- Nationaldenkmal ohne Nationalgefühle
Die Paulskirche in Frankfurt am Main soll grundlegend saniert werden. Die dafür ins Leben gerufene Expertenkommission lehnt eine Rekonstruktion allerdings ab – und das, obwohl es sich um ein Denkmal der Demokratie handelt.
Stellen Sie sich vor, Deutschland wäre bereits im Jahr 1849 eine Demokratie geworden. Der Welt wäre vieles erspart geblieben. Der Ort zwischen Hoffnung und Scheitern, die Paulskirche in Frankfurt am Main, soll nun grundlegend saniert werden. Zudem soll das Nationaldenkmal um ein „Haus der Demokratie“ ergänzt werden. Der Finanzbedarf wird nach Recherchen der FAZ auf rund 150 Millionen Euro geschätzt, welche Bund, Land und Stadt zu je einem Drittel tragen werden. Eine Rekonstruktion lehnt die für die Sanierung der Paulskirche ins Leben gerufene Expertenkommission jedoch ausdrücklich ab. Dabei hätte es mit ihrem Vorsitzenden Volker Kauder einen namhaften Fürsprecher der Rekonstruktion gegeben. Doch weshalb tut sich die Expertenkommission gerade bei der Rekonstruktion eines Denkmals der Demokratie so schwer?
Gescheiterte Revolution
Die Paulskirche blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach Jahrzehnten der Restauration und Repression durch konservative Könige und Fürsten wurden zum ersten Mal in der Geschichte alle (männlichen) Deutschen zu einer freien, gleichen und geheimen Wahl aufgerufen. Tagungsort des gesamtdeutschen Parlaments war der heutige Große Saal in der Paulskirche. Hier spielten sich in den Jahren 1848 und 1849 lebhafte Debatten ab, womit die Paulskirche zur „Wiege der Demokratie“ wurde. Die Abgeordneten arbeiteten eine freiheitliche Verfassung aus, die moderne Grundrechte versprach – ein mutiger Schritt, der die Macht der Monarchen einschränken sollte. Ein modernes Deutschland auf demokratischem Fundament war zum Greifen nahe.
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