- Die Angst vor den selbsternannten Rächern
Donald Trumps Präsidentschaft nähert sich ihrem Ende, Washingtons Regierungsviertel ist vor Joe Bidens Amtseinführung zu einer Festung ausgebaut worden. Die Bilder vom Ansturm aufs Kapitol sollen sich nicht wiederholen. Wie gefährlich sind die Trump-Anhänger?
Bei der Trump-freundlichen Kundgebung am 6. Januar in Washington musste man kein ausgewiesener Extremismus-Experte sein, um zu erkennen, dass hier nicht bloß einige Tausend vergessene, zurückgelassene, erboste Patrioten aufmarschiert waren. Ein Paar offene Augen reichten schon, um zu erkennen, dass dort noch etwas anderes vor sich ging.
Der Tag hatte relativ friedlich angefangen. Die ersten USA-Flagge schwenkenden Trump-Anhänger liefen in den frühen Morgenstunden über Washingtons Straßen. Sie machten sich auf in Richtung Amtssitz des Präsidenten. Eine bunte Mischung aus ultrakonservativen Befindlichkeiten hatte sich auf der Südseite des Weißen Hauses im Laufe des Vormittags versammelt: Abtreibungsgegner trafen dort auf Waffennarren und religiöse Erlöserfantasten, die Sündenregister laut vor sich hin murmelten, andere hielten „Farmers for Trump”- oder „Stoppt den Wahlbetrug”-Schilder hoch. QAnon-Plakate waren ebenso zu sehen wie Leute, die den polizeifreundlichen „Blue Lives Matter! Blue Lives Matter!”-Chor anstimmten.
Mittelalte Männer in dunklen Overalls
Und dann waren da eben auch eine Reihe von mittelalten Männern in dunklen Overalls oder Tarnanzügen. Sie trugen Stiefel, Helme und Schutzwesten, bei einigen ragten Kabelbinder oder Baseballschläger aus den Rucksäcken. „Save America“ hatten die Veranstalter die Kundgebung vorab getauft, auf der die Fans des Präsidenten ihren Frust über das Ergebnis der angeblich manipulierten Wahl zugunsten von Joe Biden artikulieren wollten, was sie vor Beginn der Veranstaltung auch taten.
Unter ihnen waren einfache Trump-Anhänger wie Tom Osmer. „Wir sind hier, um unseren Präsidenten zu unterstützen. Diese Wahl ist nicht mit rechten Dingen zugegangen”, sagte der Mechaniker, der mit seiner Frau Kim extra aus dem Bundesstaat Indiana in die Hauptstadt angereist war. Zehn Autostunden brauchten sie bis nach Washington. Beide trugen einen Mund-Nasen-Schutz, was sie eher zu einer Minderheit machte an diesem Tag. Man konnte weitaus mehr MAGA-Kappen als Masken im Publikum zählen.
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