- Rettet den Ahrwein, helft den Winzern!
Unser Genusskolumnist trinkt schon lange sehr gerne Rotwein von der Ahr. Anlässlich der Flutkatastrophe und der massiven Ausfälle, mit denen die dortigen Winzer zu rechnen haben, rät er allen Weinfreunden, dies auch zu tun. Jetzt erst recht.
Die Ahr gehört normalerweise nicht gerade zu den Hotspots der medialen Aufmerksamkeit. Auf 85 Kilometern schlängelt sich der Fluss durch teilweise pittoreske Landschaften, gesäumt von kleinen Dörfern und im mittleren Abschnitt von steilen Hängen.
Weinfreunden ist die Ahr schon länger ein Begriff. Zwar ist sie mit 560 Hektar eines der kleinsten deutschen Anbaugebiete, aber auf den von Schiefer und vulkanischem Gestein durchzogenen Steillagen der mittleren Ahr gedeihen unter optimalen klimatischen Bedingungen einige der besten Spätburgunder Deutschlands. Als regionale Besonderheit kommt der Frühburgunder dazu. In Mayschoss entstand 1868 die erste Winzergenossenschaft der Welt. Heute bewirtschaften rund 50 Vollerwerbsbetriebe die Weinberge, dazu kommen rund 1.000 Nebenerwerbswinzer, die ihre Trauben zur Weiterverarbeitung und Vermarktung an Genossenschaften und Kellereien abliefern.
Spitzenrotwein von der Ahr
Ahr-Rotwein hat einen ausgezeichneten Ruf und ist ein knappes Gut, daher werden vergleichsweise auskömmliche Preise erzielt. Pioniere wie Adeneuer, Stodden und Meyer-Näkel haben mit strenger Ertragsreduzierung und konsequenter Qualitätsorientierung beim Ausbau der Weine im Keller ein Niveau erreicht, das man getrost als zur Weltspitze gehörend bezeichnen kann. Und eine neue, innovative Generation von jungen Winzern steht ihnen nur wenig nach. Im Schlepptau des Weinbaus hat sich auch der Tourismus an der Ahr in den vergangenen Jahren gut entwickelt, besonders als Naherholungsgebiet für die nahe gelegenen Metropolregionen an Rhein und Ruhr.
Hochwasser bringt unvorstellbare Zerstörungen
Doch seit dem 14.Juli ist alles anders. Nach starken Regelfällen hat ein verheerenden Hochwasser das Ahrtal verwüstet. Bis dahin unvorstellbare Wassermassen zogen eine Spur der Vernichtung durch Orte wie Ahrweiler, Bad Neuenahr, Dernau und Mayschoss. Viele Todesopfer sind zu beklagen, und noch viel mehr Menschen haben ihr Haus und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Wirtschaftliche Existenzen wurden binnen Stunden regelrecht weggespült, die Infrastruktur (Brücken, Straßen, Stromleitungen und ähnliches) brach zusammen und ist bis heute nur ansatzweise wieder funktionsfähig.
Dass dies in einer Weinbauregion diese Branche in besonderer Weise trifft, liegt auf der Hand. Fast alle Winzerbetriebe sind schwer betroffen, knapp die Hälfte wurde komplett zerstört. Die Schäden sind noch längst nicht genau bezifferbar. Flaschenlagerbestände im Wert von rund 50 Millionen Euro, Fässer, Keltertechnik, Landmaschinen – alles hat der Fluss mit sich gerissen. Auch einige Weinberge sind betroffen – sei es durch Überflutung in unteren Lagen oder durch Hangrutsch aufgrund der Regenmassen. Jetzt steht die neue Lese bevor. Aber wohin mit dem Wein, wenn die Keller weg sind? Wie sollen die Arbeiten im Weinberg organisiert werden, wenn man gleichzeitig sein Haus und seine Betriebsstätte notdürftig instand setzen muss?
Beeindruckende Solidarität der Winzer
Natürlich gibt es Hilfe. Bundes- und Landesmittel stehen bereit, Spendenkampagnen brachten viele Millionen Euro ein. Aber Geld schneidet keine Reben, transportiert keine Trauben, keltert und lagert keinen Wein. Und freiwillige, ungeschulte Helfer würden in den Weinbergen mehr Schaden als Nutzen bringen. Umso beeindruckender ist die praktische Solidarität von vielen Winzern aus allen deutschen Anbaugebieten. In stetigem Wechsel fuhren und fahren sehr viele von ihnen samt ihrem geschulten Personal und technischen Geräten für ein paar Tage an die Ahr, um an den Hängen zu arbeiten.
Andere boten an, die gelesenen Trauben abzuholen und in ihren Anlagen zu keltern und zu verarbeiten, darunter auch Großbetriebe an der relativ nahe gelegenen Mosel. Natürlich sind das alles nur Notlösungen. Doch es geht um das nackte Überleben des Weinbaus an der Ahr. Bis dort wieder so etwas wie Normalität einkehren kann, wird es viele Jahre dauern. Und auch dann wird die Weinwirtschaft anders strukturiert sein als jetzt, denn einige Haupt- und sehr viele Nebenerwerbswinzer werden wohl nicht wieder neu starten.
Ahrwein ist kulturelles Genusserbe
Was können wir tun? Natürlich Geld spenden, nicht in einen ganz großen Topf, sondern direkt an die Winzer. Oder, als genussvollere Variante des Spendens, Weinpakete von Winzern kaufen, deren Erlös zu 100 Prozent an die Ahr-Winzer geht.
Aber vielleicht sollten wir auch beim nächsten Rotweinkauf gezielt nach Ahr-Weinen suchen und fragen. Und dabei vielleicht erstmals diese wunderbar filigranen, mineralischen und beerenfruchtigen Spätburgunder dieser Region kennenlernen. Der Ahr-Wein darf nicht in Vergessenheit geraten. Dabei geht es um die Menschen, die ihn prägen, aber auch um die Genusskultur.
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für diesen Appell!
Ja, es stimmt: Hier geht es um den Erhalt eines Stückes unserer Kultur, für das wir uns als Deutsche alle einsetzen müssen.
Nichts ist so schwierig aufzubauen, wie eine verfeinerte Kultur und nichts geht auch so leicht wieder verloren bzw. wird mutwillig oder durch Naturkatastrophen in kürzester Zeit zerstört.
Deshalb ist es aller Mühe und Solidarität wert, sich für den Erhalt der Weinregion Ahr einzusetzen und den Winzern dort den Neubeginn zu erleichtern.
Deren Arbeit war nie leicht, aber jetzt sind sie in wirklich großer Not, und wir sollten sie nicht im Stich lassen.
Vielleicht möchte ja der CICERO ein Spendenkonto speziell für die Unterstützung der vom Hochwasser betroffenen Ahrwinzer einrichten, so daß wir Leser hier gezielt unseren Beitrag leisten könnten.
Bitte, lieber Herr Marguier und die gesamte Redaktion, denken Sie darüber nach!
zu spenden, bzw. den Winzern zu helfen.
Gestern sprach ich mit meinem Cousin, selbst Winzer in der Südpfalz und mit seinen Kollegen beteiligt an einer der Hilfsaktionen.
Weinberge hat es in der Tat gottseidank nicht so viele getroffen, aber er erzählte mir von einem bekannten Weingut, wo das Wasser durch die Lagerhalle der Barrique – Fässer schoss und diese einfach mitriss.
Ein unfassbarer Verlust. Sowohl der darin reifende Wein als auch die Fässer, die man für viel Geld kaufen muss.
Von den Maschinen, etc. ganz angesehen.
Spendenaktionen sind gut, aber ich hoffe sehr und gehe auch davon aus, dass der Staat, der sonst für alles und jeden Milliarden aus dem Fenster wirft, auch hier großzügig hilft.
Wer über 20 Mrd. für Migration ausgeben kann, sollte in der Lage sein, ähnliches auch seinen steuerzahlenden Bürgern zukommen zu lassen, die in höchster Not sind.
"Machen wir ne Herrentour an die schöne Ahr,
trinken wir Burgunder nur - das ist sonnenklar!
Doch spätestens um Mitternacht wird die Sehnsucht groß
nach dem Glas vom Altbierfass!
und der ganze Verein singt los:
Ja sind wir im Wald hier, wo bleibt unser Altbier?
..."
Na klar, die Toten Hosen
Ein Bekannter hat hier im Ort ein Restaurant; sein Bruder ist Koch bei Bundewehr und in der Eifel stationiert.
Man könne sich das Ausmaß der Verwüstungen schlicht nicht vorstellen.
Man spricht ja neudeutsch gerne von Traumatisierungen, insbesondere was unsere Schutzbedürftigen angeht.
Ich denke, wenn man so gut wie alles verloren hat, ist dieses Wort sehr angebracht.
Ich wünsche alles Gute und GLÜCKAUF!
Vielleicht in zwei, drei Jahren wieder eine Herrentour an die schöne Ahr? ....
...warum also nicht einen aus dem Ahrtal.
Ich befürchte nur, dass es dort, aufgrund des Hochwassers, kaum noch die nötige Infrastruktur gibt, um Bestellungen aufzunehmen und auch loszuschicken.
Habe mir die Seite hinter dem Link angesehen und kann sagen, da sind wirklich ein paar int. Tropfen u. Optionen dabei.
Sogar ein sogn. Ahrweindepot.
Ich bin dabei....
Ich finde es eine tolle u. innovative Idee wie hier Hilfe mit guten Weinen "belohnt" wird.
Darum haben wir das erste Paket auch schon bestellt.
Leider trinken meine Frau & ich sehr selten Alkohol.
Einzig und allein wenn am 1. Weihnachtstag unsere Kinder und Enkel zum Gänsebraten (drei Gänse)eingeladen sind, gibt es Rotwein von einem Winzer aus Rheinland Pfalz. Der stellt immer zur Adventsausstellung bei unseren Nachbarn, einer großen Gärtnerei mit aus.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und hoffe auf unbürokratische Hilfe für alle Flutoper.
Sollte der Cicero eine eigene Spendenaktion starten, wie vorgeschlagen, würden wir uns ebenfalls gern beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik
Ja, Frau Wallau, das war beim Lesen auch mein erster Gedanke, den Cicero um die Einrichtung eines Spendenkontos oder die Angabe von Adressen für oder von zu Schaden gekommene Winzer zu bitten. Da sind Sie mir nur zuvorgekommen. Im Wein steckt schließlich Wahrheit, um die sich der Cicero und seine Leser bemühen.