignissen.

So erreichen Sie Cicero-Redaktion:

Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek ist immer für außergewöhnliche Gedanken gut. In der Neuen Zürcher Zeitung schreibt er nun: Der von vielen Kommentatoren herbeigeschriebene Umsturz in der Politlandschaft Europas habe gar nicht stattgefunden. Zwar stimme es, dass die Volksparteien gerade eine tiefe Krise durchleben. Doch der „mantrahaft wiederholte Satz, wonach die Bürger nach einer Änderung der politischen Verhältnisse verlangten, ist zutiefst trügerisch“. Gerade der Erfolg der Grünen sei dafür ein Beweis. Er sei weniger ein Ausdruck eines echten ökologischen Erwachens als vielmehr eine perfekte „Ersatzstimme“. „Die Grünen waren – und sind – die perfekte Option für Leute, die das Gefühl haben wollen, etwas ändern zu wollen, ohne doch wirklich etwas zu verändern“, so Zizek. 

Linke mit falschen Rezept

Was bedeute das für die Zukunft der wirklich Linken? Die müssen ihre Strategie überdenken, empfiehlt Zizek. Was der Linken überall fehle, sei eine neue linke Vision für Europa. Ihre Ideenlosigkeit kaschiere sie, indem sie sich an den Rechtspopulisten abarbeite. Doch der Populismus stelle gar nicht die große Bedrohung für Europa dar. Denn „die Populisten sind bloß eine Reaktion auf das Scheitern des politischen Establishments, dem emanzipatorischen Erbe Europas treu zu bleiben. Konsequente Linke sollten hier ansetzen – denn ohne Europa gibt es auch kein emanzipatorisches Potenzial".

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 18. Juni 2019 - 18:00

- hier nun mein Kompliment an die NZZ für wirklich anspruchsvollen Journalismus! - er war gut zu lesen, mir gefiel besonders die vorsichtige Betonung des emanzipatorischen europäischen Weges, obwohl man evtl. mehr von Zizek lesen muss, um zu begreifen, was genau er damit meint, sind sich doch die Linken und Sozialdemokraten sehr sicher, genau dieses europäische Erbe hochzuhalten.
Der sogenannte rechte Populismus scheint mir eher eine Antwort auf den strukturellen Niedergang der Konservativen, will sagen einem "Lack of Order"...
und darin leider nicht ganz unähnlich dem Aufkommen des Faschismus im letzten Jahrhundert.
Die rechten Populisten müssen m.E. wirklich sehr viel dafür tun, um unter dem Wertedach unserer europäischen Demokratien zu bleiben.
Die Grünen scheint Zizek nicht zu verstehen.
Sie arbeiten für die Klimasorgen der Bevölkerung und deren Sehnsucht nach heiler Natur.
Sie sind teils rückwärts, teils modern, politisch nach meinem Geschmack eher ohne Kompass, aber okay.

oder besser anders herleiten.
Wenn TE sich analytisch und programmatisch in Debatten um unsere Zeit und den Zeitgeist einmischt, will ich das gerne goutieren als immerhin auf einem Weg sein statt Abwehr.
So kann sich der Artikel von Peter Heller "Volksparteien verlieren Daseinszweck und Lebensraum" durchaus neben Zizeks Analyse sehen lassen, wenngleich ich bei dem Wort "Lebensraum" ersteinmal die Schotten dichtmachte.
War das jetzt naturwissenschaftlich/technisch gesprochen oder im auch missbrauchten Sinne einer Naturalisierung von Gesellschaft?
Aber zweifellos organsisieren sich diese "Räume" neu entsprechend der gesellschaftlich entwickelten Möglichkeiten auch in emanzipatorischem Sinne.
Darauf immerhin kann man noch verweisen und von da aus sich weiterentwickeln zu wahrscheinlich weiterhin unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräften.
Eine politische Kultur steht dennoch allen gut an im Sinne von verantwortlichem und verantwortetem Denken und Handeln.

Günter Johannsen | Di., 18. Juni 2019 - 19:28

„Die Grünen waren – und sind – die perfekte Option für Leute, die das Gefühl haben wollen, etwas ändern zu wollen, ohne doch wirklich etwas zu verändern..“ Deutlicher gesagt:
Wasch mich, aber mach mich nicht nass!
Genau so sind sie: Die Linke und die Grünen (Politisch eng verwandt mit SED/MfS und RAF) wollen Veränderung des Systems mit der Rolle rückwärts.
Dabei hatte ein Teil Deutschlands diesen Tierversuch am lebendigen Menschen (40 Jahre SED-Diktatur)schon erleiden müssen. Aber die "mutigen Grün-Linken" schauten aus sicherer Entfernung (im Wohlstand)im Westen Deutschlands zu und: sie waren froh, dass sie es nicht selbst erleiden mussten! Naja, die Grünen heute sind weit damals kein Stück erwachsener geworden und geben kein besseres Bild ab: Macht, aber bitte ohne Verantwortung!!!

Norbert Heyer | Mi., 19. Juni 2019 - 00:11

Die Grünen sind also eine Option für Wähler, die das Gefühl einer Veränderung wollen, ohne das eine tatsächliche Änderung erfolgt. Wenn da der Herr Philosoph nicht mal völlig neben der Spur ist. Sollten die Grünen tatsächlich die stärkste politische Kraft werden und - hoffentlich nicht - den Kanzler stellen, werden Veränderungen und Verbote auf uns zukommen, die Deutschland dann endgültig plattmachen. Noch mehr Windmühlen, noch mehr Migration, gerne auch Klimaflüchtlinge, gravierende Änderungen in der Landwirtschaft, Dieselverbot, Benzinautos nur noch für einen begrenzten Zeitraum, schnellere Ausstiege aus Kohle- und Atomstrom, sehr gerne auch Herabsetzung des Wahlalters, Gemeinschaftsbildung in der EU für Renten- und Krankenversicherung, Verbannung des Individualverkehrs aus den Innenstädten, CO2-Steuer, Flugbeschränkungen und weiterer Rückgang des Bildungsniveau. Wenn das keine gravierenden politischen Änderungen sind, dann hat der hier zitierte Philosoph natürlich vollkommen Recht

Ähm; irgendwie werde ich Grünallergisch... Außer Naturgrün und british racing green. Grün - als politische o. religiöse Farbe, macht mich krank.

Sehr gute Schiderung der grünen Aussichten! Habeck: Konnte und kann mit Deutschland nichts anfangen. Schlussfolgerung: Deutschland abschaffen. Siedlungsgebiet für Alle!

Sie treffen genau meine Meinung. Bin am überlegen, ob ich meinen Rasen im Garten nicht umfärben lasse. Das "grün" blendet mich so.Naja, vielleicht nicht mehr gießen, dann verfärbt sich auch der Rasen von allein. Danke für ihren Kommentar.

Günter Johannsen | Mi., 19. Juni 2019 - 09:45

In Kirchen, Politik und Gesellschaft gibt heute leider nur noch das Mittelmaß den Ton an. Mit Habeck und den naiven Links-Grünen an der Macht geht es noch ein Stück weiter abwärts. Dann werden wir unser Land nach ein paar wenigen Monaten nicht wiedererkennen: Tür und Tor weit offen für IS-KämpferInnen („sind doch auch ganz nette Menschen …. ). Benzin 5 €, damit die bösen Auto-Umweltverschmutzer aufs Radl oder Tretroller umsteigen ("nur wir Grünen nicht, weil wir ja wichtige Umweltpolitik machen müssen!“ ;-) ). Die Zulieferbetriebe für Lebensmittel u.a. Waren werden ihre höheren Kosten auf die Geschäfte umlegen, die es dann an die Endverbraucher weiterreichen. Also freut euch und wählt weiter grün, dann kommt der Untergang schneller!

Elisabeth Ellermann | Mi., 19. Juni 2019 - 12:07

Und immer, immer wieder, auch hier im durchaus kritischen Cicero: Wunderschöne Bilder der grünen Parteispitze, immer lächelnd, sich umarmend, vor grünem oder sonstwie sonnig buntem Hintergrund. Ist das Absicht?

Elisabeth Ellermann | Mi., 19. Juni 2019 - 12:16

Siehe z.B.die Artikel "Rot-rot-grüne Träume...." vom 12.6.2010, oder auch "Europawahl, Prima Klima für die Grünen.." vom 28.5.2019 usw.

Hannes Köppl | Mi., 19. Juni 2019 - 15:06

Die Grünen haben die derzeitigen Umfragewerte nicht selbst erarbeitet. Sie wurden und werden von ihrer Amme - die öffentlich-rechtlichen Medien - förmlich gemästet. Folglich müssen die Medien umgepolt werden.

Günter Johannsen | Fr., 21. Juni 2019 - 10:20

Antwort auf von Hannes Köppl

"Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."
Gleichgeschaltete Medien gab es bei Stalin, bei Hitler und auch bei Ulbricht & Honecker. Mehr muss nicht gesagt werden.