Kindergarten in Paris / picture alliance

Große Probleme, falsche Konzepte - Die hausgemachte Kita-Krise ist nicht mit Geld zu lösen

Seit langem hat es keine so unausgeglichene, stimmungsgetriebene, zugleich anspruchsvolle und labile Generation von Kleinkindern gegeben wie die aktuellen Kindergartenjahrgänge. Das Hauptproblem ist aber nicht das Geld, sondern die aktuelle Kita-Ideologie.

Autoreninfo

Miriam Stiehler leitet eine private Vorschule sowie eine Praxis für Förderdiagnostik und Erziehungsberatung. Sie studierte Sonderpädagogik und promovierte in heilpädagogischer Psychologie. Als Dozentin befasst sie sich mit den philosophischen und wissenschaftlichen Grundlagen von Bildung, als Autorin stellt sie auf www.WissenSchaffer.de Fachtexte und systematisch erprobtes Lernmaterial zur Verfügung. Zuletzt von ihr erschienen: „AD(H)S - Erziehen statt behandeln“.

So erreichen Sie Miriam Stiehler:

Beinahe irreparabel seien die Schäden, die die aktuelle „Kita-Krise“ auslöse, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Rahel Dreyer. In einem offenen Brief fordert sie deshalb mit einigen hundert Kollegen aus dem Früherziehungsbereich mehr Geld und mehr Personal für Kindergärten. Dass die Schäden immens sind, da kann man ihr nur zustimmen. 

Seit langem hat es keine so unausgeglichene, stimmungsgetriebene, zugleich anspruchsvolle und labile Generation von Kleinkindern gegeben wie die aktuellen Kindergartenjahrgänge. Der Krankenstand beim Personal ist enorm, besonders wegen psychischer Erkrankungen, und auch das verwundert nicht. Doch die Notlage bleibt von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, weil es im Kindergarten keine Zeugnisse oder Lernziele gibt, die den Abwärtstrend in schockierende Zahlen übersetzen und in Familien diskutiert würden. 

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Reinhold Schramm | Sa., 28. September 2024 - 11:50

Die vietnamesische Oberschicht und Bildungselite, so meine Erfahrung aus den 1970er Jahren, beherrschte nicht nur die französische Sprache.
Es stellt sich schon die berechtigte Nachfrage: Aus welchen vormals französisch kolonisierten Ländern und Regionen Asiens, Arabiens und Afrikas kommen die französischen Kinder mit Migrationshintergrund der Geschwister, Eltern und Großeltern?

In Deutschland haben rund 44 Prozent aller Kinder unter 5 Jahren einen Migrationshintergrund. Zudem sind Sie mit unterschiedlichsten Sprachen je nach Herkunft Ihrer Eltern und Verwandten aufgewachsen. Häufig sind die Familienmitglieder Analphabeten. Sie sprechen nicht und bemühen sich nicht um das Erlernen der deutschen Sprache. Auch fehlen jede schulische Bildung und berufliche Ausbildung der Familienangehörigen. Sie leben vom jahrelangen Bezug staatlicher Sozialleistungen.
{...}

Nachtrag, Teil II.

Reinhold Schramm | Sa., 28. September 2024 - 11:52

{...}
Bei der Einschulung – wie zuvor auch in der Kita – gibt es keine Kenntnisse zur Beherrschung der elementaren deutschen Sprache für eine ausreichende Verständigung. Offenbar nicht selten: eine Vielzahl unterschiedlichster und zugleich unausgebildeter Sprachen aus den Herkunftsländern im aktuellen Schulbetrieb und Unterricht.

► Zudem müssten auch Millionen migrantische Eltern und Großeltern in Deutschland in die sprachliche, schulische und berufliche Bildungsarbeit und Ausbildung mit einbezogen werden. Das wäre eine Voraussetzung für die Bildungs- und Erziehungsarbeit und zugleich deren sozialpolitische Entlastung. Die Befähigung zur Beteiligung an der Erwerbsarbeit beider Elternteile, speziell der muslimischen Frauen und Mütter, wäre eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Kitaarbeit und Persönlichkeitsentwicklung aller Kinder.

Gerhard Lenz | Sa., 28. September 2024 - 11:57

trifft auf deutsche Weinerlichkeit. In Teilen muss ich dieses Mal - wer hätte das gedacht - Frau Stiehler sogar mal Recht geben. Allerdings ist die Situation in Frankreich nicht mit der deutschen durchwegs vergleichbar.
Krippenbesuche sind für französische Kinder normal. Es ist durchaus üblich, dass Kinder bereits im Alter von 6 Monaten mehrstündig bis ganztägig betreut werden. Keine Französin käme auf den Gedanken, ein Krippen- oder Kita-Besuch könne für die Entwicklung ihrer Kinder schädlich sein.
In Deutschland ist diese Gelassenheit keineswegs selbstverständlich. Konservative und Populisten verbreiten noch immer/ schon wieder ein Familienbild, wonach die Betreung des Kleinkindes uneingeschränkt durch die eigene Mutter erfolgen sollte. Natürlich gibt es verunsicherte Mütter, die sich fragen, ob der Besuch einer Kita tatsächlich für ihr Kind empfehlenswert ist. Kein Wunder, dass in dieser Situation Eltern oft übertrieben empfindlich auf Kita-Verhältnisse reagieren.

Christa Wallau | Sa., 28. September 2024 - 12:58

in Deutschland und Frankreich geschildert wird,
ist sehr zu begrüßen.
Endlich einmal wird hier wieder auf den K e r n des Problems im gesamten deutschen Bildungssystem hingewiesen.
Zwar haben das auch in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kluge Menschen getan, aber ihre Appelle wurden abgeschmettert.

Es mangelt an Disziplin und strukturierten Lernprogrammen!
Von Anfang an!
Chaos in den Kindergärten, Chaos in den Grundschulen, überforderte weiterführende Schulen, Hochschulen mit Studenten, von denen
viele nie einen Abschluß machen.
Da werden horrende Summen an Geld verpulvert für äußerst magere Ergebnisse.
Und warum?
Weil man sich nicht eingestehen will, daß die deutsche "Reform-Pädagogik", die Ende der 70er Jahre ihren "Siegeszug" antrat, ein Riesen-Flop ist!
Deutschland hat nicht nur die bekloppteste Migrationspolitik, sondern seit einem halben Jahrhundert die schwachsinnigste Bildungspolitik.

Christa Wallau | Sa., 28. September 2024 - 13:00

in Deutschland und Frankreich geschildert wird,
ist sehr zu begrüßen.
Endlich wird auf den K e r n des Problems im gesamten deutschen Bildungssystem hingewiesen.
Zwar haben das auch in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kluge Menschen getan, aber ihre Appelle wurden abgeschmettert.

Es mangelt an Disziplin und strukturierten Lernprogrammen!
Von Anfang an!
Chaos in den Kindergärten, Chaos in den Grundschulen, überforderte weiterführende Schulen, Hochschulen mit Studenten, von denen
viele nie einen Abschluß machen.
Da werden horrende Summen an Geld verpulvert für äußerst magere Ergebnisse.
Und warum?
Weil man sich nicht eingestehen will, daß die deutsche "Reform-Pädagogik", die Ende der 70er Jahre ihren "Siegeszug" antrat, ein Riesen-Flop ist!
Deutschland hat nicht nur die bekloppteste Migrationspolitik, sondern seit einem halben Jahrhundert die schwachsinnigste Bildungspolitik.

Albert Schultheis | Sa., 28. September 2024 - 14:38

Jede Woche eine neue Katastrophe, eine weitere Weiche, die von unserer SED-Brandmauer-Partei grundfalsch eingestellt wurde - mit fatalen Folgen allenthalben. -Hallo! ALLE Weichen sind falsch gestellt! Es kann keine richtig eingestellte Weiche geben im Lügen-Land der falschen Weichenstellung! Vor 15 Jahren ging ich als Lehrer zurück in die Schule - nach 25 Jahren Industrie - um festzustellen, dass auch dort die Weichen falsch eingestellt waren. Bin gespannt, welche desaströse Weichenstellung wir nächste Woche finden! Ist es die Ernährungspolitik? Sind es die Gerichte, die Verfassungsgerichte? Das System der staatlich finanzierten Schranzenbildung in (N-)GOs, ÖRR und Höflingsmedien von FAZ bis taz? ... Ein singulärer Absturz in einem isolierten Ressort ist mit der SED-Brandmauer-Partei nicht zu haben. Egal wo wir hinschauen, wir finden überall die gleichen ideologisch haluzinierten Wahngebilde als konstituierende Prämissen. Deshalb sind die Folgen strukturell, flächendeckend desaströs!

Maria Fischer | Sa., 28. September 2024 - 14:47

Genau erkannt.
Die Infantilisierung unserer Gesellschaft beginnt in der Kita, zieht sich durch die Grundschule, setzt sich fort in fortführende Schulen, Unis, endet im Bundestag.
Das Schlimme ist, sich mit Eltern auseinanderzusetzen, die so überzeugt von ihren „Nichtwissen“ sind, dass es einem manchmal schlecht wird.
Ohne fundierte Grundkenntnisse, ist diese Gesellschaft manipulierbar ohne Ende.

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