- Die geheime Macht politischer Gefühle
Minister sollen sich für Corona entschuldigen, die Niederlande für die Sklaverei. Das altertümlich daherkommende Wort „verzeihen“ hat Konjunktur. Doch was ist da eigentlich los?
Der Titel täuscht. Es ist nicht gerade ein Übermaß an Demut zu verspüren, das der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn in seinem Buch „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ (Heyne-Verlag) verbreitet. Vielmehr schreibt Spahn über seine Erfahrungen in der Frühphase der Corona-Pandemie im Herbst 2019. Seither wird den verantwortlichen Politikern, die bevorzugt von Fehlern reden, viel abverlangt. Den Terminus „Schuld“, der trotz seiner religiösen Bedeutung vor allem in juristischen Kontexten gebraucht wird, vermeiden sie lieber.
Das altertümlich daherkommende Wort „verzeihen“ hat Konjunktur, es zirkulieren weitere Varianten der Entschuldigung im öffentlichen Raum. Sie wird apodiktisch vom anderen verlangt oder als Bitte artikuliert, wenn Nachsicht oder Milde erhofft werden. Ob mit überbordendem Pathos versehen oder nur so hingenuschelt: Die Entschuldigung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des kommunikativen Handelns. Sie erscheint angebracht als Gebot des Anstands nach zu lautem Betreten eines stillen Ortes, oder sie wird demonstrativ eingesetzt, um auf das Verhalten anderer einzuwirken. In hoher Tonlage nimmt sie Gestalt von etwas Offiziellem, beinahe Sakralem an. Eine Entschuldigung ist niemals ein einseitiger Vorgang, ihre Energie fließt in mehrere Richtungen und ist in der Lage, die soziale Situation zu verändern.
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Das bitten um Entschuldigung und die Vergebung der Schuld dürfen nicht – wie es heutzutage oft geschieht – mit einer (finanziellen) Forderung nach Begleichung (der Schuld) verbunden sein. Sie müssen vom Herzen kommen und dürfen nicht nur daher gesagt werden. Bei letzterem will man das Thema nur „abräumen“.
Viele Menschen werden in unserer modernen Gesellschaft zu „Mimosen“, sind bei jedem falschen Wort sofort beleidigt. Daran tragen auch Politik und „Zivilgesellschaften“ (z. B. bei den Rechten von Minderheiten) ihren Anteil, weil man damit von anderen Problemen gut ablenken kann. Andererseits nehmen gefühlt die brutalen (Gruppen-)Gewaltexzesse in unserer Gesellschaft zu. Ist das „Eine“ Folge des „Anderen“ oder ist beides unabhängig voneinander zu sehen? Sind z. B. die angesprochenen „Böllerverbote“ der richtige Weg, die damit einhergehende Gewalt zu vermeiden oder muss hier gesamtgesellschaftlich etwas geschehen?
Die unterschiedliche Wahrnehmung einer "Entschuldigung" zeigt der Kniefall von Willy Brandt und das persönliche Testament des verstorbenen emeritierten Papstes. Ein Widerständler entschuldigt sich für die Handlungen der von ihm bekämpften Täter, und der früherer Papst rechtfertigt sich unter Beibehaltung seines Standpunkts.
Ich war vor der Wende, als in der DDR sozialisiert, doch ein Befürworter der SPD und im speziellen von Brandt & Schmidt. Das sich das nach der Einheit gewandelt hat, auch auf Grund der Stellung der SPD zur deutschen Einheit, und „meine“ Partei die CDU bis zur letzten BT Wahl war, steht auf einem anderen Blatt.
Nach der Wende sah ich für mich keine berufliche Perspektive mehr und begann in meinem Beruf als Bauingenieur im Paderborner Land auszuüben. Auch da war es üblich, beim Frühstück und Mittag zusammenzusitzen. Allesamt CDU Anhänger oder FDP Wähler. Und da kam auch einmal das Thema „ Warschauer Kniefall“ zur Diskussion. Und da möchte ich es sehr vorsichtig beschreiben, zufrieden damit und als Geste der Entschuldigung haben das meine ehemaligen West- Kollegen dieses Ereignis nicht gesehen und das Anfang der 90iger also gut 20 Jahre später. Das war für mich sehr „erstaunlich“ will sagen, soooo befürwortend war diese Geste im „Westen“ nun auch nicht, so wie dargestellt.
M f G a d E R
die nur aus bestimmten Ländern (westlich der Oder) kommen.
Warum?
ZB die Mongolen o Türken entschuldigen sich nicht für ihre Raubzüge, Plünderungen, Massenmorde, Versklavung, systematische Verstümmelung (Kastration) an der indigenen Bevölkerung der Slawen, Armeniern, usw.
Ich kommen aus einem Land, das kommunistisch-sowjetische Kolonie war, wo Antisowjetismus/Antikommunismus unter Strafe stand, bis 10 Jahre. ?
Wofür solle mich entschuldigen?
Dass ich ein inkonsequenter Antisowjettschik o. Antikommunist war?
Ob und wie man verzeihen kann, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Nur um den Akt der Verzeihung einzuleiten, müssten alle diejenigen, die vom ersten Tag an mit Hilfe der Medien und Pseudo-Experten, die Impfkritiker und Pandemieskeptiker aufs übelste beschimpft, diffamiert, medial schuldig gesprochen haben und dies bis heute noch tun. Ich höre und sehe keinerlei Demut oder Fehlerkultur bei den Verantwortlichen dieses Krieges gegen einen Teil des eigenen Volkes. Selbst die Impfhysteriker sind zu feige, sich ihrer eigenen Kritiklosigkeit zu stellen und wollen mit aller Gewalt für sich ein Rechthaben beanspruchen, obwohl sie inzwischen widerlegt sind. Und nicht nur die Medien und Politiker, vor allem auch die vielen Mediziner, die ihr eigenes Ausbildungswissen ausgeblendet haben und sich gegen wirklich anerkannte Experten ihres eigenen Berufstandes gestellt und diffamiert haben. Nicht wenige haben sich finanziell an Corona saniert und das Vertrauen ihrer Patienten missbraucht.
Besser noch: lassen wir uns nichts vormachen von denen, die sich an die Macht gewanzt haben! Ja, die Meisten von uns haben sie gewählt, aber caveat! Sie haben die Medien in der Hand bzw die Medien haben sich mit ihnen ins Lotterbett gelegt! In Deutschland sind selbst akademisierte, sich selbst als aufgeklärt wähnende Bildungsbürger nicht über grundlegende, verstörende Tatsachen der Politik informiert. Der Wahlbetrug in Berlin, die jüngsten Twitter Files, der Laptop Hunter Bidens, der Putsch in Kiew, die "verfassungsschutzrelevante De-Legitimierung des Staates", die höchst fragwürdige Wirksamkeit der Biontec-Gensoße, ... - man lässt die Leute in der staatlich verordneten Unmündigkeit verblöden. Deshalb besteht überhaupt kein Bedarf an Entschuldigung und Verzeihung wegen irgendetwas. Alles richtig gemacht. Und wir die ge-rufmordeten, die Nazis, was sollten wir denen verzeihen? Die Scholze, Fazers, Lauterbachs, die Paus' und Buschmänner machen gerade so weiter, als wär nie was gewesen!
Eine vielleicht gut gemeinte Aufforderung, evtl. auch eine Art Demutsgeste eines in der ursächlichen Verantwortung Stehenden, jedoch am Schluss mit einem eleganten Schlenker des Imperativs "müssen" versehen. Ich bzw. alle müssen erstmal gar nichts. Ob und wie ich symbolhafte Gesten und Gaben bewerte und danach annehme oder als "unverzeihlich" ablehne ist mir überlassen. Ich sehe z.B. im Kniefall Brandts die ehrliche Verantwortungsübernahme eines Angehörigen der Tätergeneration, die die unsäglichen Taten mit oder ohne direkte Beteiligung begangen hat. Bei Herr MP Rutte ist der zeitliche Zusammenhang von Verantwortung gegenüber den Opfern jedoch ein anderer. Er symbolisiert bzw. ist ein Akt, der vielleicht getrieben und durch den Zeitgeist gefordert!? gegenüber den Nachkömmlingen der Opfer von brutaler Kolonialherrschaft und deren oft mangelhaften Aufarbeitung. Doch es gibt Ereignisse, Taten u. Geschehnisse derzeit, die wieder einmal! durch nichts und niemanden zu entschuldigen sind. MfG
Auch das ist Inflation:: Was bei sparsamem und ehrlichem Gebrauch (und bei der richtigen Gelegenheit!) sehr sinnvoll sein kann, wird im routinemäßigen und gleichgültigen Gebrauch bei jeder Gelegenheit zur sinnlosen Geste entwertet.
Hinzu kommt, dass Symbole gerade von solchen Personen gerne inflationär eingesetzt werden, die das Symbol in seiner ursprünglichen Funktion gar nicht verstanden haben. In ihren Händen oder in ihrem Mund wirkt es wie ein Fremdkörper, und damit meist lächerlich oder peinlich. Sie wissen sehr oft nicht, was sie gerade tun.