- Mission accomplished
Achtzehn Jahren nach ihrem letzten Album veröffentlichten die Stones ihre neue LP „Hackney Diamonds“. In den britischen Medien wurde das Album gefeiert. Das war vielleicht etwas übertrieben. Doch nicht zuletzt dank Produzent Watts wäre es ein würdiger Abschluss einer grandiosen Bandgeschichte.
Wenn eine Band im vierundsechzigsten Jahr ihres Bestehens ihr vierundzwanzigstes beziehungsweise (auf dem amerikanischen Markt) sechsundzwanzigstes Studioalbum herausbringt, wenn die noch lebenden Mitglieder dieser Band zusammen 235 Jahre alt sind und wenn diese Band zudem „The Rolling Stones“ heißt (ok, keine andere Band kann solche Daten liefern), dann ist die Versuchung groß, eine neue Platte dieser Band in den Himmel zu loben – allein dafür, dass es sie gibt.
Doch in der Musik ist Quantität und die Tatsache, überlebt zu haben, noch kein Qualitätskriterium. Zudem ist die Bandgeschichte für jede neue Produktion der Stones vor allem auch erst einmal eine Bürde. Denn selbst hartgesottene Fans werden zugestehen, dass die besten Alben der Band („Aftermath“, Let it Bleed“, „Sticky Fingers“) vor über fünfzig Jahren produziert wurden. Und man tritt den Stones sicher nicht zu nah, wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass das letzte wirkliche Highlight das Album „Exile On Main St“ markiert. Und das datiert von 1973.
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haltet doch einfach mal die Klappe! Und das nicht nur, wenn sie selbstgerecht in Besserwisser-Manier den Stab über die Jungen brechen.
Auch wenn sie meinen, sie müssten es der Welt noch mal zeigen, dass sie längst noch nicht dort sind, wo man sie schon lange einsortiert hat: Beim alten Eisen.
Nun wollen wir mit den Stones nicht zu streng sein. Wirklich Kolossales hat sicher keiner von der Band erwartet, die warum auch immer meinte, sie müsste noch mal eine neue CD aufnehmen. In einem Alter, indem manchem der Rollator schon zu schnell fährt.
Die ersten Hörproben haben mich nicht überzeugt. Wären das nicht die Stones, würde die CD irgendwo in der Versenkung landen, als Stück, das nicht der Rede wert ist.
So aber werden eingefleischte Fans von Jagger & Co. sicher auch dieses - möglicherweise letzte - Werk einer Band erwerben, die zweifellos Musikgeschichte geschrieben hat, deren Zeit aber einfach vorbei ist.
Und Jagger live...wahrscheinlich törnt der ewig Dürre nicht mal mehr Oma an.
„Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen
kommt, kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie
des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ – (Anspielend auf das „Yeah, Yeah, Yeah“ der Beatles)
Der SED-Chef und Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht wusste ganz genau, was für die Jugend der DDR gut ist und wovor sie geschützt werden muss.
SED-Parteiamtliche Vorgaben, das weiß unser Hüglenzle auch - Lipsi-Tanz - ist für anständige FDJler genau das Richtige!
Mir sind ein dürrer Sänger, der mit 80 über die Bühne fegt, ein 79 jähriger Gitarrist mit Rheuma, aber Charisma, und ein 76 jähriger hohlwangiger Gitarrist allemal lieber, als ein 70 jähriger Rentner mit der unvermeidlichen beigen Weste mit vielen Taschen, der „in Würde“ altert. Und mit dem, was diese „Alten“ da noch auf die CD und demnächst die Bühne zaubern, kommt die Generation Schneeflocke mit Sicherheit nicht mit. Also, man muss die Rolling Stones und ihre Musik ja nicht mögen, aber solch bärbeißigen Kommentar haben sie, die Geschichte geschrieben haben, mit Sicherheit nicht verdient.
" ... man muss die Rolling Stones und ihre Musik ja nicht mögen, aber solch bärbeißigen Kommentar haben sie, die Geschichte geschrieben haben, mit Sicherheit nicht verdient."
Ich zum Beispiel verabscheue Schlager: vorrangig die Einfältigen und Geschmacklosen der DDR.
Doch "jedem Tierchen sein Pläsierchen"!
Keinem wird etwas aufgezwungen ... die DDR und Walter Ulbricht sind längst unliebsame Geschichte!
Ein schöner Kommentar von Ihnen lieber Herr Lenz.
Ich fühle mich in ihm gut aufgehoben.
von Fans der "Frommen Helene" (Fischer) ist verständlich. die sind meistens auch nicht mehr die Jüngsten (50 - 85)?
Und "geschäftliches Geschick" darf man der Frommen Helene auch andichten, oder!
;-)
Vielleicht gehört das Bild zum Track "Angry", den Herrn Grau so eindrücklich beschreibt? Darauf deuten wenigstens die "Damen"-Fingernägel im Hintergrund.
Ohne Feminist zu sein, frage ich mich: Welche Würde von alten weißen Männern wird hier sichtbar?
Meine jedenfalls nicht. Man lese dazu im Buche Daniel in der Bibel die Geschichte von "Susanna im Bade" und rufe sich das dazu gehörende Bild von Anthonis van Dyck in Erinnerung.
Ein wenig Scham, ein wenig Ehrgefühl ist m. E. auch für alte weiße Männer nicht schlecht.
Ich muss aber gestehen: für die Musik der "Rolling Stones" war ich nie besonders empfänglich, und ich habe nie eine Leidenschaft dafür entwickelt.
haben mich mein Leben lang begleitet. Als 16-Jähriger hatte in Radio Luxemburg "The Last Time" etwas zu laut gehört, als mein Vater aus dem Nebenzimmer rief: Mach die Negermusik leiser (in der DDR gab es keine Political Correctness!). Die Stones faszinieren mich bis heute. Deshalb habe ich sie in "Als das Rote Meer Grüne Welle hatte" (Seite 44) gewürdigt:
"Ich wurde durch Wiz (Stadt-Jugendpfarrer Wizisla) auch an die klassische Musik herangeführt, denn er konnte fantastisch Klavier und Orgel spielen – und kann
es noch immer. Je nach Stimmung höre ich heute sehr gern Johann-Sebastian-Bachs Orgel-Werke und Motetten, aber auch
nach wie vor den rockig-bluesigen Sound der Rolling Stones, .... Und ich liebe es, bei Freundesbesuchen in Leipzig am Samstagnachmittag in der Thomas-Kirche
die Thomaner-Motetten zu genießen. Das kann ich jedem Liebhaber klassischer Musik – aber auch Beat- und Rockfans – nur
empfehlen!"
In Zeiten von künstlicher Musik sind solche Platten von achtzigjährigen Sängern grottig. In "Angry" - wird bei den Radiosendern hoch- und runtergedudelt - hört man sehr viel technisch bearbeitete Stimme von Mick Jagger. Als Johnny Cash die Coverversion "Hurt" aufnahm, wusste man, dass ist Natur, Vergänglichkeit, Alter, Tod. Es wurde ein Welthit.
Der Medienzirkus um das Nichtereignis "Neue Platte von den Stones" ist gut geölt.
Die Stones waren nie "Rolling Stones". Lediglich ein Kunstprodukt der Musikszene ähnlich wie Bruce Springsteen der lange Zeit mit seinem Malocher - Image kokettiert hat.
Drogenabhängig ja aber nie authentisch. Ein Mythos der längst nur noch peinlich ist. Und dann die abgeleierte Revoluzzer - Pose. Wofür oder wogegen weiß jedoch kein Mensch.
Den Fans scheint es egal zu sein. Sie kaufen schon seit vielen Jahren immer wieder die gleiche Platte lediglich mit neuem Cover.
Stones das ist Money for nothing!
Nur für die DDR war es ein Politikum: Rolling Stones waren Klassenfeinde jenseits des Eisernen Vorhangs ... deshalb war die "Negermusik" auch klassenfeindlich:
"Meine Stones-Poster wurden von der Zimmerwand getrennt und
eingetütet. Einer der Durchsucher wollte mein selbstgebasteltes
Kreuz von der Wand nehmen, doch sein Kollege hielt ihn zurück, denn „Kreuze sind ja nicht verboten!“ Als meine Mutter bemängelte, dass die Volkspolizisten das Bild des „Negers“ Little Richards (sie war in „politisch korrekter Sprache“ nicht sehr bewandert) beschlagnahmen wollten („unsere DDR diskriminiert doch keine Neger!“), bekam sie die barsche Antwort: „Das ist aber ein kapitalistischer Neger!“ Nun ja, die „intelligente“ Antwort
der Staatsorgane war auch nicht unbedingt politisch korrekt."
(aus "Als das Rote Meer Grüne Welle hatte" GHV)