
Dieses Bild ist leider nicht mehr verfügbar
() Zuletzt besuchten Bundespräsident Christian Wulff und seine Gattin Bettina die niederländische König
Wenn Niederländer Deutsch sprechen – wie Hape Kerkeling, nur noch schlimmer
Die niederländische Königin Beatrix ist auf Staatbesuch in Deutschland. Es geht um Beziehungen: Wirtschaft, Kultur und Jugend. Aber wie steht es um die deutsche Sprache in dem kleinen Nachbarland an der Nordsee?
„Hallo! Ich bin der Beatrix und ich komme Mittagessen mit der Präsident!“ Viele Deutsche werden zuerst an Hape Kerkeling denken, wenn sie vom Staatsbesuch der niederländischen Königin Beatrix hören, die an diesem Dienstag in Berlin eintrifft. Der Deutsche Komiker perfektionierte in seiner Persiflage von 1991 das Deutsch vieler Niederländer, als er sich für die Königin ausgab. Dabei gibt es natürlich viele Holländer, die sehr gut Deutsch sprechen. Es sieht aber so aus, als würde Kerkelings Niederdeutsch der neue Standard werden: Denn nicht jeder Niederländer wird in Zukunft Deutsch in der Schule lernen.
Königin Beatrix kommt mit großem Gefolge nach Deutschland. Drei Minister, Thronfolger Willem-Alexander und seine argentinische Frau Maxima sind dabei. Und das ist nicht alles: Das gesamte Königliche Concertgebouw Orchester mit Chefdirigent Mariss Jansons und die international gefeierte Geigerin Janine Jansen sind engagiert als Ehrung für die deutschen Würdenträger.
Erstaunlich ist das nicht: Beiden Ländern liegt viel an einer guten Beziehung. Es geht nicht um Höflichkeit oder darum, Kriege zwischen den Ländern zu verhindern. Es geht vor allem um Geld, sehr viel Geld. Deutschland ist Hauptexportpartner der Niederlande. 24,3 Prozent seines gesamten Exports ist 2009 an den Nachbarn gegangen. Beim Import waren es 19 Prozent. Gleichzeitig ist das kleine Land an der Nordsee der zweitgrößte Handelspartner von Deutschland. Ein Handelsvolumen von 130 Milliarden Euro geht jedes Jahr über die Grenze.
Angesichts dieser Zahlen sollte es nicht überraschen, dass die Niederlande bei ihrem Staatsbesuch in Deutschland tief in die Tasche greifen. Wenn es der deutschen Wirtschaft schlecht geht, leidet auch das Land der Käseköpfe. Und wenn die Wirtschaft in Deutschland anzieht, freuen sich die Holländer über bessere Zeiten.
In der Beziehung zwischen Deutschland und den Niederlanden läuft es gut – nicht nur wirtschaftlich. Linda de Mol und Sylvie van der Vaart haben den Verlust Rudi Carrels wieder wettgemacht und erhalten in Deutschland das Andenken an die Niederlande. Eine Bundesliga ohne holländische Fußballspieler und Trainer ist heute undenkbar. Auf höherer kultureller Ebene halten Sänger wie Herman van Veen, Regisseur Johan Simons von den Münchener Kammerspielen und Dirigent Bernhard Haitink die niederländische Ehre hoch.
Handel mit Deutschland treiben, Beziehungen aufzubauen oder hier zu arbeiten. Das ist für viele Niederländer verhältnismäßig einfach, weil sie die Sprache verstehen und meist auch sprechen können. Deswegen ist der kleine Nachbar so präsent in Deutschland. Aber ob das in zehn Jahren immer noch so sein wird?
Bis vor fünf Jahren noch lernte jeder Schüler mindestens ein Jahr lang Deutsch in der Schule. Heute wird nur noch Englisch verpflichtend unterrichtet. Eine zweite Sprache können die Schüler wählen. Früher waren das Deutsch und Französisch. Jetzt steigt die Popularität von Spanisch, Türkisch und Arabisch. An der Grenze entscheiden sich viele Schulen und Schüler noch immer für Deutsch, weil sie oft nach ins Nachbarland fahren, etwa um billiges Benzin zu tanken. Einige Kilometer weiter im Land ist es mit dem Deutschen wie mit einer vom Aussterbenden bedrohten Tierart.
Wer die Jugend hat, hat die Zukunft, müssen sich die Niederländer angesichts des Staatsbesuchs gedacht haben. Beatrix und ihr Gefolge besuchen eine Tanzakademie in Dresden, in Berlin stehen drei Programmpunkte mit Jugendlichen auf dem Plan, meist kennzeichnend für die Beziehung: Prinzessin Maxima und Frau Wulff besuchen eine Schulstunde zum Umgang mit Geld und zeigen damit, dass sie auch in die Zukunft auf gute wirtschaftliche Zusammenarbeit setzen.
Die Niederlande waren in Handelsdingen immer stark, weil sie viele Sprachen gesprochen haben. Jetzt laufen sie Gefahr, die besondere Verbindung zu ihrem wichtigsten Handelspartner zu verlieren: Und das kostet die Niederlande Geld. Für eine richtig gute Beziehung sollten die Niederlande für die deutsche Sprache bei ihrer Jugend werben. Vielleicht wäre das auch ein schönes Thema für einen Gegenbesuch von Präsident Wulff: die Niederländische Jugend und die deutsche Sprache.
Für alle die „Niederdeutsch“ lernen möchten: der Einführungskurs vom Halbniederländer Hape Kerkeling in der Rolle von König Beatrix
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.