Künftig auf Camembert verzichten? Ein klares Nein! / picture alliance

Wenn Genuss hochpolitisch wird - Nie wieder französischen Käse?

In der Welt des Genusses spielt Frankreich eine herausragende Rolle. Aber sollte das nach diesen Wahlergebnissen so bleiben? Selbstverständlich, meint unser Genusskolumnist, und wird weiter mit Freude Austern, Wein, Käse und anderes mehr aus Frankreich kaufen.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Wie kann das sein? So manch „urbaner Citoyen“ reibt sich verwundert die Augen. Denn in unserem größten Nachbarland tut sich Unerhörtes. Über Jahrzehnte galt Frankreich als Inbegriff des guten Lebens, voller Eleganz, großer Kultur, raffinierter und vielfältiger Küche und großen Weinen. Wen packte nicht sofort die Sehnsucht und die Reiselust in dieses Land, wenn er Jahr für Jahr tagelang die wunderschönen Bilder von der Tour de France verfolgt hat, dem berühmtesten Radrennen der Welt, das, gesäumt von feiernden Zuschauermassen, durch die fantastischen Regionen zwischen den Küsten, den Alpen und den Pyrenäen voller schöner und pittoresker Orte mit genussaffinen Menschen führt, die wissen, wie man das Leben genießt und feiert?

Der schöne Schein trügt schon lange

Und ja, man bewunderte – wenigstens ein bisschen – auch den widerständigen, republikanischen Geist der Franzosen, die sich von ihrer Obrigkeit nichts gefallen lassen und in denen die Ideale der französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – sozusagen genetisch verankert sind. Natürlich hat man auch mitbekommen, dass da einiges schiefläuft. Schließlich gingen die Bilder von massiven Unruhen in den Banlieues der schicken französischen Hauptstadt und die wütenden Proteste der Gelbwesten-Bewegung vor allem in der Provinz wochen- und monatelang durch alle Medien.

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Karl | Sa., 6. Juli 2024 - 13:19

Essen, fressen, lustig sein und noch so ein französischen Wein. Ja das wird auch so bleiben, doch die üblen anderen Realitäten, Migranten Gewalt, Islamisten, Parallelgesellschaften, das wird hoffentlich in den Mittelpunkt rücken. Über all in der EU, wollen die einheimischen Menschen, weniger bis keine Zuwanderung von Afrikanern und Moslems, außer in Germoney ! Kindergelderhöhung, nutzt nur den Großfamilien der Sozialschmarotzer, den Deutschen nicht. Noch ein Jahr Zeit, die Goldstücke auf die Bundestagswahl duch Vollversorgung zu gewinnen. Wird nichts, die Deutschen haben die Schnauze voll von muslimischen und afrikanischen Schlachtefesten und Frankreich auch ! Also ein Schweinebäckchen in Rotwein - Trüffelsauce, mit Wildkartoffeln an Löwenzahnmuss mit Brokkoliröschen. Schmatz. Auch in Frankreich gilt immer noch rechts vor links, so wie in DEUTSCHLAND !
Das Sommermärchen ist auch gottseidank vorbei, und spiegelt den jämmerlichen Zustand Deutschlands wieder ! Jetzt noch ein Pastis. 😁

D

Simone L. | Sa., 6. Juli 2024 - 13:20

über die Frage in der Überschrift des Artikels! Zum Glück hat sie der Autor gleich selbst mit Ja beantwortet. Was hat Politik mit dem Essen zu tun? Wenn es danach ginge, dürfte man vieles nicht essen. Und da es in der Politik verschiedene Meinungen und Ansichten gibt (Gott sei Dank sind die Menschen so verschieden), würden dann wohl andere extra speisen genießen, die wiederum andere aus politischen Gründen meiden. - Alles Schwachsinn. Essen ist Essen und Politik ist Politik.

Henri Lassalle | Sa., 6. Juli 2024 - 13:54

"la douceur de vivre", aber die knallharten Gesetze und Methoden des Neoliberalismus, die nur noch die Herrschaft des Kapitals gelten lassen und alles andere gleichmachen wollen, wirken auch unheilvoll in Frankreich.

Die untere Mittelschicht und jetzt auch die Mittelschicht haben zunehmend Schwierigkeiten, finanziell den Alltag zu stemmen. Da bleibt wenig Zeit und Musse zum "savoir vivre".
Zum Glück bin nicht davon betroffen, ich huldige nach wie vor der Kultur Frankreichs, und nicht nur der wunderbaren Esskultur, die man jedem empfehlen kann. Dazu braucht man nicht immer ein kompliziertes Menü; Franzosen können aus den einfachsten Zutaten Erstaunliches zaubern. Wir haben eine südfranzösische Hauswirtschafterin, die macht aus einem poulet rôti (gebratenes Bauernhuhn) ein phantastisches "poulet avec des pommes de terre autour" - einfach, aber unvergleichlich!

Ernst-Günther Konrad | Sa., 6. Juli 2024 - 15:58

Glaubt denn wirklich jemand, dass sich egal wer regiert der Käse, der Wein und viele andere Spezialitäten geschmacklich verändern werden?
Alles Unsinn. Wir haben vorher schon franz. Köstlichkeiten, wenn erschwinglich gekauft und werden es weiter tun, so wie es mögen.
Mir ist da wirklich völlig egal, welche Regierung da gerade herrscht. Und ja, das gilt auch übrigens für andere Länder, ob Russland oder China.
Was könne die Menschen, die Erzeuger dafür, wenn ausländische Regierungen ein Problem mit ihrem Land haben.
Es sind die Regierungen die streiten, die Kriege vom Zaun brechen und nicht der normale Bürger. Der will Frieden, Ruhe und Wohlstand. Und das überall auf der Welt.
Und dazu gehört auch gutes Essen.

Ingofrank | Sa., 6. Juli 2024 - 19:28

Ja, stimmt schon …..jedoch sowohl über das Essen, als über die (derzeitige) Politik, lässt sich trefflich streiten.
Möge uns das Essen am morgigen Sonntag, natürlich selbst zubereitet, gut schmecken. Das, können wir wenigstens noch selbst,nach Geschmack, zubereiten.😃
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Brigitte Miller | So., 7. Juli 2024 - 08:08

aus politischen Gründen auf Frankreichs Genüsse verzichten!
Solche lachhaften Boykott-Aktionen treffen sowieso die Falschen.

S. Kaiser | So., 7. Juli 2024 - 08:11

Mit den offiziellen deutsch-französischen Beziehungen war es auch schon in der Vergangenheit hin und wieder nicht zum Besten bestellt. Auch nicht im dtsch Grenzgebiet. Und so kursiert die Erzählung einer Tante Martha, die „damals“ wohl leicht unwillig die Käseplatte auf den Tisch gestellt hat mit den Worten: „Französischer Käse ... aber gut“, was sich als spaßiges Bonmot im Familienkreis etabliert hat.
Und so zeigt sich auch in den angespanntesten Zeiten immer wieder: erst kommt das Fressen, und dann die Moral ….

Ines Schulte | So., 7. Juli 2024 - 09:45

Allein solcheGedankenspiele verbieten sich von selbst!! Auch wenn sie hintergründig gemeint sein sollten. Leider verfestigen sie sich allzu leicht. In einem Parallel-Artikel des Cicero über die Berliner Volksbank zum Kündigen von Konten einer unliebsamen Partei sind ja die Mechanismen benannt: Petition starten und der in die Zange Genommene knickt ein. Was beim Geld funktioniert geht vielleicht auch bei Wein und Käse???

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 7. Juli 2024 - 11:22

Ihrem Artikel, Herr Balcerowiak, das Interview mit Prof. Sloterdijk vom 28.06.2024 von Michael Hesse, FR.
Das unterstreicht noch einmal für mich meinen Eindruck der Sloterdijk´schen Gelassenheit, ja fast Heiterkeit.
Zunächst einmal ist der Zustand einer Kohabitation für Frankreich nichts Neues, wäre dann aber das erste mal mit der "ausgeprägten Rechten" (Sloterdijk) instrumentiert.
Vielleicht kann man sagen, dass das republikanisch/monarchistische Frankreich die Rechten bislang unter "monarchistischen" Führern nicht wirklich herausforderte.
Macron gab sich als solcher aber zuwenig zu erkennen, bzw., er ist zu jung, um die Rolle auszufüllen?
Er bleibt aber Präsident und kann, je nach Ausgang mit der Strasse oder dem Premier kohabitieren.
Auf der Strasse findet man beide, Rechte wie Linke, im Parlament auch.
Macrons "Bewegung" hat die Konservativen evtl. modernisiert und dynamisiert, aber auch auf die Macht, komme, was wolle, reduziert?
Vielleicht mag Macron Merkel deshalb so?
Dennoch..

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 7. Juli 2024 - 11:42

eine hochproblematische Entwicklung.
Die Loslösung von tradierten oder transformierten Werten in der Salonfähigkeit "blanker Macht" ebnet vielleicht "Technokraten der Macht" den Weg?
Auch wenn er so auf manche Franzosen wirkt, Macron würde ich nicht dazu zählen.
Sie tragen auch durchaus hochmoralisches Rüstzeug, sie können evtl. überhaupt alles tragen, sofern es sie an die Macht bringt, deren Beharrungsvermögen dann "Herr*schaft" über ausreichend Zeit garantiert?
Vielleicht sogar arbeitet man ihnen unfreiwillig zu, indem man Kluges produziert, das sie als Versatzstücke vor sich hertragen können?
Es ist wie in einem US-Film über den Übergang zum Tonfilm, vor dem Vorhang gestikulierten "Große", hinten sangen andere.
Ich mag es, wenn diese "Großen" mitten im Text verstummen, weil der Text noch nicht vorliegt.
Deshalb richte ich nicht mehr nur mein Auge auf links, rechts etc. sondern auf die Fähigkeit zu sprechen., besonders auf die Verfertigung des Gedankens beim Sprechen, Fabulieren:)
Nu