Frank Castorf
Frank Castorf wollte den immerwährenden „Ausnahmezustand“/ picture alliance

Volksbühne Berlin - Ausnahmen enden auch

Nach 25 Jahren muss Intendant und Regisseur Frank Castorf die Berliner Volksbühne verlassen. Gut, dass er da war. Gut, dass er geht

Ernst Elitz

Autoreninfo

Ernst Elitz ist Autor und Journalist. Bis 2009 war er erster Intendant des Deutschlandradios. Von 1969 bis 1974 war er Redakteur für Bildungspolitik beim „Spiegel“

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Die Schauspieler werden in Folien gewickelt, in Umzugskartons gestopft und vom Hausmeister über die Bühne gekarrt. So zelebriert Christoph Marthaler in seinem jüngsten Stück „Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter“ den Abschied des Volksbühnen-Ensembles aus dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz. Die Berliner Kulturbürokratie schickt die Theaterrevolution in Rente. Frank Castorf, der die Volksbühne zum Wallfahrtsort für Thea­tersüchtige machte, muss zum 30. Juni gehen. 

Auf ihn folgt Chris Dercon, der Direktor der Londoner Tate Gallery, der ein Meister des performativen Beschweigens ist. Außer Name Dropping aus der Tanz- und Performance-Szene liegt über seinem Programm der Schleier des Ungewissen. Bei Castorf dagegen wusste man von Anbeginn, was er wollte, und deshalb hatte man ihn auch geholt: Ein Theater im ständigen „Ausnahmezustand“, in dem das Publikum in seinem „Zuschauer-KZ“ ständig aufgemischt und verstört wird, ganz nach dem Motto von Castorfs Bühnengefährten Bert Neumann: „Zu einer Kunst, die nicht stört, fällt mir nichts ein.“ 

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