29.11.2018, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht bei der namentlichen Abstimmung über den UN-Migrationspakt
Sachlich-nüchtern oder demokratie-verhindernd? Der Stil der Parteivorsitzenden wird erst im Rückblick lesbar / picture alliance

Rennen um den Vorsitz beim CDU-Parteitag - „Erteilt den alten Tempelideologen eine Absage!“

An diesem Wochenende wählen die Delegierten des CDU-Parteitags einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Parteivorsitzende Angela Merkel. Wie bewertet der Parteinachwuchs die Verdienste der Bundeskanzlerin an der Parteispitze? Ein Gastbeitrag von Diana Kinnert

Autoreninfo

Diana Kinnert, 27, trat der CDU mit 17 Jahren bei. Von 2015 bis Ende 2016 leitete sie das Büro des Bundestagsvizepräsidenten Peter Hintze. Sie war Mitglied der Reformkommission der CDU und gründete den Jugendbeirat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sie arbeitet als Autorin und Geschäftsführerin einer Nachrichtenplattform für grüne Innovationen und Technologien. 2017 erschien ihr Buch „Für die Zukunft seh' ich schwarz“. 

So erreichen Sie Diana Kinnert:

Angela Merkels Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Parteivorsitzende, als nächste Bundeskanzlerin und für politische Ämter in Brüssel oder New York läutet eine Zeitenwende ein: 18 Jahre nach Übernahme ihrer Spitze wird die CDU die Führung wechseln. Über Merkel hinaus werden Plätze im Dezember zu wählenden Parteivorstand frei. Werden die Delegierten diese Wahlen für eine ganzheitliche inhaltliche Erneuerung und zur Selbstvergewisserung christdemokratischer Grundwerte nutzen – oder verkommt der Führungswechsel zur Farce: Zu einem fadenscheinigen Manöver für einen gegenwartsversessenen, oberflächlichen und geschlossen gedachten Kurswechsel?

Längst ist es zu früh, um nachrufend auf die politische Figur Angela Merkel und ihre politischen Leistungen der vergangenen Jahrzehnte Bezug zu nehmen. Ihr politisches Erbe, als Parteivorsitzende der deutschen Christdemokraten, aber auch als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, sucht international und historisch ihresgleichen. Erst mit Blick aus der Zukunft werden sich die politischen Eigenheiten Merkels zeigen.

Irritation als Handschrift

Bis dato aber sind sich die Rezipienten in zwei Dingen einig: Merkels Politikstil war immerzu nüchtern-sachlich, analytisch-differenziert, frei von jedwedem Pathos. Was die einen als gesund, uneitel und demütig einordnen, entlockt anderen Geringschätzung: Merkel habe Unsichtbarmachung betrieben, Politik als Demokratieereignis gestohlen – und das Erzählen von Zukunftsgeschichten zu einem Verwaltungsakt mit Handwerksrüstzeug verzwergt. Das kann man so sehen. Andererseits: Wie viel Politik ist noch Politik, wenn die Frau an der CDU-Spitze ikonisiert wird? 

Unbestritten ist auch Merkels inhaltliche Linie innerhalb und für ihre CDU: Ob als Sozialdemokratisierung geächtet oder als Modernisierung der Konservativen gerühmt: Ihr Ausstieg aus der Atomenergie, der Aufschlag zur Energiewende, die Einführung einer rechtsverbindlichen Lohnuntergrenze, die Bereitschaft, Flüchtlinge aus politischen Kriegs- und Krisenregionen aufzunehmen und ihre Arbeit für die Zukunft der Europäischen Union haben die einst erzkonservative und rechte Partei von Helmut Kohl in die Mitte der Gesellschaft bewegt. Merkels CDU steht heute für einen liberalen und pluralistischen Politikansatz – einen, den verschiedene Tempelideologen als nicht-existent beschreiben. Sei er doch schlicht nicht lesbar auf einer linearen Achse von links bis rechts. Vielleicht ist genau diese Irritation für die Politiklehre des vergangenen halben Jahrhunderts Merkels bedeutendste Leistung.

Die Widersprüche der Postmoderne

Denn was zeichnet die Welt von heute mehr aus als Unübersichtlichkeit, Widersprüchlichkeit und Uneindeutigkeit, das Zusammenfallen verschiedener Wirklichkeiten, ob national oder global, ob analog oder digital? Traditionsbewusste treffen auf Moderne. Ethnien, Kulturen und Religionen vermengen sich. Radikalisierung sucht nahezu willkürlich nach Vehikeln und Kanälen. Was autoritäre Staaten untersagen, entäußert sich auf Twitter. Was unsagbar bleibt, lebt sich anonym aus. Mancherorts dehnen sich Kleinkinder bei Yogakursen und programmieren Senioren Smart Home-Apps; andernorts strecken sich die Senioren bei Achtsamkeitsübungen, und die Grundschulkinder ereifern sich bei Hackathons. Minirock und Vollverschleierung auf der Düsseldorfer Kö, Goldene Hochzeit und Tinderverhalten in der Hauptstadt, Spandau und Mitte in einem.

Die Postmoderne propagiert das Unreine und die Nichtglätte. Es verlangt eine sehr bewusste Selbstverortung, diese Umwelt in Bewegung nicht als Attacke auf sich selbst misszuverstehen. Darum ist bei allem berechtigten Sehnen nach politischen Alternativen und der erwachsenen Abweisung gegenwärtiger Politikangebote dennoch nachzuvollziehen, dass so manch einer nach den Maßstäben, Leitsätzen und Führungsfiguren der Vergangenheit trachtet. Allein die Wirklichkeit gibt diesen Kodex nicht mehr her.

Abschied von Links-Rechts-Schemata 

Der Versuch des CSU-Landesgruppenvorsitzenden im Deutschen Bundestag, Alexander Dobrindt, ein Gemenge aus Merkels Christdemokraten, Seehofers Christsozialen, Lindners Freidemokraten, und Rechtsextremen aus der Pegida-Bewegung sowie aus der Alternative für Deutschland (AfD) für eine „bürgerliche Mehrheit“ einzuspannen, markiert einen traurigen Höhepunkt im Trend, neue politische Milieus verzweifelt als pauschal links oder pauschal rechts einstufen zu wollen. Dobrindts sogenannte „Konservative Revolution“ war insofern tatsächlich mehr reaktionär denn konservativ: Die vielstimmige Wirklichkeit und ihre zahlreichen Anschauungen sind über einen veralteten dualistischen Tempelideologismus nicht mehr zu erfassen.

Lesbar wäre dies längst schon im relativen Erfolg der grün-schwarzen und schwarz-grünen Politikprojekte in Baden-Württemberg und in Hessen sowie im progressiven Jamaika-Bündnis in Schleswig-Holstein. Der Parteivorsitzende der Freidemokraten, Christian Lindner, positionierte sich in den Sondierungsgesprächen nach den vergangen Bundestagswahlen hingegen als unversöhnlicher gegenüber dem grünen Partner als deren natürlicherer Feind, nämlich Seehofers und Dobrindts Christsozialen.

Erlauben wir Organe aus dem 3D-Drucker? 

Diese neue Machtarithmetik ist auf eine Umwelt in Bewegung, Wirklichkeits- und Glaubensbilder im Offenen und eine emanzipierte und gereifte postmoderne Zivilgesellschaft an sich zurückzuführen. Ihr gerecht zu werden, macht Parteien vonnöten, die sich ihrer gesellschaftlichen Grundwerte auch und gerade in diesen Umbruchzeiten selbstvergewissern und darauf basierend neue Programme vorstellen, die nicht im ersten Schluss als Gegenentwurf zu Fantasiefeinden konzipiert sein dürfen. 

Merkels Abgang macht Platz dafür. Wie können Ökonomie und Ökologie sinnvoll und pragmatisch miteinander vereinbart werden? Zu welchen Steuersätzen müssen oder dürfen Datensätze als Geschäftsressourcen versteuert werden? Müssen Arbeitgeber bei Einsatz arbeitsplatzvernichtender Robotik besondere Verpflichtungen eingehen? Welches Sinnkonzept verlangt ein Leben in Würde im Lebensabschnitt ab einem Alter von 60 Jahren? Wie gelingt moderne Entwicklungshilfepolitik über technologische Errungenschaften? Erlauben wir Organe aus dem 3D-Drucker? Dürfen wir Indern und Chinesen den Plastikkonsum verbieten?

Die Lehren aus Merkels Amtszeit 

Es ist Tag eins nach der Ankündigung Merkels, sich künftig aus dem politischen Amtsgeschäft zurückzuziehen. Drei prominente CDU-Politiker – Friedrich Merz, Jens Spahn und Annegret Kramp-Karrenbauer – haben ihren Hut für Merkels Nachfolge in den Ring geworfen. Politische Kommentatoren aus der ganzen Republik röhren bereits nach linearen Kurswechseln in der Union.

Der Zukunft der CDU und den Delegierten auf dem Bundesparteitag an diesem Freitag  ist zu wünschen, eine Führungsmannschaft aufzustellen, die die Zeichen der Postmoderne erkennt und Merkel zumindest in einem nacheifert: Erteilt den alten Tempelideologen eine Absage! Der Wechsel der Parteiführung ist zu wichtig, um ihn an eine Eintagesschlagzeile über eine oberflächliche Kursdrehung zu verschwenden. Im Zweifel hält sich die Parteiführung ganze 18 Jahre lang.

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Gisela Fimiani | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:32

Die Zukunft ist immer offen und eine Herausforderung. Verstecken wir uns also bitte nicht hinter „heutzutage ist alles anders“. Nach Karl Popper ist „alles Leben Problemlösen“. Demokraten, welche die offene Gesellschaft, vor allem auch gegen deren Feinde, verteidigen wollen, brauchen keinen „Kodex“ ( was immer dieses Wort heißen mag). Sie benötigen (selbst-) kritische, rationale Denkkraft, die sich der Wirklichkeit mutig zu stellen weiß. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Frau Kinnert, wirkt Ihr Beitrag gespreizt und phrasenhaft auf mich. Ist er das Ergebnis einer parteipolitisch sozialisierten jungen Frau, die gelernt hat, viel und dennoch nichts zu sagen, um sich alle Optionen offen zu halten?

Markus Michaelis | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:37

Der Artikel greift sicher richtige Punkte auf. Ich habe aber das Gefühl, dass im Artikel eine Schieflage mitschwingt, die auch weite Teile der jetzt staatstragenden Gesellschaft, angehängt an Merkel, erfasst hat.

Die Welt ändert sich - das ist wohl unbestritten. Aber es kommt mir so vor, dass hier ein Scheinkampf gegen alte Tempelideologen geführt wird, als ob das eine relevante "Kampf"-Linie wäre. Die (merkelsche?) postmodern emanzipierte Zivilgesellschaft hat glaube ich zu sehr das Weltbild als gäbe es bereits universelle Werte und eine postnationale Weltgesellschaft und die demokratische Aufgabe bestünde heute darin, diese universellen Werte handwerklich gut umzusetzen.

Mein Eindruck ist, dass die Tempelideologiefrage, die universellen Werte, die Postmodernfrage deutsche Spezialthemen sind und wir uns mehr der Welt öffnen sollten um in der Welt, wie sie ist, als Gesellschaft einen realistischen Platz zu finden.

Benjamin Beldea | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:39

Sehr geehrte Frau Kinnert,
ich erlaube mir als Zeitzeuge der Ära Kohl Ihre steile These zu berichtigen:
Die CDU unter Kohl war nicht "rechts und erzkonservativ", wie von Ihnen und dem gegenwärtigen linken Zeitgeist hineingedeutet, sondern stramm in der Mitte. Hingegen ist die heutige CDU unter Merkel deutlich nach links abgerutscht und repräsentiert nicht mehr die gesellschaftliche Mitte der traditionellen, fleißigen und steuerzahlenden Familien aus Vater, Mutter, Kind(er).
Parteivorsitzender der CDU muß Friedrich Merz werden, damit die CDU zu ihrem Markenkern, die Vertretung der gesellschaftlichen Mitte, zurückkehrt und Deutschland wieder aufatmen und zur Gesundung kommen kann.
Und die linken CDU-Mitglieder könnten ja über eine neue politische Heimat nachdenken...

Neue politische Heimat werden dann vermutlich die Grünen sein, die dann die CDU zum kleineren Koalitionspartner machen. Wähler von der AfD werden bei Merz nicht zwangsläufig zurückkehren. Die werden sicherlich erst einmal abwarten, ob und was sich denn wirklich ändert. Denn Merkel wird ja weiterhin Kanzlerin sein.

Rolf Schneider | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:49

Frau Kinnert hat Recht,
wir können es uns, angesichts der sich immer schneller entwickelnden Herausforderungen, nicht leisten, unser Land den parteipolitischen Ideologen zu überlassen. Es dingend an der Zeit die Zukunftsfragen unseres Land mit Vernunft, Übersicht und einer daraus folgenden Strategie anzugehen. Prioritäten zu setzen, um unser Land wieder dahin zu bringen wo wir es haben wollen. Die Zukunft wartet nicht auf uns; wir haben die Pflicht alles zu tun, was die Menschen in unserem Land wieder an Morgen glauben lässt. Dazu zählt Optimismus und die Überzeugung für Leistung. Wir sollten endlich aufhören zu fragen, was der Staat für uns tun kann, sondern was wir alle für unser Gemeinwesen zu leisten in der Lage sind.
wir brauchen einen New Deal für Deutschland.
Packen wir es doch einfach an. Wenn wir erst angefangen haben, dann bekommen wir es auch hin.

Juliana Keppelen | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:32

Antwort auf von Rolf Schneider

ich möcht nur dezent darauf hinweisen würden die Menschen nach dem oben genannten Satzt leben wäre unser Staat schon lange zusammengebrochen und bankrott. Was glauben sie wäre unser Staat ohne die vielen freiwilligen Flüchtlingshelfer die vesuchen das von oben angerichtete Chaos einigermaßen in Schach zu halten, was wäre unser Staat ohne unsere Vereine die ehrrenamtlich Jugendarbeit leisten und für das Gemeinwesen arbeiten, was wäre unser Staat ohne die vielen Omas und Opas die ihre Enkel betreuen damit die Eltern Geld verdienen und damit Steuern bezahlen können, was wäre unser Staat wenn nicht viele Familienangehörige ihre kranken und gebrechlichen Alten oder auch Junge schwerstkranke zuhause pflegen würden usw., usw. Ohne die vielen Menschen die sich ehrenamtlich in unserem Land für das Gemeinwohl einbringen könnten sich die da "Oben" nicht so auf die Schulter klopfen und selbst beweihräuchern "wie doch alles so toll klappt".

Ich muss sagen, das mich beide Kommentare, den von Herr Schneider und Ihre Antwort darauf werte Frau Keppelen gleichermaßen ansprechen! Mich interessiert weniger was eine Politikerin wie Frau Kinnert oder ein JFK meinen und meinten, sondern was wir Bürger darunter verstehen und es versuchen umzusetzen. Herr Schneider versucht einen optimistischen Ansatz zur Zukunftsgestaltung zu vermitteln, und Sie liebe Frau Keppelen widersprechen ganz zu recht diesem einen Zitat.Denn bei aller Dringlichkeit in die digitalisierten Hufe zu kommen, werden die analogen Dienstleister am Menschen, oft der letzte Kitt innerhalb der Gesellschaft, nur am Rande erwähnt oder pflichtschuldig in die Reden unserer Politiker eingeflochten. Wir Bürger erfüllen ein jeder nach seinem Vermögen ihre Pflicht und können daher auch erwarten, das Regierung und Parteien mehr tun als um sich selbst zu kreisen und den Bürgern immer mehr auf zu schultern! Ihnen beiden meine besten Grüße!

Christa Wallau | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:52

Woher stammt dieser Begriff? Etwa von Frau Kinnert? Und was bedeutet er konkret?

Auf Grund dieses Beitrages vermute ich, daß als "Tempelideologe" jemand bezeichnet werden soll, der konservativ-liberal ist, also jemand wie z. B. Seehofer, Dobrindt, Lindner und ich. Frau Kinnert meint: Solche Menschen gehören zu den Reaktionären (Denken von früher!), die noch mit
f e s t e n Ansichten (Prinzipien) herumlaufen.
Sie jedoch wünscht sich die CDU als pragmatische Partei für die "postmoderne" Zivilgesellschaft, die - je nach Wetterlage - auf die Vielzahl
unterschiedlichster Probleme unterschiedliche Antworten findet. Damit plädiert sie haargenau für ein"Weiter-so" à la Merkel; denn nichts anderes hat die Kanzlerin immer gemacht.

Aber: Wie paßt dazu Kinnerts Forderung nach einer "Selbstvergewisserung christdemokratischer
Grundwerte"?
Es will mir scheinen, als sei diese junge Frau noch
recht weit davon entfernt, ihrer Partei kluge Ratschläge geben zu können.

Bernd Lehmann | Mi., 5. Dezember 2018 - 13:58

der Artikel trifft genau den Kern der heutigen CDU, es ist grüne Beliebigkeit, sie steht für nichts und rennt Moden, Strömungen oder Schlagzeilen hinterher. Genau das hat Merkel aus der CDU gemacht.

Michaela Diederichs | Do., 6. Dezember 2018 - 00:57

Antwort auf von Bernd Lehmann

Frau Merkel denkt und handelt global. Das übersehen Sie m. E. Seit 2011/2012 hat sie ihren Kurs radikal korrigiert in eine grüne Richtung. Was ist seitdem passiert? Fukushima wird in Deutschland wohl eher nicht eintreten. Aber das Weltklima stand sicherlich schon da auf der Agenda der Weltpolitik. 2012 begann die Aushandlung der Ziele der Global Goals. Daran wird Frau Merkel bestimmt mit gewirkt haben. Wir erfahren doch immer erst mit deutlichen Zeitverzögerung, was politisch ausgehandelt wird und wir erfahren nie das ganze Ausmaß. Merkel wirkt deshalb vergrünt, weil die Global Goals grün sind und sie sich denen total verschrieben hat. Macron versucht das jetzt mit Frankreich. Und das geht in die Hose. Die Franzosen leisten Widerstand. Die Deutschen nicht. Das macht den Unterschied.

Klaus Gerster | Do., 6. Dezember 2018 - 19:32

Antwort auf von Michaela Diederichs

Naja, wenn die Atomkraftwerke in unseren angrenzenden Nachbarländern in die Luft gehen, nützt es wenig, dass Deutschland seine Meiler vom Netz genommen hat. Das sind einfach nationale Scheinlösungen und damit fast sinnlose Tropfen auf den heißen Stein.

Joachim Wittenbecher | Mi., 5. Dezember 2018 - 14:03

Frau Kinnert gibt sich recht deutlich als Anhängerin von schwarz-grün zu erkennen. Sie glaubt scheinbar, damit für die CDU das Heft des Handelns inne zu haben - welcher Irrtum: es gab schon einmal eine Partei, die dieses glaubte: die SPD; in Süddeutschland kämpft die SPD um ihre Existenz; in Baden-Württemberg haben die Grünen die CDU überholt, in Hessen deutet sich ähnliches an. Die Anbiederungstaktik gegenüber den Grünen scheitert zwangsläufig. Wer grüne Politik will, sollte sich direkt dort engagieren. Und zum Thema Merkels Erbe: Spaltung Europas in Nord und Süd sowie Ost und West, Brexit, Minsker Abkommen gescheitert, Nationale Klimaschutzziele 2020 gescheitert, 1 Mio Elektro-Autos binnen kurzer Frist gescheitert, Bundeswehr geschädigt, Innere Sicherheit verloren, Flüchtlingspolitik gescheitert, innere Spaltung der Gesellschaft, Staatssouveränität aus der Hand gegeben - macht alles nichts? Der Wähler hat die Antwort mehr als deutlich erteilt.

Schönen Dank für Ihre klaren Worte zu den Hinterlassenschaften von Frau Merkel. Es wird sehr schwer werden, die mannigfaltigen Fehler zu korrigieren. Mit Leuten wie Frau Kinnert wird dies indes unmöglich sein.

Markus Gerle | Do., 6. Dezember 2018 - 14:16

Antwort auf von Uwe Jacobs

Immerhin hat es Frau Kinnert geschafft, hier eine interessante Diskussion los zu treten. Für mich ist ihr Kommentar unter Berücksichtigung ihres Alters ein Beleg für meine These, dass links-rechts Schemata nicht mehr greifen. Vielmehr unterscheide ich inzwischen zwischen Gruppierungen, die einem kollektivistischen Menschenbild anhängen und denjenigen, welche den Menschen eher als Individuum ansehen. Merkel hat die CDU klar zu einem kollektivisitischen Menschenbild geführt. Dies nicht so extrem wie bei den Grünen. Aber in diese Richtung. Und wer einem kollektivistischen Menschenbild anhängt, hat selbstverständlich eher Probleme mit abweichenden Meinungen anderer Individuen. So erkläre ich mir den Niedergang der Debattenkultur in Deutschland und die Diffamierung von Individuen mit abweichender Meinung. Und beachten Sie, dass wir Ältere anschauliche Beobachtungen mit Systemen eines eher sozialistisch-kollektivistischen Menschenbildes machen konnten. Frau Kinnert fehlt diese Erfahrung.

ich stimme mit ihnen völlig überein. Ihre Aufzählung des Versagens der BK ließe sich noch beliebig fortsetzen. Zudem hat sie einen enormen ökonomische Schaden angerichtet. Was und wo sind den die Verdienste von denen Spahn, Lindner und andere reden ? Sie hat doch mit schlafwandlerischer Sicherheit immer die falschen Entscheidungen getroffen und diese mit ganzer Kraft umgesetzt.

Per L. Johansson | Mi., 5. Dezember 2018 - 14:16

Zitat: „einst erzkonservative und rechte Partei von Helmut Kohl“

War sie das? Warum?

Weil man damals die jungen Männer noch zum Wehrdienst einzog, damit die Landesverteidigung als ein Grundpfeiler der Staatsaufgaben möglichst breit im Staatsvolk verankert wird?

Weil Homosexuelle damals noch nicht heiraten durften, weil sie zwar Verantwortung füreinander, aber eben nicht für gemeinsamen Nachwuchs übernehmen können? Dieser Bedarf nämlich immer der Heterosexualität, egal ob nun Adoption, Samenspende oder (bei uns noch verboten) Leihmutterschaft.

Weil man damals nicht bereit war, ausländische Staats- und Bankenpleiten mit deutschen Steuergeldern aufzufangen, weil Länder wie z.B. Griechenland bekanntlich schon x-mal Pleite gegangen sind und auch weiter werden?

Weil man die Drittsaatenregeln in die Verfassung schrieb, nach der niemand an der z.B. österr. Grenze die Einreise über „Asyl“ erzwingen kann, da dort nachweislich niemand verfolgt wird?
Schon gar nicht 1,x Millionen!

Maria Fischer | Mi., 5. Dezember 2018 - 14:46

These:
„Merkels Politikstil war immerzu nüchtern-sachlich, analytisch-differenziert, frei von jedwedem Pathos.“

Antithese:
Merkels Politik war immer von Banalität und Substanzlosigkeit begleitet. Sie beherrscht meisterlich die Eitelkeit der Bescheidenheit, diese besonders anstrengende Form der Selbstdarstellung.
Die „aggressive Abstinenz“ gegenüber Fragen zu ihrer politischen Verantwortung, ist aber die schlimmste Eigenschaft eines Menschen bzw. in diesem Fall einer Politikerin.
Sie hat immer andere ihre Fehler und Konflikte austragen lassen. (FDP, SPD, CSU, die Bürger Deutschlands und Europas). Das sind „Burnout“ Methoden.

für die Klarstellung - genau so ist es.!!!
Diese Kanzlerin muss schnellst möglich verschwinden. Sie wird bis zu ihrem letzten Tag gegen Deutschland arbeiten (Migrationspakt).

Sehe ich genauso! Wer sich selbst für ALTERNATIVLOS hält und dafür sorgt, dass er/sie alternativlos bleibt, ist KEINESWEGS bescheiden, sondern schlichtweg eine Egomanin.

Tomas Poth | Mi., 5. Dezember 2018 - 15:10

Mit diesem Artikel wird mir so einiges klar über den inneren Zustand der CDU und ihrer Verwirrung. Als Nachgang der moralisch-geistigen Wende eines Helmut Kohls.
Tempelideologien sehen wir z.B. in solchen Zusammenhängen wie: Scheitert der Euro scheitert Europa, CO2-Klimahypothese, Deutschland muss voranschreiten die Welt zu retten. Rechts von der CDU alles nazimäßig.

Harro Heyer | Mi., 5. Dezember 2018 - 15:15

ist nach Meinung der Autorin die Irritation der Politiklehre und die Unverortbarkeit ihres Politikansatzes auf der „linearen Achse von links bis rechts“. Die „Tempelideologen“ sind unfähig die Widersprüchlichkeit der Welt zu überwinden und dem Fortschritt zugewandte Politiken zu gestalten. Diese Sprache ruft bei mir eine geistige Übelkeit hervor. Wenn die Politiker von morgen so reden, dann kann es nur noch weiter gehen mit der Spaltung. Die Technologie der Zukunft soll nach meiner Auffassung einfach dazu genutzt werden, den Bürger aktiv an wichtigen Weichenstellungen für die Gesellschaft zu beteiligen. Die Politik soll nicht Ideologien folgen, die in Wahrheit oft für Eliten förderlich sind. Der Bürger muss lernen wirklich hinter die Prozesse zu blicken, um zu erkennen, dass die abgehobene Sprache dieses Beitrags im Kontext einer Ideologie verwendet wird. Ich würde bei Cicero gern einmal eine Artikelserie lesen, die sich mit dem Kontext Ideologie, Politik und Sprache befasst.

Wolfgang Selig | Mi., 5. Dezember 2018 - 15:59

Sehr geehrte Frau Kinnert,

Gott sei Dank sind Sie erst 27, denn dadurch werden Sie es bei hoffentlich bester Gesundheit noch erleben, wie völlig falsch Ihre Theorie ist. Die CDU ist nur insofern von "rechts" in die "Mitte" gerutscht, weil die äußeren Umstände (Ende Ost-West-Konflikt, EU-Binnenmarkt dehnt sich nach Osten aus, etc.) es Frau Merkel wirtschaftlich erlaubt haben. Jetzt kommen wir in unruhigere Zeiten von Migration, Zöllen, erneuter Aufrüstung und größeren Umweltkonflikten. Da werden "rechte" Positionen wieder "Mitte" sein. Denn die kulturellen und die Verteilungskonflikte werden eine Größenordnung annehmen, die Sie sich noch nicht vorstellen können. Die erste Welle wird es geben, wenn die nächste Rezession die Arbeitslosigkeit hochdrückt. Keiner weiß, ob die zweite Welle migrationsbedingt, militärisch bedingt o.ä. sein wird. Sie müssen mir das nicht glauben. Legen Sie es einfach auf Wiedervorlage in 10 Jahren und lesen Sie z.B. Dr. Markus Krall oder Nouriel Roubini.

Da gebe ich Ihnen Recht. Wenn Frau Kinner etwas älter wäre, würde Sie so einen Unsinn: "Dobrindts sogenannte „Konservative Revolution“ war insofern tatsächlich mehr reaktionär denn konservativ." nicht schreiben.

Walter Meiering | Mi., 5. Dezember 2018 - 16:13

Wenn die Autorin Recht hat, dann sollte eine offene und unideologisch ausgerichtete Union auch künftig kein Problem mehr haben, mit der AfD zusammenzuarbeiten. Oder ist der offene und unideologische Blick nur nach 'Links' erlaubt?

Henning Magirius | Mi., 5. Dezember 2018 - 16:14

In meinem Architekturstudium in der zweiten Hälfte der 80er Jahre lernten wir, dass der Wesenszug der Postmoderne die Ironie sei. Nur in diesem Sinne ist es möglich, die - aus Sicht der Autorin sicherlich ernsthaft geäußerte - rhetorische Frage „Dürfen wir Indern und Chinesen den Plastikkonsum verbieten?“ hinzunehmen. Andernfalls steckte in dieser Frage ein deutsches Politikverständnis mit einem anmaßenden Weltherrschaftsdünkel seiner schlimmsten Sorte, der uns schon einmal im letzten Jahrhundert hat elenden Schiffbruch erleiden lassen.

Es gibt nur diese eine Welt, und entweder versuchen alle Länder dieser Welt, sie zu "retten" (wozu sonst all die Gipfel?), oder es darf niemandem etwas vorgeschrieben werden, schon gar nicht von uns. Dann kann eben jeder die Erde vermüllen, ausbeuten, Abgase verbreiten und und und. Aber immer wieder gibt es Ausnahmen, Vorteile für einige, Entwicklungshilfe, die irgendwo landet, nur nicht in der Entwicklung, völlige Rückständigkeit in nicht wenigen Ländern (keine Kanalisation z. B.), nirgends Kontrolle - ich denke, die Welt wird nicht gerettet werden, schon gar nicht, wenn es immer mehr Menschen gibt. Es ist schön, wenn unser Land sich Gedanken macht, aber man sieht, es klappt nicht. Es klappt ja nicht mal die Mülltrennung, um ein banales Beispiel zu nennen, oder ein reibungsloses Zusammenleben mit jedem Nachbarn. Die Bundesländer sind sich nicht einig.. aber es soll ein Europa, eine Welt geben, in der sich alle einig sind. Schilda ist nichts dagegen.

Bernd Muhlack | Mi., 5. Dezember 2018 - 16:34

Sehr verehrte Frau Kinnert, Sie sind genauso jung wie unsere Tochter, welche in Edinburgh lebt, dort studiert hat und master of dingeskirchen ist (the universe? queen!)
Ihr Artikel ist absolut lesenswert; okay, etwas zu lang.
Ich lebe ja bereits länger hier und war niemals "Parteimitglied"; warum Sie mit 17j in die CDU/ irgendeine Partei eingetreten sind, entzieht sich meines Verständnisses. Jedoch: die Gedanken sind frei, wer soll sie erraten?
Zitat: "Merkels CDU steht heute für einen liberalen und pluralistischen Politikansatz – einen, den verschiedene Tempelideologen als nicht-existent beschreiben."
Wissen Sie Frau Kinnert, es mag ja Merkels CDU geben, jedoch gibt es nicht Merkels Deutschland!!!
& Tempelideologen sind Zeitgenossen wie Laschet, Bouffier, Günther, Schwesig, Dreyer usw
AUS!
Frau Kinnert, nochmals: in der Tat ein lesenswerter Artikel und vielleicht sollte die "deutsch-europäische Jugend" wahrhaftig andere Wege gehen, zumindest anregen
GLÜCKAUF!!

Günter Johannsen | Mi., 5. Dezember 2018 - 16:41

einer CDU, die unter Adenauer,
Erhard, Kiesinger Deutschland zur wirtschaftlichen Weltspitze verhalf und schließlich mit Helmut Kohl als Kanzler die Wiedervereinigung Deutschlands zustande brachte. Man muss kein Politikwissenschaftler sein (die plötzlich in den "Öffentlich Rechtlichen" wie Pilze aus dem Boden schießen), um zu erkennen, welche Rolle Kanzlerin Merkel spielte und spielt: Deutschland ist gespalten wie nie; Demokratie am Boden; Linke dominieren unser Land bis hin zur Gesinnungsschnüffelei (A. Kahane und ihre links-ideologisierte Amadeu Antonio Stiftung); abgestürzte Meinungsfreiheit - fast eine DDR 2.0)!
Eine CDU unter Führung Kramp-Karrenbauers: Schlaftablette ersetzt Beruhigungstropfen !
Jens Span traue ich gute Absichten, aber keine wirkliche Durchsetzungskraft zu …. Friedrich Merz ist der einzige mit Schneid und eigener Meinung, die er wohl auch durchzusetzen vermag!

Detlev Bargatzky | Mi., 5. Dezember 2018 - 16:45

Ich nehme mal nur diese 2 Punkte:

- Ihr Ausstieg aus der Atomenergie:
Einen gesetzlich geregelten Ausstieg hatte bereits die rot/grüne Koalition erreicht. Und wenn diese Frau sich nicht hätte von den Lobbyisten der Energieversorger einwickeln lassen und das Gesetz 1/2 Jahr vor Fukuschima kassiert hätte, dann wäre dieser dilettantische und unnötigerweise teure Ausstieg absolut überflüssig gewesen.

- die Einführung einer rechtsverbindlichen Lohnuntergrenze:
Diese Regelung stammt aus der Feder der SPD unter wurde im Koalitionsvertrag vereinbart.

Und zum Sammelbegriff "Flüchtlinge" muss man nicht mehr viel sagen. Die Diskussion hält ja noch immer an und ist wohl der Grund für ihren Rückzug.

Die in diesem Artikel zum Ausdruck gebrachte Bewunderung von AM kann ich wirklich nicht nachvollziehen.

Holger Stockinger | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:03

Was Diana Kinnert äußert, ist sehr lesenswert.
Das Nachdenken im Denken der POSTMODERNE scheint mittlerweile jedoch so von ALGORHITMEN gesteuert zu sein, dass Begriffe wie "erzkonservativ" oder "linksliberal" lediglich Worthülsen darstellen, die "eigenständiges" Denken eher behindern.

Was die Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel als Politikerin "real in Echtzeit" zustande gebracht haben wird, steht im FUTUR.

Nichtsdestotrotz erfreut es, wie die Autorin schreiben und Denken kann.

Arndt Schuster | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:05

Nein, Ihre Parteivorsitzende hat die CDU nach linksgrün geführt. Für mich als konservativen Wähler ist deshalb die CDU vollkommen unwählbar geworden und zwar für alle Zeiten! Eine Folge ist: Die Mitte ist heute bereits rechts. Unter Merkel hat die CDU ihr konservatives Profil fast hundertprozentig aufgegeben (Euro-Rettung, Energie, Wehrpflicht und Bundeswehr, Migration, Familienpolitik und "Ehe für alle", Bildung, NetzwerkDG, Diesel usw.). Nach meiner Meinung wird die CDU in absehbarer Zeit in der Versenkung verschwinden. Die AfD hat die besseren Konzepte (Sie hat jetzt gute Konzepte für die Verkehrs-, Gesundheits- und Steuerpolitik vorgestellt.), und die AfD hat auch die klügeren Köpfe im Bundestag und in den Landtagen.

Sepp Kneip | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:10

"Merkels CDU steht heute für einen liberalen und pluralistischen Politikansatz – einen, den verschiedene Tempelideologen als nicht-existent beschreiben." Wenn Merkels Partei noch CDU sein soll, verstehe ich die Welt nicht mehr. Und viele andere, die sie nicht mehr wählen, auch nicht. Die CDU war noch nie eine Partei von Ideologen. Merkel hat sie dazu gemacht und sie damit der Ideologie von links/grün angenähert. Ist es da ein Wunder, wenn rchts von der CDU eine neue politische Kraft entsteht?

Was hier als liberal und pluralistisch beschrieben wird, ist tatsächlich ein Abklatsch links/grüner Denkungsweise, die den Grundwerten der CDU diametral entgegen steht. Diese Denkungsweise spaltet die Republik, also die Bürger, in gute und schlechte, da links/grün keine Kompromisse kennt. Merkel hat sich mit ihrem Linksruck ihre persönlichen Mehrheiten geholt, ohne Rücksicht auf die Partei. Die CDU ist keine Partei der Mitte mehr. Sie steht links davon. Die Mitte ist jetzt die AfD.

Robert Müller | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:19

Das was die jungen Leute als gegeben hinnehmen, also die "vielstimmige Wirklichkeit", ist nicht vom Himmel gefallen, sondern mit Absicht gemacht oder durch Nichthandeln ermöglicht worden. Das gilt nicht nur für "rechte" Themen, sondern auch für linke Themen, wie etwa der Klimawandel. Da hat Merkel entschieden, dass der Atomausstieg kommt, aber der Kohleausstieg nicht. Man hätte nur die sehr alten Atomkraftwerke abschalten können und so auch noch den Kohleaustieg einleiten können. Nur dann wäre Schwarz-Rot-Grün im Bundesrat nicht möglich gewesen und DE sähe heute anders aus. Im übrigen gab es nachdem der Atomaustieg von Rot-Grün zurückgenommen wurde, keine echte Diskussion wie der 2. Atomaustieg hätte besser gemacht werden können. Auch da, genau wie später, hat Merkel das einfach so entschieden.

Die Themen im Artikel, gibt es nicht seit erst heute. Wahrscheinlich werden sie auch in den kommenden Jahren nicht angegangen, trotz neuer CDU-Führung, da Merkel bleibt.

Renate Genth | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:23

Wenn links und rechts zu pauschal ist, dan ist Mitte aber ebenso obsolet. Diese Einstufungen entsprechen einer intellektuellen Faulheit oder Unfähigkeit noch substanzielle Inhalte zu formulieren. Und so wirr durcheinander, wie hier die Probleme und Haltungen dargestellt werden, geht es allenfalls in bestimmten modernistisch-süchtigen Milieus zu. An den meisten Bürgern perlt das ab. Nein, es geht darum, endlich die Pobleme handelnd zu lösen, die durch Merkel und die selbstverliebte politische Klasse geschaffen haben und nicht auf irgendwelche Medienübertreibungen und fixen Ideen zu reagieren.

Alfred Kastner | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:24

Die lange Zeit unscheinbar wirkende Angela Merkel war mir persönlich erst mittels ihres im Dezember 1999 in der FAZ lancierten kalkulierten Affronts gegenüber dem verdienten Europapolitiker Helmut Kohl aufgefallen.
Ohne diesen putschierenden und aus meiner Sicht hinterhältigen Artikels wäre Merkel mit hoher Wahrscheinlichkeit weder Parteichefin der CDU noch Bundeskanzlerin dieses Landes geworden. Seit ihrem angekündigten Rückzug von der Parteispitze steigen ihre Zustimmungswerte wieder rapide an. Es ist schon ein seltsames Verhältnis zwischen den Deutschen und Angela Merkel.
Trotz (einseitig) angekündigter Trennung kann man nicht voneinander lassen.
Je mehr man sich mit Merkels politischen Wirken jedoch beschäftigt, desto weniger strahlt ihr vermeintlicher Heiligenschein. Bei alledem gibt sie sich betont bescheiden und hat diese Schlichtheit regelrecht als persönlichen Kult entwickelt, der bei den Bürgern bis heute den kalkulierten Eindruck hinterlässt (Pink Floyd - Animals - Sheep).

Holger Stockinger | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:28

Das Anbeten von Heiligen in der "POSTMODERNE" ist erzreaktionär.

Was die junge Autorin sicherlich wünscht, ist ein "Verständnis" für alle Probleme der Welt.

Gefühlt kann man/frau dem beipflichten.

Goethe war auch "erzkonservativ". Und nicht mal Shakespeare wollte die Welt retten.

Das Anhimmeln der Frau Merkel als "Mächtigste" weiblichen Geschlechts der Welt ist "pardon" erzkatholisch ...

Aber möglicherweise denkt Frau Kinnert auch über ein PARADOXON mal nach.

Günter Johannsen | Do., 6. Dezember 2018 - 10:47

Antwort auf von Holger Stockinger

das ihr Lobpreis und Unterwürfigkeit entgegenbringt und im vorauseilenden Gehorsam Nachrichtensendungen zur Hofberichterstattung verkommen lässt!
Frau Kramp-Karrenbauer ist der verlängerte Arm von Merkel. Diese Dame steht für „weiter so" und ist ein Klon dieser Kanzlerin, denn sie zeigt weder Kreativität noch Eigeninitiative. Sie redet fast im gleichen einschläfernden Ton der Noch-Kanzlerin. Die linke Einheitsfront sieht mit Merz ihre kommunistischen Felle davon schwimmen. Deshalb wollen sie ihn mit allen Mitteln verhindern. Aber ein Friedrich Merz als CDU-Vorsitzender und Kanzler ist mir wesentlich lieber, als Schlaftablette und Merkel-Klon Kramp-Karrenbauer. Sie ist der verlängerte Arm von Merkel, die über ihre Amtszeit hinaus regieren will. Jens Span ist zwar nett und hat ganz gute Ideen, aber das Format eines Kanzlers hat er (noch) nicht!
Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung will einen gründlichen Politikwechsel zurück zur Mitte in Richtung freiheitliche Demokratie!

Rolf Bergmeier | Mi., 5. Dezember 2018 - 17:58

Europa zerstritten wie nie, Deutschland gespalten, die Kohäsion von CDU und CSU aufgelöst, eine schleichende Enteigung durch Nullzinsen, Riesen-Geldsummen für importierte Immigranten, die Bundeswehr eine Schrottarmee, "Energiewende" als ein Chaos mit stolzen Kosten und Zerstörung Jahrhunderte alter Kulturlandschaften, Zwist mit Russland und den USA, Entfremdung zu Israel, wachsende Kriminalität, fehlende Lehrer, Investitionsstau, der Service der bundeseigenen Bahn so schlecht wie nie, ein von Politikern gemanagerter Neubau eines Berlin-Flugplatzes, der Jahrzehnte zur Fertigstellung braucht, überforderte Gerichte, wohlfeile Sprüche im Stile von Predigten, ein in Hinterstübchen ausgehandelter Bundespräsident, der Deutschland eher teilt als einigt, Wut und Hass in der beträchtlichen Teilen der Bevölkerung, was eigentlich muss noch geschehen, um Frau Merkel politisch und moralisch zu entthronen?

Horst Weber | Mi., 5. Dezember 2018 - 18:33

Merkels Berater haben die Nachspielzeit ihrer Ära geschickt genutzt, um sie aus dem Focus zu nehmen - und damit aus Vertrauensfrage, Demission und Abgang mit Schimpf und Schande. Letzteres wäre logisch gewesen. Die erdrückende Bilanz von bösartigen Fehlern ist nach ein paar kleinen Zugeständnissen in ein Urteil - auf Bewährung - umgewandelt worden.
Die uns nun vorgestellten 3 Tollitäten scheinen das CDU Fußvolk genauso in seinen Bann zu ziehen, wie die gesamte Wählerschaft Deutschlands.
Und das, obwohl der alte Wein in neuen Schläuchen droht. Es geht nicht wirklich um Kehrtwendung, Erneuerung. Es geht um Wählergunst und Pöstchen per medialer, rhetorischer Veralberung derjenigen, die immer wieder von neuem hoffen, es könnte sich eine nachaltig gerechtere, vernünftigere Politik - endlich gegen die übermächtigen Lobbies entwickeln. Die outfits unterscheiden sich diskret,
ebenso die mehr oder weniger verheißungsvollen Änderungspläne ---- ohne jede Garantie. Ohne jede Verantwortung !

Claudie cotet | Do., 6. Dezember 2018 - 09:46

eine absage erteilen.....
naja, da kann man doch nur einen freigeist
wie die vorwaerts stuermende akk
waehlen:
modern, weltoffen, charismatisch
die geborene anfuehrerin eines mutigen volkes

Harald Hotz | Do., 6. Dezember 2018 - 09:58

Dieses Hohelied auf Frau Merkel hat mich doch an manchen Stellen peinlich berührt: CDU unter 30%, Europa gespalten wie nie, transatlantisches Verhältnis anscheinend unwichtig, dafür sehr wichtig: jährlich mindestens einmal Darmspiegelung beim chinesischen Staatschef, Russland in die Isolation getrieben, SPD praktisch abgewickelt, die grüne Sekte dafür hochgejazzt ... Hauptsache, gegen die CDU kann nie mehr regiert werden! Also, ich hatte mich damals gefreut, daß Deutschland endlich mal eine Kanzlerin bekommen hat, aber bei so vielen begabten Frauen in CDU und SPD, warum um Himmels Willen, mußte es unbedingt diese sein ?! Weil sie am harmlosesten dreinschauen konnte? Weil jeder Mann glaubte, sie in die Tasche stecken zu können? Keine Ahnung, aber nach der Logik, daß der deutsche Michel durch klare Ansage eher verschreckt wird, muß wohl die Nachfolgerin AKK heißen. Schlecht für die CDU, super für die AFD!

Gerda Hesse | Do., 6. Dezember 2018 - 15:46

Die CDU ist keine konservative Partei mehr und möchte auch keine konservative Partei mehr sein.Das einzige, was sie ärgert, ist, dass sie Wählerzustimmung verloren hat.Aber beides geht wohl nicht. Und deshalb gibt es jetzt die ungeliebte AFD, die konservativ ist.So langsam könnte die Merkel-CDU erwachsen werden und das ganz einfach akzeptieren.

Manfred Gimmler | Do., 6. Dezember 2018 - 22:06

Lediglich Empfänger mit einem gestörten Wahrnehmungsapparat können Merkels Ausgestaltung der Politik als „nüchtern-sachlich, analytisch-differenziert, frei von jedwedem Pathos“ und ihren 13-jährigen Krieg gegen Deutschland beschönigend als „ihre politischen Leistungen“ bezeichnen.

Was bitteschön zeichnet denn die Kanzlerin als moderne Konservative aus?

Wer bitteschön hat die Union, als sie noch weit über 40% hatte, eigentlich gewählt, wenn nicht große Teile der gesellschaftlichen Mitte?

Was bitteschön soll an Merkels Attentismus und Indifferentismus liberal sein?

Wo bitteschön zeigt sich heute postmodernes Denken in der UNION, das kenntnisreich die Grundannahmen der Moderne einer Kritik unterziehen könnte. Vielmehr assoziiert damit doch jeder vernunftbegabte Mensch lediglich grünes Dauerpalaver.

Übrigens: Wie so oft steht auch in diesem Beitrag aus der UNION nichts zu Merkels inhaltlicher Linie. Wie auch? In einer Sänfte wird man sie aus ihrem CDU-Tempel tragen.

Willi Beckert | Fr., 7. Dezember 2018 - 01:36

Hoffentlich wird Merz der Nachfolger. AKK ist Merkel 2.0 und das bedeutet "weiter so". Wenn Merz es richtig anpackt und einiges von Merkels Politik "Wir schaffen das" korrigiert, könnte ich mir vorstellen, wieder CDU zu wählen. Bis dahin warte ich ab und mache bei Wahlen mein Kreuzchen bei einer anderen Partei. Wie soll man denn sonst seinen Unmut zum Ausdruck bringen? Nicht wählen ist keine Alternative. Und so wie mir geht es vielen Bürgern. Nur Merkel wollte es nicht wahrhaben. Wenn Merz die Wahl gewinnt, könnte es im nächsten Jahr zu Neuwahlen kommen, da sich Merkel und Merz nicht sonderlich gut verstehen. Arme Angela, erst kommt ihr Kauder abhanden, jetzt verliert auch noch AKK die Wahl. Wo soll das hinführen??

Hans Nase | Fr., 7. Dezember 2018 - 04:30

Werte Fr. Kinnert, ich kann mich nur wurdern über ihre Ausführungen. Was ggfs. am Alters- und Geschlechtsunterschied liegen mag.
Für mich war Merkels Politikstil dadurch geprägt, zu reagieren und nicht zu agieren. Veränderungen einfach hinzunehmen anstatt sich im besten konservativen Sinne gegen Änderungen oder diese erst gar nicht Zuzulassen, anstatt alles Gottgegeben hinzustellen und maximal ein bischen mitzugestalten. Was Merkel wirklich perfekt beherrscht hat, sich rauszuhalten (lieber dirch die Welt jetten), die Dinge als unabänderlich (und damit unbeeinflußbar) hinzustellen (wie ihr "jetzt sind sie halt da") und ihr Handeln dann als "alternativlos" zu bezeichnen. Das war ein guter Weg, an der Macht zu bleiben (man trägt ja an Nichts die Schuld). Sie scheinen diesen rückgratlosen bzw. rückgratsimulierenden Politikstil verinnerlicht zu haben. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß man das auch anders sehen, wollen und machen kann.