- Alles geht den Bach runter – auch die Kartoffel
Der Verzehr von Speisekartoffeln ist auf einem neuen Tiefstand angelangt. Für unseren Genusskolumnisten ist das Anlass zu großer Sorge. Er wünscht sich für Deutschland eine Kartoffel-Zeitenwende mit Doppelwumms.
Der offensichtliche Niedergang Deutschlands hat viele Facetten. Die Deindustrialisierung schreitet voran, das Bildungssystem und die Infrastruktur sind marode, die Energie- und Klimaschutzpolitik sind bitterböse Lachnummern, die Regierung irrlichtert um sich selbst, und der gesellschaftliche Zusammenhalt erodiert zunehmend.
Angesichts dieser tiefgreifenden, bedrohlichen Prozesse erscheinen alltagskulturelle Veränderungen eher nebensächlich zu sein. Aber wenn ausgerechnet die Kartoffel – also das deutscheste aller deutschen Grundnahrungsmittel – jetzt auch noch in einen Abwärtsstrudel gerät, dann gibt das schon zu denken.
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Sehr schöner Artikel.
Sie sagen es, die Kartoffel schmeckt eigentlich in jeder Variante.
Mein Mann und ich waren vor Jahren in Südamerika. Dort wurden die Kartoffeln, um sie haltbar zu machen, auch eingefroren. Und zwar zertreten und dann in der Erde gelagert. In den Anden ist es, wie man ja weiß, ziemlich kalt.
Geschmeckt haben uns diese Kartoffen allerdings nicht.
Ich schließe mich Ihrem Klagelied an. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung ist die Hauptursache in der grassierend zunehmenden Faulheit unserer Mitbürger zu suchen - Kartoffeln müssen geschält werden. Wer will das? Falls überhaupt noch zuhause gekocht wird, ist der Griff zur Tüte mit Pommes, Nudeln oder Reis doch viel einfacher. Schauen Sie sich doch mal in einem normalen Haushalt um - es wird nicht mehr selber geputzt (dafür gibt es die Haushaltshilfe), die Kindererziehung überlässt man gern anderen (Schule oder Kinderbetreuung) und kochen? Höchstens zu Weihnachten, wenn man den Gästen gern die neue Küche mit der Armada von strahlend silbrigen Kochtöpfen und dem teuren Thermomix vorführen will.
Speisekartoffeln kochen kostet Zeit. Wer zu lange mit Küchenarbeit beschäftigt ist, bringt seine Work-Life-Balance durcheinander. Pommes mit Döner bestellen geht einfacher und schneller.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik
Wäre der Anbau dieses Knollengemüses meine erste Wahl! Als geborene Pfälzerin sowieso alternativlos;) Meine Mutter war im Gegensatz zu mir eine begnadete
Hausfrau und Köchin und bekam mit Hilfe dieses Ackergoldes zuletzt 6 Mäuler satt. Wer nie in den Genuss ihrer "Hoorische" (Haarige) mit Sauerbraten und Rotkraut kam, weiß nicht was er versäumt hat. Wenn warmes Abendessen angesagt war gab`s meist "Gequellte" (Pellkartoffeln) mit frischer Hausmacher mit Senf die ich als Kind wegen der Grieben in der Blut-und Leberwurst nicht runterbekam. Deshalb entweder genoss ich die Knolle pur nur mit Salz drauf oder tunkte sie in Senf wenn Mutter keine Zeit oder Zutaten für meinen Kräuterquark hatte. Das dieser Genuss früher unter dem Begriff "Arme-Leute-Essen" firmierte finde ich bis heute ganz schön unverschämt. Wohlwollendes Schmunzeln u. Ungläubigkeit erfuhr ich denn auch bei einem meiner ersten Ausflüge auf den Kanaren, als ich eine ganze Schüssel "Papas arrugadas" genüsslich allein verdrückte!
auch etwas mit Erziehung & Bildung zu tun.
Um eine Kartoffel essen zu können, muß man die Knolle zubereiten können und das beginnt mit dem Schälen + passendem Messer. Auch die Unterscheidung zwischen mehlig für Kartoffelbrei, vorwiegend festkochend und festkochend für Sazkartoffeln oder Pellkartoffeln sollte man wissen da Kochzeiten Sortenabhängig ist.
Und die wenigsten sind heute noch in der Lage, eine vollwertige Mahlzeit selber zu kochen. Zu dumm & zu faul …, was liegt denn beim „Klientel“ im SB auf dem Band? Büchsenspagetti, Dosenbier & Zigaretten mit viel Glück Spagetti in der Tüte und Heinz Ketchup man gönnt sich ja sonst nichts.
Bei uns gibt’s morgen Kotelett mit Möhrengemüse und Salzkartoffeln. Die beiden Kochen werden vorher entfernt und ausgekocht, da gibt's am Montag noch ne gute alte Kartoffesuppe mit einer Wiener dazu.
Fragen Sie heute mal nen woken Großstädter was es da am Wochenende zu essen gibt ? Bis 11.00 gepennt und dann geht’s zum Brunch ….
am Buffet
M f G a d E R
Aber der Autor liegt richtig. Die Kartoffel ist ein einzigartiges Lebensmittel und (noch) relativ preiswert. Allein die Vielfalt angefangen bei Kartoffelsalat, Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, gedämpfte Kartoffeln, Ofenkartoffel, Schupfnudel, Kartoffelknödel, Kartoffelsuppe, Reibekuchen, Rösti, Kartoffelbrei, Kartoffelgratin, Rahmkartoffel bis ..... ach ich höre auf, ist unübertrefflich. Also ein Hoch mit Kartoffelschnaps (huch) auf die Kartoffel und auf alle die mit Kartoffeln noch was anfangen können.
WEGEN MACHT-KONZENTRATION (rote Häuser Monopoly)
Ich bin zum Beispiel ein absoluter Genießer in jeder Hinsicht & Kartoffeln esse ich gerne in den unterschiedlichen Sorten & Zubereitungs-Arten
Aber
wie beim Fleisch => die Großindustrie fertigt nur noch langweilige Produkte oder wie der einzige Hersteller von Hühnerfleisch - kaum genießbar
bei der Kartoffel ist es z.B. Börsennotierter Saatguthersteller Monsanto aus der Giftküche Bayer ("Brust oder Keule" lässt grüßen 🙃), der festlegt, wie lange Sorten angebaut werden dürfen, damit neuer Müll kreiert wird
Gut/Wohlschmeckende Sorten wie z.B. Linda/Laura" &&& dürfen nur noch in geringen Mengen weiterhin angebaut werden, denn die Gewinnmargen sollen ja wie in der Pharma-Industrie oder Energie-Konzernen ohne Störungen weiter sprudeln
Hinzu kommt - wie so schön Ingofrank es beschrieb; unser Bildungssystem
Wenn trotz Geldmangel sich die Jugend die Pizza anliefern lässt, ja was soll man dazu sagen ☹
Wie unsere Regierung, kann nicht HAUSHALTEN
Ich kann meinen Mitforisten nur zustimmen. Ich bin Kartoffelfan in allen Variationen und meistens für das Schälen zuständig. Und es ist genau wie wir es vermuten. Die Menschen sind zu faul geworden, Kartoffeln selbst anzubauen (machen wir noch begrenzt), sie zu pflegen, zu ernten, zu schälen und sich auf verschiedenste Art und Weise schmecken zu lassen.
Der Tag wird kommen, wo der Strom rationiert oder ganz weg ist, nichts tiefgefroren erhältlich ist und der Hunger wieder spürbar wird. Wir alten wissen noch wie es geht. Die Jugend braucht ein App, die mangels Strom nicht geht.
... für Bio-Deutsche doch ziemlich treffend, wenn man die schönen Kommentare liest!
Eine Randbemerkung dazu: Meinem großstädtischen, supermarktgeprägten Eindruck nach findet bei Tomaten und Kartoffeln eine massive Verzwergung statt.
Sind die deutschen Mundöffnungen kleiner geworden? Wann sind Tomaten so klein wie Johannisbeeren und Kartoffeln so groß wie Radieschen?
Ich kann mir das nicht erklären.