Ein Mitarbeiter des russischen Katastrophenschutzministeriums bringt einen Evakuierten aus Cherson auf die Krim / dpa

Russland und Ukraine - Was der Rückzug aus Cherson für Putin bedeutet

Der Abzug russischer Truppen aus der Region Cherson wurde durch erfolgreiche ukrainische Gegenoffensiven erzwungen. Einen Wendepunkt im Krieg wird aber auch diese strategische Niederlage Russlands nicht bringen. Ganz und gar folgenlos dürften sie für Wladimir Putin jedoch nicht bleiben.

Autoreninfo

Dr. Alexander Dubowy ist Forscher im Bereich Internationaler Beziehungen und Sicherheitspolitik mit Schwerpunkt auf Osteuropa, Russland und GUS-Raum.

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Zeit ist relativ. Vor noch nicht einmal sechs Wochen schwor Wladimir Putin in einer prunkvollen Zeremonie im Georgssaal des Großen Kremlpalastes anlässlich der Quasi-Annexion von vier ukrainischen Regionen – Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja – die Eliten und die Bevölkerung darauf ein, dass dieser Bund ewig halten würde. Dass selbst die Ewigkeit nur 40 Tage dauern kann, bewies der am 9. November angekündigte Rückzug Russlands auf das linke Dnipro-Ufer. In einer nur zu offensichtlich inszenierten Sitzung empfahl der Kommandant russischer Streitkräfte in der Ukraine, Sergej Surowikin, die Errichtung von Verteidigungspositionen am Ostufer des Flusses Dnipro. Verteidigungsminister Sergej Schojgu akzeptierte die Empfehlung Surowikins ohne Widerrede, betonte die Notwendigkeit, die „Kampffähigkeit zu wahren“ und das „Leben russischer Soldaten zu schonen“, und gab sogleich den Befehl, den geordneten Rückzug anzutreten.

Strategische Niederlage Russlands

Mit dem durch erfolgreiche ukrainische Gegenoffensiven erzwungenen Truppenabzug gibt Russland nicht nur einen erheblichen Teil der teilbesetzten ukrainischen Region Cherson, sondern auch die strategisch, aber auch symbolisch wichtige Provinzhauptstadt Cherson auf. Pikanterweise handelt es sich bei der Stadt Cherson um das einzige seit Beginn der aktuellen Kriegsphase am 24. Februar 2022 durch Russland eroberte regionale Zentrum. Damit wurde die Welt Zeuge der jüngsten in einer langen Reihe von großen russischen Niederlagen in der Ukraine und des bedeutendsten Erfolges der Ukraine seit der Isjum-Lyman-Operation vom September 2022.

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Tomas Poth | Fr., 11. November 2022 - 17:17

... nennt man so etwas wohl. Könnte so oder vielleicht auch so oder auch ganz anders kommen.
Ich führe weitere Spekulationen hinzu:
- Ist dies eine Geste um Verhandlungen zu ermöglichen?
- Eine vorläufige Frontbegradigung, um vorübergehend die eigenen Kräfte zu schonen?
- Ein taktischer Rückzug zur Durchführung einer neuen Strategie ?

Wir wissen es einfach nicht, in einem Jahr aber sicherlich mehr.
Beendigung der Kampfhandlungen und sofortige Verhandlungen wären das Beste.
Der kleine Olivgrüne Präsidentenschauspieler in Kiew, hat nur die Souveränität die US-Sleepy Joe ihm einräumt.
Es ist ein US-Asow provozierter Konflikt, den Russland in einen Krieg umgewandelt hat. Kommt Russland aus dieser Falle wieder raus?

Richard Schneider | Fr., 11. November 2022 - 19:06

Antwort auf von Tomas Poth

bitte schlafen Sie sich aus. Das Gegenteil von oben muss nicht unten sein, nur weil Sie etwas aus Ihrer Perspektive als vertikal wahrnehmen; es könnte auch schräg diagonal verlaufen. Dass Joe Biden kaum eigene Entscheidungen zu treffen in der Lage dürfte, dürfte jedem genaueren Beobachter klar sein. Aber Ihr US-Asow-Geschwurbel tut wirklich weh und überschreitet jede tolerable intellektuelle Grenze, und das in eine traurige Richtung (ich denke der Verlauf ist wie bei einer Sinuskurve, Sie wissen schon).

W.D. Hohe | Sa., 12. November 2022 - 12:28

Antwort auf von Richard Schneider

Schlafen Sie sich aus"
Wie sieht es mit Ihren div. Grenzen aus sehr geehrter Herr Schneider
Sie -überschreiten - mit dieser derart persönlich gehaltenen Attacke zumindest die ungeschriebenen dieses Forums -
. Kollaterale zu Lasten Letzterem inklusive.
Unterschreiten - hoffentlich - eigene Ansprüche
Ungeachtet Ihrer sich selbst zugeschriebenen, mit Sinuskuve bebilderten, Intellektualität -
Ein Beitrag zum Artikel ist Ihr "Steinwurf " jedenfalls nicht.
Muss das sein?
Hochachtungsvoll
Ein Passant

Der Ursprungsbeitrag, der Herrn Schneider zu der verständlichen Reaktion veranlasst hat, schwebt Lichtjahre über dem Boden der Realität.

Dass auf den Quatsch, den Herr Poth (leider) mal wieder verzapft hat, eine argumentative Antwort gar nicht möglich ist, versteht sich doch von selbst.

Insofern ist Ihre Reaktion völlig abwegig. Zumal Sie selbst genau das tun, was Sie Herrn Schneider vorwerfen.

jährlichen Treffen des "Waldai-Klubs" angehört.

Eine derart groteske Verdrehung der Realitäten ist kaum vorstellbar. Das Publikum war sich dennoch nicht zu schade, Putin zu applaudieren, anstatt ihn auszulachen oder mit Schuhen zu bewerfen.

Ihr "olivgrüne Präsidentenschauspieler" versucht sein Land gegen den Überfall seines Landes zu verteidigen, um genau das zu erreichen, was Putin seinen geneigten Zuhörern ins Ohr gefaselt hatte. Dafür opfert der kleine Stalin sehr viel frisches Blut seiner Landsleute im Stahlgewitter.

Lieber Herr Poth, können Sie schon nicht mehr von der AfD-Linie abweichen und sich Ihres eigenen Verstandes bedienen?

Danke für ihre Widerworte. Ich bringe hier noch mal einen Beitrag von Brzezinski ehemaliger US Sicherheitsberater.
Mearsheimer und andere ließen sich zum dem Thema auch noch anfügen.
Aber bitte selbst googeln und nicht auf den angebotenen US-Nato Vorurteilen ausruhen.

https://www.youtube.com/watch?v=N9TvCfDRPKc

Wer seinen Blick auf den russischen Angriffskrieg verengt sieht nicht was dahinter steckt. Oder er will als strammer Nordatlantiker die Augen verschließen.

Der rechtsnationale Block der Ukraine, zu dem auch das sogenannte Asow-Bataillion gehört, sind die Treiber des Konflikts. Diese werden seit 2006/7 massiv von den USA unterstützt.
Wer das nicht sehen will mag ruhig weiterschlafen und den US-Imperialismus, das US-Hegemonstreben unterstützen. Unterstütz damit aber auch die Kriege der USA.
https://www.infosperber.ch/politik/welt/usa-44-an-und-uebergriffe-auf-a…
Das AfD gebrabbel in diesem Zusammenhang ist eher ein Hinweis auf mangelnde Wahrnehmung aller Fakten.

Das kann ich auch.

https://www.deutschlandfunk.de/zbigniew-brzezinski-rueckblick-in-die-ko…

Okay, Sie mögen die USA nicht.

Aber Ihr verzerrtes Weltbild, welches den USA die Schuld gibt, dass Russland mit mehreren Hundertausend Soldaten seinen Nachbar überfällt, ist einfach nicht ernst zu nehmen.

Man muss kein "strammer Transatlantiker" sein, und man muss auch kein Merkel/vdL/Juncker/Draghi-Fan sein, um sich für die Ukraine eine Zukunft im Westen, eine Zukunft in der EU zu wünschen.

Man kann auch einfach erkennen, dass die EU in vielen Bereichen in die falsche Richtung geht, aber dass mit Ausnahme des Balkans 80 Jahre lang Frieden herrschte bei uns.

Ich muss auch kein was-auch-immer-Atlantiker sein, um mir eine starke zukunftsfeste EU mit starken und vitalen Nationalstaaten zu wünschen.

Denn exakt diesen Prozess würde die Aufnahme einer reformierten Aufnahme der Ukraine in Gang setzen.

Sie lesen falsch und interpretieren meinen Beitrag falsch!
Die USA sind Beteiligte in diesem Konflikt, damit meine ich auch und gerade wie der Konflikt sich aufgebaut hat, aufgebaut wurde.
Es ist die Fortsetzung dessen was wir seit dem Vietnamkrieg erleben. Militärische Interventionen und Regimechanges durch die USA initiiert.
Die USA kämpfen um ihre Vormachtstellung in der Welt, da ist denen jedes Mittel recht.
Es braucht ein Kräftegleichgewicht, der diese unselige US-Politik beendet. Die USA müssen eingehegt werden. Sonst werden diese sich immer wieder Anlässe suchen und überall auf der Welt den Frieden stören.
Die Ukraine ist kein unschuldiges Opfer mehr. Minsk I & II hatte die Ukraine unterzeichnet aber nie umgesetzt.

Christoph Kuhlmann | Fr., 11. November 2022 - 23:02

Insofern würden sie die Herrschaft der Geheimdienste eher destabilisieren. Im Gegenteil, im Vergleich zu ihnen sieht Putin wieder ganz vernünftig aus. Womöglich ist das Ganze nur eine Charade aus innen- und außenpolitischen Gründen. Bei einer Eskalation würde Russland seine letzten Verbündeten verlieren. Entscheidend ist lägst der Ausgang des Wirtschaftskrieges und der wird sehr lange dauern.

Kai Hügle | Sa., 12. November 2022 - 05:35

Dubowy steht mit seiner Einschätzung nicht alleine. Auch Major von der SWP hält die jüngsten Entwicklungen für eine weitere schwere Niederlage für die Machthaber im Kreml, und zwar nicht nur militärisch, "weil Cherson die einzige große Provinzhauptstadt war, die sie sehr früh erobert hatten und seitdem gehalten hatten und die sie auch im Rahmen dieser Fake-Referenden und Pseudo-Annexionen jetzt in Russland eingegliedert haben. Das ist ein flagrantes Beispiel dafür, dass Russland die von ihm beanspruchten Gebiete nicht kontrollieren kann. Also politisch symbolisch ist das wirklich ein Verlust, eine Demütigung sondergleichen."

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-was-steckt-hinter-dem-russischen…

Natürlich wurde vor dem Rückzug auch in Cherson deportiert und geplündert. Das scheinen Kernkompetenzen des russischen Militärs geworden zu sein.

Urban Will | Sa., 12. November 2022 - 10:52

gerne mit Hitler verglichene Putin nicht durch den Kreml zu stampfen und „Kämpfen bis zum letzten Mann!“ zu schreien scheint.

Es macht wenig Sinn, jetzt herum zu spekulieren, wer wo wie an Ansehen verloren hat, wer wo wie vielleicht Putin bereits abzusägen beginnt oder was auch immer.
Man sollte einzig und alleine überlegen, ob und wie dieser Rückzug im Zusammenhang mit einem Ende dieses Gemetzels bewertet oder zumindest benutzt werden kann.
Die bisherigen Endsiegs – Befürworter jubeln verständlicherweise und wollen mehr Erfolge. Das ist nachvollziehbar.
Wenn man das neulich hier veröffentlichte Interview des Selenskyj – Beraters noch im Kopf hat, dann war das jetzt nur ein weiterer Schritt, geht es jetzt weiter bis zur russischen Grenze, wird weiter das Ziel verfolgt, Russlands Geschichte zu beenden, es „zu ersetzen“.
Man braucht jetzt halt erst mal Behelfsbrücken und vielleicht den Frühling. Und Waffen, Waffen , Waffen. Hurra!
Die neue Großmacht Ukraine reift heran.

Georg Kammer | Sa., 12. November 2022 - 12:29

Plünderungen waren schon immer die Kernkompetenzen JEDES KRIEGES , egal, wer gegen wen.
www.spiegel.de
Wie die Deutschen, Polen im zweiten Weltkrieg ausgeplündert und vertrieben haben.
Alle Verwanden und meine Großmutter und Mutter, damals (12 Jahre alt), trafen das gleiche Schicksal.
Karl der Große, plünderte täglich das Sachsenland aus, so wie alle Möchtegern - Herrscher des Mittelalters.
Um den Wiederstand zu brechen, kam es beim Verdener Blutgericht zum Abschlachten von 4500 Sachsen binnen drei Tagen.
Barbeland, Buch:
Die systematische Plünderung und Ausbeutung Deutschlands seit 1945.
Vorsicht, Kopp NAZI - VERLAG !
Wie gewohnt hier in der Brasselbude, plündert nur der böze, böze Putin.
Gelle Hr. Hügle.
Der Rückzug könnte auch eine Falle sein und dann wird alles zu geballert und natürlich geplündert, so ein bözer Russe.
Der Schauspieler muss doch gewinnen, egal zu welchem Preis, nicht nur für die deutsche Bevölkerung.
Frieren, hungern und Eiswürfel scheissen für die Ukraine.
Lars krachen.

Kai Hügle | Sa., 12. November 2022 - 14:38

Antwort auf von Georg Kammer

Ob Ihnen klar ist, wie sehr Sie sich mit Ihren historischen Bezügen zum Mittelalter und dem deutschen Vernichtungskrieg in Polen und der Sowjetunion argumentativ ins Knie geschossen haben…? Wahrscheinlich nicht, und mehr ist zu Ihrer Tirade ja eigentlich auch nicht zu sagen.

Herr Poth: Den Rückzug von Putins verlotterter Soldateska aus Cherson als mögliche „Geste“ zu bezeichnen, die „Verhandlungen ermöglichen“ soll, ist selbst für Ihre Verhältnisse absurd und wird schon dadurch widerlegt, dass Russland die Stadt wieder beschießt.
Das Neonazi-Narrativ wird immer wieder gerne bemüht (infosperber, so so…) Hier eine seriöse Quelle, die sich differenziert mit der Thematik auseinandersetzt:

https://www.deutschlandfunk.de/asow-regiment-stepan-bandera-ukraine-100…