Trump und Selenskyj am 7. Dezember 2024 im Élysée-Palast in Paris / dpa

Trumps Pläne für die Ukraine - „Frieden“ oder „Siegfrieden“?

Seit Donald Trump versprochen hat, den Ukrainekrieg zu beenden, werden Warnungen laut, ein Friedensschluss würde Russlands imperiale Ambitionen bestärken. Das klingt eher nach Durchhalteparole als nach Analyse. Nach drei Jahren Krieg wäre ein Friedensabkommen die beste Lösung.

Autoreninfo

Michael Rühle arbeitete über 30 Jahre im Internationalen Stab der Nato, unter anderem in den Bereichen Politische Planung und Reden, Energie- und Klimasicherheit sowie hybride Bedrohungen.

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Seit Donald Trump im amerikanischen Wahlkampf verkündete, den Krieg Russlands gegen die Ukraine rasch beenden zu können, werden die Stimmen lauter, die einen Friedensschluss unter den aktuellen Bedingungen für einen verhängnisvollen Fehler halten. Da eine Beendigung des Konflikts entlang des gegenwärtigen Frontverlaufs Russland nicht davon abhalten werde, die Ukraine über kurz oder lang erneut anzugreifen, sei ein dauerhafter Frieden eine Chimäre. Mehr noch: Ein de facto Einfrieren des Konflikts sei gleichbedeutend mit einem russischen „Siegfrieden“, der für Russland wie auch für andere Staaten die Bestätigung liefere, dass sich militärische Aggression am Ende auszahlt. Die Folge wäre eine Ermutigung nicht nur des russischen Imperialismus, sondern öffne auch anderen Nachahmern Tür und Tor. Der einzige Weg zu einem „gerechten“ Frieden bestehe folglich in der Steigerung der westlichen Unterstützung der Ukraine, um ihr doch noch zum Sieg zu verhelfen. Erst, wenn sich die von Russland seit 2014 illegal annektierten Gebiete wieder in ukrainischer Hand befänden, könne es ernsthafte Verhandlungen geben.

Dass dieses Narrativ nach drei Jahren Krieg immer noch die Kommentarspalten füllt, sollte eigentlich zu denken geben. Denn obwohl beide Seiten trotz großer Opfer kaum größere militärische Durchbrüche erzielen konnten und sich die Lage für die Ukraine inzwischen langsam, aber stetig verschlechtert, scheut man sich noch immer, die logische Konsequenz aus dieser Entwicklung zu ziehen. Stattdesen wird die Beendigung des Konflikts als eine größere Gefahr dargestellt als dessen Fortsetzung. 

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G. Lenz | Di., 7. Januar 2025 - 09:16

die außenpolitische Strategie Trumps andererseits dürften eine wesentliche Rolle beim weiteren Verlauf des Krieges spielen. Möglicherweise könnten Putins ursprüngliche Pläne dank Trump wieder aktueller werden. Zweifellos hatte der russische Kriegsherr die Absicht, die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine zu beseitigen und den Nachbarstaat vollständig unter russische Kontrolle zu bringen. Dass aus einer blitzartigen "Spezialoperation" ein mehrjähriger Krieg wurde, dürfte Putin sein ursprüngliches Konzept verdorben haben. Ob er nach wie vor das Ende der demokratischen Ukraine anpeilt, oder aber sich mit Landgewinn zufrieden geben wird, dürfte sehr stark von Trump abhängen. Der wiederum wird sich fragen, welchen Nutzen die USA von einer Unterstützung des Kriegsopfers Ukraine haben. Lässt Trump die Ukraine fallen, und überlässt er die europäischen Verbündeten ihrem eigenen Schicksal, dürfte Putin das als Ermutigung werten, sich als Nächstes mit den Balten "zu beschäftigen".

Urban Will | Di., 7. Januar 2025 - 09:26

Antwort auf die Frage, warum Russland 2022 diesen Angriff durchführte. Noch immer höre ich Sprüche in Richtung „Expansionsdrang“, „russischer Imperialismus“ und ähnliches. Und frage mich, warum die Russen dann nicht 2014 einfach weiter machten.
Warum wird alles, was Putin in Sachen NATO-Osterweiterung sagte noch immer mehr oder weniger ignoriert, warum nicht viel mehr auf sein Angebot an D und Europa von 2001 eingegangen?
Auch wenn ich die Ansichten Rühles größtenteils teile.
Mir ist das alles zu einseitig, was seit Kriegsbeginn über diesen Konflikt geschrieben wird.
Rühle hat aber recht mit der Ansicht, dass Russland den militärischen Konflikt mit der NATO nicht suchen wird.
Und Putin wird dann verhandeln, wenn er im Groben das bekommt, was er möchte und das war nie die gesamte Ukraine.
Aber ich glaube, Putin wird nicht mehr mit der ggw. ukr. Regierung verhandeln. Selenskyj sollte endlich wählen lassen.
Ich nehme ihm seine demokratische Gesinnung längst nicht mehr ab.

denn dann müsste man ja zugeben, dass man die vielfachen Warnungen in Sachen Natoosterweiterung aus dem Kreml arrogant und überheblich ignorierte. Auf das letzte Verhandlungsangebot per Brief noch im Dezember vor dem Krieg aus dem Kreml an die USA und Nato wurde erst gar nicht geantwortet. Ergo man wollte diesen Krieg und der dumme Selenskyi der den großen Maxe gegen Russland spielt hat bis heute nicht begriff, dass er nur Mittel zum Zweck ist und sein Volk für die Interessen anderer Mächte verheizt. Graham Lindsay war da sehr ehrlich. Allerdings die Dümmsten bei der ganzen Chose sind wir Deutschen und die EU.

Sie haben beide wieder alles auf den Punkt gebracht. Danke. Ich mag nicht spekulieren, ob und wie Trump diesen Krieg beendet, solange er nicht im Amt ist und Fakten schafft. Gerade die deutschen Msm und der ÖRR werden ihre Berichterstattung nicht ändern und deutsche Politiker weiter Kriegstreiber spielen. Sie hoffen immer noch Politik machen zu können. Nur sind die USA, Russland und auch die UA schon längst weiter bei dem Thema.

U.P.Witzens | Di., 7. Januar 2025 - 09:38

und Widerlegung des abstrusen Narrativs von der „notwendigen“ Fortführung des Krieges, um einen angeblich eroberungslüsternen Kremlherrscher zu stoppen, der nach einem Sieg oder Waffenstillstand „Appetit“ auf mehr bekommen und alsbald über seine baltischen Nachbarstaaten herfallen würde. Doch dieses Narrativ, mit dem die Kriegsbefürworter und Waffenlieferanten Angst zu schüren suchen, um die Bürger kriegswillig zu machen, ist haarsträubender Unsinn. Denn das sind alles NATO-Mitglieder, und Putin befände sich sofort mit 30 NATO-Staaten im Krieg (Bündnisfall nach Art. 5), die nicht nur Waffen liefern, sondern auch Truppen stellen würden. Putin ist zwar ein lupenreiner Autokrat, aber kein Va Banque-Spieler, der solch ein selbstmörderisches Risiko eingehen würde. Was den Kriegsbefürwortern offenbar völlig egal ist, sind die hohen Verluste an Menschen. Eine ganze Generation von jungen Männern wird sinnlos verheizt. Wie viele Kinder sollen noch ohne ihre Väter aufwachsen?

Ingofrank | Di., 7. Januar 2025 - 09:41

als ein „guter“ Krieg.
Natürlich hat Russland Teile der Ostukraine besetzt. Andererseits sollte beim Zusammenbruchs des Ostblocks die Grenze der NATO Osterweiterung die Oder Neiße (deuch polnische) Grenze sein. Und das Argument, Polen, Baltikum, Slowakei, Tschechei, Ungarn, u.a. der Balkan haben „auf eigenen Wunsch“ den NATO Beitritt vollzogen. Dies stand und steht gegen jegliche Sicherheitsinteressen Russlands. Aber das wird in der öffentlichen Disskusion dem Michel tunlichst verschwiegen um dem „Reichsten Bettler der Welt“ noch weitere € zukommen zu lassen, dass wenigstens noch einige gut bezahlte Metaller ihren Job in D behalten können.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik

T Romain | Di., 7. Januar 2025 - 09:44

Bedeutet ein Einfrieren entlang des aktuellen Frontverlaufs dann folgerichtig, dass die Ukraiene die Kontrolle über die Gebiete in der russ. Region Kursk behält?

Jens Böhme | Di., 7. Januar 2025 - 10:36

So wie sich das freiheitlich westliche System selbst Stück für Stück auflöst, ist auch dieser Artikel zu verstehen. Der Westen ist global nur noch auf dem Papier existent. Wenn Lukaschenko in Belarussland nicht mehr regiert, sollte sich niemand wundern, dass dort über Nacht eine á la Krim-Volksabstimmung stattfand u

Norbert Heyer | Di., 7. Januar 2025 - 10:39

Strauss hatte nach „Glasnost“ Unrecht: „In Europa wird es keine Kriege mehr geben.“ Die USA, die EU und die Nato hat sich auf Wunsch der betreffenden Staaten dazu verleiten lassen, seinen Einflussbereich zu nahe in den Vorgarten Russlands zu verlegen. Alle Mahnungen von Putin wurden arrogant ignoriert und so ging die anfängliche Begeistung über die Neuordnung Europas nach und nach verloren. Keine andere Weltmacht wie USA, China oder Indien hätten es erlaubt, dass ein ehemaliger Feind direkt an der Staatsgrenze steht. Jetzt diesen Krieg weiterzuführen, wäre ein neues Verdun. Der 1.WK ist ein Paradebeispiel - alle Europäer waren im Endeffekt Verlierer - nur die USA nicht. So ist die Situation auch jetzt: Die schlimmsten Verlierer werden die Ukraine und D sein, die EU ohne „Zahlonkel“ D am Ende, nur Tod, Armut, Not und Untergang wären das Ergebnis. Je länger dieser unsägliche Krieg noch dauert, desto eher kommt der Zusammenbruch des altehrwürdigen Europa, dem Politiker von Format fehlen.

Keppelen Juliana | Di., 7. Januar 2025 - 14:26

Antwort auf von Norbert Heyer

sie hat keine Politiker von Format. Der Einzige der versucht aus diesem niveaulosen, einfaltslosen Einheitsbrei auszubrechen ist Herr Orban und der wird ja dafür bekanntlich kräftig gemobbt.

Tomas Poth | Di., 7. Januar 2025 - 11:59

Russland unfähig seine Ziele in der Ukraine kurz und bündig mit einem Sieg zu beenden.
Der "Westen" unfähig Russland auf seine Grenzen zurückzuwerfen, und damit ebenfalls einen "Sieg" zu erreichen.
Die Ukraine ist das Terrain auf dem der Konflikt abläuft, die Soldaten der Konfliktparteien bringen den Blutzoll.
Der Boden wird mit Kampfmitteln verseucht auf dem der Weizen wächst, der die Kampfmittelrückstände in den Nahrungsmittelkreislauf einschleust. Die dann auf allen Tellern landen und alle teilhaben läßt.

Da schwafelt man dann gerne um den heißen Brei herum und zeigt mit dem Finger auf die jeweils anderen.
Leben auf diese Planeten denn nur Honks?

Karl-Heinz Weiß | Di., 7. Januar 2025 - 13:27

Der Beitrag des Autors mit 30 Jahren NATO-Erfahrung dürfte "Sicherheitsexperten" wie Frau Strack-Zimmermann einiges Kopfzerbrechen bereiten. Allerdings kommt ein Aspekt zu kurz: die Ukraine fehlen schlicht und ergreifend Soldaten. Über 600.000 ukrainische Männer im wehrfähigen Alter wohnen in Westeuropa-aus durchaus nachvollziehbaren Gründen.
Im Weltbild von Putin gehört die Ukraine aus geschichtlichen Gründen zu Russland. Das kann man anders sehen, aber es ist auf jeden Fall anders als im Bezug auf das Baltikum. Und der weitaus größere Konflikt droht in Fernost. Nixon hatte 1973 die Ein-China-Doktrin der Volksrepublik China anerkannt. Es ist nicht hilfreich, solche Entscheidungen im Nachhinein umzuinterpretieren.

Henri Lassalle | Di., 7. Januar 2025 - 15:14

Das primäre Ziel muss jetzt sein, mit dem Töten und Zerstören aufzuhören. Es kann nicht das Ziel des Westen sein, weiter zu machen, um das Leiden der Ukrainer zu verlängern - nämlich das geschieht jetzt. Die Ukraine wird substantielle Zugeständnisse gegenüber Russland machen müssen. Auch Trump wird keine Wunder vollbringen, er hat keinen Zauberstab in der Tasche, um Putin zu einem Frieden zu zwingen,
ausser der US-Präsident hätte ein politisches Druckmittel, das wir nicht kennen. Ich meine, dass Putin nicht aufgeben wird.
Man sollte den russischen Nationalismus nicht unterschätzen.
Die Ukraine, so die Version des Kremls, ist Teil der russischen Nation.

Peter William | Di., 7. Januar 2025 - 15:57

wird bei Putin mit Sicherheit nicht helfen. Den Schritt zu dem er sich noch nicht gezwungen gesehen hat, den er aber gehen würde, wenn nötig, wäre die allgemeine Mobilmachung. Russland und die Ukraine sowie alle Industriestaaten haben jedoch ein demografisches Problem, weswegen eigentlich keiner dieser Staaten scharf auf Krieg ist.

Wie aber beenden? Der Donbass wird hauptsächlich von Russen bewohnt und ist Rohstoffreich, die Frage ist zu welche Konzessionen sind beide Seiten bereit den Konflikt zumindest vorerst beizulegen. Das eingefrorene Vermögen zum Wiederaufbau verwenden, vergünstigte Rohstoffpreise für die Ukraine? Was kann geboten werden damit sie auf das Territorium verzichtet?

Mit Russland wird auch in Zukunft gerechnet werden müssen, die Vernachlässigung der europäischen Streitkräfte sollte als Fehler abgehakt und korrigiert werden.

Eine Annäherung der Brüder-Staaten würde Frieden bringen, erscheint aber unrealistisch. Das wird dauern, 2 Generationen? KA.

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