- Zahlen zählen hier nichts
Der Rockmusiker und BAP-Gründer Wolfgang Niedecken lässt Bücher wuchern wie Efeu. Neben Bildbänden und Sachbüchern dominiert amerikanische Literatur, aber Böll ist auch dabei
„Wenn ich bloß wüsste, wem ich den dritten Band aus Richard Fords Sportreporter-Trilogie geliehen habe!“ Im dicht gepackten Regal klafft eine Lücke. Sie ist deutlich zu erkennen, obwohl in der Bibliothek alles wächst und wuchert, als hätten sich die Regale einst wie Efeu an der Wand ausgebreitet. Jeder freie Millimeter beherbergt Souvenirs und Artefakte ereignisreicher Lebensabschnitte.
An einem zwischen die Bücher gesteckten Bambusstab hängen Wimpel und der Gitarrengurt, den Michail Gorbatschow unterschrieben hat. Das Autokennzeichen mit der Aufschrift „862-BAP“ aus New York hat ein amerikanischer Rentner geschickt, der die Kölner Band nicht kannte, dem aber zugetragen wurde, dass sie das rockmusikalische Bewusstsein in Deutschland geprägt hat. Das Schild teilt sich das Fach mit dem Lebenswerk von Paul Auster, dessen „New-York-Trilogie“ den BAP-Gründer Wolfgang Niedecken tief beeindruckt hat. „Irgendwann war ich bei ihm allerdings raus“, gesteht der Sänger und Songwriter, der an den Kölner Werkschulen Bildende Kunst studierte, in Big Apple seinen Abschluss machte, bis heute malt, aber als Rocksänger berühmt wurde. Mit dem autobiografischen „Winterjournal“ habe Paul Auster ihn „zurückgewonnen“. Wie entwaffnend aufrichtig der Schriftsteller darin über das Altern schreibe, habe ihn „abgeholt“. Austers neuester Titel „4 3 2 1“ steht verschweißt im Regal.
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Ich war doch in Göttingen bei einem Konzert in der "ersten Reihe", aber auch bei "Ton, Steine Scherben", Inti-illimani und dieser Gruppe mit den Platanen etc.
Meine Bibliothek ist schon eher mein Gedächtnis, sonst wäre ich geendet wie Vater und Mutter.
Aber so wie die Bibliotheken berühmter Leute Erinnerungen bei mir wachrufen, so vielleicht auch umgekehrt mein Lieblings"stück" meines Wohnens, die Kastanie im Innenhof?