Bildschirm mit Aktienkursen im Tokioter Geschäftsviertel / picture alliance

Börsencrash im August - Der Warnschuss

Der August 2024 scheint zu beweisen, dass das mit den Regeln an der Börse so eine Sache ist. Sie gelten, bis sie nicht mehr gelten. Das jüngste Beben an den Aktienmärkten mag überraschen. Die Reaktion der hiesigen Kommentatoren tut es nicht.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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August ist eigentlich nicht der Zeitpunkt für einen Börsencrash. Viele Akteure sind im Sommerurlaub und haben vorher ihre Portfolios auf Autopilot gestellt. Deshalb gilt der August auch nicht als der Monat großer Kurszuwächse, aber eben auch nicht deutlicher Einbrüche. Der August 2024 scheint zu beweisen, dass das mit den Regeln an der Börse so eine Sache ist. Sie gelten, bis sie nicht mehr gelten. In der Tat erreichen die Einbrüche an den Märkten Dimensionen, die man nur selten erlebt. Was zur Frage führt, wie es denn nun weitergeht.

Märkte waren hoch bewertet

Im Unterschied zu vielen anderen Kommentatoren will ich gar nicht den Eindruck erwecken, ich wüsste, was nun passiert. Vieles spricht dafür, dass es sich um eine überfällige Korrektur handelt, haben die Börsen doch in den letzten Monaten vor allem getrieben von den Hoffnungen auf einen Boom der Künstlichen Intelligenz (KI) die Bewertungen der damit verbundenen Unternehmen deutlich nach oben getrieben. Dabei wurden die Lieferanten der Technologie – allen voran Nvidia – wie auch die Kunden – die anderen Technologiegiganten – immer höher bewertet, was kritische Beobachter zu der Frage veranlasst hat, ob hier keine Doppelrechnung vorliegt. Denn die Gewinne der einen sind nun mal zunächst die Kosten der anderen (siehe meine Kolumne aus dem aktuellen Cicero). 

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Christoph Kuhlmann | Di., 6. August 2024 - 09:14

Angesichts des fortschreitenden Stellenabbaus in der Industrie, die auch dem Facharbeitermangel entgegenwirkt, werden bald die Befürworter einer angebotsorientierten Politik den Ton angeben. Fachleute, die erst einmal die Kosten auf allen Ebenen berechnen, bevor sie ganze Technologien verbieten oder mit Subventionen erzwingen wollen. Eine Kommission, die auf die Schnapsidee kommt, die Hausdämmung für Billionen Euro in der EU verpflichtend zu machen, oder die Verbrennermotoren zu verbieten, müssten eigentlich von solchen Entscheidungen in Zukunft ausgeschlossen werden. Offenbar ist die volkswirtschaftliche Expertise in der Politik dünn gesät; insbesondere im deutschen Wirtschaftsministerium.

S. Kaiser | Di., 6. August 2024 - 09:56

.... wird ungehört verhallen.
Herr Stelter klingt seit Jahren wie eine Platte, die einen Sprung hat. Aber das ist nicht sein Verschulden. Was kann er anderes tun, als immer wieder dasselbe zu predigen, wenn es mit dem wirtschaftlichen Sachverstand hierzulande nicht allzuweit her ist. Und nicht nur erst seit der Ampel. Schon zu Merkels Zeiten warnte er unermüdlich, dass statt in Bildung, Infrastruktur und Zukunftsfähigkeit zu investieren, die sprudelnden Staatseinnahmen konsumiert würden. Aber jetzt, mit rot-grün gibt es kein Halten mehr, trotz absehbar versiegender Einnahmen und weiter explodierender Ausgaben.
Der Krug geht eben zum Brunnen, bis er bricht.

sich bei dem heraufziehenden Unwetter sich wohl denken mag – holt er die Gummistiefel und die gelbe Öljacke raus und verschwindet im Watt? Zu den weiter schließenden Betrieben und der damit weiter steigenden Arbeitslosenquote kommt bei uns die schwächelnde bis darnieder liegende Binnennachfrage nach Konsumgütern aller Art, im Großen wie im Kleinen. Bei steigenden Fixkosten (Miete und Energie z.B.) wird das Engerschnallen eines Gürtels nicht mehr ausreichen um sich mit Schozens Schmunzeln zufrieden zu geben. Die, die über Cash verfügen, haben nun die Möglichkeit, Aktien nachzukaufen. Aber Vorsicht: Der Staat langt zu, sobald man irgendwann Gewinne realisieren will. Also "halten" lautet die Formel. Schönen Urlaub noch, Herr Kanzler. Wessen Kanzler?

hat die Ampel mit der Entwicklung von US-Technowerten zu tun?

Ihr politisches Pamphlet geht grandios am Thema vorbei.

Holger Hoffmann | Mi., 7. August 2024 - 10:46

Antwort auf von Gerhard Lenz

Hallo Herr Lenz, das ist kein Pamphlet sondern eine Beschreibung der Tatsachen. Eine Symbiose zwischen der wirtschaftlichen Situation und der Politik, die eben die Rahmenbedingungen für den Standort schafft, gibt es allemal. Tip: wer nicht erkennt, mit welchem Dilettantismus die grün-sozialistische Regierung wirtschaftspolitisch (und bei weitem nicht nur da) agiert und makroökonomische Zusammenhänge nur eindimensional (ideologisch) einzuordnen vermag, sollte sich mit Ratschlägen für andere zurück halten.

Karl-Heinz Weiß | Di., 6. August 2024 - 10:28

Technologiewerte-Crash Anfang der 2000er und aktueller KI-Hype - die Gemeinsamkeiten sind unübersehbar : Spekulation der Ahnungslosen. Alles kommt immer völlig unerwartet: Rückschläge auf dem Immobilienmarkt nach zehn Boomjahren, Benko-Pleite trotz politischer Förderung des Elbtowers usw. Der Autor des Beitrags ist einer der wenigen, die ohne die Attitüde des Allwissenden auskommen.

Bernd Windisch | Di., 6. August 2024 - 10:35

Eine Investition ist eine Kapitalanlage, die zum Ziel hat, das eigene Privatvermögen zu vergrößern oder zukünftige Gewinne und Werte einer Firma zu steigern.

Investitionen in "Sozialabgaben" und "Klimaschutz" darauf muss man erst einmal kommen. Selbst die Kosten für ein dysfunktionales Asylsystem gelten heute als Investition.

Ob der elitäre Robert Harbeck die Bedeutung von Kosten und Investitionen wohl auseinander halten kann?

"Kosten sind der in Geld bewertete Verzehr von Produktionsfaktoren und Dienstleistungen, der zur Erstellung und Verwertung der betrieblichen Leistungen sowie zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft erforderlich ist."

Wenn die Wirtschaftsexperten der Ampel so weiter machen gibt es bald wieder Almosen.

"Ein Almosen ist eine materielle Gabe an einen bedürftigen Empfänger ohne Erwartung einer materiellen Gegenleistung dieses Empfängers. Es unterscheidet sich von einer Spende durch den Beweggrund des Mitleids mit dem Empfänger."

Oder so!

Norbert Heyer | Di., 6. August 2024 - 10:40

Wir haben einfach die Zeiten der Hochkonjunktur nicht genutzt, um unser Land wasserfest zu machen. Günstige Energie aus Russland, ein schwacher Euro, Import billiger Vorleistungen, deren Veredelung bei uns und Weiterverkauf mit großem Gewinn - dieses Geschäftsmodell ist tot. Schwache Börse, fallende Kurse und grüne Politik ohne Sinn und Weitsicht, da wundert es nur, dass es bis heute relativ ruhig geblieben ist. Wenn aber die weltweite Krise des Geldes und der Gewalt noch mehr Fahrt aufnimmt, werden die negativen Folgeerscheinungen in immer schnellerer Abfolge auf uns - gerade D mit unserer unheilvollen Politik ohne Zielvorgabe - herniedergehen. Dann wird für alle Bürger sichtbar, wie unbedeutend wir im Weltgeschehen sind. Die Köche sitzen in China und den USA, die Kellner sind GB, F und I - wir Deutschen sind praktisch der Gast, der im Endeffekt den Hauptteil der Zeche übernimmt. Versailles ist nicht vorbei, es hat ein sehr langes Leben - bis auf den heutigen Tag, auf unsere Kosten.

Ernst-Günther Konrad | Di., 6. August 2024 - 11:43

Ist es am Ende eine Spätfolge von Corona? Oder liegt es doch am Klimawandel? Ach ja, ich weiß, die AFD ist schuld. Da geht immer was.
Auf die einfachste aller menschlicher negativer Eigenschaften kommen nur wenige. Man nennt es Gier. Gier nach noch mehr Geld, Macht und Einfluss.
Und wenn die Börsen komplett abschmieren würden, der totale Zusammenbruch da wäre, es gäbe immer jemand, da daran verdient.
Und Herr Stelter, auch wenn sie eine wenige andere vor solchen Zusammenbrüchen stetig warnen, es wird nicht gehört werden. Warum? Auch aus einem solchen Zusammenbruch stehen irgendwelche Mitmenschen auf und machen dort weiter, wo sie aufgehört haben.
Und wenn ich lese, dass Warren Buffet vor dem noch moderaten Crash die Hälfte seiner Apple Aktien verkauft hat, dürfte doch letzte wissen, was da gespielt wird.
Wie sagt der Volksmund: "Leute kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten."