Der US-Journalist Evan Gershkovich umarmt seine Mutter nach seiner Ankunft in den USA. Im Hintergrund lächelt US-Präsident Joe Biden / picture alliance

Gefangenenaustausch mit Russland - „Das Recht folgt der Fahne“

Der Westen hat insgesamt 26 Gefangene mit Russland und Belarus ausgetauscht. Im Interview spricht Oberst a.D. Ralph Thiele über den Nutzen der Akteure, die vernachlässigten deutschen Geheimdienste und die juristische Legitimation der Aktion.

Autoreninfo

Karl Vowinkel studiert Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und hospitiert bei Cicero.

So erreichen Sie Karl Vowinkel:

Oberst a. D. Ralph Thiele ist Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft in Berlin. Er diente unter anderem im Planungsstab des Verteidi­gungsministers, im Private Office des Nato-Oberbefehlshabers sowie als Direktor an der Führungsakademie der Bundeswehr. Thiele ist Herausgeber des Buches „Hybrid Warfare“.

Herr Thiele, der Austausch von Gefangenen ähnelt Vorgängen wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Welches Signal sendet dieser Austausch in die Welt?

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 2. August 2024 - 19:17

Ohne die Inputs ausländischer Geheimdienste wäre die deutsche Terrorabwehr weitgehend handlungsunfähig- eine bittere Feststellung. Und die deutsche Außenministerin beteiligte sich daran, dass dies bei der "Gefährderüberprüfung" so bleibt. Der Inlandsgeheimdienst ist sowieso durch den Einsatz gegen maaßen-hafte Delegitimierer paralysiert.

Jochen Rollwagen | Fr., 2. August 2024 - 19:31

Solange der Westen weiter Journalisten, Sportler (siehe den Fall der Basketball-SpielerIn Britney Griner) und andere Menschen nach Rußland schickt wird Putin weiter Geiseln nehmen, die er dann gegen seine Lieblings-Killer austauscht. Diese werden dann in Rußland hoch dekoriert und Putin lacht sich in's Fäustchen. Das Signal an die noch "aktiven" Killer Rußland's ist klar: Wir holen Euch raus falls Ihr geschnappt werdet, kein Problem.

Das gilt nicht nur für russische, sondern auch für israelische, ukrainische, britische, … - und us-amerikanische Liquidatoren.

Bitte keine Bigotterie im Forum!

Die „aktiven“ Killer der CIA, MI6, SBU und MOSSAD warten auch alle auf Ihren Einsatzbefehle.

Bei diesem Glashaus-Thema sollte man sich moralisch-belehrend nicht soweit hinauslehnen.

Henri Lassalle | Fr., 2. August 2024 - 19:42

Sie verhaften einen Bürger des Westens, stecken ihn in eines der furchtbaren Gefängnisse und sondieren im Westen nach Austausch - irgendwie und irgenswann wird es schon ganz sicher klappen.
Das Rechtsempfinden der russischen Machthaber ist unilateral, nach dem Motto: "Wir pressen unsere verdienten Agenten, die fürs Vaterland arbeiten, also Gutes tun, einfach frei; was soll daran verwerflich sein?"
Ich kann nur wiederholt raten: Reisen Sie nicht nach Russland oder Belarus, es sei denn, Sie sind im Besitz eines Diplomatenpasses.

"soz. Diplomatenpaßträgern" sich Kontrollen an Grenzen, insbes. an Flughäfen, nicht zu entziehen, es sei denn man transportiere "streng geheime Post", denn Terrorismus sei ein ernstes Problem.
Eines Tages erschien er verspätet und blaß zur Vorlesung. Sein Auto sei mitten in Moskau explodiert. Er vermutete dahinter den Hinweis, dass er auch in M. "erreichbar" sei. Als Leiter der sowj. Del. bei der Genfer Seerechtskonferenz hatte er und seine Koll. Vertreter insbesondere afr. Staaten dazu bewogen, an entspr. Abstimmungen teilzunehmen statt u.a. shopping zu betreiben. Irgendwie schob sich ja die regelbasierte Weltordnung zusammen, auch wenn es heute Leute gibt (siehe WTO-Tagung vor 2 Jahren), die behaupten, die Regeln seien "vom Westen für den Westen" gestrickt worden.

Heidemarie Heim | Fr., 2. August 2024 - 19:43

Ehrlich? Angesichts einer solchen Beugung von Recht oder Gerechtigkeit, z.B. gegenüber den Opfern oder deren zurück gebliebenen Angehörigen, die nun für mich "kranke" Schauspiele wie eine Ordensverleihung an den Mörder ihres Sohnes miterleben müssen, fällt es mir schwer mein ohnehin schon geschundenes bzw. strapaziertes Rechtsverständnis aufrecht zu erhalten. So sehr man sich für all die einem normalen Justizsystem Hohn sprechenden Schauprozessen zu inhumanen Haftstrafen verurteilten Geiseln ihre Freiheit gönnen mag, der Preis ist nichts anderes als bitter. Wenn solche Erpressungen Schule machen, und das werden sie m.E. da man niemand davon abhalten kann sich in die Gefahr als Geisel genommen zu werden abhalten kann, wird es brutal wie wie wir anschaulich bezüglich der Unglücklichen in Händen der Hamas demonstriert bekamen. Man möchte verzweifeln angesichts der menschlichen Bösartigkeit, die immer wieder Triumphe feiert. MfG

Maria Arenz | Sa., 3. August 2024 - 09:37

hat die (xxx, Red.), die Deutschland glaubt, sich als Außenministerin leisten zu können, nach einem Bericht der NZZ eine mehr als schräge Rolle gespielt. Es bestand schon 2022 bei Kanzleramt und Putin die Bereitschaft, Krassikow gegen Nawalny auszutauschen. Baerbock war dagegen, weil das Opfer Krassikows als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war und es das ganz falsche Signal an die Schutzsuchenden der Welt wäre, wenn sie damit rechnen müssten, hier nicht vor den Häschern ihrer Heimatregierung sicher zu seien. Nawalny hat dieses rein theoretische Willkmommenssignal bekanntlich nicht lange überlebt und die "Erpreßbarkeit" Deutschlands gerade ggü. den USA steht nicht erst seit dem aktuellen Austausch fest. Daß Scholz sich auch in dieser Frage nicht durchgesetzt hat, bestärkt meinen Verdacht, daß die Grünen etwas gegen ihn in der Hand haben, was er wirklich fürchten muß. Ich tippe auf Erkenntnisse von Paus aus dem oppositionellen Cum-Ex Untersuchungsausschuß 20/21

Die Frau Paus scheint hier wirklich eine Rolle zu spielen,
sie hatte schon mal beim Olaf heftig nachgebohrt (Cum-Ex).
Dann kam der Wechsel nach Berlin, als Ersatz für Anne Spiegel.
Nun gibt es noch ein neues zweites Problem, den Benko-Turm.

Eigentlich haben wir nur eine Option, die komplette Bande
abzuwählen und so Stimmenanteile der beiden Parteien stark
zu reduzieren (Gedränge bei den Versorgungsposten steigt).

MfG

Kai Hügle | Sa., 3. August 2024 - 10:07

Wenn Terrorgruppierungen oder terroristisch agierende Staaten wie die Russische Föderation Geiseln nehmen, um inhaftierte Terroristen, Auftragsmörder oder Spione freizupressen, stehen Entscheidungsträger in Rechtsstaaten vor einem Dilemma. Hier hat man sich dazu entschieden, sich dauerhaft von Putin und ähnlich agierenden Machthabern erpressbar zu machen, was besondere Dramatik dadurch erhält, da der ungarische MP Orban - am Tag des Gefangenenaustauschs(!) - die Einreise für Menschen aus Russland und Belarus erleichtert hat.
Aber hätten Sie als US-Präsident oder Bundeskanzler den Angehörigen erklären wollen/können, warum man willkürlich verurteilte Landsleute in russischer oder belorussischer Lagerhaft verrotten lässt?

Klaus Funke | Sa., 3. August 2024 - 10:24

Ein Hauptgrund dieses Deals war Russlands Wunsch den Agenten Krassnikow freizubekommen. Dafür hat Putin alles ihm Mögliche getan. Er, der Ex-Geheimdienstmann, lässt einen Kollegen, der für Russland in Deutschland einen "Feind" liquidiert hat, nicht im Stich, begrüßt ihn an der Gangway herausgehoben zuerst. Das ist sozusagen die "Ehre" der Firma. Auf der anderen Seite handelt Deutschland sehr fragwürdig. Wusste man nicht, wer der im Tiergarten Getötete war? Ein schlimmer Mörder und Terrorist. Seine Taten drehen einem den Magen um. Er hat aus russischer Sicht den Tod verdient. Aber "Der Feind deines Feindes ist mein Freund" - war die Devise Deutschlands. Und die Interessen der USA mussten berücksichtigt werden. Man sieht an dem Fall wie tief verrottet die Beziehungen Deutschlands zu Russland sind. Ich halte dies für einen politischen Generalfehler. Europa ohne Russland funktioniert auf Dauer nicht. Was uns zeigt: Die Politik der Ampel ist großer Mist, dumm, kurzsichtig und US-hörig...

der einen tschetschenischen Terroristen im Auftrag Russlands getötet hat. Das sind die nun freigelassenen und ausgeflogenen Geiseln doch wert gewesen, oder? Dass unsere Außenministerin den Deal zu früherer Zeit ablehnte, war wieder mal Ideologie vor Realpolitik. Tschetschenen sind Islamisten, und dass Putin der Meinung ist, dass mit denen nicht gut Kirschen essen ist, wissen wir doch auch. Hier hat A. Baerbock versagt.

Klaus Funke | Sa., 3. August 2024 - 10:24

Ein Hauptgrund dieses Deals war Russlands Wunsch den Agenten Krassnikow freizubekommen. Dafür hat Putin alles ihm Mögliche getan. Er, der Ex-Geheimdienstmann, lässt einen Kollegen, der für Russland in Deutschland einen "Feind" liquidiert hat, nicht im Stich, begrüßt ihn an der Gangway herausgehoben zuerst. Das ist sozusagen die "Ehre" der Firma. Auf der anderen Seite handelt Deutschland sehr fragwürdig. Wusste man nicht, wer der im Tiergarten Getötete war? Ein schlimmer Mörder und Terrorist. Seine Taten drehen einem den Magen um. Er hat aus russischer Sicht den Tod verdient. Aber "Der Feind deines Feindes ist mein Freund" - war die Devise Deutschlands. Und die Interessen der USA mussten berücksichtigt werden. Man sieht an dem Fall wie tief verrottet die Beziehungen Deutschlands zu Russland sind. Ich halte dies für einen politischen Generalfehler. Europa ohne Russland funktioniert auf Dauer nicht. Was uns zeigt: Die Politik der Ampel ist großer Mist, dumm, kurzsichtig und US-hörig...

zu US-amer. Geheimdiensten nachgesagt, was ausschließt, dass es sich um einen Terroristen handelte. Denn die Genannten würden niemals "nationale Zwiste", ob in der RF oder der VRCh ausnutzen, um "ihr Süppchen" für den "Hegemon" zu kochen. Zudem ist es ein Unterschied, ob man "exterritorial" mit Drohnen oder Ähnlichem Terroristen "liquidiert", oder seine Killer ins Ausland entsendet.
Einst warnte der FSB US-amer. Behörden vor 2 tschetsch. Jugendlichen, was wohl nicht "zielführend" bearbeitet wurde. Diese beiden brachten dann 2 Bomben beim Boston-Marathon zur Explosion. Vor 2, 3 jahren gelang es in Dijon erst nach 3 Tagen und der "Zuführung" von Spezialkräften, Kämpfe zw. Tsch. und Arab. mit autom. Waffen zu beenden. Vor wenigen Wochen kamen diese in Wien zw. Tsch. und Syr. zum Einsatz.
Auf Bitte eines Bekannten übersetzte ich einen hinter der Frontscheibe liegenden Zettel eines einem Tsch. aus der RF zuzuordnenden KfZ. In etwa: Wer Allah nicht ehrt hat sein Leben verwirkt.

Was ein Pfundskerl, der Putin. Ein richtiger Ehrenmann! Da wird einem ganz warm ums Herzchen. Putin, der hat noch Charakter....

Wie erbärmlich dagegen der von Ihnen "verachtete" Westen:

Klaus Funke: "Auf der anderen Seite handelt Deutschland sehr fragwürdig".

Nicht Putin, der einem Mörder seine Freiheit verschafft, handelt fragwürdig - nein der doch nicht. Ich nehme an, dieser Mörder wird jetzt in Russland seine Strafe bekommen. Mindestens mit der gleichen Härte, wie ein Herr Nawalny.

Oder etwa nicht?

Dann werden Sie, Herr Funke, das sicherlich heftig kritisieren. Oder ist Deutschland schuld, wenn Putin den Verbrecher nicht ins Gefängnis schmeißt?

Nach Ihrem Verständnis bestimmt. Wie immer.

Johannes Wohmann | Sa., 3. August 2024 - 10:47

Gefangenen- oder Verbrecheraustausch?

Der "Deal" (ein Begriff der ursprünglich Mafiaaktivitäten charakteresierte), den uns Herr Scholz nun als "diplomatisches Meisterstück" verkaufen will, offenbart sich inzwischen als Beispiel erbärmlichen Kadavergehorsams auf Wunsch des großen "Bruders" aus Übersee.
Pikant zusätzlich:
Der Bundesjustzminister von der ehemaligen Rechtsstaatspartei FDP führt als eifriger Erfüllungsgehilfe mit seiner direkten Anweisung an den Generalbundesanwald uns allen unverblümt vor Augen, was von dem Gerede der politisch unabhängigen Justiz im angeblich besten Deutschland, das es je gab, tatsächlich zu halten ist.
So sieht "wertegeleitete Politik" also in Wirklichkeit aus!

Ernst-Günther Konrad | Sa., 3. August 2024 - 16:24

Ich denke mit Putin könne man nicht verhandeln. Mit ihm will man nicht reden, er ist ein Verbrecher, Mörder, Diktator und was nicht noch alles. Und jetzt ein solcher Deal? Für einen Frieden in UA reicht es nicht, auch nur heimlich mit den Russen zu reden, für einen solchen Gefangenaustausch verhandelt man dann doch mit dem Teufel in Person von Putin? Es hat schon immer sog. "Gefangenaustausche" gegeben und die fragwürdigsten Menschen wurden da ausgetauscht. Alle schauen nur auf den Austausch von Krassikow. Da wurden doch noch viel mehr Leute ausgetauscht. Rico K. kam zum Tode verurteilt plötzlich aus Belarus frei. Waren alle westlichen "Geiseln" nur sog. "Opfer", Menschen die unschuldig von den Russen als Geiseln genommen wurden oder könnte es sein, dass die Russen vielleicht doch den ein oder anderen Spion erwischt haben? Wir Deutschen sind doch auf dem Gebiet absolut Flachschippen, ohne USA geht da gar nichts. Waren nicht vielleicht doch bei den Amerikanern auch Spione dabei?