Nigel Farage / dpa

Nigel Farage im Porträt - „Mr. Brexit“ geht ins Parlament

Nigel Farage ist der Erfinder des Brexit. Nun ist er im achten Anlauf seit 1999 ins britische Parlament eingezogen. Dort will Farage auch Einfluss auf die Neuaufstellung der abgestraften Tories nehmen – und träumt schon vom Amt des Premierministers.

Autoreninfo

Christian Schnee studierte Geschichte, Politik und Public Relations in England und Schottland. Bis 2019 war er zunächst Senior Lecturer an der Universität von Worcester und übernahm später die Leitung des MA-Studiengangs in Public Relations an der Business School der Universität Greenwich. Seit 2015 ist er britischer Staatsbürger und arbeitet als Dozent für Politik in London.

So erreichen Sie Christian Schnee:

Nigel Farage hat keinen Zweifel: Der Brexit wurde verraten, und die Schuld liegt bei der konservativen Regierung, die Chancen verspielt und Versprechen gebrochen habe. Die Zuwanderung ist außer Kontrolle, der Lebensstandard eingebrochen, die Steuer- und Abgabenlast so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr. Mehr als 4000 Gesetze aus der Zeit der EU-Mitgliedschaft gelten bis heute. Als Vorsitzender der UK-Unabhängigkeitspartei hatte Farage 2016 das Brexit-Referendum erzwungen, den Sieg damals als „unseren Unabhängigkeitstag“ gefeiert. Jetzt sieht er sein Lebensprojekt gefährdet.

Farage drohte den Tories mit „Vernichtung“, bevor am 4. Juli das britische Parlament neu gewählt wurde. Tatsächlich waren die Umfragewerte für die Konservativen seit Monaten verheerend schlecht – und entsprechend schlecht sind auch die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Großbritannien für die Tories ausgefallen.  

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Gerhard Lenz | Do., 11. Juli 2024 - 09:13

Wiederholt sich in GB, was in Frankreich oder USA bereits zu sehen ist: Die Verdrängung der Konservativen durch Rechtsaußen? Erste Reflexe aus der Tory-Party dürfen Farage optimistisch stimmen. Als Reaktion auf das Erstarken des rechten Randes werden Rufe laut, die Tories müssten nach rechts rücken. Dabei zeigen Beispiele,, dass mit dem Fall von Brandmauern der rechte Rand in die Mitte drängt, dort Wähler "einfängt" und Konservative überflüssig macht. Gerade der CDU, bei der es durchaus Anfällige für eine Zusammenarbeit mit der AfD gibt, sollte das als abschreckendes Beispiel dienen!
Farage wirkt wie ein Getriebener. Schon wieder eine Parteigründung, schon wieder der Rücktritt vom Rücktritt von der Politik. Er bedient die am rechten Rand beliebten Feindbilder: Migranten, die sich (angeblich) nicht integrieren, Eliten, die "das Volk verraten". Und wenn es den Briten schlecht geht, dann weil sie sich nicht genug von der EU gelöst haben. Emotion statt Vernunft, durchaus erfolgreich.

S. Kaiser | Do., 11. Juli 2024 - 09:38

„Es sind NUR vier Sitze im Parlament, die Reform UK gewinnen konnte.“
OK, dann schauen wir doch mal bei der BBC nach:
„Vote share
Labour gained over 200 seats but their vote share increased by less than two percentage points to 34%.
The Conservatives saw their vote share plummet by 20 points to 24% and the party lost 251 seats.
Reform are in third place by share of the vote on 14% but they found it difficult to convert votes into seats. The party has returned five MPs, including party leader Nigel Farage in Clacton.
By contrast, the Liberal Democrats’ 12% vote share translated into 72 seats.
The Greens recorded their best ever general election performance, winning 4 seats and 7% of the vote.“
Also Reform UK hat 14% Stimmenanteil, ist 3-platzierter und hat 5 Sitze.
Die LibDems, auf die die enttäuschten Konservative ausgewichen sind, haben 12% und 72 Sitze, und die Grünen 4 bei 7%.
Dass Farage Geschmackssache ist, unbestritten.
Aber mMn ist diese Darstellung des Wahlergebnisses unseriös

Es spiegelt nur das Mehrheitswahlrecht wider.

Die Konservativen hatten zuweilen auch nicht mehr als irgendwas über 30 Prozent, und es hat trotzdem zur absoluten Mehrheit gereicht.

Die Liberaldemoktaten mit 20% gerade mal ein Dutzend.

Mit "Framing" hat das überhaupt nichts zu tun.

Christoph Kuhlmann | Do., 11. Juli 2024 - 10:15

Ich konnte es so schnell nicht googlen aber UKIP hat 5-6 Sitze im Parlament. Selbst die Liberalen haben das 10 Fache. Er hat es im 8. Versuch geschafft. Das ist der typische Mediengype, den Rechtspopulisten brauchen. Wenn die Tories bei der nächsten Wahl einen prominenten Gegenandidaten in seinem Wahlreis antreten lassen dann, dann ist er wieder weg vom Fenster.

Ernst-Günther Konrad | Do., 11. Juli 2024 - 10:50

Offenbar ähnlich wie bei uns. Tories, die den Wesenskern konservativer Politik verlassen haben und wie bei uns die UNION, teils links-grün verseucht sind. Irgendwann haben das die Bürger erkannt und satt. Ja, so wie sie ihn schildern ist er sicher eine schillernde Figur. Aber er hat ein riesiges Pfund in der Tasche. Er war der Gründer des Brexit und hat es, wenn auch erst belächelt geschafft und wird jetzt wieder eine Rolle in der englischen Politik spielen. Warten wir es ab, wie es weiter geht. Mancher Torie könnte zum Beispiel überlaufen. Man sieht auch hier parallelen mit der AFD. Kontokündigung, Ausgrenzung, Diffamierung. Mal sehen was man bei ihm noch alles "ausgräbt". Und ja, das ist die größte Lüge gewesen. Brexit ja, aber weiterhin EU-Gesetze in Kraft. Unabhängigkeit und selbstständiges Denken und Handeln sieht anders aus. Für die Briten kann der Brexit nur dann wirklich akzeptiert werden, wenn auch die schändliche EU-Politik, die Bürokratisierung aus engl. Recht verschwindet.

Thomas Romain | Do., 11. Juli 2024 - 11:08

Offenbar hat er noch einige Anhänger. Ansonsten hat der BREXIT ja viele der ursprünglichen Befürworter enttäuscht bzw nicht gehalten, was versprochen wurde. Premierminister dürfte er vor diesem Hintergrund mit Sicherheit nicht werden.

Henri Lassalle | Do., 11. Juli 2024 - 15:55

ausgespielt, vielleicht für Jahrzehnte. Labour ist stark, weil im Gegensatz zu Frankreich, es nur einen linken Block gibt, nicht wie jetzt in F. einen linken Flickenteppich, der auseinanderfallen und zu permanenten Konflikten führen kann.
Die Konservativen haben versagt, sie haben am Volk vorbeiregiert - so etwas rächt sich immer.