China und die EU / dpa

Deutschland und China - Die Illusion

China lieben die Deutschen als Absatzmarkt und Handelspartner. Doch wissen sie gar nicht, mit wem sie da wirklich ins Bett steigen. Ein verlässlicher Liebhaber ist das Reich von Xi Jinping gewiss nicht.

Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

So erreichen Sie Frank A. Meyer:

Vor 55 Jahren erhob Kurt Georg Kiesinger, Bundeskanzler von 1966 bis 1969, warnend seine Stimme: „Ich sage nur China, China, China.“ Seitdem ist das Zitat des Christdemokraten immer wieder zu hören, allerdings weit seltener als Warnung denn als Huldigung. Bundeskanzler wie Spitzenmanager preisen das Reich der Mitte als Reich des Profits. Vor allem die deutsche Automobilindustrie delektiert sich an der kostengünstigen Fertigung in dem bevölkerungsreichen Land; ganz besonders das deutsche Vorzeigewerk Volkswagen hat sich den fernöstlichen Verführungen vertrauensselig hingegeben. 

Aus der Marktbeziehung ist eine Liebesbeziehung geworden

Heute verspürt VW Entfremdung, denn China baut und verkauft eigene Automarken, für den Heimatmarkt wie für Europa, also auch für Deutschland, trickreich subventioniert von der Schraube bis zur Verschiffung in die EU. Die künstliche Verbilligung macht BYD, Chery oder Nio erschwinglicher als die europäische Konkurrenz – und das zu einer Zeit, in der Chinas umworbene Wirtschaftswunderwelt in die Krise steuert: Den Konsumenten zwischen Peking und Schanghai fehlt zunehmend das Geld für die Karossen aus Wolfsburg, München oder gar Stuttgart, wo ja seit Menschengedenken das Allerteuerste gerade gut genug ist. Chinesen kaufen plötzlich chinesisch

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Hans Süßenguth-Großmann | Mi., 18. Dezember 2024 - 11:25

nicht. Europa und China sind grundsätzlich verschieden. China und ganz Ostasien ist konfuzianistisch geprägt, die Harmonie steht im Vordergrund egal, ob diese real oder gespielt ist.
Konkurrenz ist eher ein europäisches Merkmal.
Ansonsten kann ich dem Artikel entnehmen, dass dem Deutschen nichts teuer genug sein kann. Billiges Russengas ist unfrei und vom Übel.
Die Schutzzölle können auf dem europäischen Markt helfen, aber ob jemand außerhalb Europas unsere teuren Waren kaufen will, wage ich zu bezweifeln. Europa wird zum Museum.

Tomas Poth | Mi., 18. Dezember 2024 - 12:54

China steht nach der EU und den USA als drittgrößter Exportmarkt bei uns auf der Liste.
Deutschland braucht die Exporte, um mit den gelieferten Produkten das Einkommen zu generieren, mit dem wir uns die Rohstoffe und Halbfabrikate einkaufen um unsere Produkte herzustellen.
Anders herum gesprochen, wir sind eine der großen Weltwerkstätten (Platzt 4), um uns unser Leben zu leisten.
Wenn der Werkstatt der Strom ausgeht, oder nur zeitweilig zur Verfügung steht, oder der Strom einfach zu teuer ist, dann kann sie dicht machen!
Unsere Exportmärkte sind also wichtig für uns, auch China.
Wir können natürlich versuchen wie im Mittelalter nur vom eigenen Acker leben zu wollen. Aber damals lebten hier weniger als 10 Millionen, also weniger als ein Achtel der heutigen Bevölkerung.
Wer also will, für rotgrüne Politik, freiwillig von der Klippe springen? Rotgrün kann ja Vorbildhaft vorangehen!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 18. Dezember 2024 - 13:01

... dann zeigt sich das eben auch im Umgang mit anderen Ländern/Völkern. Wir haben nach dem Krieg nie eine wirklich eigene Identität geschaffen, eigenes Selbstwertgefühl entwickelt, sondern waren schon immer einfältig und devot. Die USA hat dahingehend allerbeste Arbeit geleistet. Noch heute haben wir eine unterwürfige und träumerische Abhängigkeit von den Staaten und lebten das auch mit Russland und China aus. Gerne ließen wir es zu, das gerade auch Chinesen deutsches Now How importierten bzw. ausspähten und wir Blödmänner fanden das auch noch toll, wenn unsere Firmen in China ansässig wurden und sich natürlich deren Diktat unterwerfen mussten. China kauft unsere wichtigsten und noch innovativsten Firmen auf und lutscht uns komplett auf allen Erfindergebieten aus. Der Markt ist doch ein sichtbares Zeichen dafür, wie wir uns selbst auch auf diesem Sektor aufgegeben haben. Und das hat China gemacht, ohne auch nur ein Schuss abzugeben. Krieg geht eben auch anders als immer nur mit Bomben

Albert Schultheis | Mi., 18. Dezember 2024 - 14:38

Wir Deutschen wollen permanent geliebt werden - und gelten dennoch als die Kotzbrocken der Welt! Besonders nach den "an Deutschland soll die Welt verwesen"-RotGrünen Khmer. China sei gefährlich, hinterhältig, unverlässlich - heißt es. Das mag sein, denn China ist sich seiner eigenen Interessen bewusst und macht entsprechend Politik. Seine Interessen sind nicht deckungsgleich mit den unsrigen - wie sollten sie auch?
Aber was ist mit unseren ziemlich besten Feunden in der EU, was mit den USA? Sind die verlässlich? Sie haben uns gemeinsam unterm Arsch die Nabelschnur von Wohlstand und Wirtschaftskraft weggebombt. Als sie uns auslachten, haben unsere Deppen mitgelacht! Die USA missbrauchen uns seit 60 Jahren als vorgelagertes nukleares Gefechtsfeld - unsere Deppen verlangen dafür mehr atomar bestückbare Raketen! Als die Russen uns die Einheit schenkten - ohne Bedingungen zu stellen, haben sie ringsum mit den Zähnen geknirscht und darüber nachgesonnen, wie sie uns wieder kleinkriegen.

Henri Lassalle | Mi., 18. Dezember 2024 - 15:52

Kriegernation. Sie haben die Deutschen u andere benutzt, um ihr Land auf Fortschritt auszurichten und dies zu konkretisieren. Dabei wurde fleissig hnow-how deutscher u westlicher Firmen abgezapft; der Deal war einfach: "Entweder ihr Europäer lasst uns über eure Schulter schauen, oder es gibt Probleme mit dem Handel". Billigexporte aus China haben zudem deren Kriegskasse aufgefüllt, mit der sie ihre Strategien verwirklichen konnten. Die Chinesen haben schon immer, seit der Ming-Zeit durch Imitationen fremder Produkte progressiv gelernt und diese verbessert, perfektioniert.

Wer meint, die Chinesen seien faire partner, ist naiv. Die nehmen keinerlei Rücksicht, die wahren nur ihre eigenen Interessen.
Gerade die Deutschen waren arglos und vor allem gierig nach Gewinn, das macht blind gegenüber Risiken. Nun kommt alle Einsicht zu spät. Man wird mit der chines. Konkurrenz immer stärker u konkreter zu tun haben.

Reinhold Schramm | Mi., 18. Dezember 2024 - 16:12

Alle auf dem Weltmarkt bedeutenden deutschen Großunternehmen, Aktiengesellschaften und Konzerne haben Multimilliarden in China investiert.

Siemens und China – – „Meilensteine einer erfolgreichen Partnerschaft“: »Siemens ist seit 1872 in China aktiv. In 150 Jahren hat sich eine vertrauensvolle Basis partnerschaftlicher Zusammenarbeit entwickelt.«

Bayer-Weltkonzern am 26. September 2024: »Bayer eröffnet Bayer Co.Lab Shanghai im Rahmen weltweiten Ausbaus seines Life-Science-Inkubator-Netzwerks«

BMW der Familie Quandt in China meldet am 09.05.2024: »Sechs Millionen BMW aus China. Ab 2026 wird auch die Neue Klasse am Standort Shenyang gebaut.«

PS: China ist für mehr als hundert (noch) deutsche Großunternehmen, Dividendengesellschaften und multinationale DAX-Konzerne der Zukunftsmarkt im 21. Jahrhundert – noch vor Deutschland, ganz Westeuropa und Nordamerika!

Karl-Heinz Weiß | Mi., 18. Dezember 2024 - 16:16

Die Meinung des Autors zum Rechtsverständnis der chinesischen Regierung teile ich zwar. Aber der Anteil der deutschen Exporte nach China liegt (prozentual) in etwa auf der Höhe der schweizerischen. Das Problem sehe ich eher in der Fertigung deutscher Firmen in China. So investiert etwa BASF aktuell 10 Milliarden in einen Chemiestandort. Vor kurzem hat diese Firma über 5 Milliarden Euro auf Beteiligungen in Russland abgeschrieben.

Ihr Kommentar zu diesem Artikel

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.