Szene aus dem Film „Barbie“, gespielt von Margot Robbie / picture alliance

„Barbie“ und der künstliche Kulturkrieg - Warum die Gegenwartskultur vom Kulturkampf lebt

Wer sich kategorisch gegen die heutige Linke stellt, ist auf dem besten Weg, zum „Contrarian“ zu werden – weil er jene Souveränität vermissen lässt, die den Konservativen vom Reaktionär unterscheidet. Der Kulturkampf um den Film „Barbie“ zeigt dies eindrücklich.

Autoreninfo

Nico Hoppe arbeitet als freier Autor in Leipzig und schrieb bisher u.a. für die FAZ, die NZZ und die Jungle World. Auf Twitter ist er unter @nihops zu finden.

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Wahrscheinlich war es noch nie so einfach wie heute, Konservative von Reaktionären zu unterscheiden: Denn während die Linke sich ein immer autoritäreres Gepräge zulegt, je linksliberaler sie wird, lassen sich Konservative seit Jahren darauf ein, auf jedes Zeitgeistphänomen mit reaktiver Hysterie zu antworten anstatt mit der skeptisch analysierenden, souveränen Haltung, die den Konservativen vom Reaktionär unterscheidet. Wer sich dermaßen kategorisch gegen die heutige Linke stellt, ohne überhaupt zu versuchen, ihre Rolle und Funktion zu verstehen, ist auf dem besten Weg, ein sogenannter „Contrarian“ zu werden. 

Besonders in der US-amerikanischen Rechten ist dieser Begriff inzwischen zur selbstgewählten Bezeichnung für Personen avanciert, die sich ihrem eigenen Anspruch nach dem Zeitgeist radikal entgegenstellen: Sie schimpfen auf den Feminismus, die „woken“ Universitäten und schauen Videos von Jordan Peterson oder Ben Shapiro. Ihr ganzes Weltbild beruht darauf, eine Antwort auf die Vormachtstellung einer Linken zu finden, die mit dem Begriff „woke“ nur recht unscharf umschrieben wird. 

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Markus Michaelis | Fr., 11. August 2023 - 16:14

man wird leicht zum Contrarian. Souveräne Menschen versuchen die Rolle und Funktion der heutigen Linken zu verstehen. Einereits ja, trotzdem gefällt mir persönlich das nicht ganz - da sehe ich mich auch etwas (nicht nur) bei den Contrarians.

Bei dem "souveränen Nachdenken über die Rolle der "Anderen"" schwingt mir zu sehr mit, dass es soetwas wie einen übergeordnet wahren Standpunkt gäbe, von dem man aus die Rollen verstehen kann. Ein wenig ist das sicher so.

Für mich mindestens so wichtig geworden ist aber die Einsicht, dass Menschen einfach verschieden sind, weil sie verschieden sind. Man kann sich in vieles Reindenken, mit vielen (fast allen) Menschen dann doch Gemeinsamkeiten finden - nur um dann wieder andere zu verlieren. Die Zeit und Hirnkapazität das alles zu erfassen hat niemand.

Ich glaube es ist interessant auch zu akzeptieren, dass Menschen sich gegenseitig ablehnen, ohne dass es dafür letzte wahre Gründe geben müsste das richtig oder falsch zu finden.

Albert Schultheis | Fr., 11. August 2023 - 18:35

Antwort auf von Markus Michaelis

Eine Binse! "... dass es soetwas wie einen übergeordnet wahren Standpunkt gäbe" - Nein, die Prawda gibt's nicht. Dennoch gibt es Prinzipien, Heuristiken, Regeln und Gepflogenheiten des Anstands - und es gibt deren genaues Gegenteil, den Wortbruch, die Lüge, die Niedertracht und das Infame. Und eigentlich erkennen wir Letztere, wir wittern Sie auch gegen den Wind. Und in Deutschland gibt es dazu noch die Präzedenzen der Niedertracht - im Dritten Reich so wie in der DDR. Dort sind elementare Prinzipien, Fundamente von Zivilisation und Kultur über den Haufen geworfen worden. Wir sollten gewarnt sein, wir sollten sie erkennen an ihren Worten, ihrem Duktus, ihrem Gehabe. Ihre Anmaßung, ihre Hybris, ja ihre Dummheit sollten sie uns entlarven. Ja, es gibt unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Lebensläufe und Erfahrungen, Herr Michaelis, aber dass die Herrschenden uns, dem Vieh, das den Karren zieht, das Maul verbieten, hat zu allen Zeiten die Wut der Unterdrückten zurecht hervorgerufen

Stefan Bauer | Fr., 11. August 2023 - 16:30

Das Problem der Verschärfung wenigstens hier in Deutschland ist doch das weitgehend faktenfrei gewordene, ins extrem Sozialistische gerückte Ideologisieren der Linksgrünen.

Bar jeder Vernunft wird mit religiösem Eifer vorgegangen, das Staatswohl und das der Bevölkerung völlig außer Acht gelassen.
Frei nach dem Motto "Wird's dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis".

Die AfD würde verschwinden wie Butter in der Sonne, wenn wieder vernünftige Politik in Deutschland einkehren würde.

Ob das in den USA auch so möglich wäre, ist mangels vernünftiger Politiker, die auch durchsetzen könnten, was sinnhaft wäre, schwerer zu sagen.

Ich habe wenig Verständnis und noch weniger Sympathie für LinX-Versteher!
LinX ist doch heute der Mittelpunkt der Erde ... Fortschritt und sogenannte Moderne. "Vorwärts immer, rückwärts nimmer" scheint das neue Credo. So jedenfalls stellen es die Grün-LinXen Allmachthaber dar. Und SO kommt es mir auch sehr bekannt vor (Alter Wein in neuen Schläuchen!) und erinnert mich an meinen schlimme Schulzeit im Staatsbürgerkundeunterricht der abgesoffenen DDR!
Wenn man heute über links oder rechts frei und unvoreingenommen diskutieren könnte, hätte ich ein offenes Ohr für den Autor Hoppe. So aber habe ich nur ein müdes Lächeln übrig ... Sorry!

Frank Klaus | Fr., 11. August 2023 - 21:13

Gibt es nicht den Spruch, dass es gegenüber der Intoleranz keine Toleranz geben dürfe?
Das trifft meines Erachtens auf die heutige Linke voll und ganz zu. Und es konnte überhaupt nur so weit kommen, weil die Konservativen seit Gründung der Bundesrepublik immer in der Defensive waren. Der vorläufige Höhepunkt des Versagens der Konservativen war Merkel (Merz ist nur das erbärmliche Nachspiel).
Nein, man muss den Linken jetzt endlich den Kampf ansagen und darf dabei keine Etikettierung scheuen, weder die des Reaktionärs noch die des Rechten.
Die Linken haben alles zerstört, in der Kultur, in der Kirche, generell in der Gesellschaft. Es darf keine Nachgiebigkeit ihnen gegenüber mehr geben. Der Kampf gegen links muss jetzt mit aller Entschiedenheit aufgenommen werden. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, weil die Linken jetzt mit großen Schritten auf eine totalitäre Gesellschaft zusteuern.
Der bisherige Pseudokonservatismus hat genauso versagt wie der Liberalismus.

Hans-Hasso Stamer | Fr., 11. August 2023 - 23:47

Vielleicht gibt es ja einem Begriff, der den Zustand charakterisiert, wenn sie einem fehlt.

Mir fehlt tatsächlich angesichts der Tatsache, dass eine ins total Perverse abgekippte linke Machtelite das, was ich nach 40 Jahren in einer gewaltigen Kraftanstrengung, die man nur einmal im Leben schafft, endlich hinter mich bringen konnte.. Ich meine den real existierenden bürokratischen Sozialismus, der wieder eingeführt werden soll, weil er von einer anstrengungsentwöhnten jungen Generation, die nur gegeneinander und gegen eingebildete Katastrophen kämpft, statt sinnvolle Aufgaben zu bewältigen. wieder eingeführt werden soll.

Da entgleiten mir in der Tat sowohl Souveränität als auch jeglicher Humor.

Tomas Poth | Sa., 12. August 2023 - 11:39

Das interessiert die rotgrünen Sektierer nicht das Geringste.
Die laufen mit ihren Scheuklappen weiterhin Amok.
Wie sagte Helmut Schmidt einmal, auf den groben Klotz gehört ein grober Keil.
Also, immer feste druff, auf diese verbohrte Mischpoke.
Den Terror den die SA-Antifa verbreitet, haben die Rotgrünen gegen sich selbst redlich verdient.