Schmecken tun sie so lala, aber als Stillleben machen sie schon was her / dpa

Traditionsgebäck erlebt Höhenflug - Wer hip sein will, isst Zimtschnecken

Eigentlich hatte unser Genusskolumnist nicht vor, jemals wieder eine Zimtschnecke zu essen, denn Zimt mag er generell nicht. Aber weil jetzt so viel darüber geredet wird, musste er natürlich einen Selbstversuch machen. Den Hype um das fettig-mehlige Zuckermonstrum kann er nicht nachvollziehen.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Zunächst dachte ich, dass mich der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl auf den Arm nehmen will. Denn sein Hinweis, dass ausgerechnet rund um die Zimtschnecke ein ungeheurer Hype entfacht worden sei, der offensichtlich Wirkung zeige, erschien mir dann doch recht abwegig. Aber tatsächlich sprechen jetzt sogar einigermaßen seriöse Medien vom „Trendobjekt Zimtschnecke“. 

PR-Turbo durch Social Media 

Auch mehrere Wirtschaftsportale berichteten über ein schnell expandierendes Zimtschnecken-Start-up-Unternehmen namens „Cinnamood“. 18 Franchise-Filialen haben bereits geöffnet, so in Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf und München. Weitere sollen in Kürze folgen, unter anderem in Wien, Zürich, Amsterdam, Stuttgart, Leipzig, Dresden, Bremen, Hannover und Saarbrücken.      

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Peter Sommerhalder | Sa., 28. Oktober 2023 - 10:03

kenne ich jetzt nicht, bin aber trotzdem ein überzeugter Zimtfan. Habe mir als Kind immer Milchreis zum Geburtstagsessen gewünscht, natürlich mit Zimt, mit sehr viel Zimt.

Seit so 20 Jahren nehme ich täglich ein paar Gramm Zimt zu mir, immer in Milch aufgelöst.
(so finde ich es noch am besten)

Zimt hebt schön gleichmässig die Stimmung, es ist tatsächlich so. Man braucht etwas Geduld, denn erst nach ca. 10 Tagen fängt es an zu wirken. Am besten ist der Ceylon-Zimt, ist zwar teurer aber es lohnt sich…

Brigitte Miller | Sa., 28. Oktober 2023 - 10:15

Ja, Zimtschecken kenne ich schon ewig, aber nur auf dem Papier, aus den Schwedenkrimis.
In der CH gibt es diverse Weihnachtsgebäcke mit Zimt, so z.B. Zimtsterne mit Zuckerglasur.
Deshalb haben wohl viele dieses "heimelige "Gefühl, wenn sie Zimt riechen.
Zimt wird gar bei gesundheitlichen Problemen empfohlen, so bei Diabetes Typ2.
Den man evt. nie bekommen hätte, wenn man nicht soviele Zimtschnecken gegessen hätte.
Was übrigens auch als "Zeitzeuge" in Krimis und Serien vorkommt: "des Kommissars Blutzucker ist im Keller".
Etwas, das es so erst gibt, seit wir so kohlenhydratlastig essen.

Enka Hein | Sa., 28. Oktober 2023 - 11:23

....dann weiß man, das das woke linksgrüne Milieu wieder eine Sau durchs Dorf treibt.
Hochgejazzt durch Schreiberlinge die ihren Kiez nicht wirklich verlassen haben.
Armselig.
Wenn man in der Region Eifel oder Bergisches Land die letzten Jahrzehnte mit offenen Augen durch klassische Bäckereien ging, so konnte man diese Zimtschnecken schon immer genießen.
Mein Beruf führte mich durch verschiedenste Regionen in D und ich konnte sie immer finden.
Im Gegensatz zum Autor mag ich Zimt Schnecken sehr gerne.
Meine Großmutter hat sie jedes Wochenende selbst gemacht. Und sie waren ein Genuß.
Selbst in Belgien und den Niederlanden bekommt man sie.
Da dann eher unter dem Begriff Kaneel. Der gleiche Begriff hat sich übrigens auch in der Region Eifel mit Nähe zu Benelux verfestigt.
Fragt man da in alten Bäckereien (keine Ketten), die schon mehrere Generationen bestehen, nach einem Kaneelkranz dann explodieren die Geschmacksnerven.
Zimt Schnecke ist nicht hip oder Hype, sondern einfach und lecker.

Gerhard Fiedler | Sa., 28. Oktober 2023 - 12:03

Schon 60 Jahre lang fahre ich mit Familie in unser geliebtes Schweden, vom Süden bis hoch über den Polarkreis hinaus und jetzt im Alter, wenn überhaupt, nur noch nach Öland. Zur zweiten Heimat ist es für uns geworden, gäbe es nicht auch dort das Problem Migration. Und so freuen wir uns immer wieder auch auf die warmen Kanelbullar. Sie gehören zu Schweden wie die Butter zum Brot. Wird man in Schweden zum Kaffee eingeladen, gibt es zunächst jene Bullar, dann das immer feinere Gebäck. Eine Zeremonie! Mit Hype haben die Bullar dort nichts zu tun. Sie werden dort nie verschwinden. Mit den in Norddeutschland üblichen klebrigen Franzbrötchen sind sie nicht vergleichbar. Allerdings esse ich dort das auch gängige Wienerbröd noch lieber. Frisch und warm muss alles sein. Klar, nicht überall schmeckt es gleich gut. Auch schwedische Waffeln mit Preiselbeeren oder hjortron (gelbe Moosbeeren) plus Sahne sind dort ein Gedicht. Also auf nach Schweden und das negative Urteil überprüfen!

Wolfgang Dubbel | Sa., 28. Oktober 2023 - 14:41

Dekadenz über Instragram und Tiktok

Heidemarie Heim | Sa., 28. Oktober 2023 - 16:53

und ohne Zuckerguss-Gedönse worauf die Schnecke kaum mehr aus der mit ihr verklebten Bäckertüte zu bekommen ist;) Wie Herr Sommerhalder verbinde ich Zimt und dessen Duftaroma als erstes mit lecker Milchreis und Weihnachtsbäckerei. Was Hefeteig betrifft, so findet man in mir Kalorien hin oder her, noch warm serviert, ohne Rosinen! und unnötige Verzierungen aller Art stets eine Abnehmerin;). Gerade läuft mir das Wasser im Mund zusammen in Erinnerung an die "singenden" (Zeichen das sie fertig waren) Dampfnudeln mit der unten leicht salzigen Kruste meiner Kindheit, die ich trotz original Gusseisentopf wie so vieles nie hinbekam wie Muttern. MfG