Eine bosnische Frau trauert an der Gedenkstätte Srebrenica / dpa

Der Völkermord von Srebrenica - Gedenken ist wichtig, aber bitte auch Aufklärung!

Im nächsten Jahr werden die Vereinten Nationen erstmals offiziell der Opfer des Völkermords im bosnischen Srebrenica gedenken. Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? Die Antwort auf diese Frage wird von allen damaligen Akteuren vermieden.

Autoreninfo

Alexander Rhotert forscht als Politikwissenschaftler zum ehemaligen Jugoslawien seit 1991. Er war 20 Jahre für UN, Nato, OSZE, OHR und EU tätig, zumeist zur Friedensumsetzung auf dem Westbalkan. Als Oberstleutnant und Interkultureller Einsatzberater der Bundeswehr arbeitete er zu Kosovo und Bosnien und Herzegowina. 
 

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In genau einem Jahr, am 11. Juli 2025, wird die Weltgemeinschaft erstmals offiziell der Opfer des Völkermords von Srebrenica gedenken, zum 30. Jahrestag dieses Menschheitsverbrechens, dem 8372 hilflose Bosniaken zum Opfer fielen. Der Initiative Ruandas und Deutschlands ist es zu verdanken, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Mai dieses Jahres dies mit überwältigender Mehrheit beschloss. Es war kein Zufall, dass gerade Ruanda und Deutschland diese Resolution initiierten, denn beide Staaten haben Erfahrungen mit Genoziden, an die die UN jährlich erinnern, so der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar und des Genozids an den Tutsi am 7. April. 

In der UN-Resolution werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, auch durch ihre Bildungssysteme dem Vergessen entgegenzutreten und Gedenkveranstaltungen zu organisieren. Dies wird wichtig sein, damit die Resolution nicht nur Papier bleibt, sondern ihr Leben eingehaucht wird. Deutschland sollte als Co-Initiator hier mit gutem Beispiel vorangehen, um dem Vergessen und der gerade unter nationalistischen Serben weit verbreiteten Völkermordleugnung entgegenzusteuern. Hier ist insbesondere das Bundesbildungsministerium unter Führung von Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gefordert. 

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Albert Schultheis | Do., 11. Juli 2024 - 13:45

Srebrenica ist ein einziger Ausweis für das Versagen von EU und UN. Und darin hatte gerade das damalige RotGrüne Duo Scharping/Fischer seinen besonderen Anteil!
"Es war kein Zufall, dass gerade Ruanda und Deutschland diese Resolution initiierten, denn beide Staaten haben Erfahrungen mit Genoziden," - Über so einen Bullschitt schüttelt man doch nur den Kopf! Hat sich das Annalena mal eben so ausgedacht? Wer hat ihr die Reise nach Ruanda bezahlt? Weshalb ist da die Türkei nicht dabei - sind doch auch sehr erfahren in Genoziden? Das Desaster von Ex-Jugoslawien hätte uns eine Mahnung sein sollen! Heute sehen wir das gleiche Politikversagen Merkels und RotGelbGrüner Kriegs-Amateure in der Ukraine. Wir sollten des Donbas gedenken und wie wir dort den Krieg zum Halten bringen. Orban macht es vor - aber schon lanciert Kiew das nächste Butscha 2.0, um auch diese Initiative kaputtzumachen. Und Scholz macht einen auf Mladic! Nur, die Russen werden ihm das Donbas und die Krim nicht überlassen!

"Srebrenica ist ein einziger Ausweis für das Versagen von EU und UN. Und darin hatte gerade das damalige RotGrüne Duo Scharping/Fischer seinen besonderen Anteil!"

Das Versagen, besonders der UN war sicher kein Ruhmesblatt. Was aber Scharping/Fischer damit zutun haben sollen erschließt sich mir nicht!

Nur mal so zur Erinnerung: Srebrenica fand im Juli 1995 statt!! Da waren weder Scharping noch Fischer in irgendwelchen Ämtern, die dieses Verbrechen hätten verhindern können.

"Das Desaster von Ex-Jugoslawien hätte uns eine Mahnung sein sollen! Heute sehen wir das gleiche Politikversagen Merkels und RotGelbGrüner Kriegs-Amateure in der Ukraine."

Falsch! Versagt hat allenfalls seinerzeit Merkel mit ihrem Appeasement gegenüber Putin.

"Orban macht es vor - aber schon lanciert Kiew das nächste Butscha 2.0, um auch diese Initiative kaputtzumachen."

Falsch! Der einzige der hier irgendetwas kaputt macht sitzt im Kreml.

"Und Scholz macht einen auf Mladic!"

Was für ein Unsinn!

Tragen Sie sie Verantwortung am Tod mehrerer Hundert junger Männer am Tag? Was sind eigentlich Ihre persönlichen Kriegsziele, laporta? Wollen Sie auch dem Putin die Beine wehschlagen oder wie dieses SPD-Pack (deren Vokabel, nicht meine!), "Russland noch einmal so niederringen"? Ist das Ihr Ziel? Dann viel Spaß dabei! Haben Sie Kinder, laporta? Evtl auch Söhne? Dann schicken Sie die mal schön dahin! Wenn Sie dann den schwarz umrandeten Brief bekommen von diesem Pistorius, dann dürfen Sie richtig stolz auf sich sein, laporta!
Ich sage Ihnen eines - und das habe ich Ihnen bereits vor 2 Jahren geschrieben, aber sie sind unbelehrbar. Der Westen wird diesen Krieg nicht gewinnen, wir werden ihn verlieren! Wir haben nur die Wahl: Reicht es uns, wenn die Ukraine kaputt ist und die Männer tot? Oder reicht es uns erst, wenn Deutschland kaputt ist und viele Tausende oder Hunderttausende tot sind? Nur diese Wahl haben Sie! Suchen Sie sich's aus.

"Tragen Sie sie Verantwortung am Tod mehrerer Hundert junger Männer am Tag?"

Die Verantwortung trägt als Aggressor ganz alleine der Kreml.

"Was sind eigentlich Ihre persönlichen Kriegsziele, laporta?"

Da ich diesen Krieg nicht begonnen habe, ist diese Frage seltsam und falsch adressiert.

"Ich sage Ihnen eines - und das habe ich Ihnen bereits vor 2 Jahren geschrieben, aber sie sind unbelehrbar. Der Westen wird diesen Krieg nicht gewinnen, wir werden ihn verlieren!"

Nein das werden "wir" eben nicht! Das Problem der Putin-Apologeten ist (besonders hier im Forum), dass diese nie erklären, wie ein sogenannter "Sieg" definiert wird! RU hat bis jetzt mehr verloren, als das es irgendetwas gewonnen hat. Die Schwarzmeerflotte ist ausgeschaltet worden. Die RU-Armee wird tagtäglich demilitarisiert und erleidet schwerste Verluste. Die Nato erweitert sich und rüstet langsam aber sicher auf. RU ist komplett von China abhängig und zum Juniorpartner degradiert. Das ist eine strategische Niederlage!

diese WDR - Doku bezieht sich auf den Kosovokrieg von 1999! Da waren Scharping/Fischer als Teil der Bundesregierung in Amt und Würden!

Srebrenica geschah allerdings im Juli 1995. Und zu dieser Zeit waren Scharping weder Verteidigungsminister noch Fischer Außenminister.

Das was sie hier ansprechen ist etwas komplett Anderes!

Milena Najdanovic-Rosenfeld | Do., 11. Juli 2024 - 19:18

Ergänzend darf ich für Geschichtsinteressierte Alexander Dorin, In unseren Himmeln kreuzt der fremde Gott, 2001 Ahriman Verlag anregen. Im Kapitel über Srebrenica ist auf Seite 200 zu lesen, dass laut taz vom 1712.1997 alle Srebrenica-relevanten Akten für die nächsten 30 bis 50 Jahre in der New Yorker UNO-Zentrale weggesperrt wurden und auch dem Haager Tribunal nicht vorgelegt werden dürfen. Allerdings – Vorsicht – keine Lektüre für empfindsame Gemüter.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 12. Juli 2024 - 10:31

Ja, Herr Rhotert, es wäre mehr als notwendig, das man alle Aspekte dieser grausamen Vernichtung erwähnen würde. Wissen die Bosnier wirklich, dass auch ihre Regierung ein nicht unwesentlichen Anteil an diesem Massaker hatte, neben den anderen Verbrechern? Warum will man kleine neutrale Aufklärung? Natürlich deshalb, weil die meisten Verantwortlichen noch leben dürften, weil involvierte Personen geheime Details ausplaudern könnten, weil sich vermeintlich als "unschuldig" inszenierende Politiker/Staaten, dem eigenen Mitverschulden stellen müssten. Wie bei bislang fast jedem solcher Verbrechen auch, wird an der "Wahrheit" solange herumgeschraubt, bis es keine Schuldigen gibt, einfach alles nur Schicksal oder eben "einer" für alle als Schuldiger ausgeguckt wird. Es zeigt sich auch leider bei diesem Verbrechen, das von Ihnen zurecht festgestellte zweierlei Maß messen.
@ Milena Najdanovic-Rosenfeld - auch das typisch, Akten werden für Jahrzehnte unter Verschluss gehalten. Warum wohl?

... Regierungen Deutschlands und Ruandas zu Kriegsverbrechen in Bosnien zu sagen?

Paul Kagame kämpfte seit 1990 als Führer der Tutsi-Miliz RPF mit der ugandischen Armee gegen die Hutu-Regierung in Ruanda. 1994 gewann er den Bürgerkrieg und hat seitdem die Macht in Ruanda inne, seit 2000 als Präsident. Eine Ablösung ist auch 2024 nicht in Sicht.

Kagames blutiger Sieg (als Tutsi über die Hutu) führte auch zu einer langen militärischen Einmischung Ruandas in den kongolesischen Kivu-Provinzen, um sich einen Anteil an den Coltan-Bodenschätzen zu sichern. Dabei kam es zu vielen Kriegsverbrechen.

Kagame legitimiert bis heute seine autoritäre Herrschaft mit dem Genozid-Narrativ aus dem Bürgerkrieg zwischen Tutsi und Hutu.

In meinen Augen pflegt Kagame das Genozid-Narrativ, um die eigenen Taten in Ruanda und im Kongo zu bagatellisieren.

Schulz/Baerbock haben mit Kagame wenig gemein. Aber ist Kagame wirklich ein Partner für werteorientierte Außenpolitik?