Bildkomposition: Explosion einer Atombombe / picture alliance / blickwinkel/McPHOTO/M. Gann | McPHOTO/M. Gann

Pro und Contra: Braucht Deutschland eine Atombombe? - Contra: Wie ich lernen soll, Dr. Seltsam zu lieben

Schon für Albert Einstein stellte eine deutsche Atombombe eine immense Bedrohung dar. Daran hat sich auch nach 76 Jahren Grundgesetz nichts geändert. Denn Gegner der Demokratie sitzen nicht nur außen, sondern auch innen. Eine Erwiderung auf Leander Scholz.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Angst gebiert Fehler. Panik gebiert Katastrophen. Kaum einer hat eine derartige Erfahrung und die aus ihr erwachsenen Schuldgefühle in seinen letzten Lebensjahren derart intensiv durchleben müssen wie Albert Einstein. „Ich habe einen schweren Fehler in meinem Leben gemacht“, notierte der amerikanische Chemiker Linus Pauling 1954 in einer Erinnerungsnotiz an sich selbst, nachdem er am 16. November desselben Jahres ein mehrstündiges Gespräch mit Einstein in dessen Wohnung in Princeton hatte. In diesem, so ist der bereits kurz nach dem Gespräch festgehaltenen Notiz zu entnehmen, soll ihm der Entdecker der Relativitätstheorie von einem von ihm mitunterzeichneten Brief an den einstigen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt erzählt haben. Ein Schreiben, in dem Einstein zusammen mit dem Physiker Leó Sizilárd im Jahr 1939 den Bau von Atombomben empfohlen haben soll. Ein schwerer Fehler also, wie er Pauling an diesem Nachmittag gestand. Aber, so Einstein laut Gesprächsnotiz weiter, es habe durchaus eine Rechtfertigung für seine Unterschrift unter die damalige Bomben-Empfehlung gegeben: „die Gefahr, dass die Deutschen welche bauen würden“.

Ob es diese Empfehlung Einsteins an Roosevelt tatsächlich gegeben hat, ist bis heute umstritten. Sicher ist nur, dass der bekennende Pazifist über die möglichen Folgewirkungen seiner eigenen Forschung – nicht zuletzt seine Relativitätstheorie lieferte einen wichtigen Baustein für die spätere Entwicklung der Atombombe – zeitlebens entsetzt gewesen sein soll: „Wenn ich gewusst hätte, dass es den Deutschen nicht gelingen würde, die Atombombe zu konstruieren, hätte ich mich von allem ferngehalten“, so Einstein zwei Jahre nach Kriegsende in einem Interview mit der Zeitschrift Newsweek.

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Alexander J. Schabries | Mi., 12. März 2025 - 12:03

Ihr Plädoyer gegen einen Zugriff des „besten Deutschlands aller Zeiten“ auf Atomwaffen in allen Ehren. Wer die Fähigkeit zur Vernunft nicht gänzlich verloren hat, muss Ihnen da zustimmen. Dass Sie jedoch den Teufel nur anhand des „rechten Lagers“ an die Wand malen kann ich nicht nachvollziehen. Das Gefahrenpotenzial das von den Protagonisten des linken Lagers und von den Politkaspeln der sogenannten Mitte ausgeht, ist bei realistischer Bewertung mindestens genau so groß. Man stelle sich z.B. nur vor, eine Frau Baerbock, Faeser oder gar Esken, als auch die Herren Merz, Habeck oder Klingbeil (Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit) auch nur in der Nähe des sprichwörtlichen roten Knopfes-? Brrr… das kann man doch nicht wollen!

Urban Will | Mi., 12. März 2025 - 13:25

Artikel dann so verstanden, dass die größte Sorge des Autors Hanselle darin besteht, dass eine deutsche Atombombe evtl. „in den Händen“ der AfD sein könnte. So wie die französische – und das ist ja real – bald in der von Le Penn.
Na, dann ist die Diskussion ja eigentlich egal, denn Le Penns Präsidentschaft scheint nicht mehr fern, weit eher zumindest als eine deutsche Bombe. Und dann wird es – folgt man der Argumentation des Autors – je eh bald vorbei sein, wenn eine „Rechte“ vor dem Knopf sitzt.
Oder wie soll ich das verstehen, Herr Hanselle? Setzen Sie im Ernst eine AfD mit den Nazis gleich, die eine Bombe, falls entwickelt, sofort eingesetzt hätten? (auch dies ist ja nur reine Spekulation).
Wenn ich mir die Diskussionen der letzten Jahre anschaue, dann ist es die AfD, die für Frieden und Verhandlungen steht, keine der Altparteien. Und ich bin mir sicher: eine AfD-Regierung würde einen Bau der deutschen Bombe sofort stoppen.
Weil wir sie nicht brauchen, da bin ich wieder bei Ihnen.

Markus Michaelis | Mi., 12. März 2025 - 13:36

obgleich ich Gründe für eine Atombewaffnung auch nachvollziehen kann. Deutschland ist mir als Land zu wenig definiert: was würden wir verteidigen: universelle Menschheitswerte, Menschenrechte, deutschen Boden, die EU (welche genau)? Oder noch schwieriger: die Menschen in Deutschland: die kommen inzwischen aus der ganzen Welt und viele Konflikte der Welt könnten in Zukunft auf schwierige Weise mit Deutschland verknüpft sein.

Ich halte Deutschland auf absehbare Zeit für zu unkalkulierbar: wir könnten mit unseren universellen Ansprüchen über's Ziel hinausschießen, wir könnten über die EU oder Migration unkalkulierbar mit anderen Konflikten verknüpft sein ...

Das sind alles keine letzten Argumente, vielleicht wäre eine atomare Bewaffnung auch sinnvoll. Aber ich würde eher dazu tendieren, dass wir genug damit zu tun haben und da unseren Beitrag leisten können, herauszubekommen, welche Gesellschaft wir überhaupt sind und zu zeigen, wie die funktionieren kann.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 12. März 2025 - 14:10

Diejenigen, die vor Jahren gegen Atomwaffen und gegen Krieg waren, die sogar den Ausstieg aus der Atomenergie damit begründen, dass alles viel zu gefährlich sei, ausgerechnet diejenigen sind es inzwischen, die dem Krieg das Wort reden und uns zur Atomarmacht machen wollen. Und die Msm leugnen und ignorieren genau diesen Widerspruch. Deutschland wird energiepolitisch zerstört und rüsten mit Atomwaffen auf. Ich fasse es einfach nicht. Wir wurden umerzogen, damit wir nie wieder eine militärische Führungsmacht werden, uns wurde die Identität geraubt bzw. eine neue transplantiert und nun das. Mögen sich die großen Nationen der Welt gegenseitig bedrohen, Angst machen. Mag sein, dass da jeder vor dem anderen Angst hat und man deshalb auf einen Weltkrieg bislang verzichtet hat. Man stelle sich aber vor, Ampelpolitiker und die schwarzen Kriegstreiber hätten irgendwann den Finger am Knopf. Jemand wie Merz, Kiesewetter, Strack-Zimmermann, Hofreiter, Baerbock usw. Mir wird übel, ich habe Angst.

Gerhard Fiedler | Mi., 12. März 2025 - 16:42

"Und was, wenn die AfD eine Kanzlermehrheit im Parlament erringen könnte? Man will den Teufel ja nicht an die Wand malen. Säße dann nicht, um die Worte von Klingbeil zu bemühen, eine „Nazi-Partei am roten Knopf?“
Welchen Unsinn schreiben Sie da, Herr Hanselle, und welche böswillige Unterstellung betreiben Sie damit?! Eine Nazi-Partei oder ein Teufel säße dann nicht am roten Knopf. Sind Sie schon Sprecher von L. Klingbeil oder noch stellvertretender Chefredakteur des Cicero? Und hätten Sie mit Politkern wie Kiesewetter (CDU), Strack-Zimmerman (FDP), Hofreiter (Grüne) diesbezüglich nicht bessere Beispiele für Ihren Kriegsteufel? Befreien Sie sich doch endlich aus Ihrer Mainstreamfalle!
Zu „Teufel“ werden können alle Menschen, jeder Politiker, jede Partei, jede Regierung, auch Sie und ich. Die Bedingungen dafür müssen nur stimmen. So sind wir geschaffen. Irren ist menschlich. Aber genauso gut können Menschen auch zu „Engel“ werden. Um letzteres sollten wir uns bemühen.

Konstantin Richter | Mi., 12. März 2025 - 17:43

Ich frage mich, was eine "Atombombe" mit "Demokratie" zu tun hat. Ich denke, wenn alle eine haben wirft sie keiner. Aber bevor wir darüber nachdenken eine zu bauen, sollten "wir" uns erstmal grundsätzliche Gedanken über unseren Wehrwillen machen. Und vor allem was das "wir" dabei ausformuliert bedeutet.

Walter Buehler | Mi., 12. März 2025 - 18:09

Als Schüler und Student haben mich nicht nur Günther Anders und Karl Popper zur Ablehnung einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr motiviert, sondern auch die Erklärung der Göttinger 18 von 1957 (u.a. Otto Hahn, Max Born, Werner Heisenberg).

Allerdings habe ich auch den letzten Satz der „Erklärung“ immer ernst ernst genommen:
„Gleichzeitig betonen wir, daß es äußerst wichtig ist, die friedliche Verwendung der Atomenergie mit allen Mitteln zu fördern, und wir wollen an dieser Aufgabe wie bisher mitwirken.“

Bekanntlich stammen ja auch die "erneuerbaren" Energien (Solarenergie, Windenergie) in Wirklichkeit aus dem gigantischen Fusionsreaktor der Sonne und sind somit durchaus "Kinder" der Nuklearenergie. Nuklearenergie ist keine widernatürliche Energie.

Was das Vernichtungspotential von konventionellen Waffen angeht: am 23.2.1945 wurden in Pforzheim innerhalb 20 Minuten mehr als 17000 Menschen getötet und die Altstadt völlig zerstört, und das mit konventionellen Waffen.

Gisela Hachenberg | Mi., 12. März 2025 - 21:16

Ich schließe mich den Kommentaren der Herren Fiedler, Will und Schabries an, Herr Hanselle. Was behaupten Sie für einen Unsinn. Ein „roter Knopf“ in den Händen von in Ihren Augen „Rechten“ (natürlich AfD), oder Le Pen in Frankreich gefährlicher, als bei einem Ex-Antifa Klingbeil? Hanebüchener Unsinn! Und ja, Mainstream Geschreibsel. Ich wünsche mir den „roten Knopf“ in niemandes Händen. Unseren untauglichen Politikern, egal welcher Partei oder Couleur, traue ich nach den Ereignissen der letzten Jahre, vor allem letzten Wochen, g a r n i c h t mehr. Allesamt Hasardeure, Spieler, Machtgeilen. Am Anfang Ihres Textes dachte ich „gut so“, und habe dummerweise weitergelesen.
War und bin kein Freund Ihrer Kommentare. Schade, aber ist so!

Jens Böhme | Mi., 12. März 2025 - 22:14

Die Atommacht Russland macht auch ohne Hand am roten Knopf genügend sicherheitspolitischen Wahnsinn (siehe Invasion in der Ukraine). Das Brainstorming für oder gegen deutsche Atomwaffen ist nach der mehrheitlich zustimmenden Vernichtung der friedlichen Atomenergieproduktion sinnfreie Beschäftigung.

Bernhard Kaiser | Do., 13. März 2025 - 04:07

"Unvorstellbar, was passiert wäre, wenn die Nazis tatsächlich über die Atombombe verfügt hätten." Es wäre genau das Gleiche passiert wie in Hiroshima und Nagasaki ...

Klaus Funke | Do., 13. März 2025 - 10:09

Der jetzt nicht veröffentlichtze Kommentar von mir wird der letzte sein. Es hat keinen Zweck an ein Ideogleblättchen zu schreiben, das am Ende trotz anderer Beteuerungen doch nur den Kurs des Mainstream fährt. Meinen Unkostenbeitrag werde ich zurückbuchen lassen. Schade. Aber in diesem Staat gibt es kein Eckchen mehr, wo man echte freie Meinung vertreten kann. Am Ende sind das Zustände wie unter Honecker! Verdammt. Solange ein Herr Urban hier ungehindetrt seinen Scheiß veröffentlichen darf. ist dem CICERO nicht zu helfen.

U.P.Witzens | Do., 13. März 2025 - 11:12

2 + 4-Vertrag, Art. 3
„Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik bekräftigen ihren Verzicht auf Herstellung und Besitz von und auf Verfügungsgewalt über atomare, biologische und chemische Waffen. Sie erklären, daß auch das vereinte Deutschland sich an diese Verpflichtungen halten wird. Insbesondere gelten die Rechte und Verpflichtungen aus dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen vom 1. Juli 1968 für das vereinte Deutschland fort.“---

Dieser Verzicht auf Atomwaffen war eine der Bedingungen für die Wiedervereinigung. Es ist eine vertragliche Verpflichtung. Eine Diskussion über das Pro und Kontra eigener deutscher Atomwaffen erübrigt sich hiermit. Oder wollen wir vertragsbrüchig werden?

Gerhard Hellriegel | Do., 13. März 2025 - 11:24

Es gibt Leute, die glauben, an D's Haltung zum Klimaschutz entscheide sich Wohl und Wehe der Menschheit. Das ist falsch, bedeutet aber auch keinen Freibrief.

Jüngst habe ich gehört, oberste Aufgabe des Staates sei der Schutz seiner Bürger. Das allerdings im Zusammenhang mit Migrantentaten.

Auch habe ich gehört, dass es einen absoluten Schutz nicht gäbe. Ja, das Leben ist Risiko, die Zukunft ungewiss. Deswegen lasst uns lieb sein. Denn wenn wir lieb sind, dann wird uns nichts passieren. Dann werden wir nicht erpresst. Und wenn doch? Dann antworten wir mit Empörung. Nimm das!

In D ist Kokain verboten. Deswegen gibt es hier auch keines.

Ich wünsche mir eine Welt ohne Waffen. Die sind doch lebensgefährlich. Deswegen schlage ich als Beitrag zum Frieden vor, die Polizei zu entwaffnen. Und wenn das nicht zum Frieden führen sollte? Politikversagen. Es fehlt einfach an Diplomatie.