Eine Möwe sitzt am Strand der Eckernförder Bucht an der Ostsee / picture alliance

Blicke ins Sommerloch - Abgründe der Middleclass

Schutzfaktor 30 bewahrt zwar zuverlässig vor Sonnenbrand, doch es gibt keine Rezeptur zum Schutz vor sozialer Deklassierung. Die jüngsten Daten der Wirtschaftsinstitute bilden schon eine gewisse Drohkulisse.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

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Brotzeit, Sommerzeit, Ferienzeit. Während man gedankenvoll in das Gurkenkäsesandwich beißt, öffnet sich der Blick in die Ferne, aufs Meer. Kinder schreien fröhlich im Hintergrund; es klingt fast wie Musik. Die Glücklichen, sie lesen halt noch keine Zeitung. O Freiheit, auch die innere Horizontlinie verschiebt sich – zumindest ein bisschen –, wenn man etwa den leeren blauen Himmel mit den eigenen vollgepackten Reisekoffern vergleicht. Oder die meerfrischen Austern mit heimischen Miesmuscheln. 

Ja, völlig neue geistige und körperliche Perspektiven tun sich auf, während langsam die Sonnencreme einzieht. Ist das eigene Leben das richtige? Job, Partnerschaft, Familie – das war’s schon? Kurzum, wie soll es weiter gehen? Zumindest auf der Makroebene ist einiges in Schieflage geraten. Auch die eigene Wohlstandsillusion hat tüchtige Risse bekommen; droht jetzt ihr gänzlicher Einsturz? Sogar in der parlamentarischen Sommerpause bleibt man von Haushaltssorgen nicht verschont. What?! Sieben Milliarden Euro fehlen in der Portokasse. Nickligkeiten zwischen einem amtierenden und einem ehemaligen Finanzminister. Was würde dazu wohl der Vermögensberater sagen, wenn man denn einen hätte?

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Urban Will | So., 18. August 2024 - 07:51

als Leser ein wenig die Gedanken schweifen lassen an diesem verregneten Sonntag Morgen.
30... Eine Zahl nur, aber auch ein Wert. So etwa in %. Für die Schwarzen Ein „Schutzfaktor“ für die braven Mittelschichtler? Die „Beflissenen“ und „Besorgten“... Heute-Journal-Konsumenten und noch immer Merkel-Getreuen, deren Angst nach Fritzels Rückkehr sich längst gelegt hat, macht der Brave doch genau das, was Mutti ihm ins Orderbuch geschrieben hat oder hätte. Bloß keine Experimente, Fritzel.
Man schaut in Abgründe und sorgt sich. Und sieht die Ekelklasse in zunehmender Zahl zu den Schweflern rechts und links des Gutmenschen-Horizontes abschweifen.
Und hat die wohl verordnete Angst vor dem neuen Ruck nach irgendwo. Zwar keine Ahnung, aber Angst geht halt immer. Frau Slomka kann aber auch so besorgt kucken. Und wo bleiben die Grünen? Warum will die keiner? Ist doch Klima??
Und man schaut auf das Konto und die Preise und rechnet und denkt... Irgendwie war früher mehr Lametta.
Aber...

Rainer Mrochen | So., 18. August 2024 - 08:02

Herrlich leichte Lektüre am Sonntagmorgen, wenn halt der Inhalt nicht wie ein Mühlstein am Hals der Betroffenen hängen würde.
Aber ich verstehe schon. Die Beschreibung deutscher Wirklichkeit lässt sich nur noch als gruppentherapeutisches Projekt aus Ironie, Sarkasmus und Zynismus, je nach Perspektive, beschreiben.
Ihr "Gurkenkäsesandwich", im letzten Absatz, hat es mir besonders angetan. Wenn ich die Belegungsrate des Sandwich und die von ihnen daraus abgeleitet Sozialstruktur als, vorläufige, Quintessenz betrachte birgt das erheblichen, gesellschaftlichen Sprengstoff. Dabei ist noch nicht einmal abzusehen wo der Weg hingehen soll. Die Navigatoren sehen am Ende des Horizontes nur Wasser und denken die Erde sei eine Scheibe. Dabei sollten sie es besser wissen oder der Absturz ist gewollt. Ein Wermutstropfen: Ich denke man ist nicht paranoid wenn man auf Erhalt des eigenen Status bedacht ist. Mit seinem Sparbuch geht man ja auch nicht leichtfertig um. Für mich ist das verantwortungsvoll.

Ingofrank | So., 18. August 2024 - 08:32

das Land hat die Nase gestrichen voll …..
Bloß, die da Oben merken es nicht einmal. Weder in Berlin noch in Thüringen, Sachsen & Brandenburg …. von den Qualitätsmedien, allen voran dem ÖRR, ganz zu schweigen.
Es scheint niemand mit zu bekommen wie aufgeheizt die Stimmung im Lande, und vor allem wie hoch der Wille nach einer politischen Wende ist.
Wenn ich mich zum x- ten Male wiederhole, es erinnert mich stark an die Vorwendezeit der End 80 iger Jahre. Auch die politische Reaktionen gleichen sich. Alles Bestens, wir sind auf einem richtigen Weg, alles wird besser, fehlender Optimismus, das beste Deutschland was es je gab.
Das großen Projekte unter Merkel & RGG gescheitert sind, gibt niemand zu. Energiewende, Migration, Bildung, Infrastruktur, Wirtschaft &&& alles gescheitert mit der Folge der Wohlstandsvernichtung im eigenen Land für die eigenen Bürger. Auch die Gegenmaßnahmen gegen Volkes Wille sind gleich. Heute Verfassungsschutz früher die Stasi.
M f Gruß a d Erfurter Republik

Thomas Romain | So., 18. August 2024 - 09:21

Nüchtern betrachtet kann sich die Mittel- und Unterklasse deutlich mehr leisten als etwa in den 80ern (als ja alles noch prima war).
Mehr Kleidung, mehr Konsumgüter, mehr Urlaubsreisen, eine deutlich grössere Auswahl an Lebensmitteln.
Was teuer gewoden ist, ist Wohnraum (das ist aber wohl eher dem Markt geschuldet - Angebot und Nachfrage. Und für grosse Gruppen mit geringeren finanziellen Mitteln gibt es Wohngeld - sinnvoll oder nicht) oder etwa den Führerschein zu machen.
Alles in allem ist die wirtschaftliche Situation der sog. Mittelschicht aber nicht unbedingt schlechter, offenbar sind aber die materiellen Ansprüche stark gestiegen.

Einer der Hauptgründe ist das die Preise für Konsumgüter durch die Verlagerung der Produktion und immer häufiger der Entwicklung aus Deutschland ins noch billigere Asien stark gefallen sind. Dies betrifft insbesondere Elektro-/Elektronikartikel und Kleidung. Vor 30 Jahren kostete eine Bosch Bohrmaschine Made in Germany/Austria/Switzerland 200 DM, deren Nachfolger Made in China kostet heute ca. 80 Euro was inflationsbereinigt deutlich weniger als die Hälfte ist!

Kehrseite ist der Wegfall von gut bezahlten Industriearbeitsplätzen was zu unwiederbringlichem Wissens- und Wohlstandsverlust führt!

Dazu kommt, daß die Chinesen längst begriffen haben, daß sie uns in der Hand haben, die Preise steigen stetig.

Es droht der Absturz, die Löhne fallen, die Abgabenlast steigt wegen Ausbau des „Sozialsystems“ immer weiter, aber die Importwaren werden immer teurer und wir produzieren immer weniger, quasi der „Doppelwums“!

Ihre These ist eine bereits überholte Momentaufnahme, es geht rapide bergab!

Chris Groll | So., 18. August 2024 - 10:07

Herr Pietzcker, einige Menschen haben ja auch noch andere Urlaubsvergnügen. Sie setzten sich mit Bierkästen und Stühlen auf einen besonderen Aussichtspunkt und genießen das Spektakel der Sprengung der Kühltürme
des stillgelegten Kernkraftwerkes „Grafenrheinfeld“ .
Ja, man sieht gerne dem Untergang des eigenen Wohlstandes zu. Man möchte dabei sein.

Ernst-Günther Konrad | So., 18. August 2024 - 11:11

Beginnend im September und in der Folge nächstes Jahr im BUND einfach mal -quer- nicht queer- wählen und vor allem nicht alles mehr mitmachen und endlich auf die Straße gehen, wenn einem der Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Meine Frau und ich sind leider gesundheitlich nicht mehr in der Lage an Demos teilzunehmen. Da ich von meinem Beruf her weiß, wie anstrengend das ist, bleibt mir nur meinen Ärger und Frust von der Seele zu schreiben und nicht alles mitzumachen. Wenigstens erinnern sie in ihrem Artikel an die Misere. Die Msm haben inzwischen wieder wichtigeres zu vermelden. Zwar bezeichnen sie inzwischen Habeck auch als Märchenerzähler und breiten seine Märchen aus. Aber dann doch so harmlos, dass man schnell den Deckel drauf macht, wenn es zu gefährlichen wird für ihn. Richarda Land hat jemand gefunden und geehelicht. Mein Glückwunsch an das Brautpaar. Da haben sich zwei gefunden. Ein Dr. der Physik und eben die Ricarda. Tja, wo die Liebe hinfällt.

Bernd Windisch | So., 18. August 2024 - 13:01

Die Schicht der Braven hat ihre Anführer Baerbock, Kühnert, Lang und Habeck selbst gewählt und die haben geliefert wie bestellt.

Das die Schicht der Braven in Personalunion auch die Schicht der "Blöden" abbildet (https://www.cicero.de/innenpolitik/asyl-urlaub-afghanistan-stamp) geschenkt.

Man zieht sich selbst den Stecker und wundert sich, dass es dunkel wird. Da helfen auch keine philosophischen Betrachtungen zur Konsistenz oder Belag von mitgebrachten Käsebrötchen. Wenn sich der eine oder andere in Zukunft sein vom Staat alimentiertes Käsebrötchen mit dem Rest der Welt teilen muss schmeckt das natürlich fad, aber man hat er es sich redlich verdient. Die einen tragen nämlich die politische Verantwortung und die anderen die Folgen. War schon immer so!

Und nächstes Jahr werden viele wieder brav CDU wählen und werden geliefert bekommen, was sie bestellt haben, nämlich LinksGrün. Dumm nur, dass viele das einfach nicht glauben wollen oder zu doof sind, sich vorher zu informieren oder zumindest mal hinzuhören, wenn sie reden, die Fritzels, der Wüste, die Sektierer, etc.

Und sie werden wieder heulen und klagen, werden jammern, dass man kaum mehr auf die Straßen kann am Abend, werden vielerorts ihren Töchtern raten, zuhause zu bleiben, werden den Rentnern beim Flaschensammeln zuschauen und bedauern, dass das alles so ist, werden jammern, dass die Energiepreise ebenso durch die Decke gehen wie die Windräder aus dem Boden schießen und die Umwelt verschandeln, werden sich fragen, warum trotz Rekord-Steuereinnahmen es überall an Geld fehlt (zumindest im Inland...), Ach, ich könnte immer weiter machen.

Geliefert wie bestellt. Und wer von den CDU-Wahlschafen sich dann aufregt, sei herzlich ausgelacht.

Luigi | So., 18. August 2024 - 19:02

Dem Mittelstand kann man ein gewisses Maß an gesunder Trägheit unterstellen. Der innere Kompass zeigt heute immer noch in die gleiche Richtung nämlich Mitte. Nur das politische Umfeld hat langsam aber beharrlich das Koordinatensystem nach links grün verschoben. Merkel fing damit an. Mit Nudging begann sie den Souverän zu framen. Atomkraft wurde absolut bää wegen Tsunamigefahr und das mit den Flüchtlingen schaffen wir schon. Zu allem Unglück hatten wir uns nach Merkel eine Ampelregierung gewählt und der lupenreine Demokrat in Moskau verwandelte sich zu einem Hitler des 21sten Jahrhunderts. Was unsbleibt ist, dem alten Kompass stur weiter zu folgen und Ablenkungen links, grün rechter Petentrezeptler uu wiederstehen.

Sabine Lehmann | Mo., 19. August 2024 - 03:07

Vom eloquenten Autor wieder einmal wunderbar geschrieben. Man fliegt quasi ganz leichtfüßig über die Zeilen und lässt sich mitnehmen auf eine kleine gedankliche, fast schon philosophische Exkursion. Danke dafür.
Inhaltlich bringt es aber doch wieder nur die betrüblichen, allseits bekannten Umstände dieser Republik aufs Trapez, und damit unweigerlich depressive Gedanken angesichts dieser allumfassenden und unausweichlichen Aussichtslosigkeit. Denn die agierende Entourage 1:1 auszutauschen, ist reine Illusion. Aber davon träumen darf man ja mal. Apropos: Sieben, Acht, Gute Nacht;-)

Ich hoffe ich verstehe sie richtig: "Ach wie gut das keiner weiss..."
Ach wie gut der Möglichkeit, daß das Lesen weiter reicht. Seiten, die zum Nachdenken anregen, sind auch interessant. Des Sperber`s Auge ist scharf und informiert anders. (RT(L)de, im technischen Tunnel ist nicht annähernd so dunkel wie die Propaganda meint unterdrücken zu müssen. Ganz im Gegenteil! Ein Wanderer zwischen den Welten ist allemal aufgeklärter als einer, der, in der Einheitswüste informeller Möglichkeiten, sich selbst der Dehydrierung aussetzt.. Im Grunde ist es einfach: allein; der Mehrheit fehlen sowohl Interesse wie auch Zeit. Das ist mir voll bewusst.
Liege ich falsch, bitte ich höflichst um Antwort. Ich hoffe nicht?
Beste Grüße

Sabine Lehmann | Mo., 19. August 2024 - 15:01

Antwort auf von Rainer Mrochen

Leider verstehe ich Ihre Einlassungen nicht. Ansonsten hätte ich Ihnen gerne geantwortet, lieber Herr Mrochen.