Hubertus Knabe
Hubertus Knabe / Foto Julia Marguier

Hubertus Knabe im Gespräch mit Volker Resing - Cicero Podcast Politik: „Meine Sorge ist, dass die Erinnerung erlischt“

Der Historiker und Publizist Hubertus Knabe fordert eine Wiedereinführung des 17. Juni als Feiertag. In diesem Jahr jährt sich der Volksaufstand in der DDR zum 70. Mal. Man müsse das Gedenken aktiv gestalten, sagt Knabe im Cicero Podcast Politik.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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„Wir haben ja, wenn wir so auf die Geschichte zurückblicken, nicht so viele Sternstunden zu bieten“, meint der Historiker Hubertus Knabe, der lange die Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen geleitet hat. Die eine Ausnahme sei 1989, als die SED-Diktatur erfolgreich gestürzt wurde. „Und die andere Ausnahme ist 1953“, sagt Knabe. „Was mir besonders leidtut, ist, dass die Anführer des Aufstandes am 17. Juni weitgehend unbekannt sind, weil das in der DDR so lange tabuisiert wurde.“ Das müsse sich ändern.
 
Die Erinnerung an 1989 und an 1953 könne auch für mehr Optimismus sorgen, so der Stasi-Forscher Knabe. „Mir geht es oft so, wenn andere dann resigniert sagen, wir schlittern schon wieder in eine Diktatur und es ist alles so schlimm, dass ich irgendwie optimistisch geprägt bin, die Dinge sind immer im Fluss.“ Heute lebten wir nicht in einer Diktatur, „und es ist auch nicht die DDR 2.0, wie oft behauptet wird“, erklärt Knabe. Auch das lehre der Blick auf den 17. Juni.

Hubertus Knabe (li.) und Volker Resing in der Cicero-Redaktion
Hubertus Knabe (li.) und Volker Resing in der Cicero-Redaktion / Foto Julia Marguier


In den Tagen um den 17. Juni 1953 kam es in vielen Orten der DDR, besonders in Ost-Berlin, zu Massendemonstrationen, Streiks und politischen Aktionen. In einigen Orten wurde die SED schon entmachtet. Die Aufständigen forderten gerechte Löhne und freie Wahlen. Das brutale Eingreifen der Roten Armee beendete die Revolution und führte zu zahlreichen Festnahmen, Verurteilungen und Erschießungen. In Westdeutschland war der Tag bis 1991 staatlicher Feiertag. 

 

Das Gespräch wurde am 10. Juni 2023 aufgezeichnet. 

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Tomas Poth | Fr., 16. Juni 2023 - 18:10

Dieses Datum wäre es wert gewesen als Tag der deutschen Einheit festgelegt zu werden und nicht der dritte Oktober!
Da fehlte den Nato-/EU-Sklaven in der Politik der Mut sich dazu zu bekennen.

Ingo frank | Fr., 16. Juni 2023 - 18:29

Quatsch im Buntland wird bei mindestens 30 Werktagen Urlaub und den vielen Feiertagen eh schon zu wenig gearbeitet.
Viel viel wichtiger ist es, den Sozialismus mit seiner Diktatur, seiner Mangelwirtschaft und seiner Menschenverachtung seiner Beschneidung der persönlichen Freiheit in die Erinnerung zu rufen, statt noch einen bezahlten Feiertag einzuführen. Denn die Aufarbeitung der DDR Diktatur würde manch einem Linken der CDU, SPD , Grünen & Linkspartei mehr als nur gut tun. Wenn sie’s erlebt hätten, ihre linken Ideen verwirklicht zu sehen, sie würden heulend bis zu Mauer die den Kapitalismus absperrt rennen bis die Lunge
rausgek …. tzt ist nur um den Hauch der Freiheit zu spüren.
Menschen die für Freiheit einstehen braucht das Land, und nicht noch zusätzlich einen freien Tag. zum verplempern im
„Plemm Plemm Land wie Gruberin es in ihrem Solo Programm bezeichnet. Wie Recht sie hat!
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Bei uns im Westen war der 17.Juni immer schön. Manchmal ging es ab nach Berlin. Ostermontag und eben am 17.Juni war ja alles geöffnet, super. In der DDR wurde der 17.Juni totgeschwiegen. Gerne wäre die Parteiführung vom 16. gleich auf den 18. gegangen.

Inzwischen wird es Zeit, die Arbeitsnormen wieder zu erhöhen. Da haben Sie Recht, lieber Herr Ingofrank. . Schönen 17.Juni noch.

Heidrun Schuppan | Fr., 16. Juni 2023 - 18:46

und erst recht nicht akzeptieren können, weshalb der 17. Juni als Nationalfeiertag abgeschafft wurde. Mein Vater erzählte von seinen Erinnerungen, wie er diese Tage (es war ja nicht nur der eine Tag) erlebte. Wie die Auswirkungen bis in die Bezirksstadt Cottbus zu spüren waren, wie die Bauern in den Dörfern sich mit Mistgabeln bewaffneten und die SED-Bonzen sich in den Kornfeldern versteckten – und wie schwer die Nachwirkungen waren, als Mistgabeln keine Rolle mehr spielten, als die Säuberungsaktionen begannen und die Menschen immer stiller wurden. Wer einmal abgeholt wurde, verschwand für Jahre im "gelben Elend" in Bautzen. Wer es schaffte, vorher in den Westen über West-Berlin zu fliehen, hatte Glück, denn auch in der S-Bahn, die ja zur DDR gehörte, wurden die Kontrollen verschärft. Eine Gans in den Westen zu schmuggeln, um dafür Kfz-Teile in die DDR mitzunehmen, wurde immer schwieriger – davor war dies eine übliche Route.

Henri Lassalle | Fr., 16. Juni 2023 - 19:25

Während England schon früh in seiner Geschichte mit Revolutionen konfrontiert wurde, Frankreich 1789, Deutschland verblüffte die Welt mit dem 17. Juni. Ein Volk stand plötzlich auf, um gegen ein tyrannisches Unrechts-und Zwangssystem zu rebellieren. Das war Grossartig! Aber mann sollte die brutale Niederschlagung dieses heldenhaften Aufstandes durch die Sowjetarmee sehr deutlich markieren.

Kommt darauf an, welchen Zeitraum man betrachtet. Im Osten gab es einen Aufstand um den 17. Juni der mit Hilfe der Russen niedergeschlagen wurde. Und dann die 100.000 tausende die mit ihren Füßen der DDR den Gar aus gemacht haben. Sicher auch deshalb, weil die Russen nicht eingreifen konnten weis sie damals mehr oder weniger durch das Wettrüsten wirtschaftlich am Ende waren. Aber, da haben Sie Recht, so etwas gabs im Westen nicht wo der Bürger sich mit Fleiß und Freiheit Wohlstand „ erarbeiten „ konnte. Ein kleiner aber feiner Unterschied.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Naumanna | Fr., 16. Juni 2023 - 19:44

Das wäre wirklich eine gute Idee, den 17.6. zum Feiertag zu machen, um an das Geschehen damals zu erinnern.

Christa Wallau | Fr., 16. Juni 2023 - 19:49

ist für mich einer der wenigen glaubhaften Historiker aus der ehem. DDR.
Seine Sicht ist realistisch und plausibel, sowohl auf die Ereignisse des 17. Juni 1953 als auch auf die Jetztzeit.
Offenbar besteht bei den Deutschen kein großes Bedürfnis, die Erinnerung an mutige Mitbürger
wach zu halten, die in der Diktatur für ihre Freiheitsrechte eintraten und dafür von den Sowjets brutal niedergeknüppelt wurden. Sonst wäre der 17 Juni noch immer ein Feiertag in der BRD.
Ich bedauere dies sehr.

Ronald Lehmann | Fr., 16. Juni 2023 - 21:25

Egal welche Flagge.
Und nicht nur Putin hat seine Hausaufgaben NICHT gemacht, auch die anderen Siegermächte haben schnell die Decke über ihre eigenen Schandtaten gelegt.
Und Ausflüche hatten nicht nur die Deutschen, sondern ein jeder hat mehr als ein dicken Balken im Auge & der Forist Herr Düring hat es in der Trilogie-Kommentar wunderbar in Demut & Respekt dargestellt.

Meine Kritik ist & das hat Herr Knabe überhaupt nicht angesprochen, dass

die größten Stalinisten, der ehemalige Klassenfeind Westdeutschland, dass die nicht nur rehabilitiert wurden, sondern mit Posten in den höchsten Ämtern gefördert & gehuldigt wurden. 60% der Stasi ist im BND untergekommen.

Nachtigall ich hör ihr trapsen, auch heute noch?

Und das alles ein abgekartetes Spiel bis heutzutage war sieht man an der Tatsache, dass Medien & die Geschichts-Erklärung/ G.-Erinnerung nach 1990 bis heutzutage linker waren/sind als zu DDR-ZEIT

Feiertag für die Freiheit am 17.06. ? statt Bolschewistischen roten 1.Mai ??

Im Jahr 1919 wurde in der Weimarer Republik der 1. Mai einmalig als Feiertag ausgerufen.
Erst im Jahr 1933 wurde der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag in Deutschland eingeführt. Also von den Nationalsozialisten! Ist das nicht bemerkenswert!?

Es ist also ein nationalsozialistischer Feiertag! Alles was Nazi ist muß doch weg oder?

Im Jahr 1946 wurde dieser Feiertag vom alliierten Kontrollrat bestätigt! Also entnazifiziert!?

Egal, mit entsprechender Dialektik lässt sich alles nach Wunsch hinbiegen.
Im 1.Mai steckt aber auch Bolschewismus drin, selbst damals im alliierten Kontrollrat die mit 3 zu 1 westlich gesteuert waren.

Es ist bekannt und dokumentiert, daß die SED auch Nazis bei sich eingegliedert hatte. Wie später auch SED Chargen im wiedervereinigten Deutschland, allerdings ohne den Persilschein der Entnazifizierung (Ent-SEDisierung).
Was lehrt uns das, die Macht Schafft sich, mit der passenden Dialektik, ihre eigenen Regeln.

in all den vielen Kommentaren von mir. Ich komme aber mit der kleinen Ansicht hier im Text & der Textgröße (85% Handy), den Wortvorschlägen - wenn man diese nicht beachtet & vieles mehr leider nicht zurecht.
Bitte, bitte mehr den Inhalt der Gedanken sehen, damit alles eine innere Freude & damit ein Lächeln auf ein jedes Foristen Gesicht bleibt.
Möge Gott euch alle geistig umarmen & ein schönes Wochenende
R. Lehmann

Heidrun Schuppan | Sa., 17. Juni 2023 - 11:26

gehörte noch, dass bei uns im Spreewald die Nachricht aus Berlin durchsickerte, dass die Arbeiter auf der Stalinallee dort gegen den erhöhten Soll zuerst auf die Straße gingen. Gleichzeitig wurde auch in den Dörfern (LPG) der Soll, der abgeliefert werden musste, erhöht. Es waren auf einmal 30 Ztr. Getreide. Und es gab Bauern, die Getreide dazukaufen mussten, um diesen Soll erfüllen zu können. Das gleiche galt für Eier, die abgeliefert werden mussten.

Heidrun Schuppan | Sa., 17. Juni 2023 - 11:32

Es war ein Bauer im Spreewalddorf, der dem SED-Bonzen, der den Soll an Eiern, die der Bauer nicht abgeliefert hat, abholen wollte. Er bot ihm einen Stuhl auf seinem Hof an und stellte einen Korb daneben. Er solle sich doch die Eier, die die Hühner legten, nehmen. Er selbst könne nicht darauf warten, bis die Hühner welche legten, er müsse aufs Feld, die Arbeit dort erledige sich nicht von selbst.