Das DB-Logo am Berliner Hauptbahnhof / picture alliance

„Maßnahmen zur Systemstabilisierung“ - Von der Bahn lernen!

Der Deutschen Bahn fallen immer kreativere Sätze ein, mit denen sie die wartenden Fahrgäste am Gleis über Verzögerungen informiert. Eine Durchsage inspirierte unseren Autor neulich gar dazu, über eine „Systemänderung zweiter Ordnung“ nachzudenken.

Autoreninfo

Prof. Dr. Michael Klein (Köln), Psychologischer Psychotherapeut, befasst sich seit 30 Jahren mit Geschlechter- beziehungen, Männerpsychologie und Gewaltprävention.  

So erreichen Sie Michael Klein:

Die Deutsche Bahn muss tief in ihren Dienststellen wundersam geniale Philosophen beschäftigen, die immer neue Sätze für die Durchsagen auf den Bahnsteigen und in den Zügen ersinnen, mit denen die wartenden Fahrgäste über ihre desolate Lage informiert werden. 

Schon lange gefällt mir der Satz „Verzögerungen im Betriebsablauf“, weil der so schön nichtssagend ist. Wie vom Donner gerührt, hörte ich jüngst die ganz neue Durchsage „Zugausfall wegen Maßnahmen zur Systemstabilisierung“ auf einem Gleis im Kölner Hauptbahnhof. Kein Karneval, keine versteckte Kamera, kein Zustand nach Bundes-Cannabisgesetz vermochte diese Durchsage zu erklären. Einfach mal einen Zug ausfallen lassen, damit es dem System Bahn besser geht? Sind das „Maßnahmen zur Systemstabilisierung“? Der eiligst zu Rate gezogene Mitarbeiter am Info-Point konnte nicht weiterhelfen. Also musste das Wörterbuch der Systemwissenschaften her. 

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Wilhelm Keyser | Di., 26. März 2024 - 08:17

Gleichwohl ein paar Anmerkungen;-) 1. Zum Politikversagen gehört auch ein (massives) Justizversagen. Darüber darf der Miesbach-Freispruch nicht hinwegtäuschen. Rechtsschutz gegen Corona-Zwangsmaßnahmen wurde weitestgehend verweigert, Verstöße werden noch heute unnachgiebig verfolgt. "Klima"-Terroristen werden hingegen freigesprochen, wg. im Gesetz gar nicht vorgesehener angeblich billigenswerter Motive. Es gibt schon eine Amtshaftung (m.E. erster Kandidat: Welcome-Angie); aber was hilfts, wenn anders als in Miesbach kein Kläger, dafür aber Freispruchs-Richterinnen wie in Berlin?
2. Dass weder mehr Windräder/Solarzellen (1. Ordnung) noch z.B. Abstandsverringerungen (2. Ordnung) gegen Dunkelflaute helfen, hat sich bei der Polit-"Elite" auch noch nicht rumgesprochen.
3. Auch das mit den Spielen hat Grün nicht im Blick. Die (angebliche) moralische Überlegenheit soll an deren Stelle treten.
4. Da das neue Wahlrecht das Direktmandat schwächt, wird die 2. "demokratische" Ordnung ausbleiben.

Maria Arenz | Di., 26. März 2024 - 08:59

gerade in Zeiten gebetsmühlenhafter Wiederholung von "Werte-Orientierung" völlig auf der Strecke bleibt, ist überhaupt nicht erstaunlich. Ständig betont werden muß nur das, was eben nicht mehr selbstverständlich ist. Wir alle kennen doch Typen, die ständig ihre Ehrlichkeit versichern und bei denen jeder seine Finger zählt, wenn er ihnen die Hand gegeben hat. Genau von dem Schlag ist das, was aktuelll oben schwimmt im Land. Die wirklich schlechte Nachricht ist, daß die Sorte sich wie ein Schimmelpilz auch im Untergrund von Medien, Bildungssystem und Kulturbetrieb etc. schon so ausgebreitet hat, daß so schnell auch nichts Besseres mehr nachkommten kann. Wenn man im Korb ein paar faule Äpfel entdeckt, kann man den Rest retten, indem man sie gleich rausschmeißt. Beim System Deutschland wird es mit der Entfernung von Scholz, Habeck, Faeser & Co leider nicht getan sein. Merz hat viel zuviel Schiß vor der Mutti-Fraktion und ihren Unterstützern überall, um eine wirkliche Remedur zu wagen.

Albert Schultheis | Di., 26. März 2024 - 09:39

tiefgründig, wie die Dinge zu uns reden! ZB die Lautsprecher der Deutschen Bahn (oder heißen die jetzt nur noch "Bahn"?). Sie sind die Orakel des post-modernen Fin de siecle. Oder leerstehende Kaufhäuser mit gähnend-leeren Schaufensteröffnungen. Oder die zunehmend vermüllenden Ecken unserer Metropolen. Zersägte Kernkraftwerke. Das Menetekel der Lastenfahrräder. - Von überall her die lautlosen Stimmen der Dinge, die zu uns reden! Oder die Botschaften der Lautsprecher, deren Ankündigung hinter der Ankündigung uns einen Schauer über den Rücken jagen. Nachdem ansonsten die Gespräche, die Mit-teil-ungen verstummt sind - bis auf die Kakophonie in den digitalen Echokammern. Das unmittelbar Analoge, Menschliche stirbt ab, geht ein. Immer weniger Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau, wie man hört, immer weniger Kinder. Die Verlockung der Liebe, der Erotik zergeht wie die Empathie, die Misericordia gegenüber den Ausgegrenzten, den Hetz- und Hass-Objekten. - Das Zeitalter des Krieges ist's.

Gunther Siegwart | Di., 26. März 2024 - 10:44

Weselsky! Bitte mehr!
Für jeden Lokführer 1 Stunde Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, 100 000 Euro Prämie. Für Sie 1 Mio Prämie. Anschließend Bahnchef, Bundeskanzler, Bundespräsident, Bundesverdienstkreuz, Ehrenbürger. Begleicht ja alles der Steuerzahler.

Norbert Heyer | Di., 26. März 2024 - 11:07

Eine Fahrt abends von Berlin Ostbahnhof nach Duisburg mit folgender Durchsage: „Wir begrüßen sie an Bord des ICE … leider ist unser Bordrestaurant bis Köln geschlossen.“ Der Zug endete in Köln … Wir fuhren im Hochsommer von Kassel zurück, im Zug hatten wir über 35 Grad, da die Lüftung Temperaturen über 30 Grad nicht mehr erkennt und dann auf Heizung umstellt. Im Winter nach München das gleiche Spiel … nur umgekehrt, es war im Zug wohl noch kälter als draußen. Verspätung von Dresden zurück über 3 Stunden, der ICE wurde mit einer russischen „Taiga-Trommel“ unterstützt. Nachtexpress nach München im Schlafwagen, vier Schlafmöglichkeiten, die entsprechenden Plätze waren 8x vergeben, die Frauen bekamen die Betten, wir Männer überbrückten die Zeit mit Bier. Verschmutzte und gesperrte Toiletten sind die Regel, jede zweite Tür im RegionalExpress kaputt, nach Schalke-Spiel in Stuttgart viel das Licht aus, aber nur für eine Stunde … Ich könnte einiges loslassen, aber ich glaube, es reicht jetzt.

Rainer Mrochen | Di., 26. März 2024 - 11:59

... in die Lautsprecher auf den Bahnsteigen gelangt? In einem Anflug von minimalster Erkenntnis der "weisen Zirkel." >> Das Chaos sei willkommen denn die Ordnung hat versagt, denn wir konnten nicht ahnen, daß hinter jeder Ecke ein paar Richtungen lauern. <<
Da kommt das Abbiegen in die falsche Richtung schon mal vor. Ja und weil wir noch belehrungsresistent sind, nicht immer wissentlich, wie apologize for any Inkonvenienz.
Wunder soll es ja immer mal wieder geben.

Walter Bühler | Di., 26. März 2024 - 12:12

... wie unsere Funktionäre gewöhnlich glauben machen wollen.

In Berlin wird z. B. seit Jahren im Bildungswesen das meiste Geld pro Kind ausgegeben, ohne dass der rapide Niedergang des Bildungserfolges irgendwie aufgehalten werden würde.

Das liegt daran, dass die organisatorischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen niemals ernsthaft auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. Denn die Funktionäre aller Parteien haben nur das eine Ziel im Auge, die vorhandenen Funktionärsstellen im Bildungsbereich zu sichern bzw. ad infinitum zu vermehren.

Geldausgeben - das kann außerdem jeder Funktionär, auch der dümmste. Fast jeder Funktionär kapituliert dagegen sofort, wenn er Strukturänderungen konzipieren und in endlicher Zeit auch umsetzen soll. (Seltene Ausnahmen bestätigen die Regel.)

Das ist bei dem "Staatsunternehmen" DB offenbar nicht anders.

Ich fürchte: Die DB-Funktionäre haben auch eine sehr stabile Resilienz gegen systemtheoretische Überlegungen.

Ingofrank | Di., 26. März 2024 - 20:53

Wenn ich außerhalb meines Wohnortes etwas zu tun habe, öffne ich mit Fernbedienung mein Garagentor, Staren meinen Audi und beginne meine Fahrt …. Bin pünktlich an meinem Ziel, sitze sauber & bequem im, in meinen im Winter wohltemperierten Sportsitzen natürlich mit Oberschenkelstützen und Lendenwirbelstützen. Öffne bei sonnigem Wetter mein Panoramaschiebedach an sonnten tut die Komfortklimaanlage für alle Insassen ihren Dienst, sofern man sein Auto pflegt & wartet
Und all diese Vorzüge bietet weder der ÖNV noch die Bahn. Und wenn ich dieses „Unsägliche, teure System nutzen würde, würde ich für 5km Bahnfahrt und dann mit Bus zum Supermarkt und dann retour käme ich mit den reinen Dieselkosten fast 100 km von Lebenszeitersparnis will ich gar nicht reden.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik