- Wir Schweden wollen nicht mehr für Deutschlands falsche Energiepolitik bezahlen
Ein Unterseekabel von Norddeutschland nach Südschweden sollte die deutsche Energiewende retten. Doch das Projekt ist gescheitert. Unser Gastautor, ein schwedischer Fachjournalist, erklärt, weshalb. Dies war der meistgelesene „Cicero“-Artikel im Juni.
Die schwedische Regierung hat beschlossen, keine Genehmigung für die geplante Gleichstromverbindung Hansa Powerbridge zwischen Schweden und Deutschland zu erteilen. Die Regierung schreibt, dass diese Entscheidung kein generelles Verbot einer neuen Verbindung zwischen Deutschland und Schweden darstelle, „wenn sich die Voraussetzungen in Zukunft ändern sollten“. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die schwedische Regierung Druck auszuüben versucht, um Deutschland von seiner sehr schlechten Energiepolitik abzubringen, die die gesamte europäische Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.
Ich glaube, Schweden hat mehrere Gründe, die Hansa Powerbridge abzulehnen. Ein Grund, den die Regierung auch in ihrer Pressemitteilung deutlich anführt, ist, dass Deutschland nicht in Strompreiszonen unterteilt ist. Untersuchungen zeigen, dass der Strom in Norddeutschland billiger wäre als in Süddeutschland, wenn das Land solche Zonen einführen würde. Für uns wäre das positiv. Denn dann würden die hohen Strompreise seltener bis nach Südschweden durchdringen. Schweden hat zwei Preiszonen. Daher denke ich, dass die schwedische Regierung versucht, Deutschland dazu zu drängen, ebenfalls Strompreiszonen einzuführen. Die deutsche Regierung scheint das nicht zu wollen – vermutlich, weil sie die starke Industrie in Süddeutschland vor noch höheren Energiepreisen schützen will.
Schwedische Regierung will deutsche Bevölkerung aufwecken
Allerdings würden wir, auch wenn der deutsche Strommarkt in unterschiedliche Preiszonen aufgeteilt werden sollte, nicht der Tatsache entkommen, dass das Wetter in Europa oft in mehreren Ländern ähnlich ist und dass wir für Zeiten, in denen wenig Wind weht und die Sonne nicht scheint, regelbare Stromerzeugung benötigen. Wenn diese regelbare Energie teuer ist, werden die Strompreise bei uns wahrscheinlich trotzdem steigen. Die Entscheidung der schwedischen Regierung gegen die Hansa Powerbridge hat daher auch eine Signalwirkung in Richtung der deutschen Bevölkerung: Sie zeigt, dass Deutschland energiepolitisch auf einem sehr rutschigen, abschüssigen Weg ist.
Das wirtschaftlich stärkste Land des Kontinents hat sehr schlechte energiepolitische Entscheidungen getroffen, unter deren Auswirkungen nicht nur Deutschland selbst, sondern ganz Europa leidet. Sie passen nicht zu dem europäischen Ziel, Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Kernkraft ist ein sehr effizienter Weg, fossile Brennstoffe zu verdrängen, wie Länder wie Schweden und Frankreich bereits in den 1970er und 1980er Jahren bewiesen haben.
Wir sind von einem der weltweit führenden Ölverbraucher (pro Kopf) zu einem fast fossilfreien Stromsystem übergegangen, indem wir innerhalb von etwa einem Jahrzehnt zwölf Reaktoren gebaut haben. Wir haben die Früchte dieses Systems bis heute geerntet, obwohl wir zeitweise auf demselben destruktiven energiepolitischen Weg waren, auf dem Deutschland sich derzeit befindet. Die neue Regierung in Schweden hat Ambitionen, dies zu ändern, und hat bereits durch mehrere politische Entscheidungen den Weg zu einem Ausbau der Kernkraft eingeschlagen. Ich hoffe, Deutschland tut dasselbe.
Vergleicht man Schweden, Frankreich und Deutschland auf dem Datendienst Electricity Maps, der die Treibhausgasemissionen in den europäischen Stromsystemen in Echtzeit darstellt, hatte Frankreich im Jahr 2023 durchschnittlich 53 Gramm Treibhausgasemissionen pro Kilowattstunde im Stromsystem und Schweden 25 Gramm. Deutschland hatte 400.
Abhängigkeit von Gas und Kohle
In seinem Eifer, die Kernkraftwerke abzuschalten, hat Deutschland sich in eine Abhängigkeit von fossilem Gas und Kohle verstrickt. Ich sehe keine Möglichkeiten für das Land, in den kommenden Jahrzehnten fossilfrei zu werden. Selbst dann nicht, wenn es nur um das Stromsystem geht und nicht um den gesamten Energiebedarf, also auch den für Verkehr, Heizung und Industrie. Es sei denn, Deutschland macht eine komplette Kehrtwende in seiner Energiepolitik.
Während Schweden und Frankreich ständig niedrige Emissionen hatten, musste die deutsche Bevölkerung jahrelang für die teure Energiewende bezahlen und dennoch ist Deutschland meilenweit von einem Übergang zum fossilfreien Energiesystem entfernt. Von Schweden aus betrachtet, frage ich mich, wie lange die deutsche Bevölkerung diese radikale und einseitige Energiewende-Politik noch akzeptieren wird. Die Bauernproteste und die Ergebnisse der Grünen bei der Europawahl in Deutschland zeigen, dass es nicht ewig gutgehen wird. Die Politiker sollten wissen: Man spielt nicht mit Energie; sie ist die Grundlage allen Wohlstands, und wenn die Energiepreise steigen, wird alles teurer. Inflation, gefolgt von Zinserhöhungen und einer Rezession, sind das Ergebnis.
Schwedische Gießerei durfte nur noch nachts arbeiten
In Schweden hatten wir dank reichlich Wasserkraft und Kernkraft lange Zeit günstige Strompreise, was dazu geführt hat, dass unsere Industrieunternehmen bereits heute viel fossilfreien Strom in ihren Prozessen verwendet. Wenn Deutschland eine ähnliche Umstellung vornehmen möchte, könnte es eine gute Idee sein, zunächst sicherzustellen, dass man das ganze Jahr über rund um die Uhr stabile, fossilfreie und erschwingliche Grundlastkraft hat.
Ich habe kürzlich Åkers Sweden besucht, eines der ältesten Unternehmen Schwedens. Die frühere Kanonengießerei aus dem Jahr 1580 stellt heute großen industrielle Walzen her, die weltweit exportiert werden. Man schmelzt dort Metallschrott mit großen Mengen fossilfreiem Strom. Diese Art von Industrie braucht das ganze Jahr über rund um die Uhr zuverlässig Strom, und nicht nur, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Aber während der Energiekrise im Winter 2022/2023 wurden sie gezwungen, nur noch nachts zu produzieren, damit Schweden Strom auf den Kontinent exportieren und das deutsche Stromsystem unterstützen konnte, um dort die Gaskraftwerke zu schonen.
Notwendige Ernüchterung
In Schweden heizen wir unsere Häuser mit elektrischen Wärmepumpen oder mit Fernwärme, und wir exportieren fossilfreien Stromüberschuss, ebenso wie Frankreich, unter anderem nach Deutschland. Frankreich und Schweden waren 2023 die größten Stromexporteure Europas. Jetzt versucht Deutschland, andere Länder dazu zu bringen, noch mehr regelbare Energie anzubieten. Das gescheiterte Projekt Hansa Powerbridge ist ein Beispiel dafür. Robert Habeck will, dass Schweden das 300 Kilometer lange Unterseekabel baut, aber aus schwedischer Sicht würde es nur die Strompreise in Schweden erhöhen und möglicherweise die Ernüchterung verzögern, die in Deutschland unvermeidlich kommen muss. Je früher – desto besser.
Ein Problem für Deutschland ist es auch nicht nur, wenn die wetterabhängigen Energiequellen keinen Strom liefern, sondern auch dann, wenn sie zu viel produzieren. Denn Strom muss genau in dem Moment verbraucht werden, in dem er produziert wird. Wenn die Sonne aufgeht, steigt die Produktion aus Solarenergie allmählich an und erreicht ihren Höhepunkt in wenigen Stunden am Mittag – wenn der Bedarf relativ niedrig ist. Die Strompreise werden dann oft stark negativ, was bedeutet, dass die Stromproduzenten bezahlen müssen, um ihren Strom loszuwerden. Die Kraftwerke, die herunterfahren können, tun dies dann nach gesundem Marktverhalten, während diejenigen, die dies nicht können, den finanziellen Schlag hinnehmen müssen. Diese Überproduktion schadet dem Anreiz, in neue Kraftwerke zu investieren, die benötigt werden, wenn die Sonne nicht scheint.
Deutschland kann seinen Überfluss an Solarenergie auch nicht alleine bewältigen. Er füllt die Exportkabel und große Teile des europäischen Stromsystems müssen bei der Regelung helfen. Tatsächlich hat sich unser normalerweise südwärts gerichteter Stromfluss in Schweden oft in einen nordwärts gerichteten Stromfluss während der Sonnenstunden verwandelt, da der Import von Solarenergie so umfangreich geworden ist. Ich habe mit Wasserkraftwerksbetreibern gesprochen, die gezwungen waren, ihr Wasser durch Überläufe zu leiten, anstatt es durch Turbinen fließen zu lassen, weil die Speicherkapazität erschöpft war. Dies kann hauptsächlich auf Solarenergie aus Deutschland und den Niederlanden zurückgeführt werden, die lukrative Fördersysteme für die Installation hatten.
Keine Möglichkeiten zum Abregeln
Es gab Situationen in diesem Frühjahr, in denen das gesamte dänische Stromsystem aufgrund von Importen aus Deutschland, verstärkt durch eigene Produktion, keine Möglichkeiten zum Abregeln der Stromerzeugung mehr hatte und gezwungen war, den Strom weiterzuleiten, unter anderem nach Schweden. Dort wurden die Abregelkapazitäten ebenfalls knapp. Abgesehen davon, dass es sehr teuer wird, diese zu aktivieren, bedeutet es auch, dass der Systemoperator gezwungen sein könnte, die Notbremse zu ziehen, also manuell Anlagen abzuschalten, wodurch auch Verbraucher in diesen Gebieten vom Netz getrennt werden könnten.
Und das ist nur eines der Probleme. Ein anderes: Da es einen so großen Anteil an wetterabhängiger Produktion gibt, wird das Stromsystem sehr empfindlich gegenüber falschen Wettervorhersagen. Ein ziemlich ernster Vorfall ereignete sich kürzlich, am Montag, den 3. Juni, als die Produktion aus Solarenergie im Voraus falsch eingeschätzt wurde und 8 Gigawatt (entspricht 8 Kernreaktoren) niedriger war, als es der Markt in den Day-Ahead-Auktionen am Vortag erwartet hatte. Wolkenbildung wird als Ursache angesehen. Dies ließ den Intraday-Preis in Deutschland auf das maximale Niveau von 9.999 Euro pro Megawattstunde steigen und setzte das europäische Stromsystem stark unter Druck.
Ich glaube, Deutschland muss eine komplette Kehrtwende in seiner Energiepolitik machen. Es muss aufhören, wetterabhängige Energiequellen zu subventionieren, damit es vernünftige Proportionen im Strommix gibt, und es muss die stillgelegten Kernkraftwerke so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen. „Die deutschen Kernkraftwerke, und insbesondere die letzten drei, waren die sichersten Reaktoren der Welt und die am besten gewarteten“, erzählte mir Ingemar Engkvist, Vorstandsmitglied von Vattenfall und ehemaliger CEO der World Association of Nuclear Operators, im vergangenen Jahr. Und er sollte es wissen, da diese Organisation die Sicherheit von etwa 450 Reaktoren weltweit überwacht.
Abwanderung der Industrie aus Deutschland droht
Deutschland war lange der Motor der europäischen Industrie und einer von Schwedens wichtigsten Handelspartnern. Aber wie die Dinge derzeit stehen, fürchte ich leider, dass die deutsche Industrie in andere Länder und Kontinente abwandern wird, die eine vernünftigere Energie-, Klima- und Wirtschaftspolitik verfolgen. Und wenn deutsche Unternehmen nach China ziehen, wird es weder für das Klima noch für die europäische Wettbewerbsfähigkeit ein Gewinn sein. Aber das ist unbestreitbar der Weg, den Deutschlands Energiepolitik derzeit einschlägt.
Deutsche Politiker scheinen zu glauben, dass andere Länder in Europa nichts lieber täten, als ihren Strom nach Deutschland zu schicken. Dies mag für einige einzelne Stromerzeuger zutreffen, aber die schwedischen Unternehmen und Privatpersonen, die die Stromrechnungen bezahlen, haben genug davon. Und ich glaube, die Regierung hat das verstanden, weshalb sie sich entschied, Schweden nicht noch stärker dem deutschen Einfluss auszusetzen. Es ist an der Zeit, dass Deutschland aufwacht, seine Energiepolitik wieder nüchtern betreibt und dann das wirtschaftliche Comeback schafft, das ihm schon einmal gelungen ist – und auf das wir anderen Länder warten und hoffen.
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Nicht nur falsch, sondern zerstörerische Politik, der links Grünen Khmer.
Wer zerstört die gesammte Energie, Netze , Gasleitungen, Kernkraftwerke, Kohlekraftwerke ?
I bins, der Kinderbuchkritzler, ich bin ja sooooo grün !
Ja hinter den Ohren !
Nix Plan, Klimawahn, Blätter fressen
Lastenfahrad fahrn, Kinder im Mutterleib töten, alles STEUERGELD für die Welt.
Das ist Gott sei Dank bald vorbei, Hex, Hex, Kartoffelbrei.
Das solche Zerstörer Deutschlands, sich noch in die Öffentlichkeit trauen, ist unglaublich !
Und ca 47 Millionen noch arbeitende Steuersklaven huldigen diesem Politmolloch.
UNBEGREIFLICH.
Ich habe mir schon mal 10 Hamster gekauft, die mir den Strom für das staatliche Verblödungs - und INDOKTRINATION TV im HAMSTERRAD ermöglichen.
Erkenne deinen FEIND und du wirst Siegen !!!
Alice for Bundesschwanzler, jo, jo.