George Soros am Mikrofon mit gefalteten Händen während des World Economic Forum
Dass Soros’ Ansichten sympathisch sind, darf nicht vom Blick auf das Grundsätzliche ablenken / picture alliance

George Soros - Die zwei Gesichter des George Soros

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat ein Plakat seiner Regierung verteidigt, das Jean-Claude Juncker und den US-Milliardär George Soros in unvorteilhafter Pose zeigt. Warum wurde Soros zur Hassfigur für viele rechtsnationale Regierungen?

James Kirchick Porträt

Autoreninfo

James Kirchick, Jahrgang 1983, ist amerikanischer Journalist und Kolumnist. Seine Beiträge erscheinen unter anderem in der Washington Post, der FAZ und bei Tablet Magazine. Kirchick ist Fellow an der Brookings Institution in Washington, D.C. und Autor des Buches „The End of Europe: Dictators, Demagogues, and the Coming Dark Age“

So erreichen Sie James Kirchick:

Zu meiner Zeit als Journalist für Radio Free Europe/Radio Liberty, während der ich für Politik- und Gesellschaftsthemen aus dem riesigen Gebiet zwischen Weißrussland und Kirgisistan zuständig war, verging kaum ein Tag, an dem ich nicht von den guten Taten des George Soros hörte. Ich lebte damals in Prag, wo der in Ungarn geborene Finanzier seine Unterstützung wichtiger Anliegen mit der vorausschauenden Förderung der Charta 77 begann, der prodemokratischen Bürgerrechtsbewegung des Dissidenten und Dramatikers Václav Havel. Mein damaliger Freund stammte aus der benachbarten Slowakei, deren autoritärer Führer, Vladimír Meciar, 1998 gerade auch durch die Arbeit engagierter Gruppen gestürzt wurde, die von Soros’ Open Society Foundations (OSF) gefördert worden waren. Ein anderer Exfreund absolvierte ein Studium an der in Budapest gelegenen und von Soros finanzierten Central European University. Mittlerweile droht ihr der Umzug ins Ausland, da der rechtsgerichtete ungarische Premierminister Viktor Orbán unablässig gegen sie polemisiert.

Nachdem ich meine Pflichtrundreise durch Europa beendet hatte, war mir völlig klar geworden: Ganz gleich, ob ich mit einem Demokratieaktivisten in Baku, einer Kämpferin für die Rechte von Lesben in Bischkek oder einem Anwalt für Pressefreiheit in Belgrad sprach, immer standen die Chancen sehr gut, dass sie von einem Soros-Stipendium profitiert hatten, von Soros finanziert oder bei ihm angestellt gewesen waren. Um nur ein Beispiel seiner Großzügigkeit und Vorausschau zu nennen, die häufig sowohl von seinen Gegnern wie Anhängern übersehen wird: Er ist mit weitem Abstand der größte private Förderer für die Anliegen der Roma, jener seit langem verfolgten, gesellschaftlich ausgeschlossenen und vergessenen Volksgruppe in Europa.

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 11. Februar 2019 - 16:01

Soros ist sicherlich nicht allein mit seinen machiavellistischen Spielereien. Kritik üben und Namen nennen ist dennoch sehr gefährlich, weil dies immer sofort als antisemitisch ausgelegt werden wird. Es reicht, dass jeder selbst erkennt, wer die Strippenzieher in der Welt sind. Ich schrieb es schon oft. Geld regiert die Welt. Soros hat einen Teil des Geldes und ich will gar nicht wissen, wo er noch seine Hände (Geld) im Spiel hat und wen er zu welchen Zwecken mit seinem Geld manipuliert.
Nein, ich will es nicht wissen.

in diesem speziellen Fall und bei dieser Person wird nun kein Mensch Antisemitismus vermuten .In Ihrem Satz , dass es reiche zu erkennen wer die "Strippenzieher" seien aber schon .Ich finde latenten Antisemitismus immer dort ,wo man vom Einzelnen auf das Ganze schließt.

Ernst-Günther Konrad | Di., 12. Februar 2019 - 13:47

Antwort auf von Karla Vetter

für ihren meine Sichtweise bestätigenden Verdacht.

Gerhard Lenz | Di., 12. Februar 2019 - 14:04

Antwort auf von Karla Vetter

Merkel ist der nationale "Sündenbock", Soros der internationale...

Noch dazu ist der Mann Jude, also "idealer Strippenzieher" in den Augen derer, die noch immer an irgendeine jüdische Verschwörung glauben.

Karla Vetter | Di., 12. Februar 2019 - 18:21

Antwort auf von Gerhard Lenz

für diese klaren Worte!

Holger Busekros | Mo., 11. Februar 2019 - 17:23

oder gibt es noch andere Menschen auf dieser Welt. Soros hat sehr viele Menschen durch sein tun getötet oder in Not gebracht. Es gibt viele Beweise das er maßgeblich an Umstürzen und darauf folgenden Kriegen mit seinem Geld beteiligt war und noch ist. Es ist einfach nur abartig dass ein Mensch wegen seines Geldes soviel Macht haben kann. Die Lösung: Vermögen über einen bestimmten Betrag, sagen wir 10. Millionen USD, einziehen und es der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Diese Idee ist nicht nur von mir. Viele grosse Denker und Politiker sehen das ähnlich.

Gerhard Lenz | Di., 12. Februar 2019 - 18:38

Antwort auf von Karl Müller

Herr Soros ist also ein demokratisch nicht legitimierter Geldkrimineller?

Auch für Sie gilt: Beweise bitte!

Wozu ist Soros nicht legitimiert? Mit seinem Geld demokratische Bewegungen und die Zivilgesellschaft zu unterstützen?

Ein Geldkrimineller? Welcher Vergehen überführt?

Ihre Frage ist schon recht seltsam. Reichen Ihnen nicht die "gelungenen" oder versuchten Umstürze vor allem in der arabischen Welt? Überall wo Soros als Gönner auftrat, gab es am Ende Leid, Leid und nochmals Leid. Wachen Sie auf und befassen Sie sich bitte mit den Ergebnissen der Weltpolitik der letzten Jahre. Wo, bitte wo hat sein Geldsegen eine demokratische Ordnung gebracht? Ich kenne keine. Die Ausführungen des jungen Artikelschreibers verbuche ich unter der Rubrik Unkenntnis geschichtlicher Abläufe. Oder sollte ich besser Dankbarkeit gegenüber seinem Förderer schreiben?

Andrèe Bauer | Di., 12. Februar 2019 - 13:49

Antwort auf von Holger Busekros

Also enteigne man - wer bitte , denn genau? - und stelle das Geld was der Einzelne verdient hat „ der Allgemeinheit „ zur Verfügung?! Mit welchem Recht - weil die politische Meinung nicht passt? Das ist Stalinismus pur und der Erfolg kann in Venezuela besichtigt werden. Niemand hat das Recht Privatvermögen im Namen der „ Allgemeinheit „ zu klauen und zu glauben der Staat kann damit besser umgehen.

enstehen, dann gebe ich ihnen sofort recht.
Leider ist es aber so, dass solch gigantische Vermögen eben nicht durch gutes Unternehmertum und schon gar nicht durch harte oder härteste Arbeit in einem Leben erwirtschaftet werden.
Soros ist bekannt dafür, dass er sein Geld nicht wirklich ethisch verdient hat, also wäre es genauso korrekt es ihn wieder weg zu nehmen oder bis auf einen Sockelbetrag zu reduzieren!

Gisela Fimiani | Mo., 11. Februar 2019 - 17:37

Popper und Soros haben inzwischen Nichts mehr gemein!

Christa Wallau | Mo., 11. Februar 2019 - 17:56

Ganz egal, welch Geistes Kind dieser Mann ist,
es gibt n i c h t s, das ihn l e g i t i m i e r t, eine derartige politische Macht auszuüben, wie er sie sich anmaßt.
Es sei denn, man akzeptiert grundsätzlich das Faktum "Geld ist Macht" und läßt also jeden, der es zu immensem Reichtum gebracht hat, nach gusto hantieren.
Dies ist nicht meine Sicht auf den Menschen und nicht meine Sicht auf Demokratie und Bürgerrechte.
Ich kann verstehen, daß es in vielen Ländern starke
Vorbehalte gegen einzelne Plutokraten gibt
(welchen Glaubens auch immer) und begrüße es in jedem Falle, wenn deren Einfluß beschnitten wird.

Soros ist kein Heilsbringer wie Jesus, auch wenn er sich gern als solchen sähe. Wir können für unser irdisches Leben auch keine Heilsbringer, gebrauchen, sondern nur kluge R e a l i s t en, die es verstehen, Frieden zu sichern, den Nutzen der ihnen Anvertrauten zu mehren u. Schaden zu minimieren, Menschen mit Sachverstand und moralischen Prinzipien im Rahmen der Vernunft

Ich denke Sie treffen den zentralen Punkt: wo ist die demokratische Legitimation für Soros politische Einflussnahme und Machtanspruch? Wo ist der Unterschied zu feudalistischen Herrschern die absolute Macht ausübten, einfach weil sie es können und niemand sie kontrollieren kann?

Ich denke Sie treffen den zentralen Punkt: wo ist die demokratische Legitimation für Soros politische Einflussnahme und Machtanspruch? Wo ist der Unterschied zu feudalistischen Herrschern die absolute Macht ausübten, einfach weil sie es können und niemand sie kontrollieren kann?

Helmut Bachmann | Mo., 11. Februar 2019 - 20:16

Ein gefährlicher Mann. Er denkt "unglaublich banal" und kennt keine Demut, bzw. Reflexion.

Brigitte Simon | Di., 12. Februar 2019 - 17:12

Antwort auf von Helmut Bachmann

Ja, Sie haben Recht, Herr Bachmann. In unserem großen Bekannten- und Freundeskreis stehe ich so ziemlich alleine da. Eine neue Art von Denken
ist notwendig sagt Albert Einstein. Läßt man sich so einlullen, heute noch?
Davon profitiert auch unsere Politik.

Ja, ein neues Denken ist angebracht.

Hallo Frau Kirchen,
sie haben es 100% trefflich formuliert!
Am 26./27. Januar gab es in der SZ eine ganze Seite 3 über G. Soros:"Ein Mann mit Feinden".
Las sich wie eine "bestellte" Laudatio!
So sieht kein unabhängiger Journalismus aus - eher eine Hofberichtserstattung!
So auch dieser Artikel von Hr. Kirchick.

Alexander Mazurek | Mo., 11. Februar 2019 - 21:53

… der "Glaube" an die "unsichtbare Hand des Marktes" - ist ein weiterer Aberglaube.
Lt. G. K. Chesterton: "Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche. Das ist die Chance der Propheten - und sie kommen in Scharen." Propheten wie Lenin, Hitler, Mao, heute Bezos, Soros und die Koch-Brüder & plutocratic friends … und am liebsten die "Wissenschaften", damals die Rassenkunde, heute "gender science".
Siehe Kohelet: "Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was getan wurde, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Zwar gibt es bisweilen ein Ding, von dem es heißt: Sieh dir das an, das ist etwas Neues - aber auch das gab es schon in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. Nur gibt es keine Erinnerung an die Früheren und auch an die Späteren, die erst kommen werden, auch an sie wird es keine Erinnerung geben bei denen, die noch später kommen werden."
Diese Erkenntnis will niemand mehr wahr haben, wie schade.

Bernd.Schiebener | Di., 12. Februar 2019 - 10:59

Soros hat unzählige Gesichter - je nachdem was seinen Interessen nützt. Und seine guten Taten nützen hauptsächlich ihm selbst. Die 1000 Zeichen würden nicht ausreichen um die Schweinereien zu beschreiben, neben seinen Angriffen auf Landes- Währungen wie den Bath, Pfund etc....

Wolfgang Beck | Di., 12. Februar 2019 - 20:49

Immer wieder wird man als Leser konfrontiert mit dem Schlagwort von der offenen Gesellschaft. Zweifelsfrei ist dieser Ausdruck überaus verschwommen; was ist damit gemeint? - kann sich doch jeder denken was er will. Wenn das nicht einwandfrei geklärt ist, sind derartige Texte im Grund sinnlos. Nur das eine: Wenn wir vom Artikel 20 GG ausgehen, dann müßten wir Forderung nach der offene Gesellschaft als einen Angriff auf die Demokratie betrachten.